Architekturobjekt 153 von 177

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2015: Teilnehmer


Brennpunkt Alte Neustadt (Bremen)

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Bremen, Architektur M.A., Manuel Kämmerer

Modell M200 - Brennpunkt Alte Neustadt (Bremen)

© Manuel Kämmerer

Modell M500 - Brennpunkt Alte Neustadt (Bremen)

© Manuel Kämmerer

Modell M1000 - Brennpunkt Alte Neustadt (Bremen)

© Manuel Kämmerer

Südansicht (Tag) - Brennpunkt Alte Neustadt (Bremen)

© Manuel Kämmerer

Südansicht (Nacht) - Brennpunkt Alte Neustadt (Bremen)

© Manuel Kämmerer

Ansicht Terrasse - Brennpunkt Alte Neustadt (Bremen)

© Manuel Kämmerer

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Bremen, Architektur M.A., Manuel Kämmerer

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Verwendete Produkte

CEMEX Deutschland

Sichtbeton

GUTEX-Holzfaserplattenwerk

Dämmungen

Hansa Holz

Holz

Stahl- und Leichtmetallbau Schulte

Stahlbau

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

3.070 m²

 

Grundstücksgröße

1.140 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Aufgabenstellung

Die Alte Neustadt ist ein Stadtteil Bremens, welcher durch die Hochschule Bremen, sowie durch den industriellen Sektor bekannt ist. Sie fungiert dabei als Knotenpunkt zwischen Neustadt, Innenstadt und dem angrenzenden, ehemaligen Industriehafen. Infolgedessen wurde die Alte Neustadt vielseitig geprägt. Viele Nutzungsarten sind vorhanden, insbesondere Wohnnutzung, Gewerbe, Handel sowie Nutzung im industriellen Sektor. Dies hat leider auch zur Folge, dass an vielen Stellen Komplikationen bzw. Problemstellen entstehen, was einen negativen Einfluss auf die Urbanität des Stadtteils hat.
Anhand dieser Grundlage soll es sich nun im Rahmen der Bachelor Thesis zum Ziel gesetzt werden, die vier vorgegebenen Baulücken (Häschenstraße 22, Grünenstraße 105, Annenstraße 84ff und Annenstraße 25 - 27) durch eine Bebauung nutzbar zu machen und städtebaulich zu integrieren. Dies schließt vor allem auch den recht neu angelegten Lucie-Flechtmann-Platz mit ein, welcher derzeitig kaum genutzt wird. Hierbei gilt es, Potentiale zu nutzen und Defizite zu beheben, um den Stadtteil nachhaltig zu verbessern. Zudem darf der Charakter des Stadtteils nicht verloren gehen, sondern vielmehr mit dem Bestand hervorgehoben werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Baulücke gegenüber des Lucie-Flechtmann-Platzes an der Grünenstraße 105, welcher vom städtebaulichen Konzept bis ins Detail durchgearbeitet werden soll. Nutzungstechnisch wird die Baulücke derzeitig lediglich vom Eichamt genutzt, welches aber in seiner Funktion erhalten bleiben soll. Die Besonderheit der Aufgabe besteht also darin, zusätzliche Nutzungen zu finden und einen repräsentativen Charakter zu erzeugen, da die Lücke im direkten Dialog zum Lucie-Flechtmann-Platz steht. Sie übernimmt somit eine zentrale Rolle in der Alten Neustadt und beinhaltet ein enormes Potential.


Kontext/Analyse

städtebauliche Einbindung

Betrachtet man die Alte Neustadt unter städtebaulichen Aspekten, so besteht sie größtenteils aus Blockrandbebauungen, welche teils aufgelöst oder gar durch industrielle Großbauten zerstückelt wurden. Das Ganze gleicht dabei einem großen Flickenteppich in dem der Lucie-Flechtmann-Platz als großes Brandloch hervorsticht. Er ist dabei nicht nur überdimensioniert, sondern wurde an dieser Stelle vor geraumer Zeit künstlich angelegt. Zuvor stand hier eine komplette Blockrandbebauung welche abgerissen werden musste. Da man nicht wusste, was man mit der freien Stelle machen sollte, taufte man sie Lucie-Flechtmann-Platz. Hinzukommt, dass der Platz an einer stark befahrenen Hauptstraße liegt, was einen Aufenthalt zusätzlich unattraktiv macht. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, sieht der städtebauliche Entwurf eine Blockrandbebauung für diesen Platz vor, welche den Platz von der Hauptstraße trennt und kleiner dimensioniert. Auch die umliegenden Blockrandbebauungen werden dabei an offenen Stellen geschlossen, um dem Platz eine klare Identität zu verleihen. Dies schließt auch die Lücke an der Grünenstraße 105 mit ein, auf welche ich im Folgenden näher eingehen werde. Was die Baulücken an der Häschenstraße 22, Annenstraße 84ff und Annenstraße 25 – 27 betrifft, so werden sie lückenlos geschlossen, da sie auch jeweils Teil einer Blockrandbebauung sind.

