Akustikdecke im Hotel Gasthof Hainzinger, Einsbach
85254 Sulzemoos, Dachauer Str. 1
Mit freundlicher Unterstützung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Dachauer Str. 1, 85254 Sulzemoos, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
07.2016
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die weiße, nur durch unauffällige Fuge strukturierte Oberfläche der neuen Akustikdecke des Gasthofs Hainzinger in Einsbach inspirierte den Kirchenmaler Alfons Wagner zu einer ungewöhnlichen und individuellen Gestaltung. Bei der Ausführung berücksichtigte er die besondere raumakustische Funktionalität des Untergrundes.
Lange Zeit waren Akustikdecken allein mit der Vorstellung einer rein weißen Oberfläche verbunden, Elfenbein oder Hellgrau galten dann schon als Höhepunkte der Farbigkeit. Für Büros und andere Arbeitsumgebungen sind solche dezenten und neutralen Gestaltungen in vielen Fällen auch nach wie vor angebracht, um den Fokus auf das Wesentliche – also die Arbeit und ihre Abläufe im Raum – zu lenken.
Im Freizeitbereich, in Kindereinrichtungen oder auch in Präsentations- und Shoppingräumen ist jedoch eine neue architektonische Lust an Farbe und Ornament zu beobachten, die allmählich auch zu einem Wandel beim Deckendesign führt. Der Akustikdeckenspezialist OWA aus Amorbach hat auf diese Entwicklung mit bedruckten Deckenplatten aus der OWAconsult® collection reagiert: Mit modernen Digitaldruckverfahren können beispielsweise bestimmte Materialoptiken wie Sichtbeton oder Holz direkt auf den akustisch wirksamen Mineralplatten dargestellt werden. Darüber hinaus sind mit Creaprint auch individuell bedruckte Decken möglich. Die verschiedensten Schmuckformen lassen sich dabei als abstrakte Ornamente oder konkrete Bildmotive nach Kundenvorlagen darstellen, wahlweise als einzeln bedruckte Platte oder als großflächiges Deckendesign. Der Vorteil dieser werkseitig gestalteten Platten liegt in der eindeutig definierten und geprüften Schallabsorption, wie man sie für eine Nachhallzeitberechnung benötigt.
Nicht für jedes Bauvorhaben ist jedoch ein exakter raumakustischer Nachweis erforderlich, was dann die Möglichkeit für eine ganz persönliche künstlerische Gestaltung der fertig montierten Decke eröffnet. Dieser Weg wurde bei der Modernisierung des Hotels Gasthof Hainzinger im bayerischen Einsbach beschritten, wo die neu eingebaute Akustikdecke der Gaststube dem Kirchenmaler Alfons Wagner quasi als Leinwand diente, die er in einer speziellen Niederdrucktechnik mit einem zarten Himmelsmotiv sprayte.
Zwei Wünsche für die Decke: hell und leise
Bei der Errichtung des Hotels Hainzinger 1981 hatte die Gaststube dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend eine urig wirkende dunkle Holzdecke bekommen. Im Laufe der Jahrzehnte dunkelten die Oberflächen nach, zumal es sich ja um Zeiten handelte, als in Gaststätten noch geraucht wurde. Im Rahmen der ohnehin anstehenden Renovierungsarbeiten wollte die Hotelbetreiberin Barbara Hainzinger deshalb unbedingt eine hellere Decke einbauen. Auch ihr Vater war mit einem „Tapetenwechsel“ an der Decke einverstanden, wollte aber vor allem eine Lösung, die selbst bei voller Gaststube und fortgeschrittener Uhrzeit eine zu laute und dadurch anstrengende Atmosphäre verhindern kann.
Zwei unterschiedliche Wünsche also, die sich aber leicht miteinander vereinbaren ließen: Nach einer Bemusterung verschiedener Deckenplatten des Sortiments OWAcoustic® premium fiel die gemeinschaftliche Wahl der Hainzingers auf die Mineralplatte Sinfonia, deren weiße Oberfläche mit einer Lichtreflexion von 87 (nach ISO 7724) für einen hellen Raumeindruck sorgt und die mit einer Schallabsorption von 0,85 (αw und NRC) den Grundgeräuschpegel deutlich reduziert.
Die Montage übernahmen Kedra und Kollegen, Trockenbau aus Wiedenzhausen, die zusammen mit der Akustikdecke auch die Lüftungskanäle entlang der Fenster und über dem Tresen einbauten. Dabei achteten Kristof Kedra und seine Männer darauf, dass der Abstand zwischen den Kanalbekleidungen genau ein Vielfaches des Plattenmaßes betrug. Dadurch konnte in der Fläche komplett mit ganzen Platten gearbeitet und sichtbarer Zuschnitt weitgehend vermieden werden.
