Architekturobjekte
Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup
48607 Ochtrup, MarktstraĂe 8
Mit freundlicher UnterstĂŒtzung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)
Mit freundlicher UnterstĂŒtzung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
MarktstraĂe 8, 48607 Ochtrup, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der BaumaĂnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
04.2014
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
GebÀudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
RaummaĂe und FlĂ€chen
NutzflÀche
1.000 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Beim Umbau zur BĂŒcherei sollte die Konstruktion des ursprĂŒnglich in den RĂ€umen ansĂ€ssigen Supermarktes bewusst erkennbar bleiben. Das neue Deckensystem verdeckt deshalb nicht die UnterzĂŒge, sondern setzt mit seinen kreativ gemischten Plattenformaten einen eigenstĂ€ndigen gestalterischen Akzent innerhalb des Stahlbeton-Tragwerks. Ohne Verlust bei der Raumhöhe konnte so eine bibliotheksgerechte Raumakustik und Lichtreflexion erreicht werden.
âEntscheidend ist, was der Architekt daraus machtâ, hatte Hadi Teherani bei der Vorstellung
der von ihm gemeinsam mit dem Deckenspezialisten OWA entwickelten Deckenkollektion gesagt. Diese âOWAconsult collection, designed by Hadi Teheraniâ ermöglicht es, die bisher oft rein funktional verstandene Raumdecke architektonisch völlig neu zu interpretieren. Statt des gewohnten Schachbrettmusters erweitert ein Baukastensystem aus im Grundsatz einfachen Formen, Mustern und geometrischen Elementen den kreativen Freiraum bei der Raumdeckengestaltung. Was sich aus diesem Baukasten zum Beispiel machen lĂ€sst, haben UKW Innenarchitekten aus Krefeld auf ĂŒberraschende und unerwartete Weise mit dem Deckensystem Flexo in Ochtrup gezeigt.
Schon die Aufgabenstellung war ungewöhnlich: Ein ehemaliger Supermarkt sollte fĂŒr den Einzug der BĂŒcherei St. Lamberti umgebaut werden. Bei dieser nicht alltĂ€glichenÂ
Metamorphose setzten die Architekten vor allem auf die Möblierung, den FuĂboden und eben die Decke, um das zu einer Bibliothek gehörige Raumerlebnis und Ambiente zu schaffen. Die Flexo-Decke mit ihrem frei kombinierbaren Formatmix wurde jedoch nicht als allein dominierendes, flĂ€chiges Design am oberen Raumabschluss inszeniert, sondern fĂŒgt sich als spannendes Element in das Raster der markanten UnterzĂŒge und in die LinearitĂ€t der untergehĂ€ngten Deckenstrahlheizungen ein.
Sichtbares Tragwerk: regelmĂ€Ăig und wild
âMit einem knappen Budget mussten wir groĂe Raumtiefen bei wenig Tageslicht und im VerhĂ€ltnis zur RaumgröĂe niedrige Decken berĂŒcksichtigenâ, beschreibt Prof. Martin Klein-Wiele, gemeinsam mit Jochen Usinger Partner bei UKW Innenarchitekten, die Ausgangssituation. âUnser Entwurf basiert auf der Sichtbarmachung der Architektur des GebĂ€udes und auf der starken Nutzung von Farben sowie der Kombination aus seriellen
Regalen und eigenen MöbelentwĂŒrfen.â
Das schwerste âErbeâ des Supermarktes war die knappe Raumhöhe von 3,16 m bis
Unterkante der UnterzĂŒge, die in Anbetracht des rund 700 mÂČ groĂen BibliotheksraumsÂ
keinesfalls noch weiter verringert werden sollte. Die TrĂ€ger selbst sind wegen der groĂen Spannweiten mit 94 cm Höhe eher ĂŒppig dimensioniert. In ihrer Ebene und teilweise durch sie hindurch verlaufen eine Reihe von Elektro- und LĂŒftungsinstallationen, die nicht mehr zu sehen sein sollten.
