Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2011: Teilnehmer
Benediktiner Kloster "Benediktiner Priorat Nütschau"
23843 Travenbrück, Schlossstraße 30
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Architekturbüro Prof. Dipl.-Ing. G. Hülsmann
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Architekturbüro Prof. Dipl.-Ing. G. Hülsmann
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Schlossstraße 30, 23843 Travenbrück, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
12.2009
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Anlage steht räumlich und funktional im Zusammenhang mit dem bestehen-den Herrenhaus "Schloss Nütschau". Das Schloss der (dänisch-)holsteinischen Fürsten Rantzau war 1577 das erste der als DreiGiebelHäuser bekannten Schlösser der Rantzaus (die beiden anderen sind Glücksburg und Ahrensburg).
Die ( von der seinerzeitigen Denkmalpflege eingeschossig verlangten ) Kloster-Funktionsbauten aus den 50er Jahren waren wegen Bauschäden und Funktionsmängeln zu ersetzen. Die Ziele, der Umfang und eine schrittweise Realisierung der Gesamtmaßnahme wurden ab 1997 von Prof. Gisberth M. Hülsmann, Bonn, mit Dipl.-Ing. Elmar Sommer in vorbereitenden Gutachten zur Substanz, Klärung der funktionalen Erfordnisse und zu einer definierenden Typologie erarbeitet.
- Vorhand. Substanz: Schloss (Herrenhaus), Bildungshaus, Gästehaus
Funktionen: Kloster, Kreuzgang, Kirche, Empfang, zukunftsfähige Nutzung.
Typologie: Bestimmung des Denkmals als ( holsteinischen) Herren-haus und des zukunftsfähigen Klostertyps.
Dokumentation als Nütschauer Klosterplan
Mit diesem Gutachten "Nütschauer Klosterplan" wurde eine auf Zeit zu denkende schrittweise Gesamtentwicklung des Projektes definiert, die die Klostergemeinschaft auf den Weg zu bringen beschlossen hat. Mit diesen - wirtschaftlich realsierbaren - Schritten werden
- die funktionalen ( und ökologischen ) Probleme der Nutzung gelöst,
für das - auch zukünftige ! - Leben der Klostergemeinschaft angemes-sene Lebensräume geschaffen,
die denkmalswerte - architektonische,typologische und historische Substanz am Ort freigelegt und zum Wert erhoben
und in der Gesamterscheinung der Anlage die Ambivalenz: Schloss-Kloster
überwunden.
Das Alte wird zu seiner - formal wie typologisch - urtümlichen Klarheit befreit und baulich gesichert. Das Neue tritt nicht zurück hinter das Schloss, es versucht in Größe und Qualität und der eigenen Formensprache gleichwertig zu sein.Die neue Pforte ist der starke Anker zwischen beiden Bauwerken. Das Neue Ganze ist von nun an Kloster Nütschau.
In der zeitlichen Folge wurde mit dem Neubau eines Konventhauses mit Kreuzgang bereits ab 1997/98 - als BA 1 - begonnen. Mit Sanierung/Rettung Umbau des Herrenhauses - als BA 2 - konnte 2004 begonnen werden. Das Oratorium in diesem Bau wurde Dez. 2009 fertiggestellt. Eine umfassende Planung der Freianlage als auch denkmalpflegerisch definierte Gartenanlage ist in einem ersten Teil - als BA 3 - 2007/09 realisiert.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Konventhaus stellt in der Raumordnung des Klosters - neben der vorhandenen , davor liegenden - Kirche ,( von1970 ) die Zusammenfassung der wichtigen Lebensräume der Mönche dar. Das sind mit dem Kreuzgang, dem Refektorium und der Infirmerie ( Krankenabteilung ) im Erdgeschoss die 19 Mönchszellen in den beiden Obergeschossen.
