Architekturobjekt 122 von 212

Architekturobjekte


Altes Zöllnerviertel Weimar

99423 Weimar, Schwabestraße 11

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Die denkmalgeschützte Fassade der Schwabestraße 11 bleibt dank innovativer Innendämmung erhalten. - Altes Zöllnerviertel Weimar

© KNAUF AQUAPANEL GmbH/Ekkehard Reinsch

Nach dem Aufbringen des Oberputzes mit TecTem® Innenputz oder TecTem® Glätte steht eine komplett mineralische, diffusionsoffene Wand zum Anstrich bereit - Altes Zöllnerviertel Weimar

© KNAUF AQUAPANEL/Ekkehard Reinsch

Hell, freundlich und dank TecTem® mit bestem Raumklima: Die Wohnungen sind bereit zum Einzug - Altes Zöllnerviertel Weimar

© KNAUF AQUAPANEL/Ekkehard Reinsch

Nach der Fertigstellung sind die Rundbogenfenster perfekt isoliert und ein echter Blickfang. - Altes Zöllnerviertel Weimar

© KNAUF AQUAPANEL/Ekkehard Reinsch

Speziell auf sinnesbehinderte Bewohner ausgelegt: Die Wohnungen bieten eine große Anzahl an Steckdosen. - Altes Zöllnerviertel Weimar

© KNAUF AQUAPANEL/Ekkehard Reinsch

Das Ergebnis: ein attraktiver An- und Ausblick. Die loggien-ähnlichen Austritte bieten beste Sicht ins Zöllnerviertel. - Altes Zöllnerviertel Weimar

© KNAUF AQUAPANEL/Ekkehard Reinsch

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Schwabestraße 11, 99423 Weimar, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

08.2014

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Sigma Plan Interdisziplinäre Bauplanung GmbH

Am Kirschberg 33

99423 Weimar

Deutschland

Tel. +49 3643 8600-0

info@sigmaplan-weimar.de

Bauherr

Max Zöllner Stiftung

Gutenbergstraße 29a

99423 Weimar

Deutschland

Sonstige

TU Dresden Institut für Bauklimatik (IBK)/Institut für Energietechnik (IET)

Helmholtzstraße 10

01069 Dresden

Deutschland

Bauleistung: Trockenbau

wir-bauen-aus Ltd.

Schlettweiner Steig 6

07381 Pößneck

Deutschland

Beschreibung

Objektbeschreibung

Wohnen für die Wissenschaft

Mitten in Weimar liegt das rund 2,5 Hektar große Areal „Altes Zöllnerviertel“, das sich etwa zu einem Drittel im Besitz der 2004 wiedergegründeten Max-Zöllner-Stiftung befindet. In einem großangelegten Bauprojekt werden hier verschiedene Bestandsgebäude, die teilweise aus den 1920er-Jahren stammen, im Laufe der nächsten Jahre saniert und durch neue Gebäude – darunter auch ein Kompetenz- und Beratungszentrum für sinnesbehinderte Menschen (KBZ) – ergänzt. Das Projekt wurde in der Konzeptionsphase (Juli 2010 bis Juni 2013) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (heute: BM für Wirtschaft und Energie) innerhalb der Initiative EnEff:Stadt als Forschungsprojekt gefördert, in dem die TU Dresden und das IAB Weimar als wissenschaftliche Partner beteiligt waren. In der Umsetzung werden nur noch die beiden wissenschaftlichen Einrichtungen gefördert. Dabei wollen die Wissenschaftler unter anderem umfangreiche Daten in Bezug auf die Innendämmung der Gebäude mit unterschiedlichen Materialien sammeln. In einem ersten Bauabschnitt wurden bzw. werden von Mai bis August 2014 drei von sechs Sanierungen auf der Schwabestraße fertiggestellt. Darunter befindet sich auch das Gebäude mit der Hausnummer 11, in dem die Innendämmung mit Hilfe von rund 560 m² TecTem® Insulation Board Indoor von KNAUF AQUAPANEL realisiert wurde.

