Architekturobjekt 17 von 354
Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten


Dialogmitte. Leerstand für die Gesamtgesellschaft umnutzen.

70173 Stuttgart, Eberhardstraße 28

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Caroline Stephan

Innenhof. In den Bestand geschnitten. - Dialogmitte. Leerstand für die Gesamtgesellschaft umnutzen.

© Jannick Schmidt, Caroline Stephan

Fotografie Bestand - Dialogmitte. Leerstand für die Gesamtgesellschaft umnutzen.

© Jannick Schmidt, Caroline Stephan

Fotografie Bestand - Dialogmitte. Leerstand für die Gesamtgesellschaft umnutzen.

© Jannick Schmidt, Caroline Stephan

Grüne Fassade. - Dialogmitte. Leerstand für die Gesamtgesellschaft umnutzen.

© Jannick Schmidt, Caroline Stephan

Verbindende Rampe. - Dialogmitte. Leerstand für die Gesamtgesellschaft umnutzen.

© Jannick Schmidt, Caroline Stephan

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Caroline Stephan

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Eberhardstraße 28, 70173 Stuttgart, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

07.2023

Gebäudedaten

Bauweise

Stahlbetonbau

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

11- bis 20-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Nach fast 100 Jahren endet die Kaufhaus Ära in der Eberhardstraße 28 in der Stuttgarter Innenstadt. 1928 wurde das Kaufhaus Schocken, geplant von Architekt Erich Mendelsohn, eingeweiht und galt bald als „Sinnbild des Fortschritts“. 1960 erfolgte der kontrovers diskutierte Abriss und anschließend der Neubau des Kaufhaus Horten durch Architekt Egon Eiermann an selber Stelle. 2024 gingen nun auch bei Galeria Kaufhof die Türen zu. Für die Zukunft hat sich die Stadt das Gebäude gesichert und sucht eine neue Nutzung.

Das massive, im Stadtgefüge zu groß geratene Gebäude, steht am Rand eines Verkehrsdreieckes und ist von versiegelter Fläche umgeben. Die heruntergekommene Fassade, verdreckt von Feinstaub und Stadttauben, spiegelt die triste Atmosphäre zwischen Straße, Parkhaus und Baustelle wider. Das von Galeria Kaufhof und weiteren Kaufhäusern verfolgte Konzept sowie die reine Typologie des geschlossenen Kaufhaus-Koffers ist nicht mehr gefragt. Nach und nach werden deutschlandweit die Filialen geschlossen und stehen zunächst leer. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum hingegen steigt stets. Es fehlt an finanzierbaren Wohnungen in den Großstädten. Viele Menschen können sich ihre Mieten nicht mehr leisten und landen im schlimmsten Fall wohnungslos auf der Straße.

Wohnen ist ein Menschenrecht, das jedem Individuum unabhängig von seinen Lebensumständen oder Bedürfnissen zusteht, dies sagt das Konzept „Housing First“. Der zentralgelegene Komplex wird mit unserem Vorschlag für menschenwürdigen und bedürfnisorientierten Wohnraum für Sozialschwache umgenutzt. Zusätzlich finden unterstützende Anlaufstellen Platz. Die Verbindung und Wertschätzung aller Gesellschaftsgruppen untereinander soll gefördert werden.

Das zur Innenstadt gerichtete, untere Erdgeschoss soll ein konsumfreier Treffpunkt für die Stadtgesellschaft werden. Im Stadtwohnzimmer können sich Menschen mit verschiedensten sozialen Hintergründen zum Austausch zusammensetzen oder gemeinsamen Aktivitäten nachgehen. Zu einem täglichen warmen Mittagessen läd die Suppenküche an die lange Tafel ein, womit die Integration und der Zusammenhalt zwischen Bewohner*innen und lokaler Gemeinschaft gestärkt werden soll. Im Süden, wo das Geschoss im Hang verschwindet, befindet sich eine große Ladenfläche für die Tafel als Einkaufsmöglichkeit für hilfsbedürftige Menschen.
Über eine zentrale Rampe wird sowohl das obere Erdgeschoss als auch die Untergeschosse barrierefrei erschlossen. Durch den großzügigen Luftraum ist der Blick bis in die Tiefen des Gebäudes möglich.

