Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2024: Bestes Projekt „Bildung + Gesundheit + Soziales“
Campus-Kindergarten - Umbau einer Telefonzentrale in Merseburg
06217 Merseburg, Friedrich-Zollinger Straße 1a
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Aline Hielscher Architektur
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Aline Hielscher Architektur
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Friedrich-Zollinger Straße 1a, 06217 Merseburg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
09.2023
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Mauerwerksbau
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
2.680 m³
Bruttogrundfläche
774 m²
Nutzfläche
487 m²
Verkehrsfläche
126 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Initialzündung des Projekts war der fast kathedralartige, einseitig belichtete Raum im Untergeschoss. Dass er sich als großzügiger Bewegungsraum für die Kinder eignen würde, lag sofort auf der Hand. Weiterhin erwies sich das bestehende Drei-Meter-Raster des Gebäudes als erstaunlich flexibel für die Anordnung von Gruppen-, Sanitärräumen und Küche.
Nun schafft eine großzügige Treppe eine neue Verbindung zwischen den Ebenen und generiert zusätzlich Licht für das Sockelgeschoss. Küche und Kinderrestaurant nehmen einen zentralen Platz im Erdgeschoss ein. In der Küche wird selbst gekocht – Spaß für die Kinder und zugleich Möglichkeit, das Ernährungsverhalten nachhaltig zu verbessern. Das Kinderrestaurant kann zudem für Elternabende oder andere Veranstaltungen genutzt werden.
Nun besuchen insgesamt 42 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren die Tagesstätte. Das Angebot richtet sich hauptsächlich an Kinder, deren Eltern an der Hochschule studieren oder arbeiten, aber auch Kinder von Eltern ohne Hochschulbezug sind willkommen.
Beschreibung der Besonderheiten
Für eine optimale Nutzung wurden im Entwurf die Bewegungsabläufe und Raumbedarfe für die neue Kita grundlegend analysiert. Die Erschließung des Bestandes erfolgte ausschließlich über das benachbarte Wohnheim 8. Durch den Umbau bekam das Gebäude eine neue Adresse: Der neue Zugang erlaubt den direkten Blick in den Garten und ist direkt mit dem Kinderrestaurant verbunden.
Küche und Kinderrestaurant nehmen einen zentralen Platz im Erdgeschoss ein. In der Küche wird selbst gekocht – Spaß für die Kinder und zugleich Möglichkeit, das Ernährungsverhalten nachhaltig zu verbessern. Das Kinderrestaurant kann ebenfalls für Elternabende oder andere Veranstaltungen genutzt werden.
Das Büro der Kitaleitung liegt zentral im Erdgeschoss in der Nähe zum Eingang, als Hauptansprechpartnerin ist sie so mit allen Funktionen der neuen Kindertagesstätte gut vernetzt.
Großformatige neue Fenster in einer Holz-Alu-Konstruktion auf der Süd- und Nordseite übersetzen den langen Flügel in eine zeitgemäße Architektursprache und sorgen für eine großzügige, natürliche Belichtung der Innenräume. Das Farbkonzept, mit den Grundfarben Englisch-Rot und Türkis, zieht sich, im Zusammenspiel mit hellem Fichtenholz, im Innenausbau durch das gesamte Gebäude. Die Bäder sind präzise im Fugenschnitt geplant und die Bodenfliesen bewusst mit der Farbnuance der Wandfliese abgestimmt. So entsteht eine monochrome Farbwelt, im Kontrast zu den weißen Sanitärobjekten und dem warmen Holzfarbton der Fenster. Fichtenholz wird ebenfalls für die Treppe und die Möbeleinbauten verwendet.
Die Kita hat täglich von 7-17 Uhr geöffnet, bietet aber auch Kurzzeitbetreuung bis 20.30 Uhr an.
Nachhaltigkeit
Bei dem Projekt handelt es sich um eine Sanierung, so dass durch die Erhaltung und den behutsamen Umbau des Bestandes (Mauerwerk Wände / Stahlbeton Decke) erhebliche Mengen grauer Energie eingespart werden konnten.