Die Baukonstruktion des Neubaus besteht im Erdgeschoss aus einer Kette von 11 tragenden Betongewölben, die auf portalartigen Betonrahmen aufliegen. Diese stehen auf - bis zu 35 m tiefen - Pfahlgründungen ( ca. 85 Stck ) und tragen die Schottenwände der Obergeschosse mit ihren Beton-Fertigdecken. Im Raumzusammenhang des Erdgeschosses sind Portalrahmen und Gewölbedecken stets präsent. Die Aussenwände sind überall - ausser in der Treppenhalle - mit einer Sonderausführung von durchgehenden, 49 cm starken HLZ gemauert und beidseitig verputzt.
Im Energiekonzept wurde für die gesamte Bausubstanz des Neubaus ein Jahresheizwertbedarf NEZ ( Nutzheiz-Energiekennzahl ) von unter 50 KW/qm/J zugrunde gelegt.
Die Gesamtanlage - einschliesslich Herrenhaus - wird mit Holz - d.h. Pellets aus der klostereigenen, nachhaltigen Waldwirtschaft - beheizt.
Der erste Flügel des Kreuzganges hat eine Pfosten-Riegel-Konstruktion als Abschluss und eine Ziegel-Stein-Decke mit Zinkdach. Die ( dänischen ) Holzfenster des Neubaus sind aussen putzbündig - wie am Altbau - eingebaut und nehmen die wohltuenden Formate und Proportionen des Herrenhauses auf.
BA 2 Herrenhaus
Der Umbau ( Umnutzung und Umgestaltung ) des baulich erst noch zu"rettenden", zu sanierenden Altbaus für die verschiedenen ( neuen ) Funktionen - der Bibliothek mit Skriptorium, eines Kapitelsaales, eines Oratoriums, der Empfangs-/Besuchs-Räume , der Recreation und des Cellerariats (Verwaltung ) - wurde ab 2004 als zweiter Bauabschnitt begonnen. Die typologisch klare Struktur des DreiGiebelHauses erwies sich für die neuen Nutzungen als sehr geeignet.
Die statische Sicherung des Denkmals nach einer völligen "Entkernung" wurde mit Vernadelung und Verpressung der Tragwände begonnen. Die vorgefundenen Balken der Holzdecken wurden durch Stahlverbund-Konstruktionen ertüchtigt und neu verlegt. Die an anderem Ort gefundenen Reste von historischen - ornamentierten ! - Deckenbohlen wurden nach Sicherung mit Ergänzungen durch gleichartig bemessene Eichenbohlen neu eingebaut. Die konstruk-tive wie auch die ornamental gestaltende Funktion dieser Bauteile konnte wiederhergestellt und im Neuen harmonisch eingefügt werden. Eine erhebliche energietechnische Verbesserung des Altbaus konnte vor allem bei den Fenstern, den Dach- und Deckenkonstruktionen und bei der zentralen Heizanlage erreicht werden.
Zu den KATEGORIEN
1. Funktionalität
Die Ausarbeitung der Funktionellen Konzeptes für eine Neues, zukunftsfähiges Klosters konnte sich bereits mit dem Neubau bewähren. Die Klostergemeinschaft hatte mit 14 Patres den Bau begonnen und zählt heute 21 Mitglieder, die alle das Neue Kloster bejahen. Die vorsorglich mitgeplanten Ausbaumöglichkeiten im dritten Obergeschoss des Konventbaus ( zusätzliche Zellen und persönliche Arbeitsräume ) werden heute schon in Erwägung gezogen. Die Mitnutzung von Gemeinschaftsräumen des Herrenhauses für die Repräsen-tation der Gemeinde Travenbrück ist eingeführt.
2. Energie,Umwelt, Nachhaltigkeit
Die Energiebilanz der Neuen Gesamtanlage ist bei Neubau und Altbau jeweils optimiert, wobei das Baudenkmal - gegenüber dem in der Energiebilanz günstig zu definierenden Neubau - energietechnische nicht den gleichen Standard erreicht. Die Gesamtanlage wird durch die Heizung mit Pellets des nachhaltigen Waldbaus des - "erneuerbare" Energie - ökölogisch positioniert.
