Nominiert für die Shortlist der Jury 2022 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2022 - Nachwuchsarbeiten


ALT UND RUND - Revitalisierung von drei Lokschuppen in Stralsund

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Wismar, Gestaltung, Franziska Fuchs

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Wismar, Gestaltung, Franziska Fuchs

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

01.2022

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Ziegelmauerwerk

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

8.300 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

In deutschen Städten sehen sich die Architekten und Stadtplaner vermehrt mit historisch wertvollen Ensembles im Bereich der Industrie sowie dem Bahnverkehr und der teilweise wahllos, ohne gestalterischen Anspruch ergänzten Struktur konfrontiert. Obgleich die Areale meist etwas abgeschlagen vom sonstigen Ballungsraum verortet sind, stellen sie aufgrund ihrer Vorteile, dem Bevölkerungswachstum der Städte sowie der angestrebten, nachhaltigen Denkweise der Bauwirtschaft ein enormes Potential für die zukünftige Stadtentwicklung dar.
Vom Brachland zum Hingucker.
Unweit der UNESCO-Weltkulturerbe Altstadt der Hansestadt Stralsund in der Nähe des Kopfbahnhofes befindet sich ein in die Jahre gekommenes Gebiet mit drei aus Back- und Kalksandstein errichteten Lokschuppen sowie weiteren Ergänzungsbauten. Um die Attraktivität und Erreichbarkeit des Areals zu verstärken, erfolgt die verkehrstechnische Erschließung über drei verschiedene Wege, die unteranderem eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Gleise mit vorsieht. Das Grün- und Freiraumkonzept wird von den sich an den Rotunden der Lokschuppen orientierten Fuß- und Radwegen bestimmt, die sich über die verschiedenen Höhenniveaus und die Landschaft schlängeln. Mithilfe einer kleinen Stichstraße inklusive eines begrünten Wendehammers können die Lokschuppen direkt für Anlieferungen erreicht werden. Parkplätze sind, um keine unattraktiven Flächen direkt vor Ort zu schaffen leicht außerhalb gelagert im Süden des Areals sowie unterhalb der Bundestraße 96, die eine Schneise durchzieht.
Das erarbeitete Nutzungskonzept entstand auf Grundlage der aktuellen bauphysikalischen Zustände, dem Denkmalwert sowie der Lage der historisch wertvollen Lokschuppen. Die bauzeitlich kurz hintereinander errichteten Lokschuppen 1 und 2, die nebeneinander verortet sind, werden aufgrund ihrer Substanz mit fast vollständig erhaltenen Backsteinfassaden inklusive der Lisenen und den Stahltoren zusammen behandelt. Aus diesem Grund sollen diese beiden Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Als verbindendes Element dient das zwischen den beiden Lokschuppen positionierte Backsteingebäude. Der dritte Lokschuppen, abgetrennt durch die Brücke der Bundesstraße und zeitlich später errichtet ohne architektonisch anspruchsvolle Gestalt, wird getrennt betrachtet und dem privaten Sektor zugeordnet. Um ein dem Areal gerecht werdendes Konzept zu entwickeln, welches sich gleichzeitig ökonomisch trägt, sind die angedachten Nutzungen breit gefächert und sprechen zahlreiche Zielgruppen zu verschiedenen Tageszeiten an.
Die angedeutete Konzeptidee den ersten Lokschuppen aufgrund seiner historisch wertvollen Substanz für eine öffentliche Nutzung vorzusehen, lässt sich in vier verschiedenen Bereichen entdecken. Neben einem Museum befindet sich zusätzlich noch ein Restaurant beziehungsweise eine Kantine, die Gastronomie sowie eine flexiblen Veranstaltungsfläche in dem Gebäude, die für eine über den Tag verteilte Bespielung der Flächen sorgen. Mithilfe der Aufnahme der vorhandenen Strukturen wie zum Beispiel den markanten Wartungsgängen wird mit verschiebbaren Plakatwänden, Stegen aus Stahl sowie weitere Technologien ein Erlebnis der besonderen Art um Museum über die allgemeine Geschichte der Bahn auf der geschaffen. Dieses Konzept setzt sich wie ein roter Faden in dem kompletten Entwurf fort. Das Restaurant lockt die Besucher*innen zu einem Aufenthalt, egal ob am Tag mit dem Mittagstisch, der Mittagspause für die Mitarbeiter*innen der anderen Lokschuppen oder auch als klassisches Restaurant zur abendlichen Stunde. Dafür können die Tische je nach Wunsch in größere oder kleinere Gruppen zusammengestellt werden Das gemütliche Ambiente wird durch Grünpflanzen und warme Materialien erzeugt. Als Zwischensegment zum Veranstaltungsbereich dient die, als Haus in Haus Konzept umgesetzte, reversible Gastronomie, die für beide Nutzungen zur Verfügung steht. Der letzte und größte Teil stellt die flexibel nutzbare Veranstaltungsfläche inklusive einer Bühne und Backstagebereich dar. Im Vergleich zu dem Restaurant ermöglicht hierbei das Abdecken der Wartungsgänge mit Glasplatten zahlreiche Varianten für Events mit größeren Gruppengrößen. Von einem Konzert, über eine Abschlussfeier bis hin zu einer Hochzeit sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die Nutzung in den Lokschuppen erfolgt bewusst eingeschossig, um den Besucher*innen das Raumvolumen und die damaligen Dimensionen des Bestandes besser zu vermitteln.  