Architekturobjekte


Bezirksrathaus Stuttgart-Bad Cannstatt

70372 Stuttgart, Marktplatz 10

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Manderscheid Architekten

Nach der Sanierung nimmt das Rathaus wieder seinen Platz im Stadtbild der Altstadt von Bad Cannstatt ein. - Bezirksrathaus Stuttgart-Bad Cannstatt

© Knauf/Roger Schwarz

Die Ostfassade enthält Hinweise auf die Geschichte des Baus. Das aufgelassene Feld (rechts) zeigt das originale Fachwerk. An der Südostecke befindet sich der neue Gebäudeteil. - Bezirksrathaus Stuttgart-Bad Cannstatt

© Knauf/Roger Schwarz

Im Dachgeschoss wurden neue Flächen für Büros geschaffen. Rotkalk an den Wänden schafft ein angenehmes Raumklima. - Bezirksrathaus Stuttgart-Bad Cannstatt

© Knauf/Roger Schwarz

Sämtliche Wände sind mit Rotkalk gestaltet. Der Kalkputz sorgt für eine sehr gute, natürliche Luftfeuchteregulierung. - Bezirksrathaus Stuttgart-Bad Cannstatt

© Knauf/Roger Schwarz

Die grünen Fensterflügel kontrastieren sehr schön mit den weiß gekalkten Wänden. - Bezirksrathaus Stuttgart-Bad Cannstatt

© Knauf/Roger Schwarz

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Manderscheid Architekten

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Marktplatz 10, 70372 Stuttgart, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

05.2013

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Manderscheid Architekten

Quellenstraße 7

70376 Stuttgart

Deutschland

Bauleistung: Putz, Stuck

Kraft GmbH Stuckateurmeister

Industriestraße 6

70794 Filderstadt

Deutschland

Verwendete Produkte

Knauf Gips

Innendämmung

Innendämmung Rotkalk in-System

Beschreibung

Objektbeschreibung

Mit viel Fingerspitzengefühl und dem passenden Materialeinsatz gelang es den Architekten der Manderscheid Partnerschaft, das historisch bedeutsame Bezirksrathaus Bad Cannstatt zu modernisieren und seine Geschichte zu bewahren. Bei der gekonnten Verbindung zwischen Alt und Neu nimmt Knauf Rotkalk eine Schlüsselstellung ein: die weißen Kalkputzflächen prägen maßgeblich den Raumeindruck und sorgen für ein angenehmes Raumklima.
 
Bad Cannstatt ist mehr als nur ein Stadtbezirk der Landeshauptstadt Stuttgart. Stolz ist man hier auf die Geschichte des Ortes, seine lange Unabhängigkeit, das zweitgrößte Mineralwasservorkommen Europas und die vielen Berühmtheiten der Stadt, allen voran Gottlieb Daimler. Deshalb war es mehr als nur eine unangenehme Tatsache, dass mit dem Bezirksrathaus eines der prägenden Gebäude der Altstadt aufgrund einer umfassenden Sanierung lange verhüllt war. Das historische, vermutlich als Kornhaus, Lagerhalle oder Markthalle erbaute Gebäude aus dem Jahr 1490/91 bildet im größten Stuttgarter Stadtbezirk häufig die Kulisse für die Höhepunkte im Kalender der Bewohner. Ob bei der schwäbisch-alemannischen Straßenfasnet samt Kübelesrennen, beim Maibaumfest, bei Musik und Wein, beim Volksfestumzug zur Eröffnung des Cannstatter Wasens oder dem rege besuchten Wochenmarkt – das historische Rathaus bildet gemeinsam mit der spätgotischen Stadtkirche den Rahmen für das Treiben rund um Marktplatz und Marktstraße.
 
Im Zuge der Sanierung galt es die schlechte Bausubstanz zu ertüchtigen und den mangelhaften Brandschutz zu verbessern. Außerdem musste auf die Bauschäden im südöstlichen Teil reagiert werden. Hier war die Gebäudeecke im Laufe der Jahre um bis zu 80 cm abgesackt. Um auf diese Herausforderungen adäquat reagieren zu können, beauftragte das Hochbauamt der Stadt Stuttgart die im Umgang mit historischen Gebäuden erfahrenen Architekten der Manderscheid Partnerschaft.
 
„Neues soll als solches erkennbar sein. Je wertvoller die Substanz, umso zurückhaltender wird das neue Bauteil eingefügt“, lautet die Grundhaltung der Architekten. Deshalb unterschieden sie zwischen dem Erhalt der historischen und geschichtlich wichtigen Elemente und der Erneuerung und Ertüchtigung des Gebäudes. Statt einer historistischen Rekonstruktion entschieden sie sich für einen sichtbaren Umgang mit alter Substanz und neuen Bauteilen. Ein Anbau mit Toiletten und Nebenräumen wurde abgerissen an der südöstlichen Gebäudeecke durch ein neues Sicherheitstreppenhaus ersetzt. Die neue Betonkonstruktion ist vom übrigen Gebäude durch eine leichte Kante abgesetzt. Zudem markieren zwei weitere Elemente den neu hinzugefügten Teil: Streckmetall-Elemente aus Kupfer heben sich von den ansonsten verwendeten Klappläden aus Holz ab und die Geschosslinien verlaufen gerade, während sie beim Altbau schräg verlaufen.
 
