Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2014
Baugruppe Südstadtschule
30171 Hannover, Schlägerstraße 36
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: MOSAIK architekt:innen bda
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: MOSAIK architekt:innen bda
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Schlägerstraße 36, 30171 Hannover, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
12.2011
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
10.230 m³
Bruttogrundfläche
2.938 m²
Nutzfläche
2.116 m²
Wohnfläche
1.890 m²
Grundstücksgröße
4.500 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
625.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
4.200.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Gebäude der Südstadtschule wurde 1961/62 als letzter Baustein an der Schlägerstraße erbaut. In dem Ensemble gruppieren sich ein dreigeschossiger Klassentrakt, eine eingeschossige Stadtteilbibliothek sowie eine Turnhalle um den zentralen Pausenhof.
Nach der Auslagerung der Schule wurde das Gebäude 2007 von der Projektentwicklungsgesellschaft "planW" für ein Wohngruppenprojekt erworben und gemeinsam mit MOSAIK Architekten BDA entwickelt.
Heute umfasst das Projekt 16 Wohneinheiten (60-170 m²), 3 Büros (ca. 160 m²) und die Kinder- und Jugendbibliothek (ca. 420 m²).
Der Klassentrakt in dem dreigeschossigen Hauptgebäude, angelegt nach dem Schusterprinzip (jeweils zwei Klassenräume mit dazwischen liegendem Treppenhaus), bot Potenzial für individuelle Grundrisslösungen. Nur ein Wohnungsgrundriss belegt die ursprüngliche Klassenraumgröße (ca. 56 m²), bei allen anderen Grundrissen wurden anderthalb oder zwei Klassenräume miteinander verbunden, in einem Fall auch über zwei Geschosse als Maisonettewohnung.
Eine besondere Herausforderung war die Grundrissplanung in der ehemaligen Turnhalle. Geplant wurden hier vier nebeneinander liegende "Reihenhäuser" geplant, die sich unter Einbeziehung des Souterraingeschosses über drei Ebenen, teilweise mit Dachterrassen, erstrecken. Sie werden über den Innenhof erschlossen.
Der Eingangsbereich der Schule ist erhalten geblieben und erschließt heute die städtische Kinder- und Jugendbibliothek, die sich mit einer großen Fensterfront zum Stadtteil öffnet.
Beschreibung der Besonderheiten
Daraus resultiert ein eigenwilliger Charakter der Gesamtanlage, der den Geist der vormaligen Nutzung spürbar belässt und dennoch hohen individuellen Wohnwert bietet. Die Grundrisse sind vielfältig gestaltet und schöpfen ihren Reiz aus Zwängen des Bestandes. Die Lösungen dafür überzeugen. Dezent markante und großzügige Balkone symbolisieren als charakteristisches Merkmal die neue Nutzung "Wohnen", ohne die überkommene Nutzung "Schule" zu negieren.
Einen besonderen Reiz stellt die Betongitterfassade der alten Turnhalle dar: um den Eindruck der denkmalgeschützten Fassade nicht durch wohnraumtypische Fenstereinteilung zu zerstören, wurde die neue Glasfassade hinter das Betongitterraster zurückgesetzt. Dadurch entstehen gleichzeitig zusätzliche kleine Freisitze, in der Ansicht ergibt sich ein reizvoll verrätseltes Spiel beider Ebenen.
Die Umnutzung der Südstadtschule in innenstadtnahe Wohnungen ist Teil eines städtebaulichen Entwicklungsprozesses in der hannoverschen Südstadt. Durch enge Zusammenarbeit mit der öffentlichen Planung wurde dem gesamten Gebiet eine neue Wirkung gegeben, die nachhaltig zum Imagegewinn des Stadtteils beiträgt.
Nach Auslagerung der Sehbehindertenschule wurde das Gebäude 2007 von der Landeshauptstadt Hannover gezielt unter der Maßgabe zum Verkauf ausgeschrieben, dass die Südstadtbücherei als Kinder- und Jugendbücherei in das Konzept integriert und das Baudenkmal erhalten wird.
In enger Kooperation mit dem Denkmalschutz wurden die durch die Nutzungsänderung notwendigen Eingriffe abgestimmt. So mussten viele neue Öffnungen möglichst verträglich in die Fassaden gesetzt und detailliert werden, die Balkone stellten eine besondere Herausforderung da.
Durch die Beteiligung fast aller Nutzer von Anfang an, hat sich schon in einer sehr frühen Phase der Bauplanung eine intensive Form der Gemeinschaft herausgebildet. Auch wenn dieser Prozess sicherlich nicht immer leicht war, hat er doch insgesamt zu einer besonderen Qualität des gemeinsamen Wohnens geführt. Aufgrund des engen Korsetts des bestehenden Schulgebäudes musste jeder neben seinen eigenen Belangen auch immer auf die Wünsche seiner Nachbarn und Mitbewohner Rücksicht nehmen. In rund 60 Sitzungen wurden die individuellen Wünsche "verhandelt", zusammen mit den Architekten und den Fachleuten von "planW" als Moderatoren.
Ein wesentlicher Aspekt bei ressourcenschonendem Bauen muss heutzutage das Nutzen sogenannter "Grauer Energie" sein. Dies meint die in vorhandenen Gebäuden "gespeicherte", ursprüngliche Herstellungsenergie, die bei einer energetischen Bewertung von Abriss und Neubau in der Regel nicht berücksichtigt wird. Wann immer es also möglich ist, durch die Umgestaltung eines in seiner bisherigen Nutzung "überflüssig" gewordenen Gebäudes dessen Lebensdauer zu verlängern, kann allein dadurch schon Energie eingespart werden. Wenn es dann durch zusätzliche Maßnahmen gelingt, den heutigen Energiestandards gerecht zu werden oder diese sogar zu übertreffen, ist ein wirklich energieeffizientes und ressourcensschonendes Gebäude entstanden!
Um die Materialität der denkmalgeschützten Außenfassaden zu erhalten, wurden alle Wohnungen und Büros mit Mineraldämmplatten von innen gedämmt. Das Gebäude erreicht nach der Sanierung den KFW Effizienzhausstandards 70. Um eine pauschale Erhöhung der Wärmedurchgangskoeffizienten zu vermeiden, wurden über 100 Wärmebrücken berechnet!
Außer dieser optimierten Dämmung (inkl. Ausflocken der Dächer und unterseitige Dämmung der Kellerdecken) wurden sämtliche Fenster erneuert (Dreifachwärmeschutzverglasung). Die Gebäudehülle wurde luftdicht hergestellt, so dass durch den Einbau dezentraler Komfort-Lüftungsanlagen mit Luftfilterung und Wärmerückgewinnung die energetische Effizienz weiter gesteigert wurde.
Auszeichnungen
Deutscher Städtebaupreis 2012: Belobigung
Architekturpreis Zukunft Wohnen 2012: 1.Preis
Niedersächsischer Staatspreis für Architektur 2012: Nominierung
BDA Preis Niedersachsen 2012: Engere Wahl
KfW-Award 2012: 3.Preis
Deutscher Bauherrenpreis 2013/14: 1.Preis
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
49,80 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
102,00 kWh/(m²a)
Objektdetails
Das Objekt im Internet
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