Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2017: Teilnehmer
Christuskirche Bruchhof Sanddorf
66424 Homburg, HeidebruchstraĂe 29
Diese ObjektprÀsentation wurde angelegt von: bayer | uhrig Architekten BDA
Diese ObjektprÀsentation wurde angelegt von: bayer | uhrig Architekten BDA
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
HeidebruchstraĂe 29, 66424 Homburg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der BaumaĂnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
06.2015
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
GebÀudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
RaummaĂe und FlĂ€chen
Bruttorauminhalt
1.890 m³
BruttogrundflÀche
142 m²
NutzflÀche
245 m²
VerkehrsflÀche
9 m²
GrundstĂŒcksgröĂe
471 m²
Kosten
Gesamtkosten der MaĂnahme (ohne GrundstĂŒck)
300.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Integration des Gemeindehauses in das KirchegebÀude
Die protestantische Kirchengemeinde umfasst die beiden Homburger Stadtteile Bruchhof und Sanddorf. Zur
Kirchengemeinde gehören etwa 1100 Gemeindeglieder. Genau auf der Grenze zwischen beiden Stadtteilen
steht, idyllisch in einem kleinen WĂ€ldchen, unsere Christuskirche.
Die Christuskirche wurde 1928 fertiggestellt. Architekt war Friedrich Larouette aus Frankenthal. Die Kirche
bietet etwa 270 Gemeindegliedern Platz. Die Orgel wurde von der Firma Walker, Ludwigsburg, im Jahre
1930 erbaut.Zur Kirche gehörte bis Ende des Jahres auch ein Gemeindehaus, das Wichernheim. Aufgrund
schwindender Einnahmen der Kirchengemeinde war dieses Haus, in die Zukunft schauend, nicht mehr zu
halten. JĂ€hrliche Unterhaltungskosten von ca. 8000,- ⏠sind auf Dauer nicht mehr zu stemmen. Ein groĂes
Fragezeichen sind ebenfalls zu erwartende, nicht zu vermeidende Reparaturen. Das Presbyterium hat
folglich beschlossen, den Innenraum der Kirche multifunktional umbauen zu lassen.
âEs ist keine groĂe Zeit des Kirchenbaus, in der wir leben.â schreibt Wolfgang Pehnt im Leitartikel Kirche
Kunst 1/2 2013.
Dabei könnte es eine sein möchte wir erwidern, bei ca. 21.000 KirchengebÀuden die alleine auf evangelischer
Seite auf der Agenda stehen.
Einen Sakralbau zu entwerfen und zu realisieren, war immer schon eine der gröĂten Herausforderungen fuÌr
Architekten. Ăber die reine ZweckerfuÌllung und formalĂ€sthetischen AnspruÌche hinaus RĂ€ume zu schaffen, in
denen sich das Spirituelle entfalten kann, erfordert gestalterische Sicherheit und EinfuÌhlungsvermögen in
liturgische und gesellschaftliche ZusammenhÀnge. Der Kirchenbau stellt also eine gestalterische und
konstruktive Aufgabe von zentraler Bedeutung und hohem Schwierigkeitsgrad dar. FuÌr uns die junge
Generation von Architektinnen und Architekten liegt heute die Chance nicht mehr im Neubau von
GotteshĂ€usern sondern im Umgang mit dem Bestand - Sanieren, Umbauen, HinzufuÌgen oder Verkleinern.
Wenn Sakralbau dann wurde dieser in den letzten Jahren nur mit herausragenden Beispielen thematisiert.
Die kleine Dorfkirchengemeinde jedoch wird alleine gelassen und ist meist mit ihrer GebÀudesubstanz meist
uÌberfordert. Der Unterschied zwischen gut gemacht und gut gemeint manifestiert sich nur allzu oft in der
Art und Weise wie mit den vorgefundenen architektonischen RĂ€umen umgegangen wird. An Stelle einem
konzeptionellem Ăberbau bezuÌglich Material, Konstruktion, funktionaler ZusammenhĂ€nge und der daraus
sich ergebenden Ausstrahlung, AtmosphÀre und Haptik zu folgen, greift man gerne auf die konfektionierten
LösungsansĂ€tze der Industrie und BaumĂ€rkte zuruÌck. Leider kann damit in den seltensten FĂ€llen eine
befriedigende Antwort auf die individuellen Fragen der jeweiligen Gemeinden gegeben werden. Aufgrund
angespannter Kassen schlÀgt jedoch auch in diesen Bereichen wichtiger gesellschafts- und kulturpolitischer
Relevanz nur allzu gerne die DiscountermentalitÀt durch. Wer also auf eine Kirche zugeht, kann mehr als nur
ein GebÀude sehen und die Form, die Konstruktion, das Material, der Standort erzÀhlen mehr als nur eine
Geschichte.
