Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2019 - Nachwuchsarbeiten
Eine Schule im Wald
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus Universität Weimar, Architektur, Maximilian Prücklmeier
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus Universität Weimar, Architektur, Maximilian Prücklmeier
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Stadtviertel am Rande der Stadt, wie in diesem Fall Lochhausen, sollen in den nächsten 15 Jahren um 80% wachsen. Die Stadt ist mit ihrer aktuellen Infrastruktur darauf nicht eingestellt und es mangelt insbesondere an ausreichend vielen Schulplätzen.
In Lochhausen befindet sich aktuell eine Grundschule, die momentan bereits an ihre Kapazitäten stößt. Die notwendigen Plätze können dabei nicht durch eine Erweiterung der Schule erlangt werden, weshalb ein Schulneubau erforderlich ist. Des Weiteren wird eine neue Sporthalle benötigt, da die aktuelle vollkommen ausgelastet ist.
Thema des Entwurfs ist nun eine Waldschule, die als Ergänzung zu einem Waldkindergarten in unmittelbarer Nachbarschaft gesehen werden kann. Das vorgesehene Grundstück befindet sich an der Grenze von vorstädtischer Bebauung zur Aubinger Lohe. Generell setzen sich Waldschulen zum Ziel, dass die Kinder selbstbestimmt lernen sollen und dabei lernen mehr Verantwortung zu übernehmen. Dies soll durch praxisorientierten, anschaulichen Unterricht erreicht werden, der oft auch im Freien stattfindet.
Geplant wird nun eine 3-zügige Grundschule in Form einer Ganztagsschule, sowie eine Dreifachsporthalle, welche vom ganzen Viertel genutzt werden kann.
Die grundsätzliche Idee des Entwurfs ist es Gebäude zu entwickeln, die auf den kindlichen Maßstab eingehen und mit denen sich die Kinder identifizieren können. Des Weiteren soll es einen Pfad durch den Wald geben, an dem die einzelnen Gebäude liegen und der zusammen mit den Gebäuden sowohl aussen als auch im Inneren Orte mit unterschiedlichem Grad an Intimität erzeugt, also Orte an denen die Kinder zusammenkommen, aber auch Orte an denen sie sich zurückziehen können.
Man kommt auf dem Grundstück an einem Parkplatz an, der alle logistisch notwendigen Funktionen aufnimmt. Dort gibt es drei Möglichkeiten. Man kann über eine Rampe nach unten in die Sporthalle gehen. Eine weitere Rampe dient zur Anlieferung des Gemeinschaftsgebäudes. Oder aber man geht eine Treppe hoch, gelangt auf einen Sockel und an diesem Punkt beginnt die eigentliche Schule.
Dabei gibt es einzelne Gebäude, die durch einen gemeinsamen Sockel verbunden sind, den man über die Treppe betritt. Dieser Sockel ist zum Parkplatz hin 2.20m hoch und monolithisch ohne Öffnungen und wird dann oben auf dem Sockel zur Schule hin nur noch zu einem befestigten Weg durch den Wald, an dem die einzelnen Gebäude liegen. Es gibt einmal ein Gebäude mit Mensa, Aula, Projekträumen und Verwaltung, außerdem die vier Klassenhäuser, in denen jeweils eine Jahrgangsstufe untergebracht ist und noch dazu die Sporthalle, die unabhängig vom Schulbetrieb genutzt werden kann.
Die einzelnen Gebäude folgen dabei einer klaren Idee. So sollen sie dem Wald in seiner Haptik etwas glattes, hartes entgegensetzen und über diesen Gegensatz ins Gespräch kommen. Dann aber wiederum mit den Mitteln des Waldes spielen und auf diese eingehen. So ist die Form einer Pflanze sehr logisch. Sie ist das Ergebnis der genetischen Struktur zusammen mit einer Unzahl von externen Faktoren. Die Form ist somit das Ergebnis eines logischen Prozesses. Damit spielen die einzelnen Gebäude.
