Architekturobjekt 5 von 9

Architekturobjekte


Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

48607 Ochtrup, Marktstraße 8

Mit freundlicher UnterstĂŒtzung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)

Mit dem Umzug auf die FlĂ€che eines ehemaligen Supermarktes erhielt die Bibliothek mehr Platz und eine spannende neue Raumstruktur. Die polygonale Eckausbildung fĂŒhrte im Eingangsbereich zu einer besonderen Struktur der UnterzĂŒge, die in die Architektur ei - Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

© Jens Kirchner, DĂŒsseldorf

Der sternförmige, teilweise aber auch völlig wilde Verlauf der UnterzĂŒge wurde bewusst sichtbar gelassen und in der Form der Möbel sowie der Farbfelder im Boden noch einmal aufgegriffen. - Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

© Jens Kirchner, DĂŒsseldorf

Vier verschiedene Plattenformate können im Deckensystem auf Modulbasis miteinander kombiniert werden, sodass Freiraum fĂŒr kreative und individuelle Lösungen entsteht. - Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

© Jens Kirchner, DĂŒsseldorf

Im hinteren Teil der Bibliothek mit seinem regelmĂ€ĂŸigen Tragwerk erzeugen die variablen Formate der Designdecke zusammen mit den UnterzĂŒgen und den untergehĂ€ngten Strahlheizkörpern ein Bild ruhiger und klarer LinearitĂ€t. - Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

© Jens Kirchner, DĂŒsseldorf

Selbst in der Tiefe des Raumes entsteht aus der Kombination aus direkter und indirekter Beleuchtung ein großzĂŒgiger, vergleichsweise hoch wirkender Raumeindruck. - Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

© Jens Kirchner, DĂŒsseldorf

Der Formatmix der Deckenplatten im Veranstaltungsraum, wo durch das Fehlen der BĂŒcher der raumakustischen Funktion der Decke eine zusĂ€tzliche Bedeutung zukommt. - Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

© Jens Kirchner, DĂŒsseldorf

Die vier Plattenformate ergeben verschiedene modulartige Kombinationsvarianten. Die Deckenstrahlheizkörper mit ihrer strengen LinearitĂ€t bilden die einen starken Kontrast zur Ausrichtung der UnterzĂŒge. - Bibliothek St. Lamberti in Ochtrup

© Jens Kirchner, DĂŒsseldorf

Mit freundlicher UnterstĂŒtzung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Marktstraße 8, 48607 Ochtrup, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Umbau

Fertigstellungstermin

04.2014

Zeichnungen und Unterlagen

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architektur: Innenarchitekt

UKW Innenarchitekten

Baackesweg 77

47804 Krefeld

Deutschland

Tel. +49 2151 325035-0

ukw@ukw-innenarchitekten.de

GebÀudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Raummaße und FlĂ€chen

NutzflÀche

1.000 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Designdecke im modularen Formatmix

Beim Umbau zur BĂŒcherei sollte die Konstruktion des ursprĂŒnglich in den RĂ€umen ansĂ€ssigen Supermarktes bewusst erkennbar bleiben. Das neue Deckensystem verdeckt deshalb nicht die UnterzĂŒge, sondern setzt mit seinen kreativ gemischten Plattenformaten einen eigenstĂ€ndigen gestalterischen Akzent innerhalb des Stahlbeton-Tragwerks. Ohne Verlust bei der Raumhöhe konnte so eine bibliotheksgerechte Raumakustik und Lichtreflexion erreicht werden.

„Entscheidend ist, was der Architekt daraus macht“, hatte Hadi Teherani bei der Vorstellung
der von ihm gemeinsam mit dem Deckenspezialisten OWA entwickelten Deckenkollektion gesagt. Diese „OWAconsult collection, designed by Hadi Teherani“ ermöglicht es, die bisher oft rein funktional verstandene Raumdecke architektonisch völlig neu zu interpretieren. Statt des gewohnten Schachbrettmusters erweitert ein Baukastensystem aus im Grundsatz einfachen Formen, Mustern und geometrischen Elementen den kreativen Freiraum bei der Raumdeckengestaltung. Was sich aus diesem Baukasten zum Beispiel machen lĂ€sst, haben UKW Innenarchitekten aus Krefeld auf ĂŒberraschende und unerwartete Weise mit dem Deckensystem Flexo in Ochtrup gezeigt.

Schon die Aufgabenstellung war ungewöhnlich: Ein ehemaliger Supermarkt sollte fĂŒr den Einzug der BĂŒcherei St. Lamberti umgebaut werden. Bei dieser nicht alltĂ€glichen 
Metamorphose setzten die Architekten vor allem auf die Möblierung, den Fußboden und eben die Decke, um das zu einer Bibliothek gehörige Raumerlebnis und Ambiente zu schaffen. Die Flexo-Decke mit ihrem frei kombinierbaren Formatmix wurde jedoch nicht als allein dominierendes, flĂ€chiges Design am oberen Raumabschluss inszeniert, sondern fĂŒgt sich als spannendes Element in das Raster der markanten UnterzĂŒge und in die LinearitĂ€t der untergehĂ€ngten Deckenstrahlheizungen ein.

