Nominiert für die Shortlist der Jury 2018
Bremer Punkt
28201 Bremen, August-Hinrichs-Str. 1a
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: LIN Architekten Urbanisten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
August-Hinrichs-Str. 1a, 28201 Bremen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
11.2016
Nachhaltigkeit
NaWoh
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
713 m²
Wohnfläche
427 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Wie viele deutsche Großstädte, ist auch Bremen mit der wachsenden Wohnungsknappheit und der steigenden Nachfrage nach preiswertem Wohnraum konfrontiert.
Vor diesem Hintergrund setzt die GEWOBA,Bremens größte Wohnungsbaugesellschaft, unter anderem auf die behutsame, bauliche Ergänzung vorhandener Quartiere. Im Rahmen des Wettbewerbs „ungewöhnlich Wohnen“ wurden 2011 fünf exemplarische Grundstücke in Wohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne ausgewählt, um die Anpassungsfähigkeit der Quartiere zu untersuchen und Antworten auf zeitgemäße Ansprüche an bezahlbaren, flexiblen Wohnraum für vielfältige Bewohnerstrukturen zu formulieren. Darunter auch die von großzügigen Freiflächen und überwiegend viergeschossigen Zeilenbauten geprägte Gartenstadt Süd in der Neustadt Bremens.
Punkthaus
Die hohe Adaptionsfähigkeit und die serielle Holzbauweise qualifizieren den Bremer Punkt als Pilotprojekt für städtebauliche Ergänzungen.
Die punktuelle Integration von viergeschossigen Holzkuben aktiviert städtebauliche Nischen und ermöglicht die flächenschonende Realisierung neuer Wohnungen. Der von Grünflächen geprägte Charakter der Siedlung bleibt erhalten. Mit einer Grundfläche von knapp 14 x 14 Metern reagieren die Punkthäuser umsichtig auf die vorhandene Struktur. Die Neubauten sind in modularer Holz-Fertigbauweise konzipiert. Damit entstehen freie Gestaltungsmöglichkeiten, um ortsspezifische Angebote zu schaffen und auf individuelle Nachfragen im Quartier einzugehen. Je nach Lage können Wohnungsgemenge, Erschließung, Grundfläche, Fassade und Gebäudeform angepasst werden.
Prototyp
Die ersten drei Bremer Punkte in der Gartenstadt Süd werden im Februar 2017 fertig gestellt.
Mit je 44 und 58 Quadratmetern Wohnfläche (2- und 3-Zimmer-
Wohnung) verfügen die baugleichen Prototypen über zwei geförderte Woh-
nungstypen. Die Kleinstwohnungen schaffen bezahlbare Angebote mit überdurchschnittlich hohem Standard: Holzbauweise, großzügige Fassadenöffnungen, geräumige private Außenflächen, Barrierefreiheit, optimierte Ausrichtung nach Süd-
Westen sowie eine zeitgemäße, nachhaltige Gebäudetechnik garantieren einen hohen Wohnkomfort.
Im Sinne der Generationengerechtigkeit richtet sich das Wohnraumangebot der ersten beiden Neubauten mit barrierefreier Erschließung vorwiegend an Bestandsbewohner der Umgebung. Im dritten Bremer Punkt setzt ein gemeinschaftliches Wohnprojekt einer inklusiven Wohngruppe neue Impulse im Quartier.
Vom Prototyp zur Serie
Von der Idee bis zum serienreifen Bautyp bedarf es eines intensiven Entwicklungsprozesses.
Die Erkenntnisse des Planungs- und Bauprozesses der Prototypen wurden evaluiert und sind in die Entwicklung einer im Hinblick auf Konstruktion, Erschließung und Flächeneffizienz optimierten, seriellen Neuauflage geflossen.
Die Neuauflage bietet eine größere Grundrissvariabilität und einen höheren Wohnflächenanteil. Die optimierte Gebäudehülle führt zu einem energetisch effizienteren A/V-Verhältnis.
Aktuell befinden sich sieben Bremer Punkte in den Bremer Ortsteilen Neustadt, Kattenturm und Schwachhausen in Planung und Realisierung - weitere Gebäude sollen folgen.
Wohnbaukasten
Der serielle Bautyp ergänzt den vorhandenen Wohnungsbestand um flexible und barrierefreie Grundrisstypologien.
In einem Bremer Punkt können insgesamt vier bis elf Wohnungen miteinander kombiniert werden. Das Angebot reicht vom Ein-Zimmer-Apartment mit 30 Quadratmetern bis zur Sechs-Raumwohnung mit einer Wohnfläche von 138 Quadratmetern. Die unterschiedlichen Wohnungstypen können in über 60 Geschossvarianten kombiniert und nahezu beliebig in den vier Geschossen gestapelt werden. Damit können je nach Standort individuelle Angebote für unterschiedliche Nutzergruppen geschaffen werden. Alle Wohnungen sind barrierefrei - zwei Wohnungstypen zudem rollstuhlgerecht.
