Architekturobjekt 13 von 73
Nominiert für die Shortlist der Jury 2023 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2023 - Nachwuchsarbeiten


Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Philip Nünning

003 · Besucherzentrum - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

003 · Plateau in der Schleusenkammer - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

003 · Dauerausstellung - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

003 · Aussenraum West - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

002 · Aussenraum Ost - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

002 · Zentraler Raum - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

002 · Aussenraum West - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

001 · Aussenraum Ost - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

001 · Innenraum Brückenkörper - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

001 · Ausschnittsmodell 1:50 - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

001 · Ausschnittsmodell 1:50 - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

002 · Ausschnittsmodell 1:50 - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

002 · Ausschnittsmodell 1:50 - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

003 · Ausschnittsmodell 1:50 - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

003 · Ausschnittsmodell 1:50 - Cultura in Canale · Eine kulturelle Inwertsetzung des Elster Saale Kanals

© Philip Nünning

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Philip Nünning

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2023

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Holz

Beschreibung

Objektbeschreibung

Ursprünglich als Anbindung der Stadt Leipzig an die europäischen Binnenwasserstraßen geplant, begannen 1933 die Bauarbeiten am Elster Saale Kanal bei Burghausen. Das geplante Bauwerk, auch als Südflügel des Mittellandkanals bezeichnet, sollte den Handel in der Region um Leipzig fördern und Leipzig als Messestadt eine zusätzliche Bedeutung beimessen. Der eigens dafür angelegte Lindenauer Hafen im Westen Leipzigs wäre Ausgangspunkt der Wasserstraße gewesen, welche nach 19 Kilometern schließlich in die Saale hätte münden sollen. Zeitweise waren bis zu 2000 Arbeitskräfte am Bau des Kanals beschäftigt, die durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen den Aushub der Trasse beschleunigen sollten. Der kriegsbedingte Abzug eines Großteils dieser Arbeiter führte zu einer Verlangsamung des baulichen Fortschritts, welcher im Jahr 1943 gänzlich zum Erliegen kam. Die Fertigstellung des Mittellandkanals, zu welchem unter anderem auch der Stichkanal nach Salzgitter zählt, hatten aufgrund der dort ansässigen Rüstungsindustrie oberste Priorität.
Bis zum vollständigen Abbruch der Bauarbeiten am Elster Saale Kanal ist eine Strecke von etwa 11,5 Kilometern fertiggestellt und geflutet worden. Die übrigen 7,5 Kilometer der Trasse lassen sich auf Luftbildern der Region erahnen, da die Topografie auf einem Großteil der Strecke bereits vorbereitet wurde und heute eine schmale, bewaldete Schneise inmitten der umliegenden Felder und Ortschaften bildet. Um auf der gesamten Länge einen ebenen Wasserpegel zu gewährleisten, wurden die topografischen Gegebenheiten künstlich angepasst. Teilweise wurde Oberfläche abgetragen, vor allem aber entlang der sogenannten Dammstrecke um bis zu 16 Meter aufgeschüttet.
Parallel zum Bau der eigentlichen Kanaltrasse entstanden diverse Bauwerke entlang der geplanten Wasserstraße um die ständige Funktion dieser zu gewährleisten. Im Falle eines Hochwassers oder Dammbruchs sollte das Wasser entlang der Dammstrecke in kürzester Zeit sicher entweichen können. So entstanden bei Burghausen und bei Günthersdorf zwei Bauten mithilfe derer, die etwa sieben Kilometer lange Teilstrecke vom übrigen Kanal getrennt und kontrolliert abgepumpt werden konnte. Die sogenannten Sperrtore überspannten den Kanal ursprünglich mithilfe von Fachwerkträgern aus Stahl. Maschinenhäuser auf beiden Seiten dienten als Widerlager der Brückenkörper. Ein unumgänglicher Höhenversprung von 23 Metern nördlich des Ortes Wüsteneutzsch erforderte weitere bauliche Maßnahmen. Eine Schleusentreppe bestehend aus zwei Sparschleusen sollte entstehen, um schließlich das Wasserniveau der Saale zu erreichen.
Der Schließmechanismus der beiden Sperrtore wurde kurz nach Kriegsende entnommen und wurde am Oder Havel Kanal verbaut. Auch das Schleusenbauwerk bei Wüsteneutzsch war bei Abzug der Arbeitskräfte im Jahr 1943 nur zu etwa 75 Prozent fertiggestellt und steht seitdem als Relikt am nördlichen Ortsrand. Die sich selbst überlassenen Bauten verwachsen allmählich mit der Natur und verlieren den Bezug zu ihrer ursprünglichen Funktion.