Sichtbares Tragwerk: regelmĂ€ĂŸig und wild
„Mit einem knappen Budget mussten wir große Raumtiefen bei wenig Tageslicht und im VerhĂ€ltnis zur RaumgrĂ¶ĂŸe niedrige Decken berĂŒcksichtigen“, beschreibt Prof. Martin Klein-Wiele, gemeinsam mit Jochen Usinger Partner bei UKW Innenarchitekten, die Ausgangssituation. „Unser Entwurf basiert auf der Sichtbarmachung der Architektur des GebĂ€udes und auf der starken Nutzung von Farben sowie der Kombination aus seriellen
Regalen und eigenen MöbelentwĂŒrfen.“

Das schwerste „Erbe“ des Supermarktes war die knappe Raumhöhe von 3,16 m bis
Unterkante der UnterzĂŒge, die in Anbetracht des rund 700 mÂČ großen Bibliotheksraums 
keinesfalls noch weiter verringert werden sollte. Die TrĂ€ger selbst sind wegen der großen Spannweiten mit 94 cm Höhe eher ĂŒppig dimensioniert. In ihrer Ebene und teilweise durch sie hindurch verlaufen eine Reihe von Elektro- und LĂŒftungsinstallationen, die nicht mehr zu sehen sein sollten.

Die neue Unterdecke wurde deshalb feldweise zwischen den UnterzĂŒgen eingebaut, sodass in den Feldern 3,36 m Raumhöhe entstand. Die sichtbar bleibenden unteren 20 cm der TrĂ€ger unterstĂŒtzen die angestrebte Ablesbarkeit der Architektur, zugleich prĂ€sentieren sie sich in einer Eleganz – man möchte fast sagen: FiligranitĂ€t – die man Stahlbeton gar nicht zugetraut hĂ€tte.
Besondere Spannung erzeugt die Idee der sichtbaren Konstruktion im Eingangsbereich, in dem das Tragwerk die klassische Rechtwinkligkeit verlĂ€sst. Der GebĂ€udegrundriss verlangte hier die Ausbildung einer polygonalen Ecklösung. „Die UnterzĂŒge verlaufen dadurch in den verschiedensten Richtungen schrĂ€g durch den Raum“, erklĂ€rt Prof. Martin Klein-Wiele. „Diese schon beinahe wild wirkende Struktur wollten wir unbedingt erhalten und fĂŒr die Raumgestaltung nutzen. Die Farbanordnung im Teppich und die Formen der hierfĂŒr eigens entworfenen Möbel orientieren sich darum an den durch die UnterzĂŒge vorgegebenen sternförmigen Linien.“

Designdecke: Abkehr von der Monotonie
Gerade im unregelmĂ€ĂŸigen Eingangsbereich erwies sich der besondere Formatmix der Design-Deckenkollektion Flexo als Vorteil. Denn statt einer EinheitsgrĂ¶ĂŸe gibt es hier vier verschiedene, frei miteinander kombinierbare Formate der vlieskaschierten Mineralwolleplatten, mit denen individuelle Deckenbilder erzeugt und RĂ€ume entsprechend ihrer Geometrie und Nutzung gegliedert werden können. Das bestechend Einfache an Flexo ist der modulartige Aufbau, der aus den Formaten 60 x 60 cm, 120 x 30 cm, 120 x 60 cm und 120 x 120 cm in beliebiger Anordnung entsteht. Die KreativitĂ€t des Planers durchbricht so die Monotonie der immer gleichen Rechtecke und Quadrate.

Die Platten werden mit dem System S 15a cliq aus der OWAconsult collection montiert und sind fĂŒr den Zugang zu den Installationen einzeln herausnehmbar. So genannte abgefĂ€lzte Kanten sorgen fĂŒr sichtbare PlattenstĂ¶ĂŸe, an denen die Trag- und Verbindungsprofile jedoch dezent zurĂŒcktreten und dadurch einen gegenĂŒber Standardsystemen wertigeren Eindruck vermitteln.
„Durch die Decke mit ihrem Formatmix und ihrem Fugenbild sind wir endgĂŒltig vom Charakter des Supermarktes weggekommen“, erklĂ€rt der Architekt. Was sowohl optisch als auch akustisch gilt. Denn mit Schallabsorptionswerten αW/NRC von 0,85 (bzw. 0,70 fĂŒr das Format 120 x 30 cm) schaffen die Flexo-Designplatten genau die ruhige und gedĂ€mpfte GerĂ€uschkulisse, die eine Bibliothek von einem Supermarkt unterscheidet.

