Nominiert für die Shortlist der Jury 2015 - Nachwuchsarbeiten
Die Quadratur des Kreises - Schilleroper Hamburg
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HafenCity Universität Hamburg, Master Architektur, Lena Matheis
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Grundstücksgröße
3.000 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Im Zentrum Hamburgs, auf St. Pauli, findet man die baulichen Überreste der ehemaligen Schilleroper. Während die Schilleroper langsam aus den Erinnerungen verschwand, entwickelte sich der umgebende Stadtteil zu einem der wichtigsten Unterzentren Hamburgs. Nach einer bewegten Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, steht das Gebäude seit vielen Jahren mehr oder weniger leer. 1892 als dauerhafte Spielstätte für den Circus Busch erbaut, wurde das Gebäude ab 1905 zunächst als Schiller-Theater, ab den 1939er Jahren als Schiller-Oper betrieben. In den Kriegsjahren wurde das Gebäude als Kriegsgefangenenlager umfunktioniert und fand danach nie wieder zu seiner ursprünglichen Funktion zurück. Verschiedene Nutzungen siedelten sich mit Beginn der Nachkriegsjahre in dem Gebäude an, Maßnahmen zum Erhalt der Bausubstanz wurden allerdings nur sporadisch ergriffen, so dass das Gebäude zunehmend verfiel.
BAUZUSTAND
Von dem bestehenden Baukörper, der sich in den ehemaligen Bühnenraum, sowie Hinterbühne und Eingangsbereich unterteilt, ist lediglich die Stahlrotunde, die das Tragwerk des Bühnenraums bildet, in einem erhaltenswerten Zustand. Der runde Stahlskelettbau, der ursprünglich das Tragwerk für das zeltartig anmutende Gebäude des Circus Busch darstellte, steht seit 2013 unter Denkmalschutz.
Die Stahlrotunde ist somit die einzige bauliche Konstante, welche die vielen Um- und Anbauten am Gebäude überdauerte und das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes bis heute prägt. Auch in Zukunft soll die Rotunde als Markenzeichen erhalten bleiben und die bauliche Historie des Gebäudes somit fortgeführt werden.
NUTZUNGSHISTORIE
Im Laufe Ihrer wechselhaften Geschichte stellte die Schilleroper stets ein gesellschaftliches Zentrum für die umgebenden Stadtteile dar. Auch wenn das Gebäude in seiner über 100-jährigen Lebensdauer immer wieder über kürzere oder längere Zeiträume brach lag, so gibt es ein wiederkehrendes Interesse am Erhalt des Gebäudes und seiner ehemaligen Strahlkraft. Durch die zeitgemäße Neuinterpretation vergangener Nutzungen soll die gesellschaftliche Wahrnehmung des Gebäudes reaktiviert werden. Das Nutzungskonzept sieht in dem Neubau ein Zentrum für zeitgenössische Musik vor, welches auf die Nutzungsstruktur der umgebenden Stadtteile eingeht und gleichzeitig ein für Hamburg neuartiges kulturelles Angebot schafft.
Beschreibung der Besonderheiten
Ausgehend von der geometrischen Struktur der bestehenden Stahlrotunde, die aus zwei übereinanderliegenden Kreisen besteht, wobei der kleinere Radius den Inkreis, der größere Radius den Umkreis eines Quadrates bildet, entwickelt sich ein räumliches Motiv, welches auf den Baukörper angewendet wird. In Anlehnung an die bauliche Struktur des Bestandsgebäudes entsteht ein Baukörper welcher die charakteristischen Gebäudeteile Bühnenraum, Hinterbühne und Eingangsbereich abbildet. Das aus der Geometrie der Stahlrotunde abgeleitete Prinzip der Überlagerung von Kreis und Quadrat wird in die Tiefe der Kubatur extrudiert, sodass sich der Baukörper entgegengesetzt zur Rotunde nach oben hin aufweitet.
Durch die Überlagerung mit der bestehenden Rotunde werden im Inneren des Bauköpers spannungsvolle Räume generiert, welche den Kontrast zwischen der Massivität der umgebenden Kubatur und der Filigranität der Stahlrotunde erlebbar machen. Raumhaltige Wände, welche die äußere Hülle des Gebäudes bilden, erschließen die verschiedenen Ebenen und nehmen die dienenden Räume auf.
Entsprechend der ehemaligen Ausrichtung der Schilleroper öffnet sich der Eingangsbereich in Richtung des Neuen Pferdemarktes, die Hinterbühne wird von Süden erschlossen. Im Untergeschoss befindet sich das Hauptfoyer über welches der innenligende Konzertsaal erschlossen werden kann. Erdgeschoss und 1. Obergeschoss sind durch Lufträume mit dem Untergeschoss verbunden und dienen ebenfalls der Versorgung und Erschließung des Konzertsaals. Alle für den Spielbetrieb notwendigen Nutzungen können im westlichen Gebäudetrakt, der Hinterbühne, untergebracht werden. Die Gestaltung des Konzertsaal soll eine experimentelle und möglichst flexible Nutzung ermöglichen. Durch seine Geometrie ermöglicht der Konzertsaal immer neue Blickbeziehungen und Spielrichtungen, von der klassischen Guckkastenbühne bis zum Totaltheater. Je nach Spielsituation kann die Bestuhlung entsprehend angepasst werden. Im 2. Obergeschoss ist, überspannt von der Bestandsrotunde, ein Multifunktionsraum untergebracht welcher Platz für weitere Aufführungen und Veranstaltungen bietet und sich im Süden zu einer Dachterrasse öffnet. Eine weitere teilüberdachte Freifläche schließt sich im darüberliegenden 3. Obergeschoss an.
FASSADE
Das Motiv der Überlagerung von Kreis und Quadrat wiederholt sich in der Gestaltung der äußeren Fassade. Die imaginären Achsen der Stahlrotunde werden auf die Gebäudehülle projiziert, wodurch eine Unterteilung in 360 Teile ensteht. Die verlängerten Strahlen der Rotunde bilden auf der Fassade eine reliefartige Oberfläche und geben dem Gebäude ein skulpturales Erscheinungsbild. Die bestehende Stahlrotunde wird mit einem perforierten Messingblech beplankt, welches ein spannungsvolles Lichtspiel ermöglicht. In Bereichen in denen die Stahlrotunde gleichzeitig die thermische Hülle des Gebäudes darstellt, wird zusätzlich eine Glasebene vorgesehen.
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