Aktivbad (Hallenbad), Dissen am Teutoburger Wald
49201 Dissen, Bergstraße 6
Mit freundlicher Unterstützung von SCHOMBURG
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bergstraße 6, 49201 Dissen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
10.2010
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
3.200.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Als nach 13-monatiger Bauzeit die Arbeiten am Hallenschwimmbad in Dissen fertiggestellt wurden, waren die Erwartungen an das "neue Bad", sicherlich groß.
Die Stadt
Die Stadt Dissen, urkundlich erstmals bereits um 800 n. Chr. erwähnt, liegt im Süden Niedersachsens, in landschaftlich reizvoller Lage, am westlichen Rand des Teutoburger Waldes. In der näheren Umgebung befinden sich die Städte Bad Rothenfelde (westlich), Hilter (nordwestlich), Melle (nordöstlich) und Halle/Westfalen (südlich).
Schwimmtradition und Nutzung
In Dissen blickt man auf eine lange Tradition des Vereinssports zurück. 1894 wurde der erste Dissener Sportverein "Turn- und Sportgemeinde Dissen e. V." gegründet. Der Verein verfügt über eine eigene Schwimmabteilung, die unter anderem im Hallenbad trainiert. Zu den weiteren Nutzern des Bades zählen der DLRG -Ortsverein und ein Triathlonverein. Abgesehen von den morgendlichen Frühschwimmern, wird vormittags in der Woche die Schwimmhalle von Schulklassen des in direkter Nachbarschaft liegenden Schulzentrums genutzt.
Altes Hallenbad - Lage in der Stadt
Das ursprüngliche Hallenbad wurde im Stadtteil Dissen 1964 als reines Funktionsbad errichtet und über zwei Geschosse auf einer Fläche von gut 1350 m² organisiert. Das zweigliedrige, langgestreckte Gebäude ist in Nord-Südrichtung ausgerichtet. Es besteht aus einem untergeordneten Baukörper mit Eingangshalle, Garderobe und dienenden Räumen sowie einer hohen Schwimmhalle, die sich im Osten anlagert. Das Untergeschoss ragt 1,70 m aus dem Erdreich heraus und zeichnet sich als Sockel in der Ansicht ab. Für den damaligen Bautypus charakteristisch, öffnet sich die Schwimmhalle, an einer Gebäudeseite mit einer großen Glasfassade, die nach Süden ausgerichtet ist. Die Schwimmhalle verfügt über ein 205 m² großes 25-m-Schwimmerbecken, das mit 3 Schwimmbahnen ausgestattet ist und eine Wassertiefe von 1,10 - 3,60 m hat. Das Untergeschoss nimmt die Technikräume auf. Es gab dort neben Vereinsräumen auch eine Sauna.
Ausgangssituation
Nach ca. 40 Jahren Betriebszeit war das Hallenbad in großen Teilen in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den heutigen Standards. Bauliche, betriebliche und nutzerrelevante Mängel zeichneten sich ab. So waren die Beckenköpfe des Schwimmerbeckens größtenteils marode. Die Beckenumgänge wiesen starke Bauschäden auf. Die Sanitäranlagen waren unmodern und funktional veraltet. Die Dämmung der Außenwände genügte nicht mehr den heutigen Anforderungen, wodurch u.a. die Betriebskosten nachteilig belastet wurden. Die Technische Gebäudeausstattung war weitestgehend abgängig und die Elektroinstallation entsprach nicht mehr den heutigen Bestimmungen. Auf funktionaler Ebene kam ein unwirtschaftlicher Betriebsablauf durch eine unzeitgemäße Badorganisation hinzu. Das Schwimmbad funktionierte im Ursprung nach dem "Garderobierenprinzip", wodurch durchgängig (auch in Schwachlastzeiten) ein erhöhter personeller Aufwand notwendig war. Die im Untergeschoss gelegene Sauna lag zudem brach. Ein starkes Manko bestand auch in der mangelnden Barrierefreiheit des Bades. Angesichts dieser grundlegenden Defizite nahmen die Besucherzahlen fortwährend ab, so dass das Bad im Stadtrat schließlich zur Disposition stand. Es wurden unterschiedliche Möglichkeiten und Szenarien für den Umgang mit dem Hallenbad entwickelt. Die Kosten für einen Abriss und Wiederaufbau wurden einer Sanierung gegenübergestellt. Die Entscheidung fiel zugunsten einer kostengünstigeren Sanierung aus, bei der die intakte, wertvolle Bausubstanz des Bades erhalten bleiben sollte. Eine dauerhafte Schließung des Bades kam von vornherein angesichts der Nutzung durch ortsansässige Vereine und Schulklassen mit mehr als 40 Wochenstunden, nicht in Frage. Vielmehr trat man der Herausforderung entgegen, durch ein erweitertes Badeangebot neue Nutzergruppen für die ehemalige "kleine Badewanne" zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben.