Montiert wurde mit dem OWA-Deckensystem S 9b, bei dem alle Platten einzeln herausnehmbar, die Trägerprofile jedoch nicht sichtbar sind. In Kombination mit der dezent angefasten Kante der Mineralplatten Sinfonia ergab sich dadurch eine sehr glatte Deckenansicht mit nur wenigen unauffälligen Fugen. Gerade diese große ungestörte weiße Fläche war es dann, die Alfons Wagner zu seiner Idee inspirierte.
Keine deckenden Farben!
Der Kirchenmaler ist ein Freund der Familie und hat die Modernisierung des gesamten Hauses teils beratend, teils aktiv mit Dekorationsmalereien unterstützt. Die Ausführung seiner Idee für die Decke der Gaststube bereitete er sowohl im Hinblick auf den künstlerischen Ausdruck als auch auf die spezielle Funktionalität der Akustikdecke vor: „Auf solchen Decken darf man keine deckenden Farben verwenden. Sie würden die Struktur des Materials zusetzen und damit den raumakustischen Effekt mindern. Darum habe ich in einer Niederdruck-Spritztechnik mit viel Luft und wenig Druck gearbeitet. Die lichtechte und sehr dünnflüssig eingestellte Acrylfarbe wird dabei fein zerstäubt, sodass nur wenig Farbpartikel auf den Untergrund gelangen. Das hat zum einen die akustische Wirkung bewahrt, zum anderen ist ein zurückhaltendes und zart-wolkiges Motiv entstanden, das nicht zu schwer und nicht zu dunkel wirkt.“
Als optimalen Gestaltungsabstand gibt der Künstler rund 1 m bis 1,50 m an – wodurch er bequem im Stehen arbeiten konnte und nicht wie sein berühmter Kollege Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle auf der Rüstung liegen musste. Der geringe Druck von um die 0,3 bar reduzierte zwar das Zurückspritzen vom Untergrund, wegen des feinen wässrigen Farbnebels mussten aber trotzdem nicht nur der Fußboden und der historische Ofen der Gaststube abgedeckt, sondern auch alle Wände vollständig abgehängt werden.
Beim Gasthof Hainzinger handelte es sich um ein privates Projekt, bei dem keine Sollwerte für die Lichtreflexion und Schallabsorption der Decke vorgegeben waren. Deshalb stellte die Veränderung der akustischen und optischen Deckeneigenschaften durch den Farbauftrag in diesem Fall kein Problem dar. Für andere Vorhaben müssen Planer und Bauherren die Abweichung von den Kennwerten der unbeschichteten Deckenplatte durch die künstlerische Bearbeitung jedoch eventuell beachten.
Unterstützend kam im hier beschriebenen Fall hinzu, dass die Schallabsorption der Decke wegen der professionell und lediglich dünnflüssig ausgeführten Beschichtung nur minimal variieren dürfte. Etwas deutlicher schlägt vermutlich die verringerte Lichtreflexion zu Buche – wenn man sie denn nachmessen würde. Aber dafür gibt es keinen Grund, denn Barbara Hainzinger ist von der Helligkeit der blau-weiß changierenden und nun sogar absolut individuellen Akustikdecke heute ebenso begeistert wie ihr Vater von der gedämpften Geräuschkulisse auch bei vollem Haus.
Decken im Kontext von Saal und Gaststube
Zusätzlichen Charme bekommt die Decke der Gaststube durch ihr Pendant im angrenzenden Saal, den man bei geöffneter Schiebetür direkt einsehen kann. Kedra und Kollegen bauten die einrahmenden Lüftungskanäle hier in ähnlicher Form wie nebenan, jedoch mit einem zusätzlichen Lichtband ein. Die Deckenfelder in der Mitte demontierten sie vorsichtig und transportierten sie durchnummeriert in Alfons Wagners Werkstatt. Er übermalte die einzelnen Platten und ihre kassettenartigen Träger komplett mit einer Variation der weiß-blauen Wolken und mit floralen Motiven. So kam die alte Holzdecke des Saals wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz, diesmal jedoch mit einer hellen und künstlerisch aufgewerteten Oberfläche, die bei aller Unterschiedlichkeit der Decken den Zusammenhang von Saal und Gaststube unterstreicht.
Beschreibung der Besonderheiten
Deckengestaltung: Alfons Wagner, Restaurator, Kirchen- und Dekorationsmaler, Prack bei Einsbach
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