Architekturobjekte
Mit freundlicher Unterstützung von PREFA
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Flavon, Italien
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
02.2019
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Beschreibung
Objektbeschreibung
Karl Heinz Castlunger hat das Holzhaus zurück nach Südtirol gebracht und damit eine Renaissance der Holzhäuser in den 1990er-Jahren eingeläutet. In Flavon im Trentino fällt sein Haus, die Casa Giovannini, auf. Dabei hat der Bauherr den Stil aus Alta Badia in seine Heimat Trentino „importiert“. „Herr Giovannini ist ein begeisterter Motorrad- und Rennradfahrer und war viel auf den Dolomitenpässen unterwegs“, erinnert sich Herr Castlunger an die Entstehungsgeschichte. „Der erste Entwurf hat dem Auftraggeber allerdings gar nicht gefallen. Während seine Frau begeistert war, wollte er ‚alles abändern‘“, erzählt der Architekt. Die Diskussion hielt zirka einen Monat an, Castlunger adaptierte seine Pläne nicht, er erklärte sein Konzept, leistete Überzeugungsarbeit und begeisterte schlussendlich seinen Kunden von seiner Idee: „Es war eine sehr positive Auseinandersetzung“, betont er.
Eine Hand, die das Haus schützt
„Die C-Form des Hauses ist einer Hand nachempfunden, die das Haus schützt“, erläutert der Architekt sein Konzept, der stets versucht, Häuser in ihre Umgebung
einzufügen. In Flavon fand er allerdings keinen einzigen Anhaltspunkt, denn in dieser Gegend werden Häuser selten von Architekten konzipiert, sondern es wird sehr kostenorientiert gebaut. Umso mehr Aufsehen erregte Castlungers Konzept im italienischen Dorf. „In Flavon so ein Haus!“, hieß es. Aber die Einreichung erfolgte professionell mit einem lokalen Ingenieur, und die Pläne wurden rasch genehmigt. „Die kleine Gemeinde war dann doch gespannt, was da entsteht“, berichtet der Südtiroler. Der Bauherr, der selbst Holzhändler ist, wollte seine Materialien einbauen –
was unter anderem eindrucksvoll mit den sechs integrierten Baumstämmen erfolgte. Das Grundstück liegt mitten in Obstplantagen und hat sich „für diese Form geradezu
angeboten“. Die Baufirmen, die mit der Umsetzung betraut wurden, hat der Bauherr selbst ausgewählt. Die Arbeiten liefen perfekt, obwohl das Runddach keine alltägliche Aufgabe und selten in dieser Gegend zu finden ist. Die PREFA Raute erwies sich als idealer Werkstoff für dieses Projekt, und die langjährige Erfahrung des Architekten kam dem Vorhaben zugute.
Comeback für Holz
Castlunger ist ein „Holzarchitekt“. Er hat den Holzbau nach Südtirol zurückgebracht – die Erklärung dafür findet sich ganz klar in seinem beruflichen Werdegang. Seine Familie hatte einen Tischlereibetrieb, und der junge Karl Heinz hat seit seinem zehnten Lebensjahr jeden Sommer drei Monate dort verbracht. Aber er wollte mehr: „Das Interesse an der Arbeit wanderte von innen nach außen“, erzählt er. Nach dem Schulabschluss ging er nach Innsbruck, um dort Architektur zu studieren, danach folgten Venedig, Darmstadt und Kalifornien. An der amerikanischen Westküste, in Newport Beach, hat er die Vorteile von Holzhäusern erkannt. „Man muss oft weit weg gehen, um zu verstehen“, kommentiert der Architekt. „Unsere Vorfahren haben ursprünglich mit Holz gebaut, dann folgten Stein, Beton und Ziegel. Jetzt geht es wieder zurück.“
Von Ostdeutschland in die Heimat
Nach seiner Diplomarbeit über alte ladinische, romanische Häuser, startete er vorerst seine Karriere in Ostdeutschland, bevor er vier Jahre später in seine Heimat zurückkehrte. Mit im Gepäck hatte er seine Leidenschaft für den Werkstoff Holz. Die ersten Projekte, die er einreichte, wurden von der Gemeinde noch kritisch gesehen, ein Holzbau hätte eine hohe Brandgefahr. Dies würde nicht nur den Besitzer, sondern auch die Nachbarn gefährden. Die Bedenken konnte Herr Castlunger schnell zerstreuen. „Ein Holzhaus ist Qualität. Das sind keine Baracken“, unterstreicht er noch heute.
Absolute Freiheit ist einfach und schwierig
„Ich freue mich, dass so viele Architekten in der Gegend nachgezogen sind“, so der Pionier, der in seiner Heimat rund 300 Häuser entworfen hat. „Das Material und der Stil wurden sehr gut angenommen. Die modernen Gebäude haben einfach nicht reingepasst“, betont der Architekt, der bei seinen Objekten auch weiterhin sehr auf die Umgebung achtet. „Ich brauche kein Kunstobjekt, über das man redet. Ich füge ein Haus in eine Landschaft, in einen Ort ein, als ob es immer da gewesen wäre“, erklärt er seine Philosophie und Herangehensweise. In manchen Gegenden hätte man absolute Freiheit, wie zum Beispiel am Gardasee. „Absolute Freiheit ist einfach und schwierig zugleich“, weiß er.
600 km mit dem Wind
Architekt Castlunger bezeichnet sich als Einzelkämpfer. Das war auch der Grund, gleich sein eigenes Studio zu eröffnen. Seinen Ausgleich findet er beim Sport. In Alta Badia ist er natürlich ein großer Fan des Skisports. Umso größer war die Freude, als er für den italienischen Skistar Manfred Mölgg das Privathaus in seiner Heimat St. Vigil entwerfen durfte. Seine Liebe gilt der Familie – seiner Frau und seinen drei erwachsenen Kindern. Ein ganz besonderes Hobby ist das Kiten: „Wir fahren gern nach Brasilien und kiten 600 Kilometer die Küste herunter. Das ist mental fordernd und für mich Entspannung pur“, so Castlunger. „Ein Ausgleich zu meinem bewegten Leben und ein Balsam für meine Seele.“
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