Die tragende Struktur der Gebäude besteht komplett aus Ortbeton. Sie bildet das Gerüst der einzelnen Gebäude und ermöglicht es, den Ausbau aus Holz vollkommen unabhängig von statischen Zwängen zu entwickeln. Die Betonstruktur stellt sich mit ihrer Kraft dem Wald gegenüber, baut einen Dialog auf und schützt den Holzausbau im Inneren. Dabei besteht die Struktur der Gebäude aus vier Betonstützen und einer Betonwand im Inneren, die gleichzeitig die Treppe bildet. Von den vier Stützen ist eine anders ausgeformt, weil sie zusätzlich zum Abtragen der Lasten noch in eine Richtung aussteifen muss. Diese Stütze markiert gleichzeitig den Eingang des Gebäudes.
Die Treppe im Inneren steift in die andere Richtung aus und verhindert außerdem die Torsion. Dabei wird sie ab dem Bereich, an dem man sie statisch nicht mehr benötigt, abgeschnitten.
Auf den Stützen liegt ein vorgespannter Stahlbetonunterzug auf. Dieser wirkt als Durchlaufträger, der über Eck geknickt ist und sich von der Stütze aus zur Ecke hin verjüngt und damit den Verlauf des Biegemoments abbildet. Dazwischen werden Holzboxen gestellt, die lediglich sich selbst tragen.
Auf dem Unterzug liegt die Decke aus Beton auf, die dabei in vier Richtungen auskragt und somit Aussen mit geschützten Bereichen einen Ort des Dazwischen erzeugt. Die Decke bildet die Basis für das Obergeschoss und auf ihr liegt nun ein Pfettendach auf. Das Ganze wird schließlich mit Blech überzogen und geschützt.
Die einzelnen Materialien werden dabei bewusst gemäß ihrer Eigenschaften eingesetzt. So ist die Struktur des Gebäudes im Aussenraum der Witterung ausgesetzt, sie muss eine große Strecke überspannen, dabei die Lasten aus dem Dach aufnehmen und das Gebäude aussteifen. Der Beton ist somit die logische Konsequenz für das Material der Struktur.
Der Ausbau hingegen ist geschützt, er soll behütend wirken und aus natürlichen Materialien bestehen. Das Holz eignet sich an dieser Stelle. Es hat mit der Möglichkeit der Vorfertigung, den zusätzlichen Vorteil, eines ökonomischen Bauprozesses.
Das Holz sowie der Beton haben dabei lediglich den Nachteil, dass sie nicht witterungsbeständig sind, bzw. dass Staunässe und Frost zu Rissen führen kann, weshalb die einzelnen Gebäude komplett mit Blei überzogen und geschützt werden.
Somit ergänzen sich die unterschiedlichen Bauteile gegenseitig, jedes Material macht nur das, was es kann.
Die einzelnen Klassenhäuser bestehen jeweils aus vier Boxen, wobei einmal zwei paarweise zusammenstehen. Drei dieser vier Boxen bilden die Klassenzimmer und eine nimmt die restlichen nötigen Funktionen auf. Die Boxen sind so gesetzt, dass sie im Inneren einen Raum bilden, der sich nach aussen hin in drei Richtungen öffnet. Dabei sind diese leicht verzerrt um die Strenge der Struktur zu brechen und gleichzeitig orientieren sich die Klassenzimmer dadurch stärker zueinander und bilden eine gemeinsame Mitte.
Die Bereiche, die sich nach aussen öffnen, können als Gruppenräume genutzt werden. In diesen Bereichen wird zusätzlich die Decke mit Filz verkleidet, was eine bessere Akustik erzeugt und diese Räume zusätzlich definiert.
Die Boxen verschliessen sich dabei zum Pfad hin und öffnen sich dann zum Wald, wobei es in den Klassenzimmern ein grosses Fensterelement mit Sitzbank und Tür nach aussen gibt. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Varianten in Bezug auf die Anordnung der Boxen, wobei diese außerdem gespiegelt werden. Somit entstehen vier Häuser, die auf den gleichen Elementen basieren aber bei denen trotzdem jedes wieder neue Situationen erzeugt.
Die Struktur der Obergeschosse wird gebildet durch zwei große Räume. Einmal ein Fachklassenzimmer für Musik, Naturwissenschaften, Werken oder als Bibliothek. Dieses befindet sich an der Giebelseite und sorgt dafür, dass sich die Jahrgänge untereinander vermischen, da man immer wieder die anderen Klassenhäuser betreten muss. Die zweite Nutzung ist ein Lernraum, also ein Raum, der den Kindern zur freien Verfügung steht und in dem sie Hausaufgaben machen können, spielen können oder sich ausruhen können. Dieser Raum, der als zentraler Ort für die Kinder dient, vereint dabei mehrere Themen des Entwurfs in einem Raum.
