Architekturobjekt 178 von 285
Nominiert für die Shortlist der Jury 2018 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2018 - Nachwuchsarbeiten


Ein türkisches Generalkonsulat für Köln

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur - Lehrstuhl für Wohnbau, Victor Bausinger

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur - Lehrstuhl für Wohnbau, Victor Bausinger

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

09.2022

Verwendete Produkte

Kästli Storen

Sonnenschutzfenster

Senkrechtstore SUNLUX® 6015

Timm Fensterbau

Fenster

Holz-Integral-Fenster W 105 I

Vandersanden

Verblendmauerwerk

38. Crème

Vandersanden

Verblendmauerwerk

533. Morvan WS

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

9.014 m²

 

Wohnfläche

1.998 m²

 

Grundstücksgröße

4.800 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Ein Generalkonsulat ist die erste verwaltungstechnische Anlaufstelle für dessen Staatsangehörige im Ausland oder für heimische Bürger, die das vertretene Landbesuchen möchten. Über seine reine Verwaltungsaufgabe hinaus ist es außerdem für die Kommunikation zwischen den jeweiligen Staaten zuständig und bietet seinen Staatsangehörigen Beistand in Notsituationen.

Köln als viertgrößte Stadt Deutschlands mit einem vergleichsweise hohen Ausländeranteil bietet der mit Abstand größten Gruppe ohne deutschen Pass, den Türken, bislang noch keine ausländische Vertretung innerhalb der Stadtgrenzen. Um diesen Zustand zu ändern hat die Republik Türkei 2012 ein Grundstück im Kölner Westen gekauft. Die Gründe, neben der Zentralität und der sich anbietenden Größe der Brachfläche, für die Wahl dieses heterogenen Standortes sind vielfältig: So liegt das Grundstück beispielsweise in einem Alt-Gewerbegebiet mit hohem Entwicklungspotenzial, daraus resultierendem politischen Interesse und in unmittelbarer Nähe zum Stadtteil Ehrenfeld mit vielen türkeistämmigen Einwohnern.

Am Beginn der Entwurfsbearbeitung stellte sich die Frage, wie sich die diplomatischen Anforderungen unterschiedlicher Kulturen in der Konzeption von Architektur begegnen und welche gegenseitigen Einflüsse maßgebend sind, ohne in einen Konflikt der Konzeption - oder Repräsentationsästhetik zu geraten. Identität regionaler Kulturtechniken in Raum, Konstruktion, Material und Form sind abhängig von den vorgefundenen Bedingungen. 

Die Architektur des neuen Generalkonsulates verlässt sich auf Reminiszenzen und Referenzen osmanischer Baukultur, ohne dabei nachahmend, zitierend oder historisierend vorzugehen. Vielmehr geht es um die abstrakte Auslegung und eine räumliche Interpretation überlieferter Typologien als Beitrag am baukulturellen Zusammenhalt von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für die innere Logistik des Areals setzt der Entwurf typologisch auf das Thema „Haus und Hof“. Die Residenz als Wohnsitz des Generalkonsuls und die Kanzlei als Hauptverwaltungsapparat sind in autonomen Häusern untergebracht, welche sich wiederum in ihre einzelnen Funktionen und Sicherheitsbedürfnisse untergliedern und verschneiden. Gleichzeitig werden sie durch abwechselnde Höfe, Gärten und Laubengänge zugleich voneinander geschieden und verbunden. Den Binnenbereichen der Höfe sind weitere bauliche Nebenanlagen zugeordnet. Der aus Sicherheitsbedürfnissen angeforderten Trennung in öffentliche, halböffentliche, halbprivate und private Bereiche trägt die baulich-räumliche Struktur des ganzen Geländes Rechnung ohne dabei auf eine jeweils angemessene architektonische Repräsentation zu verzichten.
 
 

Beschreibung der Besonderheiten

Die Typologie einer ausländischen Vertretungen verlangt nicht nur nach der Gewährleistung reibungsloser Abläufe, sondern stellt außerdem einen besonders hohen Anspruch an sichehreitstechnische Maßnahmen und baulichen Vorkehrungen zur Prävention eventueller Anschläge. So muss beispielsweise das gesamte Terrain eingefriedet und in verschiedene Sicherheitszonen eingeteilt werden. Für die zentralen Gebäude der Kanzlei und Residenz sind große Abstandsflächen zum öffentlich begehbaren Raum vorzusehen und die verbauten Materialien sind generell gegen verschiedene Gefährdungen zu ertüchtigen. Über diese streng vorgegebenen Parameter hinaus soll der Bezug zur umliegenden heterogenen Bebauung gewahrt- und den Entsendestaat Türkei baulich angemessen repräsentiert werden.
 