Das Bestreben der Stadt Leipzig und der umliegenden Gemeinden ist es, einen befestigten Weg entlang des Nordufers des Kanals zu errichten und die gesamte Kanalstrecke touristisch zu erschließen. Soll das touristische Potential des Weges ausgereizt werden, so erschien es sinnvoll auch die Bauwerke mit neuen Nutzungen zu versehen, um sowohl den potentiellen Besuchern als auch den Anwohnern einen zusätzlichen Mehrwert zu bieten.
Beginnend von Leipzig aus ergibt sich entlang des Weges eine Abfolge aus drei Orten, die die Absicht verfolgen dem Besucher die Historie des Kanals und der Region nahezubringen, sowie Möglichkeiten der Rast und Zusammenkunft zu schaffen. Im Bezug auf die Materialität und formale Sprache dieser Orte ist ein gewisser Wiedererkennungswert essentiell um den Zusammenhang zwischen ihnen herstellen zu können.

001 · Sperrtor Ost
Am baulichen Überrest des östlichen Sperrtors (001) entsteht ein erster Ort der Rast und Information. Bezugnehmend auf den ursprünglichen Baukörper, welcher zwischen den beiden Maschinenhäusern über den Kanal spannte, entsteht ein hölzernes Bogenhängewerk, das mit einem raumhaltigen Körper versehen wird. Dieser beherbergt einen länglichen, multifunktionalen Raum, der je nach Bedarf für Veranstaltungen, Ausstellungen oder auch zum Verweilen zwischen der einzelnen Etappen dient.
Der Zugang des Brückenkörpers erfolgt auf der Nordseite, direkt angrenzend an den Radweg. Über eine Rampe entlang der Westseite im Innenraum gelangt der Besucher an eine Empore, auf welcher Überreste der ehemaligen Maschinerie des Sperrtores ausgestellt und mit Erklärungen versehen sind. Die aus massivem Stahlbeton gegossenen Sockel der beiden Bedienhäuser, ehemals auch als Widerlager für das Sperrtor dienend, werden subtraktiv so bearbeitet, dass sie die Auflager des neuen Holztragwerks fassen können. Auch ermöglichen Einschnitte in diese Sockelzonen Zugänge in den Innenraum, welcher im unteren Geschoss Sanitäranlagen für die Besucher, sowie einen Lagerraum, beherbergen soll.

002 · Aussichtspunkt
Etwa sieben Kilometer weiter in Richtung Westen, am Ende des gefluteten Kanalabschnitts, ist ein zweites, begehbares Objekt verortet. Ein Aussichtsturm (002), welcher dem Besucher ermöglicht den gebauten sowie den geplanten Verlauf des Kanals nachvollziehen zu können und die bisher zurückgelegte Strecke Revue passieren zu lassen. Er dient als regionaler Vermittler und Orientierungspunkt.
Auf einem neu erbauten, aus Stahlbeton gegossenen und über den Kanal auskragenden Sockel, ruhen die von aussen sichtbaren Stampflehmelemente und erstrecken sich über 19 Meter in die Höhe. Die Holzkonstruktion auf der Innenseite der Lehmwand dient einerseits der zusätzlichen Aussteifung, andererseits beherbergt sie die umlaufende Treppe für den Aufgang. Der Besucher begeht das Bauwerk auf der Westseite und kann entscheiden die hölzerne Treppe nach oben zu nehmen oder vorerst im zentralen Raum zu verweilen und den auskragenden Steg zu begehen. Ein zentral angeordnetes, rundes Wasserbecken nimmt das auf dem Dach gesammelte Regenwasser auf und leitet dieses über eine Rinne im Steg zurück in den Kanal. Das vom Dach in das Becken stürzende Wasser sorgt auf der Holzvertäfelung und den Betonbänken im zentralen Raum mit der Zeit für eine Patina. Die gestapelten Stampflehmelemente sind durch einen oben umlaufenden, hölzernen Ringanker mit dem massiven Sockel verspannt. Diese Vorspannung hält ebenfalls die Sparren des Daches im Gleichgewicht und erhält die leichte Neigung dieses in Richtung des Mittelpunktes.