Die Stahltore der inneren Rotunde werden bei Bedarf wie zum Beispiel beim Restaurant oder den Sanitärbereichen mit einer zweifachen Festverglasung versehen, die eine bessere Belichtung des Innenraums. Neue Stahlfenster, als Festverglasung beziehungsweise mit öffenbarem Flügel werden in die aktuell noch vermauerten Öffnungen der äußeren Rotunde eingesetzt und heben sich im Vergleich zu den vorherigen Bestandsfenstern mit Sprossen vom Bestand ab. Die angesprochenen Kuben werden in einer Holzrahmenbaukonstruktion mit hellen Holzplatten als Verkleidung der Wände sowie Decken ausgeführt. Die Wände sind parallel zu der Außenwand des Bestandes angeordnet und laufen fortlaufend in Richtung Mitte des Gebäudes und erzeugen somit adäquat bespielbare Flächen. Der Übergang zwischen Alt und Neu erfolgt mit einer zurückspringenden Festverglasung. Die verschiebbaren Tische auf den Eisenbahnschienen bestehen aus einem schwarz eloxiertem Flachstahl, Stahlrollen sowie einer Eichenplatte
Der Rundgang durch das Bahnmuseum führt einen nach dem Zwischengebäude,
welches die Information, den Ticketverkauf, Mitarbeiterbüros sowie weitere Lagerflächen beinhaltet durch den ersten Lokschuppen und über eine kleine Außenraumkulisse in den zweiten Lokschuppen. Dieser behandelt verstärkt die individuelle Geschichte der Bahn in Stralsund und Umgebung und lädt mit seinen Draisinen zu einem hautnahen Praxiserlebnis ein. Des Weiteren können die Besucher*innen die historische, ebenfalls in Stralsund eingesetzte
Lok 031090-5 von Innen bestaunen sowie bei einer kleinen Fahrt in die Vergangenheit
reisen. Aus der Analyse geht ein geringes Angebot an Freizeitaktivitäten in der Hansestadt
hervor, weshalb in den mittleren Segmenten ein Jugendtreff mit einem Mehrzweckboden sowie Beete in und auf den Wartungsgängen geplant sind. Um die junge Generation weiter zu
unterstützen, befindet sich im letzten Teil ein Hostel beziehungsweise eine Jugendherberge.
Diese bietet zahlreiche Gruppenschlafräume mit zugehörigen Sanitärbereichen als Haus in Haus Konzept. Abgerundet wird das Hostel mit einem großen Aufenthaltsbereich inklusive einer Küche zum kreativen Ausleben.
Der dritte Lokschuppen in einem passablen Zustand südlich der Bundesstraße soll wie angedeutet aufgrund seines geringeren Charmes keine öffentlich relevante Rolle einnehmen. Das Konzept orientiert sich dabei an zahlreichen, aktuell revitalisierten Bürokomplexen außerhalb der Innenstädte Deutschlands, die ein flexibles Angebot an Büroflächen anbieten. So sind neben dem klassischen Büro, Open Office und CoWorking Spaces anzufinden. Diese können, jeweils auch in der Größe unterschiedlich, durch zum Beispiel ein Startup oder ähnliches angemietet beziehungsweise gekauft werden. Jeweils mehrere Segmente stellen dabei eine
Bürofläche dar, die durch ein weiteres Segment mit Nassräumen, darunter die Küchen und
Aufenthaltsräume sowie die Sanitärbereiche voneinander differenziert wird. Die Idee der flexibel verschiebbare Möbel kann ideal weiterverfolgt werden, wodurch sich die Räumlichkeiten an die aktuellen Bedarfe anpassen können. Den Mitarbeiter*innen stehen neben dem klassischen Bürotisch, Besprechungszonen, Aufenthaltsbereiche sowie Rückzugsorte in sogenannten „Think Tanks“ zur Verfügung. Mithilfe von blickdichten Gardinen oder Schiebewänden, die sich ideal an der Tragkonstruktion des Lokschuppens befestigen lassen, können die Räume separiert werden. Als verbindendes Element ist in der Mitte des Lokschuppens eine Lounge mit Möglichkeiten für Ausstellungen und Seminarräumen, die für Gruppenarbeiten oder auch Vorträge genutzt werden können, verortet. In der Gestaltung orientiert sich der Innenraum an dem modernen Industriecharme mit weißen Wänden und Beton, sowie zusätzliche warme Akzente durch weitere Materialien.

Schlagworte

Lokschuppen, Sanierung, Umnutzung, Revitalisierung, Denkmal, Bestand, Eventfläche, Gastronomie, Museum, Hostel, CoWorking, HausImHaus

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