Siegerentwurf
Das Büro de witt janßen partner aus Bad Zwischenahn ging mit einem in sich schlüssigen Konzept als Sieger aus der zweiten Stufe des Architektenwettbewerbs hervor. Der Entwurf sah die Beibehaltung des Funktionsbades vor. Von Anlagen und Attraktionen aus dem Erlebnis- und Saunabereich, wie Rutsche, Wasserattraktionen, Sauna, Solarium und Gastronomie, nahm der Entwurf Abstand. Die Architekten berücksichtigten im Entwurf die betriebliche Optimierung und Abstimmung der funktionalen Bereiche (Erschließung, Umkleiden, Sanitärzone). Die zweiteilige, innere Organisation, die aus einem Technikuntergeschoss und dem Badebetrieb im Erdgeschoss bestand, führte der Entwurf weiter. Die Gebäudenordseite erhielt, dem Raumprogramm des Wettbewerbs entsprechend, eine kleine Schwimmhalle mit einem Multifunktionsbecken. Im Besonderen wurde auf Barrierefreiheit und eine möglichst konfliktfreie Nutzung des Bades Wert gelegt. Tatsächlicher Bedarf und Kostenersparnis für Bau und Betrieb standen dabei im Vordergrund.
Schwimmhalle mit Schwimmerbecken
Im Zuge der Baumaßnahme erhielt die Schwimmhalle ein vollkommen neues, zeitgemäßes Ambiente. Die Öffnung der Halle durch die aufgelöste Ecke im Südosten des Gebäudes schafft einen lichten und weiten Eindruck, den das Bestandsgebäude nicht aufwies. Innen- und Außenraum treten über zwei Fassadenseiten in einen Dialog. Auf der Gebäudenordseite wurden niedrige, horizontal gerichtete Fenster mit vorgelagerter Wärmesitzbank eingebracht. Für Kinder bietet sich an dieser Stelle eine Möglichkeit zum Sitzen und Hinausschauen. Das Schwimmerbecken wurde ebenfalls saniert. Grundsätzlich ist das Schwimmerbecken in den Dimensionen (Länge: 25 m, Fläche: ca. 205 m², WT: 1,10 - 3,60 m) unverändert geblieben. Es verfügt nach wie vor, entsprechend der Anzahl an Schwimmbahnen, über drei Startblöcke sowie über eine 1-Meter-Sprungplattform. Jedoch wurde der alte Beckenkopf in einer Höhe von 80 cm unterhalb des Beckenumgangs abgeschnitten und rundherum durch einen Stahlbetonbeckenkopf aus WU-Beton erneuert. Der Beckenkopf erhielt eine hochliegende Wiesbadener Rinne mit Handfasse. Der alte Beckenrand lag vormals gut 10 cm über dem Beckenumgang, wo hingegen die frühere Rinne und der Wasserspiegel 30 cm unterhalb des Randes ansetzten. Der Niveauausgleich durch den neuen Beckenkopf der Rinnensteine trägt zum attraktiven Schwimmen bei. Darüberhinaus reduzieren die neuen Rinnensteine den Lärmpegel um etwa 10 dB. Der "Förderverein Hallenbad" finanzierte für das Schwimmerbecken RGB - Unterwasserscheinwerfer, die nicht zuletzt den modernen Charakter des neuen "Aktivbades" unterstreichen. Das Schwimmerbecken und die Beckenumgänge erfuhren durch eine Neuverfliesung eine aus technischen und optischen Aspekten notwendige Aufwertung. Der stimmige Eindruck wird durch gebogene, mit kleinen Mosaiksteinen geflieste Wärmesitzbänke, die im Bereich der alten Fassade den Beckenumgang meanderförmig säumen, abgerundet. Durch die Aufweitung der Halle zur Straßenseite und durch die großzügige Verglasung erfährt der Raum eine lichte, helle Weite, die dem Badegast direkt zu Gute kommt. Sie macht das Schwimmen tagsüber und in den frühen Morgenstunden zu einem attraktiven Schwimmerlebnis.
