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Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2020: Teilnehmer


Domquartier Erfurt

99084 Erfurt, Domstrasse 1

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA

An den Graden - Domquartier Erfurt

© MICHAEL MILTZOW BILDWERK WEIMA

Blick vom Domplatz - Domquartier Erfurt

© Moritz Osterwold

Innenhof - Domquartier Erfurt

© MICHAEL MILTZOW BILDWERK WEIMA

Am Bergstrom - Domquartier Erfurt

© MICHAEL MILTZOW BILDWERK WEIMA

Am Kanonenschuppen - Domquartier Erfurt

© MICHAEL MILTZOW BILDWERK WEIMA

Blick Domstrasse - Domquartier Erfurt

© MICHAEL MILTZOW BILDWERK WEIMA

Fassadendetail Hauseingang - Domquartier Erfurt

© MICHAEL MILTZOW BILDWERK WEIMA

Detail - Domquartier Erfurt

© FLORIAN SELIG fotodesign

Fassadendetail Loggien - Domquartier Erfurt

© FLORIAN SELIG fotodesign

Materialitäten - Domquartier Erfurt

© Moritz Osterwold

Detail Brüstung - Domquartier Erfurt

© Matthias Schmidt

Terrassen - Domquartier Erfurt

© Moritz Osterwold

Domblick - Domquartier Erfurt

© Moritz Osterwold

Luftnild von Südwesten - Domquartier Erfurt

© Picasa

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Domstrasse 1, 99084 Erfurt, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

08.2018

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA

Brühl 22

99423 Weimar

Deutschland

Tel. +49 3643 7736580

mail@osterwold-schmidt.de

Fachplanung: Tragwerksplanung

Hennicke & Dr. Kusch Ingenieurbüro für Baustatik

Schubertstr. 3

99423 Weimar

Deutschland

Tel. +49 3643 512654

office@hennickekusch.de

Architektur: Landschaftsarchitekt

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten

Klenzestr. 57c

80469 München

Deutschland

Tel. +49 89 202535-0

info@rainerschmidt.com

Fachplanung: Gebäudetechnik

Ingenieurbüro f. Wärme- und Haustechnik IBP GmbH

Straße des Friedens 19

99094 Erfurt

Deutschland

Tel. 0361 22324-0

info@ibp-erfurt.de

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Kalksandstein

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Nutzfläche

632 m²

 

Wohnfläche

8.241 m²

 

Grundstücksgröße

5.277 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Historie und Städtebau

Die Grundstücke unmittelbar gegenüber den imposanten Kavaten des Dombergs, auf denen sich kühn der hochgotische Chor der Erfurter Doms erhebt, waren seit dem Mittelalter dicht bebaut. Die geschwungene Bauflucht war durch eine Reihung wahrscheinlich giebelständiger Gebäude geprägt, die aus dem Stadtraum des Domplatzes in das hinter dem Domhügel liegende Quartier Brühl überleitete. Hier verließ seit der Barockzeit der Reisende die Stadt in Richtung Westen, nach Frankfurt, Mainz oder Köln. 

Während der 1813 erfolgten Belagerung der Stadt Erfurt und des Petersberges wurde die Bebauung im Nordteil des Domplatzes durch die preußischen Truppen zerstört. Aus militärischen Gründen durfte das gesamte Quartier zwischen Domplatz und Petersberg nicht wieder aufgebaut werden, der Domplatz wurde in Folge zum Exerzierplatz degradiert. Die Bebauung an der städtebaulich so wichtigen Nahtstelle zwischen Domplatz und Brühl wurde von den Preußen zugunsten von Artillerie- und Pferdeschuppen abgerissen, die bis zum zweiten Weltkrieg militärisch genutzt wurden und, mit den Jahren stark verändert und überformt, bis vor kurzem noch als Getränkehandel und Caravan-Abstellanlage genutzt worden sind. 

