Architekturobjekt 27 von 132

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2022: Teilnehmer


All Artists In Residence

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität der Künste Berlin, Fakultät Gestaltung / Architektur, Matthias Pabst

Ansicht Straßenflucht - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Ansicht Fassade - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Erdgeschoss : Ateliers - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Zwischengeschoss : Öffentlich - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Gemeinschaftsraum : doppelt - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Gemeinschaftraum : einfach - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Die Bildhauer:in - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Die Architekt:in - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Die Tänzer:in - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Die Bildhauer:in - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Die Fotograf:in - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Ansicht Schrottplatz - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Anschluss Fassade - All Artists In Residence

© Matthias Pabst, Valentin Billhardt, Nils Thore Grundke

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität der Künste Berlin, Fakultät Gestaltung / Architektur, Matthias Pabst

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2022

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahl

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Unsere Intention ist es, eine erweiterte Umsetzung des Prinzips „Artists in Residence“ an einem realen Ort in Berlin zu denken. Wir wollen das Konzept des temporären Aufenthalts im Kunst- und Kulturbetrieb einer fremden Stadt für mehr Menschen zugänglich machen und niedrigschwelliger umsetzen. So skizzieren wir eine Architektur, die einem räumlichen Miteinander, einer funktionale Atelierumgebung und den individuellen sozialen Verantwortungen der Bewohner: innen gerecht werden soll.
Wir sehen die Gestaltung und die Konstruktion hier klar als Medien, die es uns ermöglichen, eine starke Umsetzung unserer konzeptionellen und gesellschaftlichen Intention zu denken. Der Fokus unseres Entwurfs liegt darauf, eine maximale funktionale Freiheit zu generieren, die es ermöglicht, die gedachten Flächen für sehr spezifische räumliche Szenarien zu aktivieren.

Eingefügt in die bestehende heterogene Struktur einer mittlerweile umgenutzten Margarinefabrik in Berlin Lichtenberg, wollen wir unserem Gebäude eine klare Präsenz an diesem Ort geben. Auf der dem Bestand und der erschließenden Straße zugewandten Ostseite öffnet sich das Gebäude großzügig im Erdgeschoss zur Außenfläche. Großflächige Hebeelemente positionieren die Ateliers zum Bestand, und durchgesteckte Freiräume verbinden die öffentlichen Flächen mit der Erschließung über die innenliegenden Aufzüge oder die außenstehenden notwendigen Treppen.
Auf der nach Westen gewandten Seiten zum angrenzenden Schrottplatz zeigt es eine klare Silhouette im Stadtraum, die durch die vier regelmäßigen Treppentürme definiert wird. Das eingeschobene öffentliche Zwischengeschoss dient neben den Ateliers im Erdgeschoss als Schnittstelle des Hauses zur Stadt. Hier befinden sich ein Kindergarten, eine Kantine und ein Coworking Space, die gleichermaßen für interne, wie externe Besucher zugänglich sind. Die Dachfläche ist als eine für die Bewohner: innen des Hauses nutzbare Freifläche gedacht, die um verschiedene Sportflächen ergänzt ist.

Grundlegend sind die Geschossflächen in unterschiedliche Cluster zoniert. Ein Cluster definiert sich durch einen zentralen als Wohn- und Atelierfläche gedachten Bereich, der auf beiden Seiten an einen Gemeinschaftsraum anschließt, der wiederum mit dem daran angrenzenden Cluster geteilt wird.
Als Erschließung dient ein zentrales strukturelles Element, das einen Aufzug beinhaltet, der sich jeweils zu einem Gemeinschaftsraum und maximal vier Wohneinheiten öffnet. So verfügt jede Einheit über zwei mögliche Erschließungen. Eine diskrete über den Flur und eine öffentliche über den Gemeinschaftraum. Dies hat für uns eine hohe Priorität, um auch bei diesem Ansatz von gemeinschaftlichem Wohnen ein notwendiges Maß an Privatsphäre zu erhalten, ohne sozial einschränkend zu wirken. So bildet sich eine Hierarchie von Privatsphäre zu Öffentlichkeit, als eine natürliche Durchwegung durch die Orientierung der Wohnungen aus, die durch die Bewohner: innen frei definiert werden kann.

Wichtig ist es uns, eine aneignungsoffene Struktur zu schaffen, die dennoch sehr spezifisch räumlich artikuliert werden kann. Von der klar definierten zentralen Erschließungszone hin zu den angrenzenden Gemeinschaftsräumen wird der Raum auf der ganzen Fläche stützenlos überspannt und ist theoretisch durch souveräne Wandscheiben komplett frei bespielbar. Wir skizzieren so Potentiale, sehr individuelle und dichte Wohnungen zu denken, die dennoch flexibel an verschiedene Bedürfnisse angepasst werden können. Temporäre Lebensräume, die qualitativ über den architektonischen Standard des zeitgenössischen Wohnungsbaus hinaus gehen.
Wir sehen dies als eine Wohnform, die unerwartbare räumliche Momente ermöglicht, interne Blickbeziehungen stärkt und eine räumliche Zirkularität zulässt. Wir sehen großzügige und helle Räume, die durch einen minimale Verkehrsfläche dennoch ökonomisch realistisch scheinen. Wir wollen Raum und die Möglichkeit für einen ungezwungenen Austausch und Begegnungen zwischen den Menschen in den privaten Wohnungen und den öffentlichen Gemeinschaftsräumen schaffen, die das Leben an diesem neuen Ort bereichern und nicht einengen.