Typologische Einbindung

In Bremen gibt es derzeit einen großen Wohnungsmangel, was auch die Alte Neustadt mit einbezieht. Besonders hier, wo die Hochschule Bremen ihren Hauptsitz hat, gibt es kaum Möglichkeiten für Studenten günstig zu wohnen. Daher sieht der städtebauliche Entwurf neue Wohneinheiten für die Baulücken der Annenstraße, sowie ein Studentenwohnheim an der Grünenstraße 105 vor. Das Studentenwohnheim belebt dabei nicht nur den Lucie-Flechtmann-Platz, sondern steht repräsentativ für die Hochschule der alten Neustadt und somit für den Stadtteil an sich. Zusätzlich bekommt der Lucie-Flechtmann-Platz Gewerbefläche durch die neue Blockrandbebauung, welche in den oberen Etagen mit Wohnungen versehen ist, wodurch der Platz für die Öffentlichkeit interessanter wird. Was die Baulücke an der Häschenstraße 22 betrifft, so dient sie als Erweiterung für das Eichamt, welches durch das Studentenwohnheim an Grundfläche verliert und neuen Platz braucht.

Umsetzung

Entwurfliches und gestalterisches Konzept

Die Grundidee für den Entwurf des Studentenwohnheims ist es, wichtige Merkmale der alten Neustadt zu vereinen und nach außen hin zu zeigen. Die Verbindung von Industrie und Wohnen gab dafür die entscheidende Inspiration. Der Entwurf sieht dabei zwei verschiedene Gebäudetypen vor, die in einem direkten Dialog zueinander stehen. Das von dem Lucie-Flechtmann-Platz aus linke Hauptgebäude ist ein massiver eckiger Monolith aus Sichtbeton, welcher stellvertretend für die Industriebauten der alten Neustadt steht. Bei dem rechten Nebengebäude handelt es sich um einen Baukörper mit Satteldach, welcher der Blockrandbebauung folgt und an die Wohnungsbauten der alten Neustadt erinnert. Um die Annäherung von Industrie und Wohnen zu verdeutlichen, gibt es einen Spalt zwischen den Gebäuden welcher auch als Hauptzugang fungiert. Lediglich der Sockel der Gebäude und die Erschließungsbrücken stellen dabei eine Verbindung der Gebäude dar. Sie stehen stellvertretend für die Verbindung von Industrie und Wohnen, was zusätzlich durch die Verengung des Spaltes im hinteren Bereich verstärkt wird. Auch die Fassaden spiegeln diesen Sachverhalt wieder. So wirkt der massive Monolith aus Sichtbeton durch spezielle Anordnung der Fenster eher wohnlich aber auch filigran und besitzt durch die vertikale Ausrichtung der Fenster etwas Aufstrebendes. Dieser Effekt wird durch das ansteigende Dach zur äußersten Ecke hin noch einmal betont.
Das Nebengebäude mit Satteldach hat hingegen eine stählerne Haut aus Lochblech was dieses Gebäude ebenfalls monolithisch aber gleichzeitig auch industriell wirken lässt. Das Lochblech dient dabei als Vorhang, der viel Licht nach innen lässt aber je nach Tageszeit nur von einer Seite einen Durchblick ermöglicht. Zusätzlich gibt es Faltläden zum Öffnen, die ein qualitatives Wohnen ermöglichen. Der Innenraum ist dabei in beiden Gebäuden von Sichtbeton und Holz geprägt, was ein sicheres und warmes Wohngefühl hervorbringt. Auf diese Art und Weise beinhalten beiden Gebäude industrielle und wohnliche Aspekte und spiegeln den Stadtteil bestens wieder.
Im Inneren der Gebäude findet man eine klare Grundrissorganisation vor. Es gibt dabei nur einen Erschließungskern im Hauptgebäude, von dem aus beide Gebäude erschlossen werden. Hinzu kommen die Laubengänge im Nebengebäude, von denen aus die hier vorhandenen Einzimmerwohnungen erreicht werden können. Im Hauptgebäude befinden sich ab dem ersten Obergeschoss ausschließlich Vierzimmerwohnungen, sowie im Dachgeschoss des Nebengebäudes. Das Erdgeschoss im Hauptgebäude dient hingegen für Gemeinschaftsräume und die Hausverwaltung. Geht man in den Keller, so bietet dieser zusätzlichen Platz für Lagerräume, sowie für Technik und eine Werkstatt. Da Studenten viel mit dem Fahrrad fahren, gibt es genügend Stellplätze im Innenhof, aber auch Parkplätze für die Autos der Hausverwaltung. Die Gebäude funktionieren letztlich als eine Einheit und ermöglichen gemeinschaftliches Wohnen mit Rückzugsmöglichkeiten.