Beleuchtung: Höhe durch Helligkeit
Ein weiteres „Erbteil“ der VorgĂ€ngernutzung war in Ochtrup das wenige Tageslicht im VerhĂ€ltnis zur RaumgrĂ¶ĂŸe. Die Fenster in den AußenwĂ€nden allein reichen selbst am hellen Tag nicht aus, um die fĂŒr eine Bibliothek geforderten 200 lx an den unteren RegalfĂ€chern oder gar 500 lx an den LeseplĂ€tzen zu erreichen. 

Ähnlich stellte sich die Situation fĂŒr die Raumheizung dar, die allein mit Radiatoren entlang der WĂ€nde und Fenster nicht zu bewĂ€ltigen war. FĂŒr eine Fußbodenheizung hĂ€tte jedoch der Boden komplett aufgenommen werden mĂŒssen.

UKW Innenarchitekten machten aus dieser zweifachen Not eine doppelte Tugend und verknĂŒpften die Lösungen fĂŒr die Beleuchtung und Beheizung: Rund 26 cm unter der Decke hĂ€ngen Deckenstrahlheizköper, die ihre WĂ€rme vollstĂ€ndig nach unten abstrahlen und sich mit ihrer ausgeprĂ€gten LinearitĂ€t ĂŒberraschend gut an die Langformate der Flexo-Decke anpassen.
FĂŒr die Beleuchtung gibt es einige dem Raster angepasste direkte Leuchten in der Decke. DarĂŒber hinaus befinden sich auf der Oberseite der Heizkörper Leuchtstofflampen, die die Decke anstrahlen und den Raum damit indirekt beleuchten. Mit ihrer hohen Lichtreflexion von ca. 87 nach ISO 7724 unterstĂŒtzt die weiße Designdecke solche Lichtlösungen sehr effektiv. Doch ging es den Architekten bei dieser indirekten Lösung nicht nur um die BeleuchtungsstĂ€rken, sondern auch um den Ă€sthetischen Effekt: „Die helle Decke erhöht in der menschlichen Wahrnehmung die Raumhöhe und schafft eine GroßzĂŒgigkeit, wie sie dunkle, unbeleuchtete Decken nie erreichen. Außerdem kommen die Struktur und Geometrie der variablen Plattenformate an der Decke dadurch noch einmal verstĂ€rkt zum Ausdruck.“

Bibliothek: wohlfĂŒhlen in der Lounge
Ganz pur ist der Formatmix des Deckensystems Flexo ĂŒbrigens im separaten Saal zu
erleben, der ohne Deckenstrahlheizkörper ausgefĂŒhrt wurde. Diesen Raum fĂŒr Lesungen und Veranstaltungen mit bis zu 80 Personen nutzt die Bibliothek gemeinsam mit der Caritas, die ebenfalls eine TeilflĂ€che des ehemaligen Supermarktes angemietet hat und dort u. a. ein CafĂ© betreibt. Beide Einrichtungen lassen sich getrennt betreten, sind aber untereinander auch fĂŒr die Überkreuz-Nutzung verbunden.

Neben den aktuell etwa 35.000 Medien vom klassischen Buch bis zu den verschiedensten
DatentrĂ€gern bietet die BĂŒcherei St. Lamberti mit dem CafĂ©, den InternetzugĂ€ngen oder auch der automatisierten „Außenleihe“ an der Straßenfront den kompletten Service einer modernen Bibliothek. Das haben die Besucher zum „Tag der offenen TĂŒr“ vor Beginn des regulĂ€ren Leihbetriebs im FrĂŒhjahr 2014 auch gebĂŒhrend gewĂŒrdigt. Wirklich begeistert waren sie jedoch von der Gestaltung und AtmosphĂ€re im Inneren, die natĂŒrlich von BĂŒchern geprĂ€gt ist, in der aber auch Kuschelecken fĂŒr Kinder oder loungeartige WohlfĂŒhlbereiche fĂŒr Erwachsene zum Lesen und Verweilen einladen. 

Beschreibung der Besonderheiten

Bautafel
Vorhaben: Umbau eines ehemaligen Supermarktes zur Bibliothek in Ochtrup
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde St. Lambertus
Bauzeit: Planungsbeginn 2013, Eröffnung 01.04.2014
Architekten: UKW Innenarchitekten, Krefeld; Jochen Usinger, Dipl.-Ing. (FH)
Innenarchitekt und Martin Klein-Wiele, Prof. Dipl.-Ing. (FH) Innenarchitekt
GrundflĂ€chen: rd. 1.000 mÂČ insgesamt, davon ca. 700 mÂČ im zentralen Bibliotheksraum;
ca. 900 mÂČ Akustikdecke
Deckensystem: Flexo Formatmix aus der OWAconsultÂź collection designed by Hadi Teherani

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