Architekturobjekt 305 von 535

Architekturobjekte


Cinnamon Turm

20457 Hamburg, Osakaallee 10

Mit freundlicher Unterstützung von Busch-Jaeger

Mit seiner patchworkartigen Fassade aus farblich nuancierten, eloxierten Aluminiumpaneelen korrespondiert der Cinnamon Turm mit den Rottönen des Quartiers. - Cinnamon Turm

© Mitja Schneehage

Mit seiner patchworkartigen Fassade aus farblich nuancierten, eloxierten Aluminiumpaneelen korrespondiert der Cinnamon Turm mit den Rottönen des Quartiers. - Cinnamon Turm

© Mitja Schneehage

Mit freundlicher Unterstützung von Busch-Jaeger

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Osakaallee 10, 20457 Hamburg, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

07.2015

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

BOLLES+WILSON GmbH & Co. KG

Hafenweg 16

48155 Münster

Deutschland

Tel. +49 251 48272-0

info@bolles-wilson.com

Bauherr

Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH

Singapurstraße 1

20457 Hamburg

Deutschland

Gebäudedaten

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

4.250 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Das Überseequartier der Hamburger HafenCity wird seit Kurzem von einem 56 Meter hohen Wohnturm überragt, der das Ensemble aus denkmalgeschütztem Bestand und Neubauten neu interpretiert und zusammenfasst. Mit viel Geschick haben Bolles + Wilson einen Stadtbaustein geschaffen, der mit seiner eleganten, farblich changierenden Fassade auch einen Schuss italienisches Flair in die Hansestadt bringt.

Das Überseequartier ist als das „Herz“ der Hamburger HafenCity geplant worden. Ein Mix aus Wohnungen, Büros, Einzelhandel und Hotels sollen das in Nord-Süd-Richtung orientierte, am Westufer des Magdeburger Hafens liegende Quartier zum Zentrum des neuen Stadtteils machen. Das recht homogene Bild des Quartiers aus horizontal gelagerten, ziegelummantelten Baublöcken wird seit Kurzem von einem schmalen Wohnturm der Architekten Bolles + Wilson (Münster) akzentuiert, der gleich neben dem einstigen Amt für Strom- und Hafenbau aufragt. Dass er heute dort steht, ist ein schönes Ende einer komplizierten Entstehungsgeschichte. Dass Überseequartier-Investorenkonsortium plante hier einst einen Büroneubau sowie die Umwandlung des alten Hafenamts in eine Markthalle. Doch die Gruppe konnte sich nicht auf eine konkrete Umsetzung einigen und der Denkmalschutz opponierte gegen eine weitgehende Entkernung des Altbaus für die Umnutzung in eine Markthalle. Nach jahrelangem Stillstand nahmen die Immobilienkaufleute von Groß & Partner die Sache selbst in die Hand und kauften das Grundstück samt den Resten des Amts für Strom- und Hafenbau von den anderen Teilhabern. Der Altbau wurde aufwendig und in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt in eine Dependance von Kai Hollmanns 25hours-Hotelkette umgebaut. Auf der leeren benachbarten Fläche sollten die Architekten Bolles + Wilson ursprünglich einen Büroneubau errichten. Begünstigt durch die große Nachfrage nach exklusivem Wohnraum in Hamburg wandelten Bauherr und Architekten das Konzept und planten nun ein prägnantes Wohnhochhaus. Die Architekten waren über diese Entwicklung sehr glücklich: Sie träumten bereits von Beginn an davon, an dieser Stelle einen schmalen, hohen Turm zu errichten - nicht um sich mit einem Hochhaus im Stadtbild zu verewigen, sondern um diesen besonderen Ort, an dem sich zwei Fußgängerachsen kreuzen und das Alte Hafenamt steht, zu markieren und einen Kontrast zu setzen zu den großen Blöcken ringsum.