Die neue Unterdecke wurde deshalb feldweise zwischen den UnterzĂŒgen eingebaut, sodass in den Feldern 3,36 m Raumhöhe entstand. Die sichtbar bleibenden unteren 20 cm der TrĂ€ger unterstĂŒtzen die angestrebte Ablesbarkeit der Architektur, zugleich prĂ€sentieren sie sich in einer Eleganz â man möchte fast sagen: FiligranitĂ€t â die man Stahlbeton gar nicht zugetraut hĂ€tte.
Besondere Spannung erzeugt die Idee der sichtbaren Konstruktion im Eingangsbereich, in dem das Tragwerk die klassische Rechtwinkligkeit verlĂ€sst. Der GebĂ€udegrundriss verlangte hier die Ausbildung einer polygonalen Ecklösung. âDie UnterzĂŒge verlaufen dadurch in den verschiedensten Richtungen schrĂ€g durch den Raumâ, erklĂ€rt Prof. Martin Klein-Wiele. âDiese schon beinahe wild wirkende Struktur wollten wir unbedingt erhalten und fĂŒr die Raumgestaltung nutzen. Die Farbanordnung im Teppich und die Formen der hierfĂŒr eigens entworfenen Möbel orientieren sich darum an den durch die UnterzĂŒge vorgegebenen sternförmigen Linien.â
Designdecke: Abkehr von der Monotonie
Gerade im unregelmĂ€Ăigen Eingangsbereich erwies sich der besondere Formatmix der Design-Deckenkollektion Flexo als Vorteil. Denn statt einer EinheitsgröĂe gibt es hier vier verschiedene, frei miteinander kombinierbare Formate der vlieskaschierten Mineralwolleplatten, mit denen individuelle Deckenbilder erzeugt und RĂ€ume entsprechend ihrer Geometrie und Nutzung gegliedert werden können. Das bestechend Einfache an Flexo ist der modulartige Aufbau, der aus den Formaten 60 x 60 cm, 120 x 30 cm, 120 x 60 cm und 120 x 120 cm in beliebiger Anordnung entsteht. Die KreativitĂ€t des Planers durchbricht so die Monotonie der immer gleichen Rechtecke und Quadrate.
Die Platten werden mit dem System S 15a cliq aus der OWAconsult collection montiert und sind fĂŒr den Zugang zu den Installationen einzeln herausnehmbar. So genannte abgefĂ€lzte Kanten sorgen fĂŒr sichtbare PlattenstöĂe, an denen die Trag- und Verbindungsprofile jedoch dezent zurĂŒcktreten und dadurch einen gegenĂŒber Standardsystemen wertigeren Eindruck vermitteln.
âDurch die Decke mit ihrem Formatmix und ihrem Fugenbild sind wir endgĂŒltig vom Charakter des Supermarktes weggekommenâ, erklĂ€rt der Architekt. Was sowohl optisch als auch akustisch gilt. Denn mit Schallabsorptionswerten αW/NRC von 0,85 (bzw. 0,70 fĂŒr das Format 120 x 30 cm) schaffen die Flexo-Designplatten genau die ruhige und gedĂ€mpfte GerĂ€uschkulisse, die eine Bibliothek von einem Supermarkt unterscheidet.
Beleuchtung: Höhe durch Helligkeit
Ein weiteres âErbteilâ der VorgĂ€ngernutzung war in Ochtrup das wenige Tageslicht im VerhĂ€ltnis zur RaumgröĂe. Die Fenster in den AuĂenwĂ€nden allein reichen selbst am hellen Tag nicht aus, um die fĂŒr eine Bibliothek geforderten 200 lx an den unteren RegalfĂ€chern oder gar 500 lx an den LeseplĂ€tzen zu erreichen.Â
Ăhnlich stellte sich die Situation fĂŒr die Raumheizung dar, die allein mit Radiatoren entlang der WĂ€nde und Fenster nicht zu bewĂ€ltigen war. FĂŒr eine FuĂbodenheizung hĂ€tte jedoch der Boden komplett aufgenommen werden mĂŒssen.