Baukonstruktion

Betrachtet man die Gebäude unter konstruktiven Aspekten, so fällt einem sofort die Sichtbetonfassade des Hauptgebäudes auf. Sie wird in diesem Fall vor Ort gegossen, um ein durchgehenden Monolith zu erhalten. Solch eine Konstruktion ist oftmals teuer, da man mit einem doppelschaligen System arbeiten muss. Um Kosten zu sparen, handelt es sich hierbei nur um eine tragende Außenschale, welche durch Isokörbe entkoppelt ist. Auf der Innenseite wird das Ganze gedämmt und mit Holz verkleidet, welches auch als Wärmespeicher fungiert. Bei dem Dach handelt es sich hingegen um ein konventionelles Flachdach bei dem die Außenschale gleichzeitig die Attika bildet.
Widmet man sich dem Nebengebäude, so besteht die Konstruktion hier vor allem aus vor Ort gegossenen Sichtbetonwänden, Stützen, Decken und dazwischen gesetzten Fensterelementen. Gedämmt wird die Konstruktion dabei teils von außen und von innen. Die Balkone werden durch Holzwände getrennt, sowie die Decken und Böden im Außenbereich mit Holz verkleidet, was auch für die Laubengänge zutrifft.
Bei dem Dach des Gebäudes handelt es sich teils um ein Satteldach, welches aus Holzsparren mit Zwischendämmung besteht. Zudem gibt es eine Holzterrasse, über die eine Stahlkonstruktion mit Lochblechpaneelen spannt und mit dem Satteldach verschmilzt. Diese Stahlkonstruktion mit Lochblechpaneelen umspannt dabei als vor gehängtes System das komplette Gebäude und schließt auch die Laubengänge und Balkone mit ein.
Im Innenbereich bestehen die Wände in beiden Gebäuden entweder aus vor Ort gegossenem Sichtbeton oder aus mit Holz verkleideten Leichtbauwänden. Die Decken sind alle von oben mit Sichtestrich versehen, und bleiben von unten als Sichtbeton erhalten.

Tragwerk

Geht man etwas genauer auf das Tragwerk ein, so handelt es sich in beiden Gebäuden um ein Scheibentragwerk. Die massiven Innenwände aus Beton sowie die außenliegenden Wände sind hierbei tragend. Auch die Brücken zwischen den Gebäuden, sowie die Rampe im Erdgeschoss werden von den Außenwänden gehalten. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes gibt es große Stahlbetonstützen, welche die darüber liegenden Wände tragen. Diese Wände fungieren dabei gleichzeitig als wandgleiche Träger, was große Spannweiten ermöglicht. Die Laubengänge sowie die Balkone vom Nebengebäude werden auf der Außenseite durch Stützen getragen und auf der Innenseite über Isokörbe entkoppelt gehalten. Eine zusätzliche Besonderheit bildet das Dach. Es wird hierbei durch eine Wandscheibe im Innenbereich, einen auf Stützen gelagerten Unterzug auf der Terrassenseite und eine Holzrahmenkonstruktion über den Laubengängen gehalten. Was die horizontalen Lasten betrifft, so sind in jedem Geschoss aussteifende Wände im rechten Winkel zueinander vorhanden, um diese Lasten abzufangen.