Die ehemalige Schaufensterfassade des Erdgeschosses zur Eberhardstraße, die heute Fahrradstraße ist, wird zurückversetzt. Der Rücksprung bietet den entstehenden Gewerbeeinheiten verschiedener Größe die Möglichkeit auch vor dem Geschäft Aufstellflächen und Sitzmöglichkeiten zu realisieren.
Das zentrale Foyer dient als Verteiler, von dem sowohl die Rampe in die darunter liegenden Geschosse erreicht wird als auch die weitere Erschließung über Aufzüge und Treppenhäuser. Die privaten Wohngeschosse werden über separate Bestandstreppenhäuser erschlossen.

Die Betonskelettstruktur soll grundsätzlich geringfügig verändert werden. Das Rampenauge wird in den bestehenden Deckendurchbruch der Rolltreppen integriert und lediglich vergrößert. Eine Galerie zum Stadtwohnzimmer ermöglicht vielfältige Blickbezüge. Zwischen den Unterzügen und Rippen im zweiten Erdgeschoss werden Oberlichter platziert, die den tiefen Raum über den darüberliegenden, hinzugefügten Innenhof natürlich belichten.
Die Fassade des Gebäudes ist durch umlaufende Bänder horizontal gegliedert. Sie wird mit einer Pfosten- Riegel-Fassade in geschlossene und offene Elemente gerastert. Ein besonderes Gestaltungselement sind die Metallbrüstungen, die an der bestehenden Betonauskragung befestigt werden und zusätzlich mit integrierten Pflanzentrögen ausgestattet werden. Die mit Hängepflanzen begrünte Fassade belebt das graue Stadtbild.

Über die große Rampe gelangt man in ein neu entstehendes Museum. Das Museum dient als Bildungs- und Empathiezentrum und lädt die Besucher*innen ein, die Vielfalt der menschlichen Erfahrungen zu erkunden und zu verstehen. Durch interaktive Ausstellungen, Informationsmaterialien und Konversationen mit Betroffenen soll das Bewusstsein für die Herausforderungen verschiedener Menschen mit Handicaps geschärft werden.
Mit einer einleitenden Ausstellung über die Definition von Gesellschaft, Ausgrenzung und Teilhabe werden die Besucher*innen auf drei verschiedene Ausstellungsteile im nächsten Untergeschoss vorbereitet. Hier führen Betroffene die Besucher*innen durch Erlebnisbereiche zum Thema Sehbehinderung, Hörbehinderung und Gehbehinderung. Angelehnt an das Konzept des Dialogmuseums können Besucher*innen die Welt im Dunkeln, im Stillen oder im Sitzen erkunden.

Im ersten Obergeschoss sollen verschiedene halböffentliche Nutzungen miteinander kombiniert werden. Neben der Verwaltung der in den unteren Geschossen vorzufindenden Nutzungen soll in Anknüpfung an verschiedene soziale Angebote eine Anlaufstelle für Bedürftige Platz finden. Wohnungslose Menschen können Beratung und Unterstützung in verschiedenen Lebensbereichen erhalten. Dazu gehören beispielsweise medizinische Versorgung, psychosoziale Betreuung und Hilfe bei der Arbeitssuche. Auch werden Sanitäranlagen und Schließfächer für Wohnungslose bereitgestellt.
Für die Bewohner*innen des Gebäudes dient der Innenhof als Treffpunkt. Kinder und Jugendliche können nach der Schule gemeinsam betreut werden, in einer Gemeinschaftsküche können sich Gruppen zum Kochen treffen und im Fitness, in der Gärtnerei oder in der Werkstatt können Hobbies wiederaufgenommen werden.

In die drei oberen Bestandgeschosse wird durch einzelnen Rückbau der Rippendecken, Unterzüge und Stützen ein Lichthof eingeschnitten, der eine Wohnnutzung möglich macht. Zwei neue Wohngeschosse werden als Holzrahmenkonstruktion aufgesetzt. Über einen Laubengang, der zugleich kommunikative Balkonzone und Gemeinschaftsfläche ist, werden verschiedene Wohnungstypen für Singles, Paare, Familien und Wohngemeinschaften erschlossen. Durch eine Brücke, die über den Innenhof spannt wird der Laubengang zum Rundgang. Eine Wendeltreppe verbindet die einzelnen Geschosse miteinander und erleichtert den Austausch der Bewohner*innen untereinander.

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