Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer


Baumschulung Muskauer Park

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät 3, Gerburg Brilling

Themenbild - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

Lageplan - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

1. Etappe Turm auf der Insel - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

2. Etappe Acker auf der Insel - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

3. Etappe Dach der Forschung - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

4. Etappe Forschungsausstellung - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

5. Etappe Innenhof des Bauhofes - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

6. Etappe  Übergang zum Parkrundgang - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

Ansicht Inselturm - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

Ansicht West - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

Schnitt S1 in Ostrichtung - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

Schnitt S2 in Ostrichtung - Baumschulung Muskauer Park

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Ansicht Nord - Baumschulung Muskauer Park

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Schnitt S3 in Südrichtung - Baumschulung Muskauer Park

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Schnitt S4 in Nordrichtung - Baumschulung Muskauer Park

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Modellfoto - Baumschulung Muskauer Park

© Gerburg Brilling

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät 3, Gerburg Brilling

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2021

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

TU Braunschweig

Pockelsstraße 10

38106 Braunschweig

Deutschland

Tel. 0351333555

p.luepke@tu-braunschweig.de

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Ziegelmauerwerk

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

8.900 m²

 

Grundstücksgröße

46.500 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Muskauer Park von Fürst Pückler galt bei seiner Anlegung 1815–1845 als Vorbild für viele Parkgestaltungen im Klassizismus. Seine Landschaftsarchitektur und die immer neuen Techniken zeugen von Pücklers Vorreiterrolle auf dem Gebiet. Mittels eines selbstverfassten Buches und durch die Parköffnung für die Bevölkerung wollte Pückler sein Wissen mit der Welt teilen. Wie im Stil der englischen Gärten lag auch sein Hauptaugenmerk auf dem Schloss, welches sich dank zahlreicher Blickachsen weit über den Park sichtbar zeigt. In diesem Sinne verteilen sich auch diverse zusätzliche Attraktionspunkte über den 850 Hektar großen Park und fordern die Besucher zu einem Rundgang auf. Diese sogenannten Follies zeigen Attribute anderer Länder, vermischt mit geschichtlichen Anekdoten der Familie Pückler oder der Stadt Muskau. Inszeniert im Parkgeschehen werden sie in dessen Landschaft platziert.

Auf dem Weg zum Schloss erlaubt es der kurze Blick hinter den Parkvorhang dem Besucher sich plötzlich im fast verstecken Vorwerk wiederzufinden. Diesem angegliedert ist eine Orangerie mit dem heutigen Stiftungssitz, eine Gärtnerei und das alte Wasserkraftwerk. Zwar befindet man sich dort noch mitten im Park, jedoch ist die Atmosphäre eine andere. Wie ein Blick hinter die Kulisse zeigt, lassen die fehlenden Verzierungen der Gebäude unmittelbar darauf schließen, dass es sich um funktionale Bauten unterschiedlicher Epochen handelt. Diese dienen dem Park und halten ihn am Leben. Pückler selbst sah in seinem Park im Gegensatz zur Architektur ein nie vollendetes Kunstwerk. Er solle sich immer neuen Gegebenheiten anpassen, welche durch soziale oder klimatischen Bedingungen nötig würden. Die Grundidee des Parkes sollte dabei jedoch erhalten bleiben, wie der Fürst in seinen Anmerkungen schreibt.

Eine dieser Grundideen Pücklers war es, den Bewohnern sowohl fernere Kulturen als auch die eigene Historie näherzubringen. Transformiert man diese Haltung auf die heutige Zeit, wird schnell klar, dass es nicht die weit entfernten Dinge sind, bei denen Aufklärungsbedarf besteht, sondern eher diejenigen, die sich direkt vor Ort befinden – das regionale Handwerk ist in Vergessenheit geraten. In Bad Muskau wird momentan die Keramikherstellung wieder entdeckt und thematisiert. Auch die alte Brauerei wird der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Der Entwurf beschäftigt sich jedoch mit einem anderen Wissen und Handwerk, welches hinter den Kulissen stattfindet: dem Wissen rund um den Park selbst, die Bäume und das damit verbundene Handwerk. Genau diesem hatte Pückler sein ganzes Leben gewidmet.

So ist die Idee des Entwurfes, das introvertierte vorhandene Funktionszentrum, um eine weitere Funktion zu erweitern, sodass der Park zukünftig autark funktionieren kann. Eine Baumschule mit einem Forschungsbereich soll zusammen mit dem vorhandenen Kraftwerk als Energieressource, der Gärtnerei und der Stiftung dem Park eine selbstständige Verwaltung und Erhaltung erlauben. Gerade der Klimawandel mit großen Trockenzeiten als auch Überflutungen stellen Parkgestalter vor immer neue Herausforderungen.