Als Ergänzungsbau bietet der Bremer Punkt optional die Möglichkeit, durch etagenweise Brückenverbindungen barrierefreie Zugänge zu den Bestandswohnungen zu schaffen und diese somit nachhaltig aufzuwerten.
Bewohner
Die frei bespielbare Wohnfläche bietet Voraussetzungen für vielfältige Wohnmuster: Wohnen und Arbeiten sind ebenso möglich wie Angebote für unterschiedliche Familienkonstellationen, Singlehaushalte oder gemeinschaftliche Wohnformen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Wohnraumdebatte und dem hohen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum werden flexible, quartiersspezifische Angebote im geförderten oder frei finanzierten Bereich geschaffen. Dies ermöglicht heterogene Bewohnerstrukturen und eine hohe soziale Mischung.
19 der insgesamt 22 Wohnungstypen erfüllen die Anforderungen des Bremer Wohnraum-Förderungsprogramms. In einer "Grundrissfibel" hat die GEWOBA die vielseitigen Kombinationsmöglichkeiten der Wohnungstypen zusammengestellt.
Raumqualität
Vielfalt und Flexibilität auch in Funktion und Nutzung.
Die effiziente Flächenausnutzung innerhalb der Wohnung gelingt durch minimierte Verkehrsflächen und die Überlagerung von Funktionen (z.B. Wohnen/Essen/Kochen). Sie ist ein Garant für bezahlbare Mieten. Optimierte Wohnflächen stehen hohen Raumqualitäten nicht entgegen. So werden die raumhoch verglasten Loggien des Prototyps zum integralen Bestandteil der Wohnungen und bilden mit der Küche eine räumliche Einheit. Die Funktionen bleiben klar ablesbar. Der Laubengang dient als Begegnungsort für die Bewohner und als Schnittstelle zwischen innen und außen. In den Wohnungen der serienreifen Neuauflage ermöglichen große Schiebetüren vielfältige Nutzungsoptionen durch zuschaltbare Räume. Diese können je nach Bedarf als Wohn-/Esszimmer, Wohn-/Arbeitsraum oder vergrößertes Kinderzimmer genutzt werden.
Fassade
Die frei angeordneten, großzügigen, quadratischen Öffnungen spiegeln das differenzierte Innenleben der Punkthäuser wider und geben den Quartieren ein neues Gesicht.
Die Holzfenster und die Holzdecken der Loggien machen den konstruktiven Holzbau nach außen sichtbar. Die großen Fenster und die Vertiefungen der Loggien unterstreichen den differenzierten Gebäudecharakter in einem Wechselspiel von massivem Volumen und Leichtigkeit.
Der Bremer Punkt bildet je nach Wohnungsgemenge einen standortspezifischen Charakter und eine individuelle Fassade aus. Die Hülle kann als Putz-, oder unter bestimmten Voraussetzungen als Holzfassade ausgebildet werden.
Identität
Die spezifische Identität der einzelnen Bremer Punkte wird durch ein Farbkonzept unterstrichen.
Die farbliche Akzentuierung der Loggien und des Eingangsbereichs des Prototyps je nach Standort wirkt identitätsstiftend für das Einzelgebäude. Der Einsatz subtiler Gestaltungsmittel, bei der Neuauflage neben Farbakzenten auch die Wahl variierender Brüstungsmaterialien, setzt das Prinzip "Serie in Vielfalt" fort.
Systembau aus Holz
Der Bremer Punkt ist als modulares Baukastensystem konzipiert und besteht aus überwiegend vorgefertigten Bauteilen.
Dies ermöglicht die Realisierung von Grundrissen unterschiedlicher Größe und Organisation. Das Baukastenprinzip ist geeignet, um das Gebäude in kurzer Zeit und mit minimaler Baustelleneinrichtung zu errichten. Die Belastung des Wohnumfelds durch Baumaßnahmen wird auf ein Minimum reduziert. Die tragenden Außenwand-elemente werden in Holzrahmenbauweise gefertigt. Die Deckenelemente können in Stahlbeton oder als optimiertes Holz-Beton-Verbundsystem ausgebildet werden. Der Erschließungsbereich in Stahlbetonbauweise steift das Gebäude aus und bildet den ersten Rettungsweg. Er kann als innenliegender Kern oder als offener Laubengang ausgebildet werden.