Dieser vielleicht schmerzhafteste städtebauliche Missstand der Erfurter Altstadt hat tatsächlich 205 Jahre lang fortbestanden, er hat im Raumgefüge der Stadt und im Bewusstsein der Bevölkerung zu einer empfindlichen Störung und Unterbrechung geführt. Hier war die Innenstadt definitiv zu Ende. Zusammen mit der erst militärischen, dann industriellen Nutzung des dahinter liegenden Mainzerhof-Areals zwischen Brühl und Gothaer Platz war die Entwicklungsachse der Stadt nach Westen massiv unterbrochen, was bis heute deutlich ablesbar ist. 

Das Gelände ist Anfang der 1990er Jahre von der Treuhand zu einem sehr hohen Preis an private Eigentümer aus den alten Bundesländern veräußert worden, die es als Altersvorsorge ansahen und auf längere Zeit keinen Handlungsdruck verspürten. Sporadische Nachnutzungskonzepte aus den 1990er Jahren bewegten sich im Spektrum zwischen Discounter oder einer kleinen Pension in den umgebauten Wagenhallen. Auf den ausgedehnten Freiflächen hatte sich nach der Wende ein illegaler Parkplatz etabliert. 

In Vorbereitung des durchzuführenden Wettbewerbes für die ab 2014 geplante Neubebauung des Areals musste zunächst die Frage geklärt werden, welche städtebaulichen und architektonischen Eckpunkte von Denkmalpflege und Stadtgesellschaft direkt neben dem Superzeichen des Domberges vorzugeben wären. Schnell wurde klar, dass eine in Anlehnung an den vor 200 Jahren verlorenen Bestand wiederherzustellende giebelständige Bebauung bei dem geschwungenen Stadtraum zu kaum beherrschbaren formalen und geometrischen Problemen führen würde. 

Gemeinsam mit dem Landeskonservator konnte schließlich ein ganz anderer Ansatz verfolgt werden. Um einerseits den Stadtraum behutsam zu reparieren und andererseits die Wirkung des Domes nicht durch aufgeregte Dachformen zu beeinträchtigen, sondern seine Wirkung noch zu verstärken, gelang eine Verständigung auf eine kompromisslose Flachdachlösung, die exakt die Höhe und Kubatur der gegenüberliegenden Kavaten aufgreift und damit den Sockel des Domes begleitet. Dieser Auffassung schloss sich auch der damalige Stadtrat mit großer Mehrheit an. 

Mit dem Vorhaben ist es gelungen, ein sehr alte Fehlstelle in der Stadt in äußerst sensiblem Denkmalkontext und in exponiertester Lage mit einer zurückhaltenden, ganz zeitgemäßen Architektur und Kubatur zu schließen und das Raumkontinuum der Stadt an dieser wichtigen Stelle wieder herzustellen. 

Bebauungskonzept

Der Anspruch auf großzügiges Wohnen mit viel Licht, freier - gleichwohl differenzierter - Aussicht sowie die stadtbaulichen und kontextuellen Forderungen bestimmter Raumkanten formen die Idee zu diesem Entwurf.
Der unaufgeregte Ansatz, die neue Bebauung quasi entlang der Grundstücksgrenzen anzulegen, eröffnet mit der Verschränkung des Südflügels und dem Lösen des sogenannten “Annexhauses“ zunächst eine grüne, luftige Mitte und zudem den erforderlichen wie bereichernden Freiraum zum Bergstrom - vor allem aber wird mit dieser klassischen Quartiersform eine erste und grundsätzliche Gliederung für Wohntypologien angelegt: die Basis für ein differenziertes Angebot zum Einquartieren. 

Der Flügel am Domplatz [DOM] sticht zuerst durch seinen S-Schwung heraus. Sein Einschwenken zur Straße An den Graden vermag die seit Ewigkeiten fehlende Raumkante am Domplatz zu schließen und zugleich Verzahnung durch ein übergreifendes Platzangebot und eine Mündung in die bestehenden Straßen zu schaffen. Die strenge Höhenvorgabe entsprechend der Kavaten am Dom und die maßstäblich sehr unterschiedlichen Nachbarbestandshäuser an der Domstraße haben als planerische Zwänge zur sanften Vermittlung zwischen heterogenem Bestand und neuer Bebauung geführt. Dennoch behauptet sich das neue Quartier am Dom in selbstbewußter Eigenständigkeit.

