Nominiert für die Shortlist der Jury 2023
Beim Fuchs
85774 Unterföhring, Münchner Straße 63
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: IFUB*
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Münchner Straße 63, 85774 Unterföhring, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
09.2020
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Mauerwerksbau
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
7.338 m³
Bruttogrundfläche
1.649 m²
Nutzfläche
1.192 m²
Grundstücksgröße
3.546 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Zu seiner Erbauung 1900 war der Hof halb Bauernhof, halb Sitz des Bürgermeisters. Seinen Namen „Beim Fuchs“ erhielt er übrigens nicht durch seine menschlichen Bewohner*innen, sondern durch die roten Pferde, auch „Fuchsn“ genannt, die hier, wie man sich erzählt, besonders beliebt waren. Josef Gloo, der Erbauer des Fuchshofes, war einer der sogenannten „Loam Barone“. Ein Unterföhringer Bürger, der es im Lehmrausch der Jahrhundertwende aufgrund einer rasant wachsenden Ziegelindustrie durch seinen lehmhaltigen Grundbesitz zu Wohlstand und Ansehen brachte. Ein besonders fortschrittlicher Mann, der als Bürgermeister nicht nur den Bau der Leinthaler Brücke bewirkte, sondern auch die Elektrizität nach Unterföhring brachte - noch bevor man diese in München hatte.
Den vorderen Teil des zentralen Gebäudes, das frühere Wohnhaus, zieren vielerlei Ornamente an Fassade und Dach. Diese herauszuarbeiten, zu restaurieren und in historisch passende Farben zu tauchen, war Aufgabe bei der denkmalgerechten Fassadensanierung. Beim Dach war dies ungleich komplexer. Denn der durch neue Dämmung erhöhte Dachaufbau musste so gestaltet werden, dass die historischen Proportionen nicht beeinträchtigt, sondern unauffällig ergänzt und eher optimiert wurden. Die behutsam ausgewählten Farben von Fassade und Dach harmonieren mit dem aufgefrischten Rot der originalen Fenster und den schmiedeeisernen Balkongittern. Das Giebelornament war leider komplett verloren und wurde durch eine reduzierte Version wieder angedeutet. Die originale Wetterfahne die ein Sturm vor vielen Jahren zu Boden geschmettert hatte, wurde restauriert und wieder aufgesetzt. Das Baujahr 1900 dreht sich nun wieder frisch geschmiert mit dem Winde.
Ein besonders schönes Detail sind die originalen gebogenen Glasscheiben der äußeren Kastenfenster. Die Holzrolläden wurden erneuert, wobei die komplette Mechanik erhalten werden konnte.
Das Hinterhaus, der ehemalige Wirtschaftsteil, war schon immer weniger ornamental gestaltet. Hier sind nun auch die einzigen Veränderungen an der Fassade zu finden. Im Süden wurden die ehemals fest installierten Lamellenläden des früheren Heuspeichers im Obergeschoss zu klappbaren Läden umgebaut und mit Fenstern versehen.
Das stützenfreie Vordach auf der Nordseite des Gebäudes war stark einsturzgefährdet. Mit einer schlauen statischen Konstruktion wurden die Lasten neu verteilt, wodurch Stützen vermieden werden konnten.
Im Westen wurde eine neue Öffnung erstellt und mit einer frei tragenden Stahltreppe ein neuer Zugang (und Fluchtweg) geschaffen, der eine neue Nutzung für diesen Teil des Gebäudes ermöglicht. Die neue Außentreppe konnte als stützenfreie Konstruktion realisiert werden. Die Gestaltung des Geländers nimmt Anleihen aus Elementen des originalen Gebäudes und fügt sich somit nicht nur farblich harmonisch ins Gesamtgefüge in.
Betritt man das Haus über den Haupteingang steht man im zentralen Flur. Hier wurden nicht nur die Gewölbedecken und die Fliesenböden saniert, sondern auch die Wandmalereien wieder aufgefrischt und mit einem neuen dezenten Sockelanstrich hervorgehoben.
Die gut erhaltene originale Treppe wurde behutsam restauriert. Im gesamten Flur und im Treppenhaus wurden Wandmalereien entdeckt. Diese wurden freigelegt und im vorgefundenen Zustand belassen.
Die Zimmer im EG des ehemaligen Wohnhauses haben entsprechend ihrer ursprünglichen Nutzung unterschiedliche Böden und Deckenmalereien zu bieten. In zwei Räumen wurden Fischgrätparkett und kunstvolle Deckenmalereien vorgefunden. In der Küche konnten die historischen Fliesen gerettet werden, wobei die Decken hier seit jeher schmucklos waren. In einem weiteren Raum war der originale Boden baufällig geworden, hier wurde neues Fischgrätparkett verlegt. Die Wände sind übrigens in allen Räumen ebenso kunstvoll bemalt - diese wurden für die neue Nutzung als Büroräume mit reversibler Leimfarbe in weiß überstrichen.
