Architekturobjekt 5.307 von 13.814

Architekturobjekte


Carré am Schinkelplatz, Berlin

10117 Berlin, Schinkelplatz

Mit freundlicher Unterstützung von KEIMFARBEN

Carré am Schinkelplatz - Carré am Schinkelplatz, Berlin

© Marcus Ebener

Carré am Schinkelplatz - Carré am Schinkelplatz, Berlin

© KEIMFARBEN

Carré am Schinkelplatz - Carré am Schinkelplatz, Berlin

© KEIMFARBEN

Carré am Schinkelplatz - Carré am Schinkelplatz, Berlin

© Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur

Carré am Schinkelplatz - Carré am Schinkelplatz, Berlin

© Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur

Mit freundlicher Unterstützung von KEIMFARBEN

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Schinkelplatz, 10117 Berlin, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

06.2019

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architektur: Stadt- und Raumplaner

Klaus Theo Brenner Stadtachitektur

Katharinenstraße 8

10711 Berlin

Deutschland

Tel. +49 30 3157460

info@klaustheobrenner.de

Architekt/Planer

Staab Architekten GmbH

Schlesische Str. 27

10997 Berlin

Deutschland

Tel. +49 30 617914-0

info@staab-architekten.com

Architekt/Planer

steidle architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Genter Str. 13

80805 München

Deutschland

Tel. +49 89 360907-0

architekten@steidle-partner.de

Bauherr

MVV GmbH & Co. KG

Lindwurmstraße 129a

80337 München

Deutschland

Tel. +49 89 7471610

Beschreibung

Objektbeschreibung

Prominenter als am Schinkelplatz in Berlins historischer Mitte kann man nicht bauen und wohnen: im Osten das rekonstruierte Stadtschloss, genannt Humboldt Forum, im Süden die zum Wiederaufbau vorgesehene Bauakademie, im Westen die Friedrichswerdersche Kirche und im Norden die Neue Kommandantur. Wer hier baut, muss sich gegenüber architektonischen und städtebaulichen Höhepunkten der Berliner Baugeschichte behaupten. Wer hier wohnt, hat eine der exklusivsten Adressen der Stadt und ist von großstädtischer Postkartenidylle umgeben.
 
Die neuen Gebäude des Carré am Schinkelplatz schließen in offener Blockrandbebauung eine der letzten verbliebenen Lücken im Zentrum Berlins. Ein Bauvorhaben mit langem Vorlauf und viel Konfliktpotenzial, denn der historisch aufgeladene Ort spiegelt die wechselvolle Geschichte der Mitte Berlins wider. Zu DDR-Zeiten wurde das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Stadtschloss gesprengt, später auf einem Teil dieses Areals der legendäre Palast der Republik errichtet und der geplante Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie endgültig eingestellt.
Die hitzige Debatte über die Umgestaltung begann schon kurz nach der Wende: Wie viel Moderne, wie viel Tradition? Durch den Abriss des Außenministeriums 1995 blieb eine Brachfläche zwischen der Friedrichswerderschen Kirche und der Straße Unter den Linden. Die Weichen für eine städtebauliche Neuordnung legte Hans Stimmann, Senatsbaudirektor von 1991 bis 2006. Er setzte sich vehement für die Re-Urbanisierung der Innenstadt ein, in enger Anlehnung an den historischen Stadtgrundriss, aber nicht restaurativ, sondern in zeitgenössischer Architektursprache und mit klar definierten Vorgaben. Das Vorhandene sollte Teil des Neugebauten werden und das Neue sollte nicht nur modern sein, sondern sich in den Bestand einfügen.
 
