Bildungscampus Freiham, München
81249 München, Bodenseestraße 400
Mit freundlicher Unterstützung von Schöck Bauteile
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bodenseestraße 400, 81249 München, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
09.2019
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Bildungscampus Freiham: Strukturiertes Lernhaus-Konzept
Wie sollte eine Schule gestaltet sein? Eine Antwort darauf geben die Architekten des Büros schürmann dettinger architekten mit dem Bildungscampus Freiham. Als Teil einer großräumig angelegten Stadterweiterung im Westen von München, beherbergt der Campus circa 3.000 SchülerInnen in vier Schularten. Die insgesamt vier Kilometer langen Fluchtbalkone der Schulgebäude sind mit verschiedenen Typen Isokorb XT des Herstellers Schöck Bauteile GmbH befestigt und thermisch entkoppelt.
Es ist das bisher größte Schulprojekt der Landeshauptstadt München und besteht aus Gymnasium, Realschule sowie Grund- und Förderschule und einer zentralen Mitte mit Doppelsporthalle. Im Februar 2015 wurde der vom Baureferat der Stadt ausgelobte Realisierungswettbewerb für den Neubau des Bildungscampus Freiham entschieden. schürmann dettinger architekten, München, mit Keller Damm Kollegen Landschaftsplaner Stadtplaner GmbH, München, konnten das Preisgericht in dem nicht offenen, zweiphasigen Realisierungswettbewerb von ihrem Konzept überzeugen. Die Schulen sind nach dem Münchner Lernhauskonzept gestaltet und in überschaubare Einheiten gliedert. Ein Modell, das pädagogische, architektonische und organisatorische Strukturen miteinander verbindet. Es unterteilt große Schulen in kleine Einheiten mit Klassenzimmern, Differenzierungsräumen, Teamräumen für Lehrer und der Campusmitte von Auer Weber.
Offene Gestaltung stärkt Campuscharakter
Die Architekten ordneten die vier unterschiedlichen Schultypen auf dem Campusgelände so an, dass sie sowohl zueinander als auch zu den öffentlichen Freiflächen in einem direkten räumlichen Zusammenhang stehen. So können gemeinschaftliche Einrichtungen wie Bibliothek und Mensa von allen Schulen genutzt werden. Das soll den Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern auf dem Campus in einem gemeinsamen Umfeld fördern. Alle Gebäude sind zu den angrenzenden, lärmbelasteten Quartierstraßen hin relativ geschlossen, während sie sich zur ruhigeren, parkähnlichen Landschaft des Campusgeländes über verglaste Fassaden öffnen. Dazwischen befindet sich eine Grünfläche mit Ost-West-Ausrichtung. Ziel der Grünflächenausgestaltung war es, die angrenzenden Bereiche durchgängig miteinander zu verbinden und gleichzeitig attraktive Aufenthaltsflächen für schulische und öffentliche Nutzung zu schaffen. So verschmelzen die Pausenflächen und öffentlicher Stadtpark zu einer Einheit. Eine barrierefreie Unterführung mit Tageslicht verbindet den Bildungscampus mit dem benachbarten Sportpark, der für den Schul- wie auch den Breitensport vorgesehen ist.
Architektur soll Gemeinschaft fördern
Der Gebäudekomplex besteht aus vier Bauteilen: Realschule und Gymnasium, Grundschule und Sonderpädagogisches Förder- und Kompetenzzentrum (GSF), Zentrale Mitte mit einer Mensa, einer Doppelsporthalle sowie einer Tiefgarage mit 110 Pkw-Stellplätzen und einer oberirdischen Verbindungsbrücke zwischen der Zentralen Mitte und dem GSF-Komplex. Die Fassadengestaltung der Gebäude ist in Weiß und hellem Gelb gehalten und unterstreicht die Campusatmosphäre, die hellen Ziegelflächen wirken freundlich und einladend.