Auch innen tauchen immer wieder die bewusst gewählten Kontraste zwischen alt und neu auf. Stützbalken, alte Durchbrüche und Stuckfriese wurden freigelegt und weiß getüncht. Dadurch können sie bemerkt werden, stechen jedoch nicht als eigenständige Gestaltungselemente hervor. Im neuen Anbau, der als Treppenhaus dient, wurde dagegen auf jegliche historistische Gestaltung verzichtet. Glastrennwände zum alten Teil hin grenzen diesen Bereich ab und dienen dem Brandschutz. Mit blauen Stahltreppen, blauen Handläufen und Treppenfassungen aus Stahl hebt sich der neue Teil auch optisch vom Bestand ab und nimmt trotzdem Verbindung zum Alten auf. So weisen auch im historischen Flurbereich blaue Stahlelemente auf die Zugänge zu Treppenhaus und den eingebauten Aufzug hin.
 
Rotkalk reguliert Luftfeuchte

Ein weiteres verbindendes Element ist der Boden. Der gesprenkelte Terrazzo-Boden kontrastiert sehr gut mit den weißen Putzflächen der Wände und Decken. Für diese wurde ein Kalkputz des Typs Rotkalk Grund sowie Rotkalk Fein von Knauf verwendet. Da dieser zudem mit einem weißen Kalk getüncht wurde, ergeben sich Innenräume mit einer sehr guten, natürlichen Luftfeuchteregulierung. Verarbeitet wurde der Rotkalk von der Stuckateur Kraft GmbH. Der Betrieb erhielt dabei besonders von den Planern ein großes Lob. So meint Christoph Manderscheid: „Es ist eine Freude mit Handwerkern zusammen zu arbeiten, die einen Kalkputz zu verarbeiten wissen.“
 
Zunächst waren die meist als nicht tragfähig eingestuften Altputze zu entfernen. Die darunter liegenden, zum Vorschein kommenden Fachwerkwände mussten dann entsprechend ihrer Güte und ihres Alters behandelt werden. Hierzu entfernten die Stuckateure zunächst die übrigen Putz- und Staubreste mit einem Besen und brachten anschließend Wellpappe als Schutz für die Fachwerkbalken auf. Auf diese Pappe sowie auf die übrigen Wände montierten die Stuckateure ein Distanet Metallgewebe für eine bessere Haftung des aufzutragenden Putzes.
 
Der Aufbau der Wände besteht aus dem Unterputz Rotkalk Grund mit Stärken von bis zu 10 cm, der maschinell mit der Mischpumpe PFT G4 aufgetragen wurde. So entstanden gerade Flächen für die weitere Bearbeitung. Darauf wurde eine 5 bis 7 mm starke Gewebespachtelung aus Rotkalk Fein aufgebracht und durch den Oberputz Rotkalk Filz ergänzt.
 
Wo die Bestandswände erhaltenswert waren, besserten die Stuckateure die Flächen lediglich aus. Dies war möglich, weil man sich mit Kalkputz für die neu zu erstellenden Wände für das gleiche Material entschied, aus dem die alten Wände bestanden. Auch die teilweise noch erhaltenen Stuckgesimse wurden so lediglich ausgebessert oder angeputzt, bewusst jedoch nicht restauriert.
 
Wie gut geeignet Rotkalk für den Einsatz in einem historischen Gebäude ist, zeigte sich besonders beim Ausbau des Dachgeschosses. „Im Dachgeschoss war vor den Putzarbeiten ein extrem schlechter Geruch bemerkbar. Schon wenige Tage nach dem Verputzen war dieser jedoch nicht mehr wahrzunehmen. Im Gegenteil: In den Räumen roch es nun neutral und es gab ein fühlbar besseres Raumklima“, berichtet Knauf Fachberater Markus Brosch, der beim gesamten Projekt beratend zur Seite stand.
 
Einzige Materialausnahme bei den Putzflächen war das neue Treppenhaus. Hier wurde statt Rotkalk der Universalmörtel Knauf SM 700 Pro eingesetzt, weil dieser mineralische Putz auf Beton eine beständige Haftung gewährleistet. Um eine ansprechende Optik zu erreichen bürsteten die Stuckateure den Putz, der hier als Oberputz Verwendung fand. Eine lebendige und raue Oberfläche, die den Rotkalk-Putzflächen in der Optik nicht nachsteht, ist das Ergebnis.
 

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