Masterplan
Nach einem vom Senat ausgelobten Gutachterverfahren wurde der Berliner Architekt Klaus Theo Brenner im Jahr 2005 mit dem Masterplan für den Schinkelplatz beauftragt. Sein Verständnis für städtischen Raum und dessen Entwicklung hatte Brenner da bereits vielfach unter Beweis gestellt. „Ein detaillierter Masterplan garantiert die bauliche Qualität des städtischen Lebensraums auch dann, wenn viele Bauherren und Architekten sich die Realisierung teilen, wie im Falle des Schinkelplatz-Carrés“, so Brenner. Sein gestalterischer Rahmenplan folgte den alten Baulinien und sah eine kleinteilige Parzellenstruktur mit sieben Grundstücken, sieben Bauherren und sieben Architekten vor. Er definierte fünfgeschossige Stadthäuser unterschiedlicher Typologie mit Staffelgeschossen um einen privaten Innenhof und differenzierten, farblich abgestimmten Putzfassaden. „Putzfassaden sind das Merkmal von Berlin. Die neuen Gebäude sollen sich ganz bewusst im Kontrast zu der repräsentativen Backsteinarchitektur von Schinkel entwickeln“, betont der Architekt.
Inzwischen stehen die neuen Häuser am Schinkelplatz und folgen Brenners ursprünglichen Vorgaben in Ansätzen. Für das Grundstück des nördlichen Bauabschnitts lobte der Eigentümer, die Münchener MVV GmbH & Co KG, 2012 einen Architektenwettbewerb auf der Grundlage des Brenner’schen Rahmenplans aus. Es wurde in drei Parzellen aufgeteilt, an verschiedene Preisträger vergeben und die Gebäude nach Plänen von Staab Architekten, Steidle Architekten und Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur sind nun fertiggestellt worden.

Staab Architekten
Den Auftakt des Ensembles bildet, von der Straße Unter den Linden kommend, das Bürogebäude von Staab Architekten aus Berlin. Es besticht durch eine feine Transformation der Fassade vom Sockel bis zum Dach und fügt sich zugleich sensibel in seine historische Umgebung ein. Die Fassade aus geschlemmtem Sichtbeton wird durch zeitgenössisch interpretierte Gesimsbänder rhythmisiert, die Fensterfaschen wurden in den Reliefverlauf eingebunden. Das tiefe Relief der um das Zehnfache vergrößerten Putzstruktur im unteren Teil der zweischaligen Ortbetonfassade erinnert an die Bossierung historischer Sockelgeschosse. Die Plastizität der Fassadenoberfläche nimmt zur Traufe hin kontinuierlich ab, während sich die Fensteröffnungen nach oben hin leicht vergrößern und die Fensterebenen sich von Geschoss zu Geschoss weiter an die Außenfassade schieben. Die Fenster mit ihren bronzefarbenen Rahmen haben stehende Formate und sind vertikal gegliedert, jedoch im Gegensatz zu ihren historischen Vorbildern durch Unter- statt durch Oberlichter. Die Sohlbänke der Fenster wurden jeweils an den Blickwinkel zum Schinkelplatz angepasst und verstärken die Transformation der Fassade.
Es sind die gestalterischen Feinheiten, die außergewöhnliche Mischung aus Form, Struktur und Material, die auf den ersten Blick zu einem vertrauten Fassadenbild führen und auf den zweiten Blick durch bewusste Umkehrung historischer Tradition damit brechen und ihre Zeitgenossenschaft verdeutlichen. Der Bauherr ermöglichte die Umsetzung größtmöglicher Qualität auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Beständigkeit. Die plastische Ortbetonvorsatzschale erhielt eine leicht raue Putzstruktur-Optik. Nach der Vorbehandlung mit KEIM Betonschnellreiniger wurde ein zweifacher Betonanstrich auf Sol-Silikat-Basis, System KEIM Concretal-W, im Airless Spritzverfahren aufgebracht. Zum Innenhof hin kam das hochwertige mineralische Wärmedämmverbundsystem KEIM X-Por mit Glattputzoberfläche und einem 2-fachen Anstrich mit KEIM Soldalit zum Einsatz. Sämtliche Decken- und Wandflächen im Innenbereich wurden vollflächig mit mineralischem Spachtel KEIM-LS-Pro geglättet und mit KEIM Biosil und KEIM Innotop ausgeführt.