Nachhaltigkeit
Der konstruktive Holzbau bedient sich eines nachwachsenden, klimafreundlichen Baustoffs. Im Vergleich zur Massivbauweise wird von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung deutlich weniger „Graue Energie“ verbraucht.
So weist eine Holzbetonverbunddecke eine Gewichtsreduzierung um 50 Prozent und eine Verringerung der CO2 Emission um 90 Prozent auf. Der Bremer Punkt wird nach dem Bewertungssystem des Vereins zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau e.V. „NaWoh“ zertifiziert. In die Bewertungskriterien des Labels fließen soziokulturelle, funktionale und technische Faktoren ein. Auch Lebenszykluskosten, Wertstabilität, Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit werden berücksichtigt.
Energiekonzept
Das energetische Konzept basiert auf einer hochgedämmten Gebäudehülle, die nahezu einem Passivhausstandard entspricht.
Strom- und Wärmebedarf werden mittels hauseigener Photovoltaikanlage und Luft-Wasserwärmepumpe mit Pufferspeicher fast vollständig autark abgedeckt. Die Lüftung erfolgt über eine zentrale Abluftanlage auf dem Dach mit Nachströmöffnungen in den Falzen der Fenster. Die Brauchwasser-erwärmung erfolgt über elektronische Durchlauferhitzer in den jeweiligen Wohneinheiten. Eine Fußbodenheizung trägt mit niedrigen Vorlauftemperaturen zur Energieeinsparung bei und sorgt für Behaglichkeit. Der Bremer Punkt erfüllt den Standard KfW Effizienzhaus 55, d.h. der Jahres-Primärenergiebedarf beträgt maximal 55% des Referenzgebäudes nach EnEV 2014.
Ökonomie
Lange Entwicklungsphase von der Idee zum serienreifen Projekt.
Der Anspruch, die positiven Effekte der Serie zu generieren, dabei aber passgenaue Bausteine für unterschiedliche Standorte und Anforderungen zu konzipieren, erfordert in der Entwicklung einen hohen Aufwand. Die Erfahrungen mit den ersten realisierten Prototypen dienen der Weiterentwicklung bis zur Serienreife. Ist dieser Schritt vollzogen, reduziert sich die Anzahl der "Unbekannten". Die Bautypen sind bei den Behörden bekannt, die Planung bedeutet weitgehende Wiederholung und der Bauablauf verläuft störungsfreier als bei Einzelprojekten. Eine belastbare Bilanz zur Serie lässt sich erst ziehen, wenn auch diese Synergieeffekte eingerechnet werden können.
Programm: Nachverdichtung und Aufwertung von 50er Jahre Siedlungen. Innovative Wohnmodelle. Holzkonstruktion. 1-6 Zimmer-Wohnungen, 30m² – 138m²
Projektstatus: Bremer Punkt 1-2 Fertigstellung Oktober 2016, Bremer Punkt 3 Fertigstellung Januar 2017, Bremer Punkt 4-7 Baubeginn Sommer 2017
Ort: Bremen, Gartenstadt Süd, Kattenturm, Schwachhausen
Bauherr: GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen
Planungsbeteiligte
Projektleitung: GEWOBA, Architektin Dipl.-Ing. Corinna Bühring
Entwurfsplanung: LIN Architekten Urbanisten, Berlin; Giulia Andi, Finn Geipel
Ausführungsplanung: Kahrs Architekten, Bremen
Statik/Schallschutz: PIRMIN JUNG Ingenieure für Holzbau, Sinzig
Tech. Gebäudeausrüstung/ Wärmeschutz: Kahrs Architekten/EKM Partner, Bremen
Freiraumplanung: Atelier Schreckenberg, Bremen
Brandschutz: Dehne, Kruse Brandschutzingenieure, Gifhorn
Fotos: Nikolai Wolff & Kay Michalak, Fotoetage, Bremen
Nutzfläche: Prototyp: BGF 713 m² / Wohnfläche 427 m²; Neuauflage: BGF 800 m² / Wohnfläche 515 m²
Planungszeitraum: 2011 Wettbewerb 1. Preis, Prototyp 2013-2015, Neuauflage 2015 ff.
Zertifikate: NaWoh Zertifikat für nachhaltigen Wohnungsbau (ein Gebäude der Neuauflage)
Energiekonzept: Luft-Wasser-Wärmepumpe, Photovoltaikanlage, zentrale Abluftanlage
Energiestandard: KfW Effizienzhaus 55
Auszeichnungen
Deutscher Architekturpreis 2017 - Auszeichnung
Deutscher Bauherrenpreis 2018
Bremer Wohnbaupreis 2018
DGNB Preis Nachhaltiges Bauen - Finalist
DAM Preis für Architektur in Deutschland - Shortlist
Objektdetails
Objekte in der Umgebung
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