Architekturobjekt 9 von 11

Architekturobjekte


Bowling Green Wiesbaden

65189 Wiesbaden, Wilhelmstr./Christian-Zais-Str

Mit freundlicher Unterstützung von Sopro Bauchemie

Mit freundlicher Unterstützung von Sopro Bauchemie

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Wilhelmstr./Christian-Zais-Str, 65189 Wiesbaden, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Umbau

Fertigstellungstermin

05.2006

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Dipl.-Ing. Willi Hildebrandt Bauer.Landschaftsarchitekt

Weberstr. 1

76133 Karlsruhe

Deutschland

Tel. +49 721 943750

bl@bauer-landschaftsarchitekten.de

Architektur: Landschaftsarchitekt

Kurbetrieb der Stadt Wiesbaden

Bauleistung: Fliesen, Platten

Gramenz GmbH

Mittelpfad 3

65205 Wiesbaden

Deutschland

Tel. +49 611 97746-0

webmaster@gramenz-galabau.de

Verwendete Produkte

Sopro Bauchemie

Pflaster-Fugenmörtel

Sopro PflasterFugMörtel hochfest

Gebäudedaten

Raummaße und Flächen

Nutzfläche

2.500 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Beeindruckende Kulisse
Basaltbeläge vor dem Wiesbadener Kurhaus in gebundener Bauweise verlegt und verfugt


In Verbindung mit dem Bau einer Tiefgarage wurde der Platz vor dem Wiesbadener Kurhaus, das historische Bowling Green, neu gestaltet. Die vom Landschaftsarchitekten zur Oberflächengestaltung verwendeten Basaltsteine wurden, um Schäden zu vermeiden, in den verkehrsbelasteten Bereichen in "gebundener Bauweise" verlegt und mit einem hochfesten Spezial-Pflasterfugmörtel verfugt.

Wiesbaden ist eines der ältesten Kurbäder Europas mit 26 heißen und einer kalten Thermalquelle. Das Wahrzeichen der hessischen Landeshauptstadt ist daher das 1904 bis 1907 auf Wunsch Kaiser Wilhelms II. von Friedrich von Thiersch für sechs Millionen Goldmark gebaute Kurhaus. Im Jahr 1987 originalgetreu restauriert und mit modernster Kommunikationstechnik ausgestattet, dient es heute als Zentrum für nationale und internationale Kongresse, Tagungen und Konferenzen sowie kulturelle Veranstaltungen. Neben zwölf Sälen verschiedener Größe und einem Bistro-Restaurant befindet sich hier auch eine der ältesten Spielbanken Europas. Gekrönte Häupter, Musiker, Literaten, sie alle kamen seit dem 18. Jahrhundert nach Wiesbaden, um hier ihr Glück zu versuchen. Einer der berühmtesten unter ihnen war sicherlich der russische Schriftsteller Fjordor Dostojewski, der hier sein gesamtes Geld verspielte. Für die Weltliteratur rückblickend betrachtet sicherlich ein erfreulicher Umstand, da er deshalb gezwungen war, einen neuen Roman zu schreiben. So entstand im Jahre 1865 sein Roman "Der Spieler", ein Klassiker der Weltliteratur.

Ein Ort historischer Architektur

Direkt vor dem Kurhaus befindet sich das sogenannte "Bowling Green". Dieses lang gestreckte, hufeisenförmige Rasenviereck wurde nach dem dort einstmals ausgeübten englischen Kugelspiel "Bowls" benannt. Neben dem Kurhaus an der Kopfseite erstrecken sich auf der einen Seite des Bowlings Greens die Theaterkolonnaden mit dem Hessischen Staatstheater und ihnen gegenüber die Kurhauskolonnaden. Diese sind mit 129 Meter Länge die längste Säulenhalle Europas. In ihnen ist das "Kleine Spiel" der Spielbank untergebracht. Wegen dieser beeindruckenden Kulisse wird das Bowling Green oft für Open-Air-Veranstaltungen oder als zentraler Treffpunkt bei besonderen Ereignissen genutzt. So steigt hier unter zum Jahresende stets die größte Silvesterparty Wiesbadens. Auch beim jährlich im Juni stattfindenden Wilhelmstraßenfest ist das Bowling Green Mittelpunkt und Schauplatz des zugehörigen Feuerwerks.