Planungsleitung
Staab Architekten wurden auch mit der Gesamtleitung des Projekts betraut. Vor allem der Umgang mit der größtenteils denkmalgeschützten Umgebung stellte baukonstruktiv eine Herausforderung dar. Eine extrem sorgfältige Planung war erforderlich, insbesondere bei der Ausführung der Baugrube als wassersperrender Trog, um eine Absenkung des umliegenden Grundwasserspiegels zu verhindern und damit die benachbarten Gebäude, allen voran die Friedrichswerdersche Kirche von Schinkel, vor Schäden zu bewahren.
 
Steidle Architekten
Die beiden am Schinkelplatz anschließenden Wohnhäuser wurden von Steidle Architekten entworfen. Auch die Münchner haben auf große Gesten verzichtet und versucht, die Gebäude in den historischen Kontext einzufügen, ohne historisierend zu wirken oder in Konkurrenz zu Schloss, Kirche oder Bauakademie zu treten. Die Konstruktion der Wohnhäuser knüpft an Schinkels Bautradition an, sie sind in monolithischer Ziegelbauweise errichtet und anschließend verputzt. Doch während Schinkel Vollziegel als Sichtmauerwerk verwendete, kamen hier moderne, energieeffiziente Hochleistungsziegel zum Einsatz, die verputzt und farbig beschichtet wurden.
Die Fassadengliederung entwickelt sich aus der inneren Logik des Gebäudes, Unterscheidungen ergeben sich allein durch eine subtile Farbdifferenzierung der Gebäude, die sich auf alle Bauteile bezieht. Das Sockelgeschoss mit öffentlichen und gewerblichen Nutzungen wird durch raumhohe Fenster aus Baubronze betont. Auch die darüber liegenden Wohnungen zeichnen sich durch große Fensteröffnungen in der Fassade ab, hier wird das Putzthema gestalterisch durch feine Rücksprünge variiert. Die Staffelungen wurden weitgehend mit unterschiedlichen Putzstärken aufgebaut, was entsprechend hohe, mehrlagige Putzstärken bis zu 8 cm zur Folge hatte. Diese Profile mit der notwendigen Präzision auszuführen, war eine echte Herausforderung. Der extrem anspruchsvolle Putzaufbau wurde in 3 Lagen mit einer Gesamt Schichtstärke von bis zu 8 cm aufgebracht. Die Armierung mit KEIM-Universalputz und präzisen Gewebeeckwinkeleinlagen war eine echte Herausforderung. Als Deckputz kam KEIM Brillantputz glatt mit fein gefilzter Oberfläche mit 1 mm Korn zum Einsatz. Die Beschichtung erfolgte im klassischen KEIM Granital-System: schlämmender Grundanstrich, anschließend KEIM Granital-Grob und Deckanstrich mit KEIM-Granital.
 
Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur
Den Abschluss des Ensembles bilden zwei weitere Stadthäuser an der Niederlagstraße, eines von Steidle Architekten, das andere vom Berliner Büro Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur geplant. Im Vergleich zu seinen Projektkollegen arbeitete Brenner spielerischer und mit deutlich mehr Ornamentik. Die in massivem Mauerwerk mit ocker-beigefarbigem Putz ausgeführte Fassade ist durch liegende und dreigeteilte Fensterformate geprägt. Dabei klappen die äußeren Glasflächen nach innen und bilden so eine gefaltet wirkende Oberfläche. Das Thema Putz wird von den Berliner Architekten ebenfalls gestalterisch variiert: In einem schönen Zusammenspiel aus Form und Material laufen zwischen den Fensterbändern schmale Ornamentfelder in leichten Rücksprüngen. Es sind die hochwertigen Oberflächen der Lochfassaden, die edlen Materialien im Innern und die Ausführung auf handwerklich hohem Niveau, die mit dazu beitragen, das architektonisch-städtebauliche Konzept der Verbindung von Tradition und Moderne zu realisieren. Bei aller Eigenständigkeit der einzelnen Büros finden sich in vielen Details gemeinsame Lösungen, zum Beispiel mit dem gestaltprägenden Kupferdach aller Häuser oder dem Einsatz mineralischer Produkte der Firma KEIM mit einer 20-jährigen Farbtongarantie für die Fassadenanstrichsysteme.

Text: Susanne Mandl

 

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