Nominiert für die Shortlist der Jury 2023
Anatomielehrstuhl Med Uni Graz
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Franz und Sue ZT GmbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Auenbruggerplatz 25, 8036 Graz, Österreich
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Erweiterung
Fertigstellungstermin
09.2022
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Stahlbetonbau
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
43.963 m³
Nutzfläche
4.211 m²
Verkehrsfläche
2.065 m²
Grundstücksgröße
6.516 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Anatomie der MedUni Graz ist eine der größten derartigen Einrichtungen in Europa und genießt in internationalen Fachkreisen hohes Ansehen. Am Areal des neuen Med Campus Graz erhielt die Anatomie eine neue Heimat und übersiedelte an den ehemaligen Sitz der Pathologie, einen denkmalgeschützten Pavillon aus dem Jahr 1912.
Vom Gründerzeitgebäude zum Labor
Der Altbestand mit der Verwaltung, Seminar- und Laborräumen, der Bibliothek sowie einem historischen Anatomiesaal mit gusseisernen Sitzbänken wurde sanft saniert, aufwändig restauriert und von einem Gründerzeitgebäude zu einem Labor ausgebaut. Den größten Eingriff nahm das Architekturbüro Franz&Sue hier mit dem historisch immer fehlenden und nun neu geschaffenen Haupteingang an der Ostseite vor. Das neue, helle Foyer bildet jetzt den zentralen Eingangsbereich.
Zwischen räumlicher Offenheit und pietätsvoller Abgrenzung
Anstelle des ehemaligen Zubaus aus den 1980er-Jahren entstand ein hochkomplexes Lehr- und Forschungsgebäude. Dieses ergänzt architektonisch als eigenständiger Pavillon den Bestand und bietet im Obergeschoß Platz für zwei Seziersäle mit insgesamt 78 Seziertischen, an denen jeweils mehrere Studierende gleichzeitig arbeiten können. Ausgelegt sind die beiden Räumlichkeiten auf 480 Personen. Das für die Sezierbereich erforderliche, spezielle Belüftungssystem entwickelten die ArchitektInnen im Rahmen des Projekts eigens mit. Die beeindruckend dimensionierte Haustechnikanlage mit ihren mächtigen, verchromten Verrohrungen prägt nun auch den Gesamteindruck der Seziersäle. Hier setzten Franz&Sue ganz bewusst auf schlichte und pragmatische architektonische Detaillösungen, um ruhige Räume zu schaffen, die nicht gänzlich von der Technik vereinnahmt werden. Eine Profilglasfassade mit transluzenter Wärmedämmung sorgt für eine natürliche Belichtung und schützt gleichzeitig vor unerwünschten Einblicken von außen. So gelingt hier die Balance zwischen räumlicher Offenheit und pietätsvoller Abgrenzung.
Der Neubau beherbergt neben einer Studierzone im Erdgeschoß außerdem im Keller die Logistik und technischen Einrichtungen für die Aufbewahrung und Konservierung der Leichname.
Als Verbindung zwischen den beiden Gebäuden wurde ein großer, unterirdischer Hörsaal für 500 Studierende geschaffen, der durch geschickte Einschnitte und Öffnungen dennoch hell und tageslichtdurchflutet ist. Darüber entstand ein urbaner, begrünter Platz, der Alt- und Neubau fußläufig verbindet.
Beschreibung der Besonderheiten
In den Seziersälen sind für einen sicheren Umgang mit den Leichnamen spezielle Lüftungsanlagen notwendig, um die Formaldehydbelastung bei den Seziertischen zu reduzieren. Weil für das Lüftungssystem in dieser Dimension kein tauglicher Stand der Technik vorhanden war, entwickelte das Architekturbüro die Anlage für diesen besonderen Anwendungsfall im Rahmen des Projekts eigens als Prototyp. In Zusammenarbeit mit den FachexpertInnen der Med Uni wurden Versuche an 1:1-Mock-Ups gestartet, Rauchversuche durchgeführt, um die Luftverteilung zu analysieren und mittels Computersimulation eine Luftströmungsstudie erstellt.
Statt einer direkten Absaugung wird durch das neu entwickelte Verfahren nun über den Seziertischen eine Frischluftwolke eingeblasen, die sich mit der Raumluft mischt und schließlich über die Lüftungsanlage abgeleitet wird. An jedem Seziertisch werden über die Anlage 150 m³ Luft pro Stunde zugeführt, für den gesamten Raum beträgt das Zu- und Abluftvolumen 16.000 m³ pro Stunde, bei einem elf- bis zwölffachen Luftwechsel. Das neu entwickelte Verfahren ist dabei wesentlich effizienter als die sonst oft verwendeten, sogenannten laminaren Systeme, die etwa die sechzigfachen Luftwechsel benötigen.
Schlagworte
Objektdetails
Das Objekt im Internet