Heinze ArchitekturAWARD 2022: Teilnehmer
Auch das ist das Land - Kleinstarchitektur als Basis für gemeinschaftiches Leben
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität München, Anika Janda und Eduardo Barbosa Poubel
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
02.2022
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Projekt soll an diesem Ort Entwicklungsstragegien entwickeln, um bestehenden Grenze sowohl politisch, gesellschaftlich und räumlich aufzulösen. Es ist hierbei eine Gesellschafts- und Raumvision für Kloster Veßra entstanden. Zunächst wurde eine gemeinsame Zukunftsvison für Kloster Veßra entwickelt, danach wurden spezifische Architekturen erarbeitet. Hauptfragen, die hierbei eine Rolle spielten, wurden in den Entwurfsprozess mit einarbeitet: Welche Aufgabe muss an diesem kontroversen Ort die Architektur übernehmen? Wie können kreative und dynamische Raumprozesse die Demokratieentwicklung in ländlichen Räumen fördern? Und was kann Architektur leisten… und was auch nicht?
Das Projekt fokussiert sich hierbei auf das schon vor Ort verankerte Thema der Kleinbauten.
Es gibt verschiedenste Arten an Kleinbauten im Ort verteilt, die ebenso aus unterschiedlichen Zeiten stammen. Kleinstarchitekturen aus den Bereichen Infrastruktur, Versorgung und Gemeinschaft sind hierbei vorhanden, wobei auffällt, dass vor allem gemeinschaftliche Funktionen eine geringe Präsenz zeigen und oft in einem schlechten Zustand sind.
Wenn man die Geschichte der Kleinstarchitekturen schaut, erkennt man, dass diese zu Beginn stark als gemeinschaftlicher Treffpunkt des ländlichen Lebens und Klosterbereichs vertreten waren. Im Laufe der Industrialiserung sind Kleinbauten im Zuge der Entwicklung von Infrastruktur von Bedeutung geworden und der gemeinschaftliche Aspekt ist in den Hintergrund geraten. Schließlich wurden Kleinstbauten immer weiter zu privaten Nutzungen im Sinne von Gartenhäusern und zum Haupthaus zugeschalteteten Speicherflächen ausgebaut.
Somit war damals die Kleinstarchitektur einer wichtiger Teil des Dorfes und hatte die alltäglichen Begegnungen der Dorfbewohnern geprägt. Zur heutigen Zeit kann man sich demnach fragen, sind Kleinstarchitekturen nicht eine Basis für gemeinschaftliches Leben? Wie kann eine zeitgenössische Mikroarchitektur eine positive Auswirkung auf das soziale Leben haben?
Beschreibung der Besonderheiten
Es entstehen 5 Mikroarchitekturen im Ort verteilt. Eine neue Bushaltestelle wird als erste Intervention vorgesehen. Sie wird nun aufgrund der neuen Zentrierung der Ortsmitte gegenüber des neuen Marktplatzes positioniert und ist als Ankommenspunkt und erster Eindruck des Ortes zu sehen. Alltägliche Begegnung soll hier zu nachbarschaftlichen Verknüpfungen führen. Über den Marktplatz führt ein Weg direkt zum Kloster. Die Klostermauern wurden hier entfernt, sodass man sich frei auf dem Gelände bewegen kann. Am gut sichtbaren Ticketstand mittig gelegen, können Eintrittskarten für das Kloster und für Veranstaltungen in der neuen Kirche erworben werden. Durch das Klostergelände hindurchlaufend kommt man an den Flussbereich in der Nähe der Porzellanfabrik. Eine neue Radstrecke mit einem Rastpunkt entsteht hier, die Kloster Veßra mit den umliegenden Orten verknüpft und in einem Zusammenhang setzt.
Wirkung des Refektoriums soll verstärkt werden, um mithilfe einer architektonischen Strategie dem Kiosk mehr Wirkkraft und Würde zu verleihen. Auch die Mission des Refektoriums, das Kochen nach Brauchtum über offenen Feuer, wie auch in der Region verbreitete Backhäuser soll verdeutlicht werden. Die Geschichte der Backhäuser begann vor etwa 400 Jahren. Braten, Geflügel und andere Speisen wurden nach wie vor auch am Spieß über offenem Feuer oder der Glut zubereitet. Zudem stellte der Backtag ein wichtiges, Interaktion und Gemeinschaft förderndes Datum dar. Hier wurden beim Warten auf Brot und Kuchen Neuigkeiten ausgetauscht. In Thüringen gibt es noch einige historische oder wiederaufgebaute Backhäuser, die Dreh- und Angelpunkt für gemeinschaftliche Aktivitäten im Dorf geworden sind. Somit wird mit dem neuen Refektorium dieser gemeinschaftliche Aspekt durch eine ortsbezogenen Tradition verstärkt und dem goldenen Löwen ein wirkungsvolles Gegenüber geschaffen. Der Thüringer Kirmestanz ist ein Tanz, der bis zum heuten Tag zur Kirmes (Kirchweihfest) in Thüringen getanzt wird. Traditionell gesehen wurde dieser unter einer Tanzlinde getanzt - ein kunstvoll geleiteter Lindenbaum, der früher oft Mittelpunkt für dörfliche Feste und Bräuche war. Heutzutage gibt nur noch 6 historisch genutze Tanzlinden in Deutschland, davon stehen in 3 in Thüringen: Oberstadt, Effelder, und Sachsenbrunn. Hier wird die Tanzlinde nicht nur für traditionelle Tänze und Festlichkeiten wie die Kirchweih oder den Kirmestanz genutzt. Sie führt die Dorfbewohner auch für monatliche Stammtischabende, Theater, Kino und Märkte zusammen. Die von den Dorfbewohner teils auch selbst organisiert werden. Die Kirmes wird heutzutage regional unterschiedlich gepflegt. Meist wird die Kirmes von Markt- und Grillständen oder Elementen des klassischen Jahrmarktes begleitet und heute tanzt man in Festzelten, Gemeindesäälen, Turnhallen, Open air, Waldbühnen, Gaststätten, Mehrzweckhallen, oder falls noch vorhanden auf Tanzlinden. Die Kirmes ist also ein wichtiges traditionelles Fest, welches den Ort belebt und den Zusammenhalt der Dorfbewohner stärkt. Auf dem neuen Marktplatz in Kloster Vera soll nun eine zeitgenössiche Tanzlinde entstehen. Einen Ort für diese Tradition zu bieten ist eine Intervention, die das Potenzial des Dorfes in seiner Umgebung stärkt
Schlagworte
Objekte in der Umgebung
Ähnliche Objekte