Eine Schule mit drei verschiedenen Schulformen ist sehr komplex, erklärt Felix Schürmann: „Unsere Idee ist es, dass die Grenze zwischen den Schularten verschwimmt. Sie können an den Häusern nicht erkennen, wo das Gymnasium oder die Förderschule ist, und das ist Absicht. Auch die Räume unterscheiden sich in Details, aber nicht vom Prinzip.“ Die weißen nebeneinanderstehenden Gebäude haben von außen alle eine sehr klare Form. Betritt man sie jedoch, ist jedes anders und es entsteht eine Neugier, sie zu erkunden.
Ein Lernhaus ist wie eine kleine Schule in der großen Schule – mit eigenen Räumen, eigener Leitung und eigener Organisation. „Für uns ist Architektur ein Lebensraum – uns interessiert wie Menschen sich in einem Haus bewegen, es darf nicht einfach nur funktionieren“, so Schürmann. In diesem Sinne sind die Flurzonen in den Lernhäusern keine normalen Verkehrserschließungen, sondern wurden zu anspruchsvollen nutzbaren Flächen umprogrammiert. Diese Flächen werden als Zonen für Gruppenarbeit, Pausen und Hausaufgaben genutzt. Schürmann: „Unsere Architektur soll fördern, sich als Gruppe zu begreifen, die etwas bewegen kann und eine Relevanz hat − denn 3.000 Schüler sind eine gesellschaftliche Kraft.“
Fluchtbalkone gliedern die Fassade
Die Architekten realisierten bei allen Gebäudekomplexen den vorgeschriebenen zweiten Rettungsweg über Fluchtbalkone, die jedes Geschoss komplett umlaufen. So ist gesichert, dass die Schüler und Lehrer im Notfall direkt nach draußen flüchten und über die außen liegenden Treppenhäuser nach unten gelangen können. Die umlaufenden Fluchtbalkone gliedern die Fassade horizontal und verleihen den Gebäuden Tiefe. Felix Schürmann: „Die Balkone sind hier ein wichtiges Thema für die Schulgebäude. Natürlich sind die Balkone in erster Linie Fluchtbalkone, aber sie ermöglichen auch eine Beziehung zum öffentlichen Raum und die Vernetzung des Bildungscampus mit dem Viertel und das Öffnen der Schulfamilie nach außen.“ Die Balkone sind aufgrund ihrer großen Abmessungen in Ortbeton ausgeführt und, wie bei jedem Bauvorhaben, bedarf es gerade bei den Anschlüssen der Balkone besonderer Aufmerksamkeit. Zum einen gilt es in diesem Bereich Wärmebrücken zu reduzieren, zum anderen wirken besonders starke Kräfte auf der Verbindung von Gebäude und Balkon. Befestigt sind die insgesamt vier Kilometer langen Fluchtbalkone rund um die unterschiedlichen Gebäudeeinheiten mit dem Schöck Isokorb. Die verschiedenen Typen des Schöck Isokorb XT trennen Bauteile wie Attiken, Vordächer oder wie hier Balkone thermisch von der innenliegenden Decke und sind gleichzeitig Teil der Statik. Die Fugenabschnitte zwischen den Balkonen wurden mit dem Schöck Dorn verbunden. Er wird eingesetzt, um Querkräfte über eine Fuge hinweg zu übertragen. Bei den Flucht-Balkonen hält er die Verformung benachbarter Balkonplatten gleich, so dass keine Stolperkanten entstehen.
Schulmodell soll allen Schülern gerecht werden
Der Bildungscampus ist das mit Abstand größte Schulbauprojekt der Landeshauptstadt München und eines der größten in Deutschland. Darüber hinaus realisiert die Stadt mit dem Bildungscampus Freiham erstmals ein Bauprojekt, das allen Schülerinnen und Schülern auch mit unterschiedlichsten Formen von Einschränkungen gerecht wird. Der Campus soll damit als Modell für künftige Schulneubauten und -umbauten dienen. Grundlage ist der Aktionsplan „München wird inklusiv“; in diesem Rahmen hat sich die Landeshauptstadt München verpflichtet, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen.
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