Historisches Viertel als Forschungsplattform

Zum Bestand des Alten Zöllnerviertels gehören zwei Schulen und zwei Kindergärten aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die im Besitz der Stadt Weimar sind, sowie eine Villa aus dem Jahr 1900 und acht Wohngebäude aus den 1920er-Jahren, sechs davon an der Schwabestraße, die der Weimarer Max-Zöllner-Stiftung gehören. Für die Objekte in ihrem Besitz ist die Stiftung Bauherr. Sie war in der Konzeptionsphase des Projektes Antragsteller und hatte auch die Projektkoordinierung übernommen. Die Max-Zöllner-Stiftung geht auf den im Jahr 1896 verstorbenen Ökonomen Max Zöllner zurück, der als „Wohltäter der Blinden und Taubstummen des Landes“ bezeichnet wurde. Stiftungszweck ist demnach auch heute noch die Förderung sinnesbehinderter Menschen. Geschäftsführer Martin Mölders erzählt: „Im Jahr 2004 hat die Stiftung die Immobilien von der Stadt zurückübertragen bekommen. Seitdem haben wir daran gearbeitet, das Areal im Sinne unserer Stiftung umzugestalten.“ Es sollten Wohnungen entstehen, die besonders für die Bedürfnisse von Blinden oder Gehörlosen geeignet sind. „Diese Wohngebäude galt es, unter der Maßgabe des Denkmalschutzes, aber auch der Barrierefreiheit sowie größtmöglicher Energieeffizienz zu sanieren“, so Mölders.

Die sechs denkmalgeschützten Häuser an der Schwabestraße sind technisch auf dem gleichen Stand: Entstanden zwischen 1920 und 1925 aus verputztem Ziegelmauerwerk, die Mansard- bzw. Walmdächer gedeckt mit Tonziegeln. Als besondere Gestaltungselemente weisen sie verschiedene Erker, Risalite und Gesimse auf. Die Geschosse verfügen über Holzbalkendecken, die Kellerdecken sind Betondecken mit Stahlträgern und Ziegeleinlage. Kein Haus war energetisch ertüchtigt, einige standen leer oder hatten Feuchteschäden. Die Folge: immenser Sanierungsbedarf. So herausfordernd dieser Status Quo für den Besitzer war, boten die Gebäude gleichzeitig auch eine interessante Chance: Schließlich sind sie faktisch baugleich – und bilden so eine ideale Plattform für ein Modellprojekt. Verschiedene Innendämmsysteme können so im Langzeitversuch getestet und auch miteinander verglichen werden.

Die gesamte Entwicklung des Alten Zöllnerviertels wird im Rahmen der Forschungsinitiative EnEff:Stadt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Angefangen mit der Erstellung eines Energiekonzepts von Juli 2010 bis Juni 2013, befindet sich das Projekt nun in der Umsetzungsphase, die bis 2016 geplant ist. Die wissenschaftliche Betreuung der energetischen Wohngebäudesanierung wird vom Institut für Bauklimatik der TU Dresden übernommen, das sich um das Dämmkonzept und die anschließende dritte Projektphase, das längerfristige Monitoring, kümmert.

Wohnraum für Sinnesbehinderte

Die architektonische Planung hat das Büro SIGMA PLAN Weimar übernommen, das schon seit längerer Zeit mit der Max-Zöllner-Stiftung zusammenarbeitet. Torsten Bude ist Gesellschafter des Büros und leitet das Projekt: „Mit dem Bauen für Sinnesbehinderte haben wir schon Erfahrungen gemacht. Eine der besonderen Herausforderungen war es jedoch, diese in Einklang mit der alten Bausubstanz und den neuen Dämmsystemen zu bringen.“ So war zum Beispiel die Beheizung der neun, zwischen 50 und 90 m² großen Wohnungen nicht mit einer Fußbodenheizung zu realisieren, da dadurch die durchgängige Barrierefreiheit beeinträchtigt worden wäre. „Aufgrund der relativ kleinen Grundrisse waren auch Wandheizungen schwierig, so dass wir uns letztlich für Deckenstrahlplatten entschieden haben“, so Bude.