Eine weitere Besonderheit des Parkes ist es, dass er sich sowohl über die deutsche als auch die polische Seite erstreckt. So entsteht eine Chance, die partnerschaftlichen Strukturen auszubauen. Momentan befindet sich die Verwaltung und der größte Teil des Tourismus‘ auf deutscher Seite, genauso wie das oben erwähnte Funktionszentrum. An dessen Stelle weitet sich die Neiße und bildet zwischen den zwei Ländern eine Insel, die aufgrund des vorhandenen Kraftwerkes als Wehrinsel bezeichnet wird. Die Idee ist es, das Funktionszentrum über die Insel bis auf das andere Ufer zu erweitern.

Dabei rückt die Insel in den Mittelpunkt und wird von den Flächen links und rechts umrahmt. Sie wird als Ackerfläche genutzt und bleibt größtenteils unbebaut. Dabei rückt der Fokus durch ihre deutlich von dem umliegenden Park abweichende Ackerstruktur zusätzlich auf die Funktionalität des Gebietes und bildet die grüne Mitte des dienenden Zentrums.

Um die Rahmung des Gebietes erlebbarer zu machen, wird der alte Rundweg wieder aktiviert. Dieser führt den Besucher einmal über die englische Brücke im Norden, von wo aus man einen Blick auf das Kraftwerk mit der Orangerie auf der einen Seite hat. Auf der anderen sieht man das neu entstandene Entwurfsgebiet. In der Mitte erblickt man die Insel. Der Park rechts und links umrahmt das Gebiet. Ebenso ergeht es einem bei der Überquerung der zweiten Brücke. Sie verbindet die zwei Teile der Stadt Muskau miteinander. Die Parkrahmung wird durch eine abrupte Erhöhung der Topografie noch einmal mehr deutlich, sodass sich das Innere fast wie in einem Tal erstreckt. Nur von diesen zwei Länderüberquerungen wird das ansonsten eher versteckte Zentrum ersichtlich.

Die neu entstandene Baumschule wird genau an diesem Höhenzug platziert und profitiert von der Lage. Durch unterschiedliche Höhenniveaus, welche der Besucher erfährt, wenn er durch das Gelände geführt wird, wird das Eintauchen in die unterschiedlichen Thematiken deutlicher und die Themenabschnitte  werden besser lesbar. Zusätzlich dienen verschiedene Übergangskörper der Erschließung in die neuen Sinnesabschnitte. Die Körper sind aus Metall und lassen im Gegensatz zu den Funktionskörpern einen Blick in ihr Inneres zu. Eine Treppe oder Rampe aus Holz wird in ihnen ersichtlich und dient als wiederkehrendes Leitelement.

Beschreibung der Besonderheiten

Bei einem Spaziergang durch das Funktionszentrum gelangt der Besucher nach einer Besichtigung des Vorwerks an das Ufer mit seinem Kraftwerk. Von dort aus erblickt man den alten Baumbestand auf der Insel.

Ein Turm aus Metall erhebt sich aus ihm. Auf der Insel angelangt wird man langsam über eine Holztreppe durch die Verästlungen und den dichten Baumbestand hinauf bis zum Turmhöhepunkt geleitet, wobei der ein oder andere Ast, der einem fast in die Wege zu kommen scheint, als Einleitung in das Thema dient. Über den Bäumen angekommen, hat man einen Überblick über das Areal. Die Baumfelder liegen einem wortwörtlich zu Füßen und im Hintergrund sieht man zwei Gebäudekomplexe, die sich in die Anhöhe schmiegen.

Mit einem Aufzug fährt man langsam zu den Feldern hinab. Dort kann man die unterschiedlichen Stufen der Verschulung einer Baumschule erleben. Ein gerader Weg führt durch die Felder hindurch. Am Ende sieht man, wie sich der Weg abermals langsam vom Boden durch die Bäume hindurch ablöst und sich in eine Brücke aus Metall und Holz verwandelt.

Der Besucher wird über die Neiße zum ersten Neubau weiterleitet, dem Dach der Forschung. Der Neubau besteht aus einer von Mauerwerk erbauten bogenförmigen Grundstruktur, in welche zwei Zylinder und ein Gewächshaus aus Metall eingesetzt sind. In Ersterem befindet sich ein Klimaraum, mit einem großen Baum für Langzeitforschungszwecke im Zentrum. Ein Rundgang ermöglicht den Einblick ins Innere des Gebäudes. Auch das Gewächshaus, welches der Anzucht von Kleinpflanzen dient, lässt Blicke nach unten zu. Gefasst werden die Körper von einem Arboretum, welches alte Baumarten ausstellt und zu Forschungszwecken weiter veredelt. In der Mitte des Dachen, zwischen den Körpern, befindet sich ein kreisförmiger Einschnitt.