Der Entwurf setzt sich aus mehreren Häusern zusammen, welche die jeweiligen Funktionen des Generalkonsulats beherbergen. Die einzelnen Gebilde werden durch Höfe mit unterschiedlicher Widmung und einen allesumfassenden Laubengang verbunden. Letzterer fasst die Anlage sowohl intern als auch extern, verbindet, grenzt ab und schafft dabei ganz unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten. Um die beiden Elemente Haus und Hof baulich zu unterscheiden, wird der Laubengang aus einem dunklen Ziegelstein gefertigt. Die Hochbauten hingegen sind in hellgelben Ziegeln gehalten und in den entstehenden Sockel eingestellt.
 
Der Hauptzugang für Mitarbeiter und geladene Gäste befindet sich an der Hauptwache auf der Seite der Eupener Straße. Über die Personen- oder KFZ-Schleuse gelangt man hier in den Vorfahrtshof. Dieser erschließt das Kanzleihauptgebäude zur linken, die repräsentative Residenz vor Kopf sowie die Abfahrt in die Tiefgarage. Das an dieser Stelle angrenzende Bestandsgebäude wird von einem Apartmenthaus komplementiert. Über den Nebenräumen im UG und EG befinden sich sechs Wohnungen, welche von Menschen in Notsituationen temporär bezogen werden können.
 
Die Kanzlei als Verwaltungsapparat des Generalkonsulats ist in funktionale Teilhäuser untergliedert. Man betritt das großzügige Hauptgebäude über den Vorfahrtshof durch eine Personenschleuse. Im Erdgeschoss befindet sich neben einem großzügigen Atrium ein doppelgeschossiger Veranstaltungssaal mit Bühne und entsprechenden Nebenräumen. Die oberen Geschosse bieten Platz für verschiedene Büros. Hier sind vorwiegend die Abteilungen der Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Wirtschaft, Kultur etc.) untergebracht.
Abteilungen mit einem höheren Sicherheitsanspruch (IT, Kriminaldienststelle, Militär etc.) befinden sich hingegen in der Scheibe, welche in das Hauptgebäude eingeschnitten ist.
Der achtgeschossige Turm beherbergt neben einem Besprechungsraum im Erdgeschoss noch die Arbeitsplätze der Abteilungsleiter, des Vizekonsuls und des Generalkonsuls. Über Brücken erreicht man von hier schnell das Hauptgebäude oder die Residenz.
Die Visastelle ist das öffentlichste Haus der Kanzlei. Es wird separat über eine Personenschleuse auf der Stolberger Straße erschlossen. Wartehalle, Nebenräume und Schalterhalle sind bis zu den hermetischen Visaschaltern gegen weiteren Zugang abgeriegelt.
 
Von dem halböffentlichen Veranstaltungssaal der Kanzlei gelangt man in den Wasserhof oder in den damit verbundenen Kontemplationshof. Dieser bietet zwei Brunnen, welche sich aus der rituellen Waschung von vor dem muslimischen Gebet ableiten. Prominent auf der vorderen Ecke des Grundstücks gelegen befindet sich das Kontemplationshaus. Das offene Erdgeschoss ist als Forum und Treffpunkt mit Blick auf den vorgelagerten Hof ausgebildet. Unmittelbar darüber liegt ein Ruheraum, welcher auch als Gebetsraum genutzt werden kann und straßenseitig eine kleine Bibliothek. Zwischen Turm und Stolberger Straße erstreckt sich der Kanzleigarten mit angeschlossenem Skulpturenhof. Hier können die Mitarbeiter ihre Pausen verbringen oder Besprechungen im Freien abhalten.
 
Die Residenz besteht aus zwei Teilhäusern. Den größeren Teil bildet das zweigeschossigen Empfangsgebäude, welches mit seinem Atrium, dem Bankettsaal, der Bibliothek und einem Musikzimmer genügend Platz für Staatsempfänge hat. Und dem kleineren eingeschnittenen Privatwohnhaus des Konsuls mit separatem Zugang Stirnseitig am Vorfahrtshof. Die benötigten Neben- und Personalräume für diese beiden Bereiche befinden sich in der Verschneidungsfläche der beiden Volumina.
 
Wie bei den anderen Gebäuden spielten auch bei der Residenz Blickbeziehungen zwischen innen und außen eine wesentliche Rolle. So ist dem gesamten Empfangsgebäude ein orientalischer Garten vorgelagert, der den Betrachter und Flaneur in eine andere Kultur zu entführen scheint. Etwas abgeschirmter liegt dagegen der Privatgarten des Konsuls auf der gegenüberliegenden Seite des Wohnhauses.
 

Schlagworte

Köln, Türkei, Ausländische Vertretung, Generalkonsulat, Residenz, Kanzlei, Diplomatie, Diplomatische Vertretung, Braunsfeld, RWTH Aachen

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Arbeitsplätze

96

 

Anzahl Betten

16

 

Anzahl Wohneinheiten

7

 

Anzahl Stellplätze

24

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