Die Baukonstruktion wird in ihrer handwerklich traditionellen Bauweise ( Ziegel, Beton ) durch die Ausführung der Ausbauarbeiten in an Naturmaterialien orientierten Handwerkarbeiten ergänzt. Holzfenster / Holz-Dielen-Fussboden/ gestemmte Vollholz-Türen/ Kieselpflaster ( Kreuzgang )/ tragende Holz-Bohlen-Decken / Ziegelstein-Decken.
Die Baukonstruktion führt zu geringster Umweltbelastung und geringem Ressourcen-Verbrauch. Baubiologische Belastungen sind völlig vermieden. Alle Baukonstruktionen sind handwerklich "überlebensfähig". ( So soll es vielleicht Bild sein können für einen Orden, der geistlich überlebens-fähig sein kann.)
3. Gesamtgestaltung
Das eigentliche Ziel des Projektes mit seiner Planung in zeitlichen Schritten und verschiedenen Baumaßnahmen ist die Schaffung eines angemessenen Lebensraumes und einer zeichenhaften Selbstdarstellung für die benediktinische Ordensgemeinschaft in Nütschau. Zeichen für ihre bisherige - aber auch für die zukünftige - Geschichte, und unverwechselbares Bild - aus Natur und Bau - des Ortes "Nütschau". "Denkmal mit Denkmal"
Zusammenhang und Ganzheit des Klosters aus Alt und Neu bilden sich - im
Inneren - besonders dadurch heraus, dass die Wege und Verkehrsräume der Gebäude, die im Tageslauf der Mönche eine bedeutende Rolle spielen (!) auch in ihrer Vielfalt als konformes und harmonisches Kontinuum erfahren werden. Dies gilt besonders für die in ihrer Proportion und der Ausstattung mit ihren Galerien verwandten Räume der Treppenhalle des Konventhauses und der Pfortenhalle und des Foyers im Herrenhaus.
Seite 3 zur Baubeschreibung
Eine ganzheitliche Gestaltung und und harmonisches Ambiente ist auch dadurch geschaffen, dass die Architekten den Innen-Ausbau in Alt und Neu nicht nur mit den immer gleichen ( Natur-)materialien geschaffen haben. Auch alle Möbel der
Öffentlichen Räume und alle Leuchten haben die Architekten zusammenhängend entworfen und gestaltet. Künstlerische Ausstattungen ( Glasmalerei, Altar, Kreuz-darstellungen ) sind von Prof. Hülsmann entworfen und ausgeführt.
Die äußere Baugestalt bildet ebenso durch die Wahl der gleichen Materialien, der Baustoffe und der Details - vor allem aber durch die bewusste Übereinstimmung der Proportionen, der Oberflächen und Farben eine neue ganzheitliche Silhouette. Die Eigenständigkeit der neuen und der alten Bauteile gibt dem Gesamtbild - zusammen mit dem Naturbild des Ortes - seine unverwechselbare Zeichenhaftigkeit.
Das Innen und das Aussen ist Identität: Kloster Nütschau
4. Innovation und Design
Für ein Projekt wie das Neue Kloster gibt es keine Alten Lösungen, weder in der geistlichen Sinngebung noch im gestalterischen Modell.
Jede Lösung in Typologie und Plan und in Bau und Detail muss neu erfunden sein. Der Bau "enthält" keine Innovation, er ist neu.
Auch die Wahl von Konstruktionen und Materialien misst sich nicht an "Neu" oder "Alt." Traditionell und "naturnah" zu konstruieren und zu detaillieren ist für diese Aufgabe zuerst "angemessen", das ist vielleicht auch innovativ.
Alle Entwürfe für Gerät und Kunst sind immer für diese Aufgabe "Neu" erfunden,
innovativ.
Auszeichnungen
BDA-Preis Schleswig-Holstein (Kiel)
Nominierung BDA-Preis Deutschland (Berlin)
Schlagworte
Weitere Dokumente zum Objekt
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