003 · Besucherzentrum
Zwei Kilometer bevor die geplante Kanaltrasse in die Saale münden sollte befindet sich die Schleusenruine Wüsteneutzsch (003). Sie bildet den dritten und größten Bearbeitungspunkt des Entwurfes.
Die massiv gegossenen Stahlbetonwände der Schleusenkammer boten den Bewohnern des Ortes während des zweiten Weltkrieges Zuflucht bei Luftangriffen. Die benachbarten Leuna Werke, welche auch heute noch eine der größten Raffinierien und Chemiewerke Deutschlands sind, waren wiederholt Ziel von Angriffen. Allmählich verwachsen die Relikte des Schleusenbauwerks mit der Natur und verlieren den Bezug zu ihrem ursprünglich geplanten Kontext. Die eingehende Auseinandersetzung mit der Funktionsweise einer solchen Sparschleuse eröffnet jedoch die Möglichkeit die fragmentierten Objekte wieder in Beziehung zu setzen. Das ausschließlich auf Funktion ausgelegte Ingenieursbauwerk folgt einer klaren Gliederung und scheint auf den ersten Blick achssymmetrisch angelegt zu sein, zeigt bei genauerem Hinsehen jedoch feine Unterschiede.
Sowohl den Besuchern des Weges als auch den Anwohnern des Ortes zugutekommend, sieht der Eingriff an der Schleusenruine vor, ein Besucherzentrum zu errichten, welches neben einer Gastronomie ebenso einen Veranstaltungsbereich samt Auditorium und Bar beherbergt. Auch Ausstellungsflächen, die für eine Dauerausstellung sowie Wechselausstellungen vorgesehen sind finden darin Platz. Der Bau des Besucherzentrums verortet sich auf den massiven Schleusenkammerwänden. Die einzelnen Segmente der Schleusenkammer wurden in 13 Meter breiten Abschnitten mithilfe einer auf Schienen gelagerten Schalungsapparatur gegossen. Dieser klare und noch immer ablesbare Rhythmus bildet im Bezug auf den Entwurf des Neubaus den Ausgangspunkt für die Erstellung eines Grundrasters, welches bedarfsorientiert aufgeweitet oder verjüngt wird. Hölzerne Vierendeelträger, bestehend aus horizontalen Gurten und vertikal aufgehenden Pfosten, liegen auf dem oberen Abschluss der Schleusenwände und äußern sich in zwei unterschiedlichen Variationen. Um die Versorgung mit Tageslicht innerhalb der Schleusenkammer, unter dem Besucherzentrum, zu gewährleisten, öffnet sich der Aufbau mittig zu einem Lichthof. So weist das statische System einerseits durchgängig überspannende Träger auf, andererseits jedoch auch in die Schleusenkammer abgespannte Träger, welche die Öffnung des zentralen Lichthofs ermöglichen. Die Symbolik des Balancierens auf der Schleusenwand wird dadurch akzentuiert.
Der Besucher begeht die Schleusenkammer zentral über einen Steg, welcher sich unter der Fläche des Lichthofes zu einem Plateau ausweitet. Dieses dient zum einen als Ort der Rast nach der Ankunft mit dem Fahrrad, zum anderen aber auch als multifunktionale Ebene für beispielsweise sommerliche Kinoveranstaltungen oder Freiluftkonzerte in der Schleusenkammer. Am Ende des Plateaus ragt ein metallener, perforierter und grün bewachsener Erschließungskörper empor, welcher den Hauptzugang zum darüberliegende Besucherzentrum bildet und einen Aufzug sowie eine Treppe beherbergt. Das Besucherzentrum gliedert sich, anhand des klaren Rhythmus durch die Positionierung der Vierendeelträger, in von außen ablesbare Nutzungsbereiche. Der Besucher kommt über den zentralen Zugang im Foyer an, hat die Möglichkeit ein Ticket zu erwerben oder im dahinterliegenden Restaurant Platz zu nehmen. Entlang des Lichthofes orientieren sich die beiden Ausstellungsbereiche. Einer ist der Dauerausstellung zur Historie des Kanals, des Bauwerks und der Region zugeschrieben, der andere stetig wechselnden Themen, die der Information der Öffentlichkeit zugute kommen sollen. Auf der Westseite des Neubaus verorten sich drei Raumschichten, welche eine Vorzone, das Auditorium sowie den Veranstaltungsbereich beherbergen und einen ausgiebigen Ausblick in die Landschaft zulassen.
Auch für das Besucherzentrum sowie die Schleusenruine spielt die bewusst inszenierte Führung des Regenwassers eine Rolle. So wird das auf den Dächern anfallende Wasser nach außen in zwei großen Rinnen zusammengeführt, die schließlich in den Sparbeckeneinläufen der ursprünglichen Sparschleuse münden und eine direkte Verbindung in das Innere der Schleusenkammer haben. Unter dem Steg und dem Plateau in der Schleusenkammer wird das Regenwasser gesammelt und lässt je nach Jahreszeit einen leicht ansteigenden oder abnehmenden Wasserspiegel vernehmen.

Schlagworte

Besucherzentrum, Bestand, Holzbau, Lehmbau

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