Multifunktionsbad mit Kursbecken
Auf der Nordseite des Bades wurde ein neuer Hallenteil mit einer Nutzfläche von ca. 150 m² angegliedert, der das Multifunktionsbecken aufnimmt. Die Erweiterung ist über die Schwimmhalle an die übrigen Bereiche angebunden. Im Übergang zur Mehrzweckhalle fand die Schwimmmeisterkabine Raum. Die zentrale Position ermöglicht die bequeme Einsehbarkeit von Schwimmer- und Multifunktionsbecken. Der Beckenumgang wurde um 30 cm gegenüber dem Multifunktionsbecken im Eckbereich abgesenkt, so dass zum einen der Einstieg für mobil eingeschränkte Badegäste erleichtert wird, zum anderen das Baden in attraktiver Höhe möglich ist. Das Becken besitzt eine Wasserfläche von 63 m², bei einer Wassertiefe von 1,10 - 1,40 m. Eine großzügige Wärmeschutzverglasung zu drei Seiten sorgt auch in dieser Halle für eine helle, freundliche Raumwirkung, die gerade auch im Kursbetrieb wichtig ist.
Fazit
Einer Schwimmbadsanierung kann naturgemäß schwer angesehen werden, wofür die verausgabten Gelder aufgewendet wurden. Der Kostenaufwand für den Technikbereich ist hoch und bleibt in der Regel, für den Außenstehenden unsichtbar, im Verborgenen. Am Beispiel des Hallenbades in Dissen ist jedoch durch gezielte bauliche Investitionen ein Gebäude realisiert worden, das energetisch, organisatorisch und gestalterisch einem Neubau heutiger Tage in keiner Weise nachsteht. Im Ergebnis ist ein funktionales Bad entstanden, das sich grundlegend an den Bedürfnissen des Schwimm- und Kursbetriebs ausrichtet. "Funktional" bedeutet in diesem Sinne nicht, dass zugunsten betriebsgerechter Bewegungsabläufe und Kostenreduktion auf architektonische Absicht und innenräumliche Qualität verzichtet wurde. Vielmehr brachten die Planer unter Berücksichtigung dieser Aspekte, Funktion und Gestaltung in baulicher Form zum Einklang und schufen erweiterte Schwimm- und Bademöglichkeiten in einer zeitgemäßen, attraktiven Gestalt. Dies zeigt nicht zuletzt der große Besucherzahlenzuwachs um mehr als 50 %, von 21.500 (vor 2009) auf gut 35.000 (2011), der eine Breite Akzeptanz ausdrückt. Darüber hinaus ist das neue "Aktivbad Dissen" für das nähere Einzugsgebiet von Interesse, da es u.a. ein Angebot für Frühschwimmer bereithält. Das "Aktivbad" stellt damit eine Abrundung des Schwimmangebotes in der Region dar, so dass mit Recht behauptet werden kann: "Das Ganze ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile".
Objekte in der Umgebung
Ähnliche Objekte