Nominiert für die Shortlist der Jury 2011
Berufskollegs Max-Born und Herwig-Blankertz Kreis Recklinghausen
45665 Recklinghausen, Campus Vest
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: scholl architekten scholl.balbach.walker
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Campus Vest, 45665 Recklinghausen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
08.2008
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
168.255 m³
Bruttogrundfläche
37.295 m²
Nutzfläche
22.450 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
13.800.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
39.450.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Max-Born-Berufskolleg ist ein technisch ausgerichtetes Kolleg mit Spezialisierung in den Ausbildungsbereichen Bautechnik, Elektrotechnik, Maschienbautechnik, Orthopädie und Gestaltung. Das Herwig-Blankertz Berufskolleg bietet ein ganzheitliches Ausbildungsangebot in den Bereichen Dienstleistung, Gesundheit und Pflege. In beiden Kollegs kann die berufliche Qualifizierung mit einem allgemeinbildenden Abschluss verbunden werden.
Auf einem ehemaligen Zechengelände gelegen, bilden die zwei Berufskollegs und die Sporthalle als freistehende Baukörper eine kompositorische Einheit um den Campusplatz. Der zentrale Platz baut als Mitte des Ensembles durch die solitäre Stellung der Gebäude vielfältige Bezüge zur Umgebung auf, die zum Teil aus parkähnlichen Zonen, aus Wohngebieten, aber auch aus Gewerbeflächen und Bahnanlage besteht.
Die Baukörper der beiden eigenständigen Kollegschulen zeigen sich von außen und von innen wie zwei Brüder verschiedener Größe, die bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Wesen stets eine gemeinsame Sprache sprechen und die gesamte Anlage formal prägen. Die Anforderungen aus dem maßgeschneiderten Energie- und Behaglichkeitskonzept an die Gebäude bis hinein in deren Grundstruktur waren von Anfang an integraler Planungsbestandteil und konnten mit vertretbarem Aufwand realisiert werden. Hergestellt aus authentischen Materialien wie Sichtbeton, Stahl, Glas und Holz stehen sie für Nachhaltigkeit bei Konstruktion und Ausbau, für Verantwortung zu Ökologie und Ökonomie, für Ruhe der Gestalt und einer Ästhetik des Schlichten.
Gesamtzahl der Schüler: 4 055
Schülerzahl täglich anwesend: 2 645
Lehrkräfte: 182
Anzahl der Geschosse: 4
Beschreibung der Besonderheiten
Im Kontrast zu den außenseitig homogenen Baukörpern entstehen im Innern komplexe Gefüge mit wechselnden Lichtverhältnissen und differenzierten Raumbezügen über Erschließungshallen, Treppenanlagen, Lichthöfe und Atrien: die Bewegung bestimmt den Raum. Die konsequente Tagesbelichtung der Erschließungsflächen lässt visuelle Verbindungen nach außen zu und erleichtert die Orientierung. Ineinander verschränkte Innen- und Außenräume bieten informelle Treffpunkte für Kommunikation und Besprechung, Foren für Präsentation und Ausstellungen, Inseln für Entspannung und Erholung. Die windmühlenflügelartig, um Lichthöfe und Hallen angeordneten Raumspangen fassen einerseits das heterogene Raum- und Nutzungsprogramm und andererseits die vielen gleichartigen Räume der Berufskollegs zu einer übersichtlichen Struktur zusammen. Funktionalität und Aufenthaltsqualität fügen sich zu einer Einheit.
Aus energetischen Gründen ist die massive Konstruktion aus Stahlbeton-Flachdecken, -Längswänden und -Stützen weitgehend unbekleidet. Daher sind diese Flächen in ihrer hochwertigen Ausführung in Sichtbeton der Sichtbetonklasse 4 mit geordnetem Schalfugen- und Spannlochbild, in durchgehenden Wandflächen ohne sichtbare Arbeitsabschnittsfugen zugleich wesentliches Gestaltungselement der Erschließungsbereiche, gleichsam steinernen Fassaden.