Exemplarisch versuchen wir, eine Reihe an Szenarien zu deklinieren, die den unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden können und die räumlichen Potentiale des Systems zeigen. Als funktionale Parameter haben wir primär die Anzahl der Personen und die mögliche Wirkungsstätte der Künstler: innen – ob direkt an die Wohnfläche angeschlossen oder im gemeinschaftlichen Atelier im Erdgeschoss – definiert. Zusätzlich zu der primär privaten Fläche gehört immer noch ein Anteil der Gemeinschaftsräume, die mit den angrenzenden Individualräumen frei verhandelt werden können.

- Die Bildhauer: in als eine Person, die im Atelier im EG wirkt.

- Die Autor: in als eine Person, die über zwei Geschosse wohnt und arbeitet.

- Die Hausmeister: in als eine Person, die als Sonderfall nicht nur temporär wohnt und der somit etwas mehr Individualraum zur Verfügung steht.

- Die Tänzer: in als eine Person, die in einem der Ateliers im EG probt und über zwei Geschosse mit zwei größeren Kindern wohnt.

- Die Fotograf: in als zwei Personen, bei dem Wohn- und Arbeitsfläche ineinander übergehen, wobei sie einen separaten Rückzugsbereich im oberen Geschoss haben.

- Die Tischler: in, als ein Paar mit zwei kleinen Kindern, wo die Künstler: innen in den Ateliers im Erdgeschoss arbeiten und die Kinder in der hauseigenen Kita versorgt sind.

- Die Architekt: in, als zwei Personen mit zwei kleinen Kinder, wobei hier die Arbeitsstätte auf der Fläche des darüberliegenden Geschosses liegt und somit abgegrenzt, aber dennoch direkt über die privaten Räume erschlossen werden kann.

- Das Kollektiv, als Gruppe von Künstler: innen, die zusammen den Raum eines kompletten Clusters als eine Wohngemeinschaft nutzen können. So gibt es kleine individuelle Schlafräume und einen großen frei bespielbaren Arbeitsbereich.


Als konstruktive Struktur haben wir uns für einen ausgefachten Stahlskelettbau entschieden, da wir so die größten Freiheiten in der Umsetzung erzielen können und auf weitere raumdefinierende Stützen im Cluster verzichten können. So sind alle Decken in der inneren Zone als Hohlboden gedacht, womit die notwendige Versorgung der technischen und sanitären Räume überall in der Fläche gewährleistet ist und über einen zentralen Schacht abgeleitet wird. Die äußere Zone mit ca. 1,8m ist je nach Bedarf auszulassen, um Raum für die die mehrgeschossigen Wohnungen verbindende interne Treppe zu schaffen. Daraus ausgehend sind manche der Gemeinschafträume nicht nur durchgesteckt, sondern auch über zwei Geschossen zusammengeschlossen.
Außenliegend ist eine den ganzen Wohnbereich umgebende thermische Hülle aus einer vorgehängten Glasfassade mit großflächigen Schiebeelemente und kleinteiligen Kippfenstern. Die Gemeinschaftsräume sind wie die Ateliers im Erdgeschoss mit vollflächig öffenbaren Hebeelementen versehen, die sich zu den außenliegenden Treppen orientieren.

Für eine zukünftige Nutzung sehen wir das Potential einer kuratierten Unterstützung durch eine künstliche Intelligenz als eine realistische Möglichkeit, um die räumliche Qualität und die architektonischen Merkmale der erstmaligen Planung der Wohnungen für nachfolgende Jahrgänge an Künstler: innen als seriell gefertigte architektonische Unikate zu erhalten. Durch die temporäre Wohndauer gibt es einen sehr klar definierten Zeitrahmen, in dem die Flächen spezifisch programmiert sein müssen. Durch eine Analyse von funktionalen Parametern wie Anzahl der Personen oder der Wirkungsstätte, aber auch durch raumgebende Parameter wie Dimensionen und Relationen können neue spezifische architektonische Szenarien artikuliert und die bestehenden Wohnungen an ganz neue Bedingungen angepasst werden. So kann gleichermaßen der Planungsaufwand reduziert werden und zeitgleich ein dringend notwendiger nachhaltiger und ökonomischer Ansatz in Bezug auf die Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien gewährleistet werden.


Wir glauben darüber hinaus, dass die Prinzipien, die diesem Projekt zugrunde liegen, auch einen sozialen, funktionalen und ökonomischen Mehrwert für einen potenziellen regulären Wohnungsbau und generell als eine Art von These als Grundlage für eine neue architektonische Bewertung des gemeinschaftlichen Zusammenlebens in einem urbanen Kontext dienen können und hier den wachsenden Bedarf adressieren und Anwendung finden sollten.
 

Schlagworte

Berlin, Lichtenberg, Stahlbau, Stahlbeton, Louis Kahn, Luigi Dominioni, Artists in Residence, Freier Grundriss

Objektdetails

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