Unser Anliegen und das des Auftraggebenden war es, den Rückbau des nicht denkmalgeschützten Gebäudes zu verhindern, sein Potential zu fördern und ihm durch die Ertüchtigung und Umnutzung einen weiteren Lebenszyklus zu schenken. Die vorhandene Tragstruktur des Mauerwerksbaus im Drei-Meter-Raster bot eine hohe Flexibilität und ein großes Potential für die Neuorganisation der Räume. So konnte mit sehr geringem Rohbauaufwand – und damit wenig CO2 - die neue Kindertagesstätte in den Bestand integriert werden.
THERMISCHES POTENTIAL / ENERGIEKONZEPT
Neben dem statisch-strukturellen Potential erwies sich auch die geometrische Anordnung als thermisch sehr vorteilhaft. Das Souterrain-Geschoss mit der nordseitigen Eingrabung erwies sich als thermisch besonders günstig: Hier bleibt das Raumklima – trotz der Südausrichtung der Fassade – immer angenehm. Auf einen außenliegenden, wartungsintensiven Sonnenschutz konnte verzichtet werden. Eine großzügige neue Holztreppe und die beidseitigen Fenster im Erdgeschoss ermöglichen eine Querlüftung über beide Geschosse, so dass die Räume im Erdgeschoss ebenfalls von der Erdkühle des Souterrains profitieren.
Während einer energetischen Sanierung aus den 1990er Jahren wurde ein Wärmedämmverbundsystem mit einer Styropordämmung aufgebracht. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurde diese Styropordämmung zurückgebaut. Durch die großzügigen Fensterflächen reduzierten sich die zu dämmenden Bereiche, eine neue Außendämmung war jedoch für die freiliegenden Wände wie auch für das Dach unabdingbar. Daher wurde ein Verbundsystem aus Mineralwolle und Außenputz aufgebracht.
Zur Primärenergieversorgung wird die bestehende Fernwärmeleitung genutzt und ermöglicht über eine Fußbodenheizung eine flächeneffiziente Versorgung des Kindergartens.
MATERIALKONZEPT
Das Farbkonzept mit den Grundfarben Englisch-Rot und Türkis zieht sich, im Zusammenspiel mit hellem Fichtenholz, im Innenausbau durch das gesamte Gebäude. Die Bäder sind präzise im Fugenschnitt geplant und die Bodenfliesen in der Farbnuance der Wandfliese abgestimmt. So entsteht eine monochrome Farbwelt, im Kontrast zu den weißen Sanitärobjekten und dem warmen Holzfarbton der Fenster. Fichtenholz wird ebenfalls für die Treppe und die Möbeleinbauten verwendet. Das Plateau im Bewegungsraum ist vollständig aus Fichtenholz angefertigt und bietet den kleinen Nutzer:innen Rutsche, Kletterwand und viel Platz zum Spielen.
In der Kita werden natürliche, nachhaltige und robuste Materialien verwendet. Es galt, den Unterhalt des Gebäudes so pflegeleicht wie möglich zu gestalten, weshalb sich hier die Nachhaltigkeit besonders in einer Dauerhaftigkeit der Nutzung und Wartung transportiert. Den Innenausbau dominieren naturbelassenes Fichtenholz und kreislauffähige Keramikfliesen; der Boden ist mit recyceltem, ebenfalls Cradle-to-Cradle zertifiziertem, Linoleum belegt – nicht nur eine lösungsmittelfreie, angenehme Oberfläche für den Kitabetrieb, sondern ebenso dauerhaft und gut reparierbar. Die innenseitig naturbelassenen Holzfenster erhielten an der Außenseite eine Alu-Deckschale, um den Unterhaltungsaufwand zu minimieren und ebenfalls eine lange Nutzung zu gewährleisten.
Wir interessieren uns sehr für Projekte im Zusammenhang mit aktuellen sozialen Fragestellungen sowie für den nachhaltigen Umgang mit der Bausubstanz, insbesondere der 50er-70er Jahre, die gerade hier in Ostdeutschland noch recht häufig vorhanden ist. Dieses Projekt ist deshalb auch ein gutes Beispiel für die architektonische Haltung unseres Büros.
Oftmals sind diese Gebäude nicht im Denkmalschutz gesichert, in ihnen steckt jedoch erhebliches Potential, welches mit behutsamen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen gefördert werden kann und muss. Mittlerweile herrscht Konsens darüber, dass wir mit dem Gebäudebestand umgehen müssen, der vorhanden ist. Abriss ist einfach keine Option.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
53,30 kWh/(m²a)
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
12
Anzahl Kinder
42
Das Objekt im Internet
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