Kosten und Flächen

Um eine optimale Flächennutzung zu erreichen und Kosten zu sparen, sind die Grundrisse des Entwurfs sehr klar gegliedert und strukturiert. Es gibt dabei nur einen Treppenkern von dem aus beide Gebäude erschlossen werden. Im Nebengebäude befinden sich zudem Laubengänge, welche eine optimale Erschließung zu den Wohnungen ermöglichen. Was die Wohnungen an sich betrifft, so sind die gemeinschaftlich genutzten Räume in den Vierzimmerwohnungen zentral angeordnet und dienen gleichzeitig als Zugangsfläche zu den Einzelzimmern. Schaut man auf die Einzimmerwohnungen, so sind Küche, Bad und Privatbereich sehr kompakt angeordnet, ohne dabei aber an Qualität zu verlieren. Auf diese Art und Weise wird Nutzfläche eingespart, wodurch im Erdgeschoss Gemeinschaftsräume sowie Balkone für die Einzimmerwohnungen geplant werden können. Auch ein Keller ist vorgesehen, welcher aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, da die Nachbarn ebenfalls Keller besitzen, und das Gebäude tief gegründet werden muss. Letztlich stehen Grundfläche und Nutzungsfläche in einem ausgewogenen Verhältnis.

Ökonomie und Ökologie

Die Gebäude sind im Passivhaus Standard geplant. Trotzdem existieren einige Wärmebrücken aufgrund der Isokörbe, was aber durch starke Dämmstärken wieder ausgeglichen wird. Die Fenster des Gebäudes sind zudem 3-Fach verglast und auf dem höchsten technischen Niveau.
Alle Materialien die verwendet werden sind hochwertig, was langfristige Nachhaltigkeit verspricht. Das Holz der Innenverkleidung bietet z.B. nicht nur ein angenehmes Raumklima sondern dient auch als Wärmespeicher. Der Sichtbeton verleiht den Gebäuden nicht nur Massivität und Sicherheit, sondern ist auch beständig und dient im inneren der Wärmespeicherung, sowie dem Schallschutz. Das Lochblech fungiert nicht nur als optische Hülle, sondern dient auch der Verschattung, was große Fensterflächen ermöglicht. Ansonsten sind technische Installationen wie eine Wärmepumpe in Verbindung mit einer Fußbodenheizung und eine Photovoltaik Anlage auf dem Dach des Hauptgebäudes geplant. Hierfür ist ein großer Technikraum vorgesehen.
All diese Vorkehrungen und Installationen bedeuten natürlich zusätzliche Baukosten. Betrachtet man das Ganze allerdings langfristig, so kann man Unterhaltskosten einsparen, wodurch die Kosten sich wieder ausgleichen und die Umwelt geschont wir.

Summary

The “Alte Neustadt” is a district of Bremen, which is influenced by industry, housing and the collage of Bremen. In that case there are some problem sites with no real usage. For the bachelor thesis it is task to infill these sites and to give the Luci-Flechtmann-Platz a clear identity.
The focus of the work lies at the Grünenstraße 105, where a new student hostel is planned. This building has a clear design which combines elements from industry and housing. It is separated in two parts. One part is a massive concrete block, which looks like an industrial building. The other part follows the neighbour buildings with gabled roofs and has a typical housing geometry. Between these parts there is a slot with bridges. These bridges stand for the connection from industry and housing. They are also really important for development of the building, because only in one part is a stairway. If you take a look at the facade, the massive concrete block have well-placed windows, which gives him a housing touch. On the other hand the facade of the gabled roof part is revetted by perforated metal plates, which gives this part an industrial touch.
Looking into the building, there are single and 3 person apartments with a clear structure. The public rooms for the students are planned at the groundplan. In the backyard are also enough places for bicycles and cars.
The construction of the building is made up of concrete walls and is mostly insulated from inside. At this point the whole building is planned with passive house standard, which is good for energy and the environment.

Schlagworte

Sichtbeton, Stahl, Holz, Studentenwohnheim

Energetische Kennwerte

Energiestandard

Passivhaus

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