Architekturobjekte
Mit freundlicher Unterstützung von Heidelberg Materials
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
99094 Erfurt, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
04.2021
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Beschreibung
Objektbeschreibung
Vor dem Danakil in Erfurt, einem bundesweit einzigartigen Wüsten- und Urwaldhaus, wachsen Pflanzen aus verschiedenen Klimazonen der Erde. Die exemplarisch angebaute Vegetation wird von weißen Ringen aus Sichtbeton umrandet. Die segmentierten Betonfertigteile aus weißem Sichtbeton sind im Boden eingelassen und zeigen an ihren Oberflächen florale Strukturen.
Mit ihrer Freiraumgestaltung führt das Team von Rehwaldt Landschaftsarchitekten die Thematik des Danakil-Hauses, das mit einem Wüsten- und einem Urwaldbereich extreme Klimazonen zeigt, in Erfurt bis in den Außenbereich. Ausgehend von ringförmigen Beeten für Rosen, die sich früher im historischen egapark befunden haben, konzipierte das Landschaftsarchitekturbüro für die Bundesgartenschau Sichtbetonelemente als Begrenzung der neuen Bepflanzung. Innerhalb der weißen Segmente, die im Boden zu großen, kreisförmigen Beetumrandungen zusammengesetzt wurden, sind Ausschnitte aus der Pflanzenwelt verschiedener prägnanter Vegetationszonen zu sehen.
Jeder der Ringe symbolisiert dabei beispielhaft eine Zone, die auf der Erde vorkommt. Voraussetzung für die Auswahl der Pflanzen war, dass sie sich in einer Gegend mit gemäßigtem Klima wie in Erfurt auch im Freien hegen und pflegen lassen. So finden sich in den Sichtbetonringen Gewächse, die sich in ariden, also sehr trockenen Gegenden, verbreiten – etwa winterharte Kakteen, sogenannte Opuntien – aber auch üppige Pflanzen, Gehölze und Sträucher, die in humiden, feuchten Gebieten zuhause sind. Manche der Betonsegmente zeigen florale Muster und Strukturen an der Sichtbetonoberfläche, die die unterschiedlichen Zonen grafisch aufgreifen. Besucherinnen und Besucher erkennen etwa das Blatt einer Monstera, die als tropische Zimmerpflanze der 1950er Jahre derzeit eine Renaissance erlebt, oder sehen Strukturen von Algen oder bestimmten Flechten, die heute am meisten gefährdete Organismengruppen Mitteleuropas, die bestimmte karge Vegetationszonen charakterisieren.
Gartenanlagenbau mit vorgefertigten Betonelementen
Die Vorbereitung des Untergrunds erfolgte durch das Gartenbauunternehmen Lindenlaub aus Weimar. Die Landschaftsbauer holten das auf Betonfertigteile spezialisierte Unternehmen Rupp Betonerzeugnisse mit ins Boot, das die vom Landschaftsarchitekturbüro entworfenen Klimaringe in der gewünschten hohen Sichtbetonqualität SB4 ausführen konnte. Der Beton kommt von der Heidelberger Beton GmbH, Region Nord-Ost, die rund 110 Kubikmeter selbstverdichtenden Beton (SVB) aus ihrem Lieferwerk in Saalfeld nach Neustadt/Orla transportierte. Das Unternehmen Rupp produzierte die einzelnen Kreissegmente der Bodenringe in ihrer Spezialwerkstatt. Insgesamt 60 doppellagig bewehrte Einzelelemente, mit einer Breite von eineinhalb Metern und einer Dicke von 25 Zentimetern, wurden nach Fertigstellung vor Ort in den Grund eingelassen und zu bodengleichen Ringen mit rund zehn Metern Durchmesser zusammengefügt. Teilweise wurden die Ringe mit Spezialelementen verbunden. Dafür waren Betonfertigteile in Sondergrößen nötig, die bei einer Breite von 3,60 und einer Länge von 5,50 Metern aufgrund eines Meters Überbreite nachts per Schwerlasttransport nach Erfurt gefahren werden mussten. Für die Nutzung als öffentlich zugängliche Beetumrandung produzierte der Fertigteilhersteller den weißen Sichtbeton mit rutschhemmender Oberflächenstruktur, relativ glatt, aber mit einer gewissen Rauigkeit.
Normalerweise produziert Matthias Rupp mit seinem Team die Matrizen für strukturierte Betonoberflächen selbst, aus Gummi oder Polyurethan. Für die gewünschten Motive der Sichtbetonfertigteile für die BUGA wählten die acht Mitarbeitenden des auf Spezialanfertigungen ausgerichteten Unternehmens eine andere Technik. Die floralen Muster sollten in die Sichtbetonoberfläche eingedrückt sein und nicht als erhabenes Positivbild erscheinen. Daher bearbeitete man die Schalungsböden in der Spezialwerkstatt mit einer CNC-Fräse und presste Gummischnüre in einer bestimmten Form und Dicke in die länglichen Aussparungen. Die Schaltafeln konnten pro Abdruck nur einmal genutzt werden, allerdings wurden sie beidseitig verwendet.
Weiß eingefärbter Sichtbeton
Die geeignete Rezeptur für den selbstverdichtenden Beton (SVB) wurde von Sandra Dörfel, Betotech Anwendungstechnik, für diesen Auftrag entwickelt. Anhand von Mustern entschied sich der Auftraggeber für eine Ausführung der Bauteile in einem mit dem Weißzement ItalBianco gefertigten Beton, mit dem man sich dem gewünschten Weißton maximal annäherte. Die Schalung wurde in der Fertigungshalle so aufgebaut, dass der Fahrmischer den Spezialbeton direkt einfließen lassen konnte. Nach zwei bis vier Wochen Lagerung wurden die Fertigteile zum Danakil-Haus auf der BUGA transportiert. „Von diesem Beton C40/50 haben wir sechs bis sieben Kubikmeter pro Tag verarbeitet, insgesamt rund 110 Kubikmeter.
Relativ schnell haben die Ausbreitmaße gestimmt, nur anfangs mussten wir mit Fließmittel etwas justieren“, erinnert sich Matthias Rupp an die Betonage. „Ein anspruchsvoller Beton in sehr hoher Qualität“, meint der Bauingenieur, der seit 20 Jahren selbständig ist und seine Spezialelemente aus Beton deutschlandweit liefert. „Es klappte problemlos, ich hatte mehr Schwierigkeiten erwartet.“ Tatsächlich realisiert Matthias Rupp mit den Heidelbergern nun bereits den nächsten öffentlichen Auftrag, Außenmobiliar für einen Schulgarten in Bremen.
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