Die durchgesteckten Wohnungen der Obergeschosse erhalten gen Domplatz eine Loggia mit zusätzlicher Verglasung, die die Nutzung als Wintergarten erlaubt und so nebenher als Klima- und v.a. Schallpuffer der Wohnungen funktioniert, so dass die grandiose Aussicht an dieser Stelle trotz vielfältiger - auch lauter - Bespielungen des Domplatzes genossen werden kann. 

Das Erdgeschoss kann in vier bis acht Nutzungseinheiten unterteilt werden, die das Angebot am Domplatz von typischer Geschäftsunterlagerung, über ein Café/Bistro an der Spitze bis hin zu symbiotischen Nutzungen für z.B. Tagesbetreuungen (ob jung oder alt) im zentralen Bereich schaffen können. An dieser Stelle kann im Zusammenhang der Nutzung ein halböffentlicher Zugang zum Hof mit einer übersichtlichen Kontaktfläche von außen und innen - also von öffentlich und privat - erzielt werden. 

In verwandter Art lagern sich jeweils die Flügel An den Graden [ADG] und Am Kanonenschuppen [KAN] an. Neben den herkömmlichen straßenbegleitenden Bebauungen werden weitere städträumliche Motive aufgegriffen und in identitätsstiftende Charakteristika im neuen Quartier übersetzt: 

Auf der Westseite verbleibt die bewachsene Mauer des alten Kanonenschuppens als Einfriedung zur benachbarten Schulsporthalle. Der Westflügel [KAN] rückt nah heran, so dass eine Wohngasse entsteht.
Der Südflügel am Bergstrom [BER] erfährt durch seine Binnenlage eine sehr geschützte Wohnsituation. Die Wasserader im Süden und die vorgelagerten Gärten bereichern zudem die Wohnatmosphäre.
Zentral entsteht ein Wohnhof, der großzügig Freiraum bietet sowohl für Privatgärten als auch für die Gemeinschaft.

Insgesamt werden 70 Wohneinheiten im neuen Domquartier und bis zu 6 Gewerbeeinheiten im Domflügel fertiggestellt. Alle Wohnungen richten sich nach mindestens zwei Himmelsrichtungen aus. Loggien, Terrassen, Dachgärten und Balkone bereichern jeweils die Wohnungen um attraktive individuelle Außenräume mitten in der Innenstadt. Die Höhenstaffelungen und -fugen zwischen den Quartiersflügeln schaffen neben der Baumassengliederung zudem zusätzliche Giebelseiten für vielseitig ausgerichtete Wohnungen zur guten Belichtung und besonderen Aussicht auf die attraktive Umgebung.

Das Untergeschoss nimmt neben der Haustechnik und individuellen Abstellräumen auch Parkflächen für Zweiräder und 111 PKW’s auf.

Langlebige, widerstandsfähige Materialien mit optischer und haptischer Ästhetik, wie z.B. Klinkersteine und mineralischer Kratzputz, sollen im Verhältnis der Live-Cycle-Cost-Betrachtung die Beständigkeit der neuen Bebauung langfristig unterstützen und in unmittelbarer Nähe zum mächtigen Dom das neue Quartier auch selbstbewusst und vereinend behaupten. 

Eine Klinkerauswahl aus Sand-, Beige- und Grautönen bewirkt eine optische Verbindung zum Sand- und Kalkstein des Domes.
Das Wechselspiel mit filigranen Verglasungen (Loggien zum Domplatz) und subtil verlaufenden Materialperforierungen unterstützt die Übergänge vom urbanen Umfeld zu „weichen“ privaten Bereichen mit Raum für viel Individualität. 

Freianlagen 

Die Konzeption des Innenhofes sieht eine Intarsie in Form eines Plateaus vor. An dem Gebäude grenzen die Privatgärten samt Terrassenbereiche, welche durch eine Hecke Sichtschutz geboten bekommen.
Großzügige Stufen führen hinauf auf das Plateau auf dem sich ein Wasserspiel befindet, dabei wird es von kleinkronigen Bäumen unterstanden. 