Zu den weiteren Besonderheiten, die den adäquaten Wohnraum für Sinnesbehinderte ausmachen, zählen etwa Klingelanlagen mit Kameras, eine erhöhte Anzahl von Steckdosen und Rauchmeldern sowie optische und haptische Leitsysteme sowohl in den Häusern als auch in den Außenanlagen. Um größtmögliche Energieeffizienz zu erreichen und gleichzeitig den Erfordernissen des Forschungsprojekts gerecht zu werden, wurde außerdem eine kontrollierte Wohnraumlüftung eingebaut. „Besonders interessant war für uns als Büro aber die Detailplanung und Umsetzung der Innendämmung im Bereich der alten Holzbalkendecken“, erzählt Torsten Bude. „Wir haben in Haus Nummer 11 intensiv mit TecTem® gearbeitet und durch das Innendämmsystem einen echten Know-how-Zuwachs erhalten.“

Dämmsystem mit vielen Vorteilen

Je nach Wand und Anforderung wurden verschiedene Dämmstärken im Gebäude eingesetzt. Mit der technischen Umsetzung war die wir-bauen-aus Ltd. aus Pössneck beauftragt, die mit bis zu vier Trockenbauern vor Ort war. „Besonders wichtig war die höchstmögliche Präzision bei den Arbeiten“, erzählt deren Projektleiter Frank Mehlhorn, „die jeweiligen Vorgaben zu den Dämmstärken kamen direkt von den Wissenschaftlern der TU.“ So führte das Team die Innendämmung der Außenwände im EG und 1. OG mit 100 mm TecTem® Dämmplatten aus, während im 2. OG und an der Zwerchgiebelfront TecTem® Dämmplatten mit 80 Stärke mm eingesetzt wurden.

Das TecTem® Dämmsystem wurde vom Institut für Bauklimatik vorgeschlagen, da die TecTem® Dämmplatten mit einer Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,045 W/mK zum einen sehr gute thermische Kennwerte aufweisen und somit Wärmeverluste deutlich reduzieren. Zum anderen haben die aus vulkanischem Glas (sogenanntem Perlit) hergestellten Platten die Eigenschaft, anfallendes Kondensat aufzunehmen und zeitverzögert wieder abzugeben, auch mögliche Feuchtespitzen der Raumluft werden zuverlässig abgepuffert. Das gesamte System ist diffusionsoffen und kapillaraktiv. Außerdem ist TecTem® mit seinem pH-Wert 10 gegen Schimmelpilz resistent.

Die Verarbeiter der wir-bauen-aus Ltd. legten zuerst die alte Bausubstanz vollständig frei. Um die Platten optimal zu montieren, ist ein ebener Untergrund nötig. Deshalb wurde im nächsten Schritt der zum System gehörende TecTem® Grundputz aufgebracht. Nach dem vollständigen Durchtrocknen des Ausgleichputzes erfolgte dann die Montage der Dämmplatten: Dazu wurde der diffusionsoffene TecTem® Klebespachtel vollflächig auf die TecTem® Platten aufgetragen und mit einer Zahntraufel durchkämmt. Anschließend wurden die Dämmplatten in waagerechten Reihen im Verband mit einem Mindestversatz von 20 cm angesetzt. Die Verarbeiter achteten darauf, dass die Dämmplatten dicht gestoßen wurden und kein Kleber in die Fugen gelangte. „Die Handhabung des Materials ist einfach, Stücke können einfach mit dem Fuchsschwanz gesägt werden“, erzählt Frank Mehlhorn, „so konnten wir auch kleinteiligere Flächen, wie etwa Fenstergauben, gut bearbeiten.“