In den Raumzonen dagegen bleiben nur die Deckenflächen unbekleidet. Jeder Raum erhält wie in einem Schmuckkasten eine "Auskleidung" der Wandflächen mit akustisch wirksamen Wandpaneelen aus Birke-Multiplexplatten und einem Parkettbodenbelag aus Eichenlamellen. Die warm und natürlich wirkende Raumatmosphäre, die durch die Eiche-Brettschichtholzprofile der Glasfassade abgerundet wird, steht in spannungsvollem Kontrast zu der Rohheit der die Erschließungsräume begrenzenden Wände und Decken. Zusammen mit Raumtrennwänden in Leichtbauweise ermöglicht das Tragwerkskonzept ein direktes Nebeneinander von Unterrichts-, Fach-, Vorbereitungs- und Verwaltungsräumen und Werkstätten.
Ehrgeiziges Ziel des Ausbaukonzeptes ist die Integration der komplexen Haustechnik und der umfangreichen technischen Ausstattung in die Konstruktion, in Einbauschränke und hinter Wand- und Brüstungsbekleidungen. Sämtliche sekundäre Installationen wie auch alle festen Einbauten wie Waschbecken, Schränke und Garderoben sind auf der Raumseite der Flurtrennwände konzentriert. Alle Leitungstrassen zwischen Fassade und Installationszonen werden in Leerrohren in den Deckenflächen oder im Bodenaufbau geführt. Im Vordergrund steht der architektonische Raum mit hochwertigen Oberflächen und einer dezidierten Lichtführung. Einzelne Elemente des Ausbaus erhalten, für jedes Kolleg individuell, eine farbliche Kodierung, die in der Ausstattung und im Orientierungssystem ihre Fortsetzung findet.
Behaglichkeits- und Energiekonzept
Ein Alleinstellungsmerkmal des Projektes ist die Bauteiltemperierung der Flachdecken der Kollegs über in die Decken integrierte, innenseitig gerippte Rohre aus Leichtmetall, die als Zuluftkanäle in eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebunden sind. Damit werden mit überschaubarem investivem Aufwand die Speichermassen der Konstruktion gleichermaßen in das Behaglichkeits- wie in das Energiekonzept eingebunden.
Im Winter findet auf ganz natürliche Weise eine Erwärmung der Zuluft durch die Nutzer statt. Dadurch kann der verbleibende Lüftungswärmebedarf deutlich verringert werden. Im Sommer dient die Frischluft in den kühlen Nachstunden der Entladung der am Tag erwärmten Gebäudemassen. Nach Temperaturstürzen oder während extremer Wärmeperioden, in denen das System über den Nutzer und den Tag-Nacht-Temperaturwechsel nicht ins Gleichgewicht gebracht werden kann, dienen Fassadenkonvektoren der Raumtemperierung und klein dimensionierte Kältemaschinen in den Lüftungszentralen der Kühlung der Frischluft. In den Fachräumen mit hohen inneren Lasten sorgen im Sommer Umluftkühlgeräte, die über Erdsonden gespeist werden, für angenehme Raumtemperaturen.
Zusammen mit dem hohen Tageslichtfaktor stellt das Lüftungs- und Bauteiltemperierungskonzept hohe Aufenthaltsqualität und Behaglichkeit bei gleichzeitig geringem Energiebedarf sicher. Ermöglicht wird dies durch innovative Technik in Verbindung mit einem intelligenten, bedarfsbezogenen Energiekonzept.
Die Neubauten für das Herwig-Blankertz- und das Max-Born-Berufskolleg verbinden ganz selbstverständlich die Aufwertung eines städtischen Umfelds, eine unverwechselbare Architektur sowie ein vorbildliches Energiemanagement mit höchster Qualität bzgl. Raumgestaltung, Raumluft, Raumtemperatur und Raumakustik. Die Ausgewogenheit dieser Qualitäten ist wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz durch die Nutzer, die im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.
Auszeichnungen
Architekturpreis NRW 2011, BDA Landesverband NRW
Auszeichnung Guter Bauten 2010, BDA Vest Recklinghausen
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Sekundärenergie
Geothermie
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
88,00 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
23,30 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
23,90 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
27 %
Warmwasser
1 %
Beleuchtung
10 %
Lüftung
16 %
Kühlung inkl. Befeuchtung
1 %
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