Im Süden erhalten die Wohnungen einen großzügigen, privaten Gartenbereich. Dieser grenzt an einen Gehölzstreifen gefolgt von einem umlaufenden Weg samt Geländer zum Bergstrom. Im Südosten unterstreicht ein Holzdeck die Aufenthaltsqualität der bestehenden Brücke.
Der Bereich im Westen zwischen bestehender Mauer dient der Erschließungsfunktion der Gebäude. Ein Grünstreifen vor der Mauer samt Fahrradabstellplätzen markiert dieses Gebiet. 

Materialien
Die Belagsflächen im Innenhof werden aus einem hochwertigen Granitkleinpflaster hergestellt. Analog hierzu werden die straßenseitigen Gehwegflächen aus einem grauen Granitkleinpflaster hergestellt. Die Wegeflächen im Süden am Bergstrom werden wie im Innenhof aus einem gelben Granit mit Rasenfuge ausgebildet.
Die privaten Terrassen werden als Holzdeck hergestellt. Um den Versiegelungsgrad im Innenhof zu minimieren, werden die Belagsflächen möglichst klein ausgebildet – die für die Feuerwehr befahrbare Fläche wird hier durch durch Großsteinpflaster mit Rasenfuge hergestellt.

Bepflanzung
Ein wichtiger Aspekt der Pflanzenverwendung ist neben der Standortgerechten Eignung eine harmonische Zusammenstellung und Symbolik.
Im Norden an der Ecke Domstraße/An den Graden wird eine Ersatzpflanzung im öffentlichen Straßenland vorgesehen. Für das Plateau im Innenhof wird der Lederblättriger Weißdorn gepflanzt.
Der Spitzahorn bleibt am Bergstrom erhalten – der Gehölzstreifen wird zusätzlich mit 6 Obstbäumen ergänzt.
Die privaten Bereiche grenzen sich durch eine Hainbuchenhecke von den halböffentlichen Flächen ab.
Der Gehölzstreifen am Bergstrom und die Abpflanzung der westlichen Mauer erfolgt durch Hortensien welche mit Immergrün unterpflanzt sind ist samt Tulpen, Narzissen und Anemonen. Hier entsteht ein Wechselflor welcher im Frühjahr durch die Geophyten beginnt, abgelöst wird durch die Blüten der Hortensie welche sich zum Herbst und Winter durch Ihre artifiziellen Blütenstände auszeichnen. Das Immergrün trägt dazu bei, dass die Beete eine ganzjährige attraktive Unterpflanzung erhalten.
Das Dach erhält neben den Terrassen eine extensive Dachbegrünung. 

Entwässerung
Die Ableitung des Oberflächenwassers erfolgt im Innenhof über ein Retentionssystem auf dem Tiefgaragendach. Das Wasser wird in den Bergstrom eingeleitet.

Ausstattung
Im Innenhofbereich ist das Plateau mit mehreren Sitzblockstufen gegliedert. Auf dem Plateau ist ein lineares Wasserspiel vorgesehen, welche durch sein leichtes Gefälle ein fließenden Wasserlauf darstellt. 

Fahrradabstellmöglichkeiten werden sowohl für die Gewerbeeinheiten als auch für die Wohnungen ausreichend im Freiraum angeboten.
Außenleuchten illuminieren das Wasserspiel, das Hofplateau, die alte Kanonenschuppenmauer, die jeweiligen Hauseingänge sowie aktzentuierend die Fassade am Domplatz. 

Energie und Technik 

Der hohe energetische Standard der Gebäudehülle in Kombination mit einer effizienten Gebäudetechnik zur Energieversorgung über Fernwärme laut Stadtsatzung bietet ein zukunftsfähiges quartiersbezogenes energetisches Gesamtkonzept.

Auszeichnungen

Deutscher Bauherrenpreis 2020 (Nominierung)

Energetische Kennwerte

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Fernwärme

Energetische Kennwerte

Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")

17,80 kWh/(m²a)

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