Zur Verbesserung der Haftfähigkeit wurde die gesamte Fläche mit TecTem® Grundierung vorbehandelt. Nach Trocknung der Grundierung, in der Regel nach drei Stunden, konnten die Verarbeiter der wir-bauen-aus Ltd. mit der Armierung beginnen. Sie trugen den TecTem® Innenputz in Bahnenbreite des Gewebes auf. Danach durchkämmten sie das Material mit der Zahntraufel. Anschließend legten sie TecTem® Gewebe ins obere Drittel des Putzes in Bahnen mit 10 cm Überlappung ein und überzogen die Fläche noch einmal dünn mit TecTem® Innenputz. Da der Bauherr eine geglättete Oberfläche für Haus 11 wünschte, brachten die Verarbeiter als Oberputz die TecTem® Glätte, einen mineralischen Feinputz auf Kalkbasis, auf. So ergibt sich eine Wand aus konsequent mineralischen, diffusionsoffenen Baustoffen. Das Resultat: eine effiziente, natürliche und gleichzeitig feuchtigkeitsregulierende Innendämmung mit entsprechend positiven Auswirkungen auf das Raumklima.

Weitere Maßnahmen in der Schwabestraße 11 umfassten etwa die Dämmung der obersten Geschossdecke mit Einblasdämmung zwischen Deckenheizung und Decke. Die Ziegeldecke über dem Kellergeschoss wurde mit 90 mm mineralischem Dämmstoff WLG 035 und einer Dampfbremse oberhalb der Ziegeldecke sowie 60 mm Tektalan Deckendämmung von Knauf Insulation unterhalb der Decke energetisch ertüchtigt.

Das verkabelte Haus

Während der Dämmarbeiten waren regelmäßig die Wissenschaftler der TU Dresden auf der Baustelle an der Schwabestraße. Schließlich galt es, umfangreiche Sensorik zu installieren und zu vernetzen. „Wir haben Temperatursensoren, Temperatur-Luftfeuchte-Sensoren und Wärmestromplatten für die Erfassung des Wärmedurchgangs eingebaut“, erklärt Andreas Söhnchen vom Institut für Bauklimatik (IBK). „Die Sensoren befinden sich auf den Innen- und Außenoberflächen der Außenwände, aber auch zwischen der Dämmung und dem Ausgleichsputz.“ Desweiteren gibt es an jedem Fenster Kontakte, die genau die Öffnungszeiten und -dauer registrieren und somit auch das Nutzerverhalten in die Auswertung einbeziehen. Außerdem wurden Zähler für die Erfassung der Energiebedarfswerte wie Warmwasser und Heizwärme sowie Netzwerktechnik für die Datenerfassung und -übermittlung installiert. „Mit einer regelmäßigen Erfassung werden wir voraussichtlich im September 2014 beginnen“, sagt der Wissenschaftler.

Um gesicherte Erkenntnisse zu gewinnen, ist eine Betrachtung über mehrere Jahre hinweg nötig. „Das liegt zum Beispiel an der Restfeuchte im Haus nach dem Umbau, die erst austrocknen muss, aber auch an Schwankungen im Nutzerverhalten oder Abwesenheitszeiten wie etwa Urlauben, die erst langfristig erfasst werden müssen“, so Söhnchen. Dennoch geht das Forscherteam davon aus, schon im Jahr 2015 erste Zwischenstände publizieren zu können. Bis dahin werden sich die ersten Bewohner des neuen „Alten Zöllnerviertels“ in ihren besonderen „Forschungswohnungen“ schon gut eingelebt haben.

Beschreibung der Besonderheiten

Verwendete Systeme:

Innendämmung: KNAUF AQUAPANEL, TecTem® Insulation Board Indoor inkl. der Komponenten des TecTem® Systems, als Oberfläche TecTem® Glätte, ein mineralischer Feinputz auf Kalkbasis
Einblasdämmung
Dämmung Ziegeldecke über dem Kellergeschoss: 90 mm mineralischer Dämmstoff WLG 035 und einer Dampfbremse oberhalb der Ziegeldecke sowie 60 mm Tektalan Deckendämmung von Knauf Insulation unterhalb der Decke
 

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