Die Zimmer im OG haben ebenso wundervolle Deckenmalereien zu bieten, die alle unterschiedliche Stilelemente von Barock bis Jugendstil aufweisen. Die im gesamten OG vorhandenen originalen Dielenböden wurden freigelegt und mit heller Leinölfarbe gestrichen. Wie im EG wurden Wandmalereien mit reversibler Leimfarbe überdeckt. Besonders schön war die Entdeckung, dass ein Zimmer früher zweigeteilt war - was sich in Decke aber auch Boden auch heute noch abzeichnet.
Das Dachgeschoss des Vorderhauses war bisher nicht ausgebaut gewesen und wurde nur als Speicher genutzt. Dies wurde nun nachgeholt. Die Treppe ins DG war bereits vorhanden - ansonsten wurde alles neu, aber passend zum Bestand gestaltet. Aus diesem Grund ist beispielsweise der neue Dielenboden aus Fichte mit Leinölfarbe im gleichen Farbton wie im Obergeschoss gestrichen. Wie überall im Haus wurde auch hier besonderer Wert auf ökologische Baumaterialien und komplette Vermeidung von Kunststoffen wert gelegt.
Bei der Gestaltung der Dachverkleidung war der Leitgedanke, den Charme des Dachspeichers mit seiner früher sichtbaren Holzschalung aufzunehmen. Jedoch ist das Dach nun nicht nur mit Holzfasern gedämmt, sondern auch noch als Akustikdecke ausgebildet. Die Toiletten, Garderobe, Teeküche und Treppenhaus wurden zu einem Volumen zusammengefasst und als kleines Häuschen in den Raum eingestellt. Die alten Kamine und der Räucherofen wurden beibehalten und lediglich geschlämmt. Da der Dachstuhl nicht ausgebaut war, waren auch nur einfache Fenster im DG vorhanden. Diese wurden erhalten und mit neuen, innenliegenden Holzfenstern sowie einer ökologischen Innendämmung aus Zellulose für maximalen Komfort im neuen Büro kombiniert.
Auch der ehemalige Wirtschaftsteil - das Hinterhaus - hat wahre Schätze zu bieten. Wer es sich damals leisten konnte, errichtete seinen Stall nicht mit einer Holzbalkendecke, da diese durch die Ausdünstungen der Tiere schnell die Tragfähigkeit verlieren konnte. Aus diesem Grund ist uns dieses wunderbare, doppelt gebuste Kreuzgratgewölbe erhalten geblieben, das mit großem Aufwand vor dem Einstürzen gerettet werden konnte. Mit einem neuen Dielenboden und frisch gekalkt wurde so aus einem einfachen Stall ein beeindruckender Gewölbesaal. Der Gewölbesaal hat zwei Teile mit unterschiedlichen Höhen und ist direkt mit dem Haupterschließungsflur verbunden. Somit ist ein Durchblick durch das gesamte Gebäude möglich. Eine einheitliche Leuchte verbindet die Gebäudeteile optisch miteinander.
Die neuen Stützen und Träger aus Stahlbeton im ehemaligen Heuspeicher stabilisieren die Dachkonstruktion und die Außenwände und halten das außenliegende Vordach. Der Dachstuhl aus Tannenholz wurde denkmalgerecht saniert, was an den Holzfarben nach wie vor gut ablesbar ist. Wie im Dachgeschoss des Vorderhauses wurde auch hier die Dachverkleidung mit einer weißen Holzschalung ausgeführt, die gleichzeitig als Akustikdecke fungiert.
Der alte Heuaufzug mit Aufstiegstreppe und Förderband wurde erhalten und gesichert. Die Überfahrt über Dach wurde verglast und zum Lichthäuschen umfunktioniert. Tagsüber fällt nun zusätzliches Licht nach innen, abends wirkt der Dachaufbau wie eine Laterne.
Auf jeder Etage finden sich nun WCs für Herren und Damen. Hierzu wurde das sehr lange, schmale WC im Erdgeschoss und Obergeschoss zum Vorraum des Damen-WCs umfunktioniert. Im Erdgeschoss wurden auch neue Bodenfliesen verlegt - in Muster und Farbgebung abgeleitet von den alten Küchen- und Flurfliesen.
Für die Mitarbeiter*innen wurde auch ein Duschbad vorgesehen. Die an dieser Stelle freigelegten blauen Wandmalereien harmonieren großartig mit den blauen Fliesen die in allen WCs und Waschräumen im EG verlegt wurden. Geölte Ablagen und Abschlussleisten aus Eichenholz bilden einen sauberen Übergang zwischen Alt und Neu.
Im Zuge der Sanierung wurde natürlich auch die technische Gebäudeausrüstung auf den neuesten Stand gebracht. Hierzu wurden die Kohlen- und Kartoffelkeller auf Vordermann gebracht und in Technikräume umgewandelt.
Nachhaltigkeit
Auszeichnungen
Bayerischer Denkmalpreis 2022, 2. Platz
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Sekundärenergie
Fernwärme
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