Assoziationen mit der italienischen Campanile

So schlagend die Idee war, so schwierig erschien die Umsetzung: Wie kann man ein Gebäude von 56 Metern Höhe auf einer Grundfläche von gerade einmal 13 mal 16 Metern so planen, dass es sich wirtschaftlich nutzen lässt? Anfangs sahen die Architekten auf dem Sockel mit einer großen Einzelhandelsfläche eine Stapelung von zweigeschossigen Duplex- Apartments vor. Doch da im Segment der Luxus-Eigentumswohnungen von den Käufern Individualität und Einzigartigkeit gewünscht wird, wurde die Variationsbreite bei den insgesamt zehn Wohnungen erhöht: Es wechseln sich nun (erschlossen über ein in der Nordostecke liegendes Treppenhaus) die gesamte Ebene umfassende Wohnungen mit ineinander verschränkten Maisonettewohnungen ab. Das Wohnungsangebot umfasst vier Einheiten mit 130 Quadratmetern sowie fünf mit 185 Quadratmetern. Den krönenden Abschluss bildet ein Penthouse, das sich über die drei obersten Etagen und auf insgesamt 300 Quadratmetern Wohnfläche erstreckt. Mit seinem traumhaften Blick auf den Hafen, die Elbe und die Stadt sucht es seinesgleichen in Hamburg. Zur Ausstattung aller Wohnungen gehören Fußbodenheizungen und Kühldecken, Loggien sowie von innen zu reinigende Fenster. Die Wohnräume haben überaus großzügige Deckenhöhen von 2,90 bis 3,70 Meter sowie bodentiefe Fenster auf drei Fassadenseiten, die weite Panoramablicke erlauben.

Auch außen ist der Cinnamon-Turm ein absolut modernes und zugleich hinreißend elegantes Gebäude. Die Großform weckt einerseits Assoziationen mit alten italienischen Geschlechtertürmen oder Campanile und erscheint doch zugleich fast futuristisch. Die zahlreichen Knicks und Verjüngungen und die auf jeder Seite unterschiedliche Verteilung von offenen und geschlossenen Fassadenflächen geben dem Turm ein immer wieder anderes, überraschendes Aussehen. Hinzu kommen die Veränderungen durch Umwelteinflüsse: Je nach Wetter, Tageszeit und Licht wirkt der Turm mal matt, mal changierend, dann wieder glänzend. Die patchworkartigen Fassaden aus farblich nuancierten, eloxierten Aluminiumpaneelen spielen gekonnt mit den Rottönen des Hafenamts, des Überseequartiers und der nahen Speicherstadt und verleihen dem Gebäude einen ganz eigenständigen Charakter. Für das Ensemble aus Cinnamon Turm, Altem Hafenamt und Informations- und Ausstellungspavillon wurden Bolles + Wilson im November 2016 mit dem BDA Hamburg Architekturpreis ausgezeichnet.

Ein behutsam gesetzter Stadtbaustein

Um die städtebauliche Bedeutung, ja die quartiersprägende Gestalt des Cinnamon Turms zu erfassen, lohnt der Blick von etwas weiter weg – von der anderen, östlichen Seite des Magdeburger Hafens: Erst der Panoramablick auf das nördliche Überseequartier zeigt, wie der Turm heraussticht und zugleich das Quartier ordnet. Der ebenfalls von Bolles + Wilson errichtete Überseequartier-Infopavillon auf der linken und der Wohnturm auf der rechten Seite nehmen das heute klein und fragil wirkende Amt für Strom- und Hafenbau behutsam in ihre Mitte und stärken in einem Ensemble seine Wirkung. Wie das geschieht, auf eine ganz unaufdringliche, beiläufige Weise, das ist hohe architektonische und städtebauliche Kunst. Der Cinnamon Turm zeigt, dass Hochhäuser nicht notwendigerweise sich ihre Umgebung unterwerfen oder sich von ihr abwenden müssen. Dieser rote Riese ist ein behutsam gesetzter Stadtbaustein, prägnant und zugleich rücksichtsvoll, und damit eines der besten Bauwerke der HafenCity.


 

Auszeichnungen

BDA Hamburg Architekturpreis, 2016

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