Durch eine hölzerne Rundtreppe taucht man in das Innere der Forschung, welches eine Themenvertiefung andeutet. Unten angekommen verstärkt das Licht diesen Eindruck. Das Neonlicht der Schaufenster, welche Einblicke in die Klimakammern der Forschung zulassen, zeigen die vorhin nur von oben wahrgenommenen Themen aus der Nähe. Der Grundriss ist zwiebelartig angeordnet. Während sich der Besucher in der Mitte des Gebäudes befindet, umgibt ihn ein Kranz mit freistehenden Klimakammern, dem Gewächshaus und einem Serverraum. Um diese Forschungskörper herum befinden sich die Labore und ganz außen die Büros und Nebennutzungen. Der Besucher im inneren Flur wird von abwechselnden Schaufenstern und Informationstafeln begleitet bis zum Ende, wobei ihn das Tageslicht hinaus aus dem Forschungsbereich führt. Langsam arbeitet er sich aus der ersten topographischen Anhöhe hinaus, kann vorheriges verarbeiten und  wird weiter zum nächsten Gebäude geführt.

Am Bauhof erfolgt die Ankunft erneut auf Dachniveau. Man verschafft sich dort einen kurzen Überblick, bevor ein metallartiger Torkörper, mit einer großen hölzernen Freitreppe, einen hinab in den Innenhof begleitet. In dem gleichsam von einer bogengestützten Mauerwerksstruktur geformten Vierseitenhof erreicht der ideologische Bezug zwischen Technik und Baumverschulung seinen Höhepunkt. Blickt man auf gegangenen Weg zurück, so stellt man fest dass der Baum welcher im anfänglichen Baumbestand auf der Insel ganz natürlich gewachsen war, auf dem Feld schon systematischer angebaut wurde. Obwohl die Technik dort nicht immer sichbar war, ist sie doch für den Anbau notwendig. Als man zum dem Dach gelangte verbaulichte sich der Untergrund und der Baum stellte sich der Forschung zur Verfügung. Im Gebäudeinneren dramatisierte sich diese Spannung weiter und die Pflanze war von der damit verbundenen Technik umgeben und wurde schaufensterartig ausgestellt. Im Bauhofinneren angelangt, ist der Besucher umgeben von Silos, Baukörpern und Fahrzeugen sodass sich der Baum nur noch in Form von dort gelagerten Saatgütern zu erkennen gibt. Die Technik steht im Vordergrund.
Der Grundriss des Bauhofes ist ähnlich aufgebaut wie jener der Forschung. Um den mittleren Hof befindet sich ein Ring mit den zu lagernden Ressourcen, welcher von einer außenliegenden Umfahrt umgeben ist. Angeliefert werden die Materialien auf dem Dach, die im Untergeschoss wiederum von den Arbeitern abgeholt und auf die Felder transportiert werden können. Im Innenhof befindliche Becken stellen aufbereitetes Wasser zur Verfügung. Die unterschiedlichen Arten von Erde und Düngemittel zeugen von dem enormen materiellen Hintergrund der „Baumherstellung“. Neben jedem Silo stehen thematisch die passenden Fahrzeuge in großer Zahl. Zwei weitere geschlossene Körper, deren Eingänge aus der Struktur brechen, laden den Besucher ins Innere ein. Davon ist einer das Kühlhaus, in dem sich bis oben kahle zweijährige Bäume stapeln. Der andere fungiert als eine Werkstatt, in der unter anderem der Veredelungsprozess erlernt werden kann. Am Ende des Hofes findet sich ein weiterer Metallturm, der ebenso in den Funktionsring eingelassen ist und dem Ersten in seiner Erscheinung ähnelt. Genauso wie der Torkörper schiebt er seine Masse in den Innenhof und zeigt dem Besucher zusammen mit der inneren Holzverkleidung den Weg auf.

Mit einem Aufzug erreicht man in 20 Metern Höhe einen Ausblickturm über den Bauhof und kann noch einmal bis hin zum ersten Turm der Insel blicken. Über einen geraden Steg gelangt man vom Turm auf die Anhöhe des Parkrahmens und ist plötzlich genauso schnell wieder vor dem Vorhang, wie man am Anfang in das Vorwerk hineingelangt ist. Auf dem Rundweg kann der Besucher seinen Ausflug in den Park fortsetzen.
 

Schlagworte

Baumschule, Dramaturgie, Besucherweg, Pücklerpark, Zentrum, Forschung, Autarkie, Bildung, Natur, Bauhof

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