UKW Innenarchitekten machten aus dieser zweifachen Not eine doppelte Tugend und verknĂŒpften die Lösungen fĂŒr die Beleuchtung und Beheizung: Rund 26 cm unter der Decke hĂ€ngen Deckenstrahlheizköper, die ihre WĂ€rme vollstĂ€ndig nach unten abstrahlen und sich mit ihrer ausgeprĂ€gten LinearitĂ€t ĂŒberraschend gut an die Langformate der Flexo-Decke anpassen.
FĂŒr die Beleuchtung gibt es einige dem Raster angepasste direkte Leuchten in der Decke. DarĂŒber hinaus befinden sich auf der Oberseite der Heizkörper Leuchtstofflampen, die die Decke anstrahlen und den Raum damit indirekt beleuchten. Mit ihrer hohen Lichtreflexion von ca. 87 nach ISO 7724 unterstĂŒtzt die weiĂe Designdecke solche Lichtlösungen sehr effektiv. Doch ging es den Architekten bei dieser indirekten Lösung nicht nur um die BeleuchtungsstĂ€rken, sondern auch um den Ă€sthetischen Effekt: âDie helle Decke erhöht in der menschlichen Wahrnehmung die Raumhöhe und schafft eine GroĂzĂŒgigkeit, wie sie dunkle, unbeleuchtete Decken nie erreichen. AuĂerdem kommen die Struktur und Geometrie der variablen Plattenformate an der Decke dadurch noch einmal verstĂ€rkt zum Ausdruck.â
Bibliothek: wohlfĂŒhlen in der Lounge
Ganz pur ist der Formatmix des Deckensystems Flexo ĂŒbrigens im separaten Saal zu
erleben, der ohne Deckenstrahlheizkörper ausgefĂŒhrt wurde. Diesen Raum fĂŒr Lesungen und Veranstaltungen mit bis zu 80 Personen nutzt die Bibliothek gemeinsam mit der Caritas, die ebenfalls eine TeilflĂ€che des ehemaligen Supermarktes angemietet hat und dort u. a. ein CafĂ© betreibt. Beide Einrichtungen lassen sich getrennt betreten, sind aber untereinander auch fĂŒr die Ăberkreuz-Nutzung verbunden.
Neben den aktuell etwa 35.000 Medien vom klassischen Buch bis zu den verschiedensten
DatentrĂ€gern bietet die BĂŒcherei St. Lamberti mit dem CafĂ©, den InternetzugĂ€ngen oder auch der automatisierten âAuĂenleiheâ an der StraĂenfront den kompletten Service einer modernen Bibliothek. Das haben die Besucher zum âTag der offenen TĂŒrâ vor Beginn des regulĂ€ren Leihbetriebs im FrĂŒhjahr 2014 auch gebĂŒhrend gewĂŒrdigt. Wirklich begeistert waren sie jedoch von der Gestaltung und AtmosphĂ€re im Inneren, die natĂŒrlich von BĂŒchern geprĂ€gt ist, in der aber auch Kuschelecken fĂŒr Kinder oder loungeartige WohlfĂŒhlbereiche fĂŒr Erwachsene zum Lesen und Verweilen einladen.Â
Beschreibung der Besonderheiten
Vorhaben: Umbau eines ehemaligen Supermarktes zur Bibliothek in Ochtrup
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde St. Lambertus
Bauzeit: Planungsbeginn 2013, Eröffnung 01.04.2014
Architekten: UKW Innenarchitekten, Krefeld; Jochen Usinger, Dipl.-Ing. (FH)
Innenarchitekt und Martin Klein-Wiele, Prof. Dipl.-Ing. (FH) Innenarchitekt
GrundflĂ€chen: rd. 1.000 mÂČ insgesamt, davon ca. 700 mÂČ im zentralen Bibliotheksraum;
ca. 900 mÂČ Akustikdecke
Deckensystem: Flexo Formatmix aus der OWAconsultÂź collection designed by Hadi Teherani
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