Architekturobjekt 66 von 208
Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten


BESUCHERZENTRUM FÜR DAS WELT-SAATGUT-ARCHIV AUF SPITZBERGEN

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Talitha Harlos

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Talitha Harlos

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Norwegen

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

06.2021

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

LAGE UND ENTWURFSAUFGABE_ Nahe Longyearbyen, Spitzbergen 78 °N. Die norwegische Insel Spitzbergen liegt im arktischen Ozean mittig zwischen dem norwegischem Festland und dem Nordpol. Erreichbar ist die Insel nur per Flugzeug oder Schiff. Um sich die klimabedingten Besonderheiten, wie dem Permafrostboden, zu Nutze zu machen wurde nahe der Stadt Longyearbyen das berühmte Weltsaatgutarchiv errichtet. Dort lagern lebende Samen aus der ganzen Welt bei Tiefkühltemperaturen, um diese vor denkbaren Katastrophen zu schützen und deren Überleben zu garantieren. Da dieses Archiv jedoch der Öffentlichkeit verschlossen bleibt, war es Thema der  Entwurfsaufgabe ein Besucherzentrum mit Forschungsräumen und Gewächshausfläche zu errichten, um die globale Bedeutung des Weltsaatgutarchiv zu repräsentieren.
Durch die Veränderungen des Klimawandels werden zusätzlich besondere Anpassungen erforderlich.

KONZEPT_Das Projekt lässt den Besucher die einzigartige Topographie Spitzbergens erleben. Wie eine „Brücke“ spannt das Gebäude, das unmittelbar nördlich des Saatgutarchivs steht, über eine Schmelzwasserrinne. Zudem ragt das Gebäude in die Rinne hinein und verschmilzt mit dem Gelände. Großzügige Öffnungen der Hülle an den beiden Fronten richten gezielt die Blicke der Besucher auf das Welt-Saatgut-Archiv, welches zentrales Thema des Besucherzentrums ist und auf den gegenüberliegenden spektakulären Fjord und Hafen der nördlichsten Stadt der Erde. Somit bildet das Gebäude eine Verbindung zwischen dem Ankunftsort der Samen und dem Archiv.

INNENRAUM_Die Besucherebene ist offen gehalten und spiegelt über Rampen und Treppen die Umgebung auch im Inneren wieder. Der Ausstellungsraum mäandriert über die riesige Rampe hin zu einem großen begrünten Atrium, welches sich durch (Sitz-) Treppen und Zwischenebenen, die zum Verweilen einladen, auszeichnet. Viele begrünte Flächen, sowie die in den Sitztreppen gepflanzten Bäume stehen im großen Kontrast zur Außenwelt, die eine Arktische Wüste ist.

Das Besucherzentrum beherbergt zudem mehrere Gewächshäuser, welche zu Forschungszwecken dienen, aber auch als Urban Gardening Möglichkeit für die Bewohner der Stadt angeboten werden. Dies soll einen Ort der Begegnung schaffen für die Bewohner aber auch als Verbindungspunkt zu den Touristen dienen.  Zudem komplimentieren sie dem theoretischen Teil der Ausstellung. 

Die Ebenen staffeln sich von öffentlichen zu privateren nach unten ab. Das Gebäude besteht aus drei Hauptabschnitten: einem öffentlichen Bereich für die Ausstellungsräume, einem wissenschaftlichen Bereich, sowie privaten Räume für Personal und Wartung. 

TRAGWERK UND MONTAGE_ Das Gebäude schwebt über dem Boden um den Permafrost nicht zu beeinflussen. Der Wind kann durch den Abstand zum Boden unter dem Gebäude durchwehen. Dadurch entsteht ein Kaltluftpuffer, welcher verhindert, dass die Gebäudewärme in den Boden abstrahlt. Um trotz des langsam tauenden Bodens Bestand zu haben steht das Gebäude auf weit im Boden verankerten Stützen in einer dauerfrostgefrorenen Bodenschicht. Das Holztragwerk lässt sich in vorgefertigten Abschnitten auf die Insel bringen und montieren. Ebenso wird die Holzbau-Fassade vorgefertigt über eine Montage-Konstruktion auf dem Dach des Besucherzentrums montiert und instandgehalten. Vor den Holzabschnitten wird ein Mesh gespannt, dass nicht nur der konzeptionellen Optik dient, sondern das Holz vor Witterung schützt.

Beschreibung der Besonderheiten

Die Notwendigkeit die arktischen Architekturtypologien zu erforschen ergibt sich nicht nur aus der reinen Neugierde an der Entdeckung. Sie ist aufgrund der sich ändernden globalen Rahmenbedingungen von besonderer Bedeutung und stellt Architekten vor riesige Herausforderungen. Bei der Planung von funktionstüchtigen Gebäuden rückt daher der Fokus auf die Integration mit der Umgebung. Wichtige Anhaltspunkte waren daher bei unserem Entwurf der Schutz des ohnehin schmelzenden Permafrostbodens, der Umgang mit hohen Windgeschwindigkeiten und Schneeverwehungen. Damit verbunden das Entgegenwirken bzw. Lenken von Schneeanhäufungen. Auch die Abgeschiedenheit der Insel und dem Mangel an Infrastruktur stellt uns vor Herausforderungen. Die Vorfertigung von Bauteilen am Festland bietet sich als Lösungsstrategie an um Effizienzgewinne zu erzielen und zu gewährleisten, dass alle notwendigen Bauteile vorhanden sind. Logistische Lösungen für den Transport, den Bau und der Instandsetzung waren Diskussionsthema unseres Entwurfes, weswegen wir uns für Kranaufbauten auf dem Dach entschieden haben. Ein ebenfalls wichtiger Gesichtspunkt ist die Energiegewinnung. Da Heizöl ein teures Importgut ist, setzen wir auf erneuerbare Energien, wie die Solargewinnung über die Dachfläche aber auch die Windenergie über Windkollektoren an der Unterseite des Gebäudes.

Schlagworte

Arktische Architektur, Bauen in extremen Klimata, Longyearbyen, Spitzbergen, Besucherzentrum, Bildungsbauten, Ausstellungsräume, Rampe, Atrium, Grüne Architektur, Lebende Architektur, Holztragwerk, Topografie, Eingliederung Umgebung, Welt-Saatgut-Archiv, Schnee, Permafrostboden, Transportkonzept, Montagekonzept, Energiegewinnung, Mesh, Holzfassade, Vorgefertigte Bauteile, Integration Umwelt, Brücke, Schmelzwasserrinne, Klimawandel, Mesh Membran, Gemeindezentrum, Gewächshaus, Urban Gardening, Grüne Oase

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