Architekturobjekt 16 von 48
Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten


CaReWood Upcyclinghof

52070 Aachen, Jülicher Str. 121

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur, Fabian Jäger

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur, Fabian Jäger

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Jülicher Str. 121, 52070 Aachen, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

07.2020

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahl

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Konzept:
Kaum ein Material ist so vielseitig wie Holz. Seine unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten beschränken sich jedoch nicht nur auf einen singulären Lebenszyklus, da es sich hervorragend mehrfach nutzen lässt. Dennoch steckt die Kaskadennutzung des Baustoffs in Europa noch in ihren Kinderschuhen. Altholz wird in der Regel zu Spanplatten verarbeitet oder thermisch verwertet. In diesem Prozess des Downcycling geht eine große Menge Energie verloren. Es gilt den Rohstoff in einer Kaskadennutzung, als Massivholz werterhaltend aufzuarbeiten und somit zu einer verbesserten Ressourceneffizienz beizutragen, was in Zeiten wie heute aktueller den je ist.
Beim Gebäuderückbau etwa fallen große Mengen Bauholz in hervorragender Qualität an, die sich prinzipiell recyceln lassen. Dies trifft auch auf Althölzer zu, die oberflächlich mit Holzschutzmitteln behandelt wurden, was momentan das größte Hindernis an der Wiederverwertung des Rohstoffs darstellt. Trotz der oberflächlichen Kontaminierung des Holzes befindet sich darunter eine nicht unbeträchtliche Menge verwertbaren Materials, welches es durch adäquate Trenn- und Sortierverfahren zurückzugewinnen gilt.
Eine gleichnamige Studie des Fraunhofer-Institutes für Holzforschung CaReWood (Cascading Recovered Wood) hat nun durch mehrfache Testläufe und unterschiedliche Messmethoden ergeben; dass Unabhängig von der Holzart und davon, ob Holzschutzmittel, Kunststoffe oder Lacke eingesetzt wurden, wenn man die Deckschichten wenige Millimeter tief abtrennt, sei das Holz frei von unerwünschten Schadstoffen.

Der CaReWood Upcyclinghof ist nun ein erster Vorschlag wie ein Werkhof welcher sich dieser spezifischen Kaskadennutzung von Altholz annimmt zu funktionieren vermag. Der Betrieb sammelt und erwirbt Vollquerschnitte Altholz, welche in großen Mengen in der Baubranche der Städteregion Aachen anfallen. Nebst der reinen Aufbereitung des Holzes gilt es jedoch auch den Werkstoff auf direktesten Wege erneut in die Kreislaufwirtschaft einzuführen. Demnach befindet sich am Ende der Aufbereitungskette ein alternativer Baumarkt. Ein Werkverkauf des Vorort aufbereitetem Altholz in diversen Querschnitten. Er bietet somit eine attraktive nachhaltige Alternative zu den umliegenden Baumärkten, für privat Personen als auch Zimmermänner und andere Handwerksbetriebe.

Situation:
Gelegen ist das Baufeld im östlichen Industriequartier der Stadt Aachen. Gut angebunden an die Städteregion, fungiert der Ort als optimale Sammelstelle für große Querschnitte an Altholz welche in der umliegenden Baubranche anfallen. Als Anbau an eine bestehende Lagerhalle der Kaiserbrunnen AG, sortiert sich die Produktionsstätte in das industrielle Gesamtensemble ein. Das äußerst schmale Baufeld, ohne räumliche wende Möglichkeit, ermöglichte für die Anlieferung nur eine direkte durchfahrt mit Haltebucht, welche maßgebend für die räumliche Gliederung des Entwurfs als Produktionsstraße waren. Hier tangiert die Anlieferung den Upcycling-Kreislauf auf dem Werkhof.

Grundriss:
Das Gebäude gliedert sich aufgrund der Prozessabschnitte in zwei Teile. Zunächst in die Arbeitsschritte welche überdacht im Außenraum stattfinden. Anlieferung mit Auf- und Abladezone und die dazugehörige Haltebucht für LKW sind unter dem all überspannenden Dach vor Witterung geschützt und klar zoniert. Die Prozessabschnitte, welche einen thermisch regulierten Raum brauchen, wie beispielsweise das Zwischenlager zum Trocknen der Hölzer oder die Werkstatt befinden sich im geschlossenen Baukörper. Hier gliedern sich die einzelnen Arbeitsschritte entlang der Produktions-Enfilade, welche sich Durch die Länge des Gebäudes zieht.

Struktur:
Auch die Tragstruktur des Gebäudes verkörpert den allgemeinen Upcycling Ethos des Werkhofs. Die Stahlprofile der Haupt- und Nebenträger entstammen ehemaliger Lagerhallen, welche sich einst auf dem Plangebiet befanden und im Zuge städtebaulicher Entwicklung abgerissen werden müssen. Durch einfache schraub- und Stapelverbindungen lässt sich die Struktur einfach demontieren und durch minimalen Qualitätsverlust wiederverwenden. Auch das Vordach und das geschlossene Gebäudevolumen sind strukturell unabhängig um den Lebenszyklus des Gebäudes im Sinne der Umnutzbarkeit zu verlängern. Der Bezug zum vorort verarbeiteten Material Holz, findet in immenraum des Geschlossenen Körpers statt. Hier sind die innenwände mit Holz verkleidet um im Kontrast zum Stahl eine wärmere atmosphäre zu schaffen. 

Fassade:
Durch die Wiederverwendung der Materialien seines Umfelds wird der Werkhof zur Collage der von Industrie geprägten Umgebung. Es entsteht ein Zusammenspiel der stählernen Natur des Gebäudes und dem Holz, welches in den einzelnen Produktionsabschnitten verarbeitet wird. Der Werkhof verkörpert Robustheit, und Beständigkeit im Sinne der Nachhaltigkeit. Um den Wechsel von öffentlich zu privaten Raum auf dem Werkhof zu markieren, fungiert die unterschiedliche Materialität in der Fassade, neben den Bodenmarkierungen, als Leitsystem.

Schlagworte

Nachhaltigkeit, Upcycling, Holz

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