Es lÀsst sich somit die Frage stellen welche Geschichten können die Kirchensanierungen und Umbauten
unserer Zeit den nachfolgenden Generationen erzÀhlen?
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Beschreibung der Besonderheiten
Das Konzept fuÌr den Umbau ist so schlicht wie einleuchtend: Der liturgische Raum wird verkleinert und um
90 Grad gedreht, die vorhandene Empore um eine zweite erweitert und ein alter Eingang wieder geöffnet.
Um das âHaus im Hausâ in dem achteckigen Kirchenraum zu installieren, mussten zunĂ€chst Altar und GestuÌhl
ausgebaut, der Boden fuÌr die FuĂbodenheizung ausgebaggert, die alten Mauern von innen gedĂ€mmt werden.
Die neu eingefuÌgte Konstruktion besteht aus einfachen HolzstĂ€nderwĂ€nden und Holzbalkendecken. Eine
weiĂ gewachste Brettschalung, mal gehobelt und mal sĂ€gerau belassen, verkleidet BruÌstungen, WĂ€nde und
Decken. Die drei unterschiedlichen Breiten der LÀrchenbretter beleben die FlÀchen zusÀtzlich und binden
sie zusammen, sodass sich der leichte Eindruck eines Zelts einstellt. Die Abdeckungen der Emporen und
BruÌstungen sind dunkel gebeizt.
Der nun quer zum Eingang ausgerichtete liturgische Raum teilt zwei Bereiche ab: den Vorraum mit
Haupteingang und WC sowie den Gemeinderaum, der sich ungefĂ€hr dort befindet, wo fruÌher der Altar stand.
Dank eines wieder geöffneten Seiteneingangs kann dieser Raum separat fuÌr Gemeindeversammlungen,
Kurse oder Konfirmandenunterricht genutzt werden, aber auch als KuÌche.
Obwohl das Budget fuÌr den Umbau mit rund 300.000 Euro knapp bemessen war, wirken die neuen
RĂ€umlichkeiten wuÌrdig und heiter. Bayer Uhrig Architekten, die die Planung in Arbeitsgemeinschaft mit dem
Berliner BuÌro Modersohn & Freiesleben umsetzten, konzentrierten sich auf eine Mixtur aus einfachen,
sauberen Details, bescheidenen Materialien und besonderen Einzelzutaten, die neben den âauratischenâ
Elementen des alten Kircheninventars wie Taufstein und Liedtafel bestehen können. Ein Beispiel: Mit der
âDrehungâ des liturgischen Raums gerieten die beiden Seitenfenster stĂ€rker ins Blickfeld und bedurften
daher besonderer gestalterischer Aufmerksamkeit. Die schlanken Stahlfenster, die von innen vor die
bestehenden Buntglasfenster gesetzt wurden, erhielten Griffe aus der FSB Serie 1004 10. Die TuÌren, die sich
wie TapetentuÌren in die hölzerne OberflĂ€che einfuÌgen, sind mit bronzenen TuÌrklinken aus derselben
Produktfamilie hervorgehoben. Die EingangstuÌr, die hinter dem Kirchportal neu eingefuÌgt wurde, öffnet
man mit bronzene TuÌrstangen. Aus dem Fundus des Metallbauers hingegen stammt der stĂ€hlerne Handlauf
der neuen Treppe, der â aufbereitet und schwarz lackiert â in diesem Zusammenhang wie ein Artefakt wirkt.
Hier wiederholt sich im kleinen MaĂstab der sympathische Ansatz der Architekten, mit wenigen, aber gut
durchdachten MaĂnahmen einem aus der Zeit gefallenen Bau zu neuem Wert zu verhelfen.
Auszeichnungen
Anerkennung KirchegebĂ€ude und ihre Zukunft der WĂŒstenrot Stiftung
Auszeichnung BDA Preis Saarland
Nomminierung DAM 2017
Schlagworte
Objekte in der Umgebung
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