Als weiteres Gebäude neben den Klassenhäusern, gibt es am Anfang des Pfads ein Gebäude mit Mensa, Aula, Verwaltung und Projektzimmern. Das Gebäude basiert auf dem gleichen konstruktiven Prinzip wie die Klassenhäuser. Während es dort das Quadrat mit den vier Stützen gibt, gibt es hier nun 3 Quadrate.
Man betritt den Sockel über die Treppe und wird nun über eine Geste im Sockel reingeleitet, ausserdem gibt es an dieser Stelle auch wieder die Stütze, die den Eingang markiert. Man kommt in einem Foyer an, kann von dort nach unten in die Aula sehen oder in die Mensa gehen, wo es auch wieder die Box gibt, die in dem Fall die Küche beinhaltet, nur steht sie dieses Mal nicht in der Ecke des Gebäudes, sondern in der Mitte und ermöglicht dadurch einen Umlauf, bei dem man sich an der einen Seite das Essen holt, anschliessend draussen oder drinnen Platz nimmt und den Raum anschließend wieder über die Geschirrrückgabe an der anderen Seite verlässt.
In der Mitte des Foyers gibt es wieder eine Treppe, die das Gebäude zusätzlich aussteift. Über diese gelangt man nach unten in die Aula, welche als verkleidete Wanne im Sockel liegt, sich nach oben hin auflöst und auf der dann ein Betonträger liegt, der nötig wird um an dieser Stelle die Stütze zu vermeiden. Durch die Fensterrahmen, welche diesem auszuweichen scheinen, wird diese Abweichung zusätzlich thematisiert.
Ins Obergeschoss gelangt man über die andere Seite der Treppe und kann sich auf dem Zwischenpodest entscheiden in welche Richtung man gehen möchte. Das Obergeschoss ist thematisch in zwei Bereiche gegliedert. Es gibt einmal die Seite für die Verwaltung und einmal die Seite für die Schüler, wo sich Projektzimmer und Instrumentalräume befinden. Beide Seiten werden über einen Gang erschlossen, der sich nach hinten hin verjüngt und mit diesem Knick einen Bezug zu den Klassenhäusern aufbaut. An dessen Ende befinden sich an den Giebelseiten zwei große Räume. Einmal das Lehrerzimmer und einmal die Lehrküche in der die Kinder kochen lernen.
Die Turnhalle komplettiert das Ensemble. Sie kann direkt vom Parkplatz aus unabhängig von der Schule erschlossen werden. Dabei führt eine Rampe 1.60m nach unten, die sich durch einen Halbkreis im Boden zusätzlich bemerkbar macht und damit Bezug auf die anderen Treppen nimmt. Man betritt einen langen Flur, der ausschließlich funktional gestaltet ist und den Moment verstärkt, wenn man die eigentliche Sporthalle betritt. Diese ist adäquat zur Aula wieder eine mit Holz verkleidete Wanne im Sockel, auf der aber keine Betonkonstruktion, sondern über der getrennt durch ein Lichtband ein Holzdach steht. Es gibt hier wieder die gleiche Betonkonstruktion mit der Ausnahme, dass es keine Betondecke gibt. Das führt dazu, dass allein zwei der aussen liegenden Stützen aussteifen müssen. Dadurch ergibt sich ihre Form, die von den aussteifenden Stützen der Klassenhäuser abweicht, da sie nicht den Eingang markieren.
Ein wichtiger Bestandteil des Entwurfs sind die immer wiederkehrenden Abweichungen und Irritationen, wie bei der Sporthalle, deren Dach zu schweben scheint, oder dem Sockel, dem etwas rundes hinzugefügt wird, das dessen Strenge und Orthogonalität bricht und durch die Treppen und Rampen wieder aufgegriffen wird. Und dazu noch das Wegschneiden in Form eines Dreiecks, sowie die Knicke die man im ersten Moment gar nicht wahrnehmen wird.
Diese Fehler sind neben dem Bruch der Strenge Teil des pädagogischen Konzepts, indem durch diese Abweichungen die Wahrnehmung der Kinder gestärkt werden soll.
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