Areal am Kronenrain
79395 Neuenburg am Rhein, Am Kronenrain 1
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Mono Architekten PartGmbB
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Am Kronenrain 1, 79395 Neuenburg am Rhein, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
03.2023
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Sonstige
Tragwerkskonstruktion
Sonstige
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Zähringerstadt am Dreiländereck
Am Altrhein zwischen Vogesen und Hochschwarzwald liegt die Gemeinde Neuenburg am Rhein. Um 1175 von Berthold IV. von Zähringen gegründet, kam der Stadt „dank ihrer hervorragenden Lage inmitten der österreichischen Vorlande beider Gestade“ seit jeher eine bedeutende Rolle zu. Der attraktive Standort brachte der Stadt zwar viel Wohlstand, trug aber auch zu ihrer teilweisen Zerstörung bei. Im 16. Jahrhundert versank nach und nach die gesamte Weststadt und mit ihr das gotische Münster in den Fluten des Rheins. Dreimal – 1675 im Holländischen Krieg, 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg und 1940 als erste deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg – wurde Neuenburg zudem völlig zerstört. Die Nähe zu Frankreich, aber auch zu Basel und Freiburg ebenso wie die direkte Anbindung an die Autobahn A5 machen Neuenburg immer noch zu einem infrastrukturell attraktiven Ort, ob für einen Zwischenstopp auf der Durchreise oder um Einkäufe zu erledigen. Darüber hinaus führt die Anbindung an das überregionale Fahrradnetz zu zahlreichen touristischen Zielen. Heute finden sich im Ortskern der Kleinstadt mit rund 12.000 Einwohner*innen belebte Straßen und Plätze.
Areal am Kronenrain
Im Rahmen der Landesgartenschau 2022 ergab sich für die Stadt die Gelegenheit, historisch bedeutsame, innerstädtische Flächen neu zu ordnen und den Ort insgesamt näher an den Rhein heranzuführen. Bei der Neustrukturierung spielte das Areal ‚Am Kronenrain’ eine wesentliche Rolle. Das Grundstück befindet sich zwischen Stadtkern und dem tiefer gelegenen, für die Landesgartenschau 2022 umgestalteten ‚Stadtpark am Wuhrloch’. Bisher bot sich hier eine sehr unbefriedigende stadträumliche Situation: Während Teile der Stadtmauer ebenso wie das Münster den Hochwassern im 16. Jahrhundert zum Opfer fielen, veränderten sich die Strukturen erneut durch die Rheinbegradigung nach Plänen von Johann Gottfried Tulla, wodurch der Fluss sehr viel weiter nach Westen verlegt wurde. Schließlich führten verschiedene Straßenplanungen dazu, dass eine kaum nutzbare Restfläche entstanden war – geprägt von einem Höhenunterschied von etwas mehr als neun Metern zwischen Bundesstraße und Stadtniveau.
Zur Entwicklung des Areals lobte die Stadt im Jahr 2015 einen offenen, zweiphasigen Planungswettbewerb aus, bei dem neben einem Parkhaus die Verbindung zwischen dem Wuhrlochpark und dem Stadtkern geschaffen werden sollte. Teil der Auslobung war die Planung einer Fuß- und Radwegüberquerung über die Bundesstraße B 378 sowie einer Platzsituation, verbunden mit der zentrumsnahen Nachverdichtung, die zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden soll. Der Fokus des Projekts lag dabei auf einem ganzheitlichen Ansatz, der neben den funktionalen, ästhetischen und ökonomischen Gesichtspunkten den gesellschaftlichen Mehrwert in den Vordergrund stellt.
Stadtbaustein mit identitätsstiftendem Charakter
Der neue Baustein – bestehend aus Parkhaus, öffentlichem Platz, Brücke und Turm – fügt sich sensibel in die vorhandenen Strukturen ein, indem er sie transformiert und behutsam weiterbaut. Gleichzeitig ist ein prägnanter Stadteingang entstanden: Der Turm kündigt sich schon von Weitem an und bildet mit dem horizontal ausgerichteten Parkhaus als Gegenüber einen spannungsvollen Dialog. Im Zusammenspiel mit dem verbindenden Brückenbauwerk entsteht ein eindeutiges Wiedererkennungszeichen, das identitätsstiftenden Charakter besitzt.
Die Gestaltung des halb in den Hang eingebetteten Parkhauses ist vom Verlauf der ehemaligen Stadtmauer inspiriert. Die dahinter aufgefüllten Flächen bilden den Sockel für den Stadtbalkon – den Münsterplatz. Von hier führt die Zähringerbrücke zum Bertholdturm; über die vertikale Erschließung gelangt man barrierefrei weiter nach unten zum Wuhrlochpark und zum Rhein. Neben dem Zugang zum Park bietet der Turm eine Aussichtsplattform mit Blick auf die Region. Durch die Arrondierung findet der Stadtgrundriss einen harmonischen Abschluss, gleichzeitig bildet das Ensemble eine Brücke zwischen dem Gestern und Heute der Stadt. Das tiefergelegene Gelände wird an den Ortskern angebunden, darüber hinaus entsteht ein attraktiver öffentlicher Ort für Bewohner*innen und Besucher*innen.