In Verbindung mit dem Bau einer zweigeschossigen Tiefgarage für das Kurhaus wurde das Bowling Green in den letzten beiden Jahren komplett neu gestaltet und im November 2006 an die Bevölkerung übergeben. Die aus dem Jahr 1856 stammenden prächtigen, dreischaligen Kaskaden-Brunnen wurden in diesem Zusammenhang ebenfalls restauriert. Die neu gepflanzten Platanen und der frisch eingesäte Rasen lassen das historische Areal nun wieder in seiner ganzen Schönheit erstrahlen.

Basaltbeläge als zentrales Gestaltungselement

Die Neugestaltung des Bowling Greens und des Kurhausplatzes orientierte sich am historischen Zustand der Anlage nach Vollendung des Kurhauses ab 1907. Gleichzeitig sollte bei den Baumaßnahmen aber auch den hohen Ansprüchen eines modernen Kongress- und Veranstaltungs-Standortes Rechnung getragen werden. Sowohl der Fußgängerbereich als auch die befahrbaren Bereiche erhielten daher eine sowohl optisch attraktive als auch funktionale Pflasteroberfläche. Das für die Planung zuständige Landschaftsarchitekturbüro Karl Bauer aus Karlsruhe entschied sich dabei für einen aus Vietnam stammenden Basaltstein mit einer Größe von ca. 21x16 cm. Ein Stein, der "sehr homogen und glatt" und damit - so Landschaftsarchitekt Jürgen Frietsch - besonders "gehfreundlich" ist.

Speziell in den auch ausdrücklich für einen Schwerlastverkehr ausgelegten Fahrzonen reichte die "Gehfreundlichkeit" des Belags jedoch nicht aus. Gleiches galt auch für die in den Fußgängerbereichen übliche sogenannte "ungebundene Verlegung" der Pflastersteine. Hierunter versteht man eine Verlegung der Steine in einem losen Splittbett mit anschließendem Einrütteln. Die Fugen werden dabei mit feinem Sand oder Edelsplitt verfüllt. Diese historisch durchaus bewährte Pflasterbauweise ist jedoch den heute verstärkt auftretenden hohen Verkehrslasten nicht mehr gewachsen. Ungebundene Beläge werden beispielsweise durch LKWs oder Busse oftmals auf Ärgste in Mitleidenschaft gezogen. Zudem begünstigt der Einsatz von modernen Kehrsaugmaschinen, die das ungebundene Fugenmaterial aufnehmen und somit die Fuge ausräumen, das Eindringen von Wasser in die Konstruktion und somit die nachhaltige Schädigung des Gesamtaufbaus. Ähnliches gilt für den Einsatz von Wasserdruckstrahlgeräten. Diese Schäden stellen sich schon bald als Spurrillen und Absenkungen, aber auch als lockere, verkantete Steine und Verschiebungen dar.

Um diesen Schädigungen vorzubeugen, muss bei hohen Verkehrslasten unbedingt die "gebundene Bauweise" zur Anwendung kommen. Hierbei werden für Fuge, Bettung und Tragschicht bindemittelhaltige Materialien eingesetzt. Der Pflastersteinbelag wird also zunächst in einem hydraulisch erhärtenden Mörtelbett, in der Regel drainagefähig, hammerfest versetzt. Der Stein ist dabei mit einem ausreichenden, möglichst gleichmäßigen Fugenabstand zu versetzen. Anschließend erfolgt die Verfüllung der Fuge ebenfalls mit einer gebundenen Fugenmasse.

Gebundene Bauweise verhindert Schäden am Natursteinbelag

Im Falle des Wiesbadener Bowling Greens ging der Steinverlegung zunächst ein größerer Erdaushub voraus. Mit dem Bau der Rinne, der einzigen Abgrenzung zwischen Straße und Bürgersteig (Stolperkanten soll es künftig nicht mehr geben) begannen dann die eigentlichen Pflasterarbeiten. Die Basaltsteine in den Flächen zwischen der Rinne und den Kolonnaden, also den später geringer belasteten Bereichen, wurden - wie bereits oben erwähnt - traditionell in der sogenannten "ungebunden Weise" verlegt und mit Splitt so weit aufgefüllt, dass keine Hohlräume mehr verblieben. Speziell der Eingangsbereich des Theaters, sowie die Rampen des Kurhauses wurden in der gebundenen Bauweise erstellt, um auch den hohen Absätzen, wie sie bei der weiblichen Theater- und Abendgaberobe unerlässlich sind, nicht zu schaden. Und damit das Pflaster nicht nur für das Gehen, sondern auch für das Auge eine angenehme Angelegenheit ist, kamen bei den Verlegearbeiten auch verschiedene optische Varianten zur Anwendung. So wurden die Steine im Gehbereich als Reihenpflaster verlegt, während im Verkehrsbereich eine diagonale Verlegung erfolgte

Die Steine im gesamten Bereich der Fahrbahn rund um das Bowling Green sowie die Bus-Vorfahrten vor dem Theater sowie die Rampen vor dem Haupteingang des Kurhauses wurden ebenfalls in der oben beschriebenen "gebundenen Bauweise" verlegt und verfugt, um die zu erwartenden hohen Belastungen aufnehmen zu können und Schädigungen der Natursteinoberflächen somit von vorn herein zu verhindern. Um eine hydraulisch gebundene, drainfähige Tragschicht herzustellen, wurden zunächst Splitt und Zement zu einem Untergrundbeton gemischt. Hierauf kam ein ebenfalls drainfähiger Bettungsmörtel, in den die Steine eingeklopft wurden. Im Straßen- und Gehwegbau wird dem Grundsatz "von oben nach unter wasserdurchlässig" entsprechend gefolgt, um die Konstruktion wasserfrei und somit frostsicher zu machen. Als Fugenmaterial kam mit dem Sopro PflasterFugMörtel hochfest ein spezieller Pflasterfugmörtel zum Einsatz. Wie bereits der Name sagt, handelt es sich dabei um einen zementären, trasshaltigen und schnell erhärtenden Fugenmörtel speziell zum Verfugen von Natur- und Betonsteinpflaster in hoch belasteten Bereichen. Dabei sind Fugenbreiten von 5 bis 30 mm möglich. Das Fugenmaterial eignet sich vor allem für schwer beanspruchte Straßenbereiche und Fußgängerzonen. Es ist Kehrsaugmaschinenfest und Hochdruckwasserstrahlgeeignet sowie Frost- und Tausalzbeständig. Der Trassgehalt verhindert zudem mögliche, die Optik beeinträchtigende Kalkhyrdat-ausblühungen.

Fachgerechte Verarbeitung


Der Fugenmörtel wird in annähernd flüssiger Konsistenz angemischt und anschließend auf die vorgenässte Pflasterfläche aufgebracht. Durch seine flüssige Konsistenz lassen sich selbst schmalste Fugen mit für den Verarbeiter geringsten Aufwand verfüllen. Der Fugenmörtel verdichtet sich von selbst und entwickelt Festigkeiten ³ 45 N/mm². Selbst bei großen Fugentiefen verhält sich der Fugenmörtel verarbeiterfreundlich, indem er nicht nachsackt und die Flächen wiederholt überarbeitet werden müssen. Nach einer kurzen Standzeit erfolgt die Reinigung des Pflasters mittels Sprühlanze oder einer Schwammbandmaschine. Da durch die gebundene Bauweise eine feste Fahrbahn bzw. ein monolithisches Endlosbauwerk entsteht, ist es erforderlich das Bauwerk durch Bewegungsfugen in Abschnitte einzuteilen, damit das Bauwerk temperaturbedingte Längenänderungen schadensfrei aufnehmen kann. Die Bewegungsfugen sind bei Natursteinpflaster in einem Abstand von 6-8 m anzulegen, während bei Betonwarensteinen die Felder max. 5 m groß sein dürfen.

Neben den Pflastersteinen in den Verkehrsbereichen wurden auch die auf der Terrasse des Kurhaus-Bistros, der Terrasse Käfer'S, verlegten Plattenbeläge mit dem hochfesten Material verfugt. Allerdings kam hier aus gestalterischen Gründen ein Mörtel in der Farbe anthrazit zum Einsatz, während die übrigen Flächen im Farbton "pflastergrau" verfugt wurden.

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