Das Parkhaus am Rheintor
Das dreistöckige Volumen des Parkgebäudes schmiegt sich in die Hanglage ein und folgt dem Verlauf der B 378 und der Straße ‚Am Kronenrain‘. Die Großgarage mit zwei Spindelanlagen vermittelt den gesamten Höhenunterschied zwischen Straßen- und Stadtniveau. Über einen Haupt- und einen Nebenaufgang gelangt man barrierefrei auf den Münsterplatz. Insgesamt verfügt das Parkhaus über 231 Stellplätze und liegt nur wenige Gehminuten vom Ortskern entfernt. Dank der zentralen Lage und der guten Anbindung an die A5 können die innerstädtischen Flächen vom Autoverkehr entlastet und zum Teil zu verkehrsberuhigten Zonen ausgebildet werden. Damit gewinnt auch das Stadtzentrum an Attraktivität für Bewohner*innen und Besucher*innen. Der ausgewogene Öffnungsanteil der Parkhausfassade versorgt das Innere mit Tageslicht und ermöglicht ein natürliches Lüftungskonzept. Dies erhöht die Nutzerakzeptanz und bringt ein nachhaltiges Gebäudemanagement mit sich. Zwölf E-Ladestationen schaffen eine Basis, die in Zukunft weiter angepasst und ausgebaut werden kann.
Der Münsterplatz
Von den Parkebenen aus gelangt man auf das Parkhausdach, den Münsterplatz. Die Aufgangsbauwerke sollen perspektivisch in die Erdgeschoss-Zonen der späteren Bebauung integriert werden. Aus diesem Grund sind sie als leichte Stahlkonstruktionen ausgebildet, die mit geringem Aufwand rückgebaut werden können. Die barrierefreie Anbindung von Wuhrlochpark und Rhein an den Münsterplatz sowie das Stadtzentrum macht die öffentlichen Räume für alle Personengruppen gleichermaßen zugänglich. Auf der neugewonnenen Plateaufläche werden die bisher unvermittelt abbrechenden Straßenführungen in die stadträumliche Struktur integriert und münden in einer wohlproportionierten Platzsituation. Die künftige Nachverdichtung mit leicht verspringenden Baukörpern und kleinteiliger Parzellierung wird für eine lebendige Stadtsilhouette sorgen.
Die Zähringerbrücke
Die Zähringerbrücke verbindet Turmbauwerk und Münsterplatz. Sie überspannt die B378, lastet am Turm an und führt darüber leicht hinaus. Die Brücke wurde als Cortenstahlkonstruktion ausgeführt, die sich farblich an die rot-bräunlichen Stampfbeton-Fassaden anpasst. In Zukunft soll das Ende der Brücke als Rampe bis auf das Niveau des Wuhrlochparks weiter nach unten geführt werden, womit zusätzlich zum Aufzug – der auch für Fahrräder dimensioniert ist – eine weitere barrierefreie Anbindung geschaffen wird.
Der Bertholdturm
Der rund 36 Meter hohe Turm wurde nach dem Gründer der Stadt benannt. Er steht auf einem nahezu quadratischen Grundriss. Über einen Aufzug und eine Treppenanlage verbindet er das tiefer gelegene Wuhrlochgelände mit dem Münsterplatzniveau der ankommenden Zähringerbrücke. Seine Fassade wurde analog zum Stampfbetonkonzept der Parkhausfassade mit dem gleichen Material und den gleichen Öffnungen versehen.
Der im Kern verlaufende Aufzug führt weiter nach oben und endet mit einem letzten Halt unterhalb der Aussichtsplattform. Die Treppe wird entlang des Aufzugschachtes weiter fortgeführt und mündet auf der obersten Plattform. Von hier aus erschließen sich den Besucher*innen die räumlichen Bezüge in einem 360° Panoramablick. Der Blick von der Aussichtsplattform veranschaulicht die besondere Lage Neuenburgs im Dreiländereck Deutschland, Schweiz und Frankreich. An klaren Tagen lassen sich stellvertretend für die drei Länder Schwarzwald, Alpen und Vogesen sehen. Informationstafeln geben Aufschluss über die Geschichte der Stadt und verweisen auf weitere landschaftliche Bezüge.
Ensemble aus Stampfbeton
Die sedimentären Stampfbetonschichten sind inspiriert von der ehemaligen Lage der Stadt am Rheinufer. Die rötliche Pigmentierung harmoniert mit dem in dieser Gegend traditionell verwendeten Sandstein. Die monolithische Bauweise unterstreicht den archaischen Charakter der Bauwerke.
Der Einsatz von Stampfbeton schafft alle Voraussetzungen für ein für die Zukunft angelegtes Ensemble: Hohe Festigkeiten und Stabilität werden allen Ansprüchen an Robustheit und Langlebigkeit gerecht. Die urtümliche, handwerklich geprägte Bauweise erzeugt eine vielschichtig variierende Oberfläche ähnlich wie bei der natürlichen Entstehung von Sedimentschichten. Ein Novum stellt hier die präzise Perforierung der vorwiegend auf Druck belasteten, unbewehrten und bis zu 35 Meter hohen Stampfbetonmauern dar.
Alt und Neu wachsen zusammen
Die neben dem Brückeneingang auf dem Münsterplatz aufgestellte Statue führt sinnbildlich vor Augen, wie die alten und neuen Strukturen zusammenwachsen: Es handelt sich um eine Kopie der 1739 errichteten Statue des Heiligen Johannes Nepomuk, die zuvor an der Stelle des von den Hochwassern zerstörten Münsters stand. Der Patron der Wasserläufe wacht nun nicht mehr über den Altrhein, sondern über Bertholdturm, Zähringerbrücke und Münsterplatz.
Beschreibung der Besonderheiten
Nachhaltigkeit
Zusätzlich wurde viel Wert auf ein natürliches Belüftungs- und Belichtungskonzept gelegt. Der ausgewogene Öffnungsanteil der Fassaden versorgt das Innere mit Tageslicht und ermöglicht die natürliches Belüftung. Dies bringt ein nachhaltiges Gebäudemanagement mit sich und erhöht die Nutzerakzeptanz.
Auszeichnungen
Materialpreis 2023
Nominierung DAM Preis 2025
Auszeichnung Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2024
Iconic Award Architects' Best Client
Schlagworte
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Stellplätze
231
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