Eisenmühle Oderwitz
04523 Elstertrebnitz, G-Dorf 41
Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
G-Dorf 41, 04523 Elstertrebnitz, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
11.2011
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Raummaße und Flächen
Nutzfläche
500 m²
Grundstücksgröße
10.000 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Als das Ehepaar Mucheyer im Frühjahr 2007 südlich von Leipzig eine zum Verkauf stehende alte Eisenmühle entdeckte, war ihm zweierlei schnell klar: Die Instandsetzung käme einer Lebensaufgabe gleich und die Realisierung hinge entscheidend von einer wirtschaftlich tragfähigen Nutzung ab. Knapp fünf Jahre später hat das technik- und geschichtsbegeisterte Paar bereits eine ganze Reihe wichtiger Schritte in diese Richtung unternommen. Wesentlich war die Reduzierung des Heizenergiebedarfs und die Schaffung eines angenehmen Raumklimas mit Hilfe einer wirkungsvollen Innendämmung: TecTem® Insulation Board Indoor von KNAUF PERLITE.
Einzige Eisenmühle ihrer Art
Die Eisenmühle Oderwitz in Elstertrebnitz ist heute ein Unikat. 78 Jahre lang, von 1915 bis zur Stilllegung 1993, wurde nach dem sogenannten Reibeverfahren Eisenpulver hergestellt. Dabei werden Eisenstangen von circa 1 m Länge so aneinander gerieben, dass Eisenpulver von besonderer Reinheit entsteht. Die Anwendungsgebiete sind bis heute vielfältig: Eisenpulver dient z.B. zur Herstellung von Wunderkerzen und spielt in zahlreichen metallurgischen und chemisch-pharmazeutischen Prozessen eine Rolle.
Als Anne-Sabine und Jost Mucheyer bei einer Internetrecherche auf das fabrikähnliche Gebäudeensemble aufmerksam wurden, war insbesondere das Produktionsgebäude bereits vom Verfall bedroht. Seine Dächer wiesen Löcher auf, an den Wänden waren Feuchteschäden und mineralische Ausblühungen sichtbar, und bei einer Gesamtfläche von circa 500 qm stellte sich für Interessenten die Frage, wie man die einzelnen, zum großen Teil denkmalgeschützten Gebäudeteile nutzen und im Ganzen wirtschaftlich betreiben könnte.
Kulturgut Technik
Nach reiflicher Überlegung entwickelt das Paar ein Nutzungskonzept, das auf mehreren Beinen steht: In der ehemaligen Eisenmühle soll ein Museum mit Instrumenten-Schauwerkstatt entstehen; der Westflügel des Ensembles soll ebenfalls als Ausstellungsort fungieren, für eine Sammlung mechanischer Musikinstrumente; zu guter Letzt ist die Einrichtung einer Frühstückspension in einem zur Mühle gehörenden Wohngebäude geplant. Die hiermit zusammenhängenden Umbaumaßnahmen sollen sukzessive erfolgen.
Höhere Wirtschaftlichkeit durch Energieerzeugung und -einsparung
Ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt ist die Montage einer wirkungsvollen Innendämmung in den Teilen der Mühle, die ganzjährig beheizt werden sollen. Eine fassadenverändernde Außendämmung war für die geschichtsbewussten Bauherren nicht nur aus Denkmalschutzgründen keine Option. Auf den Tipp eines befreundeten Architekten hin besuchte man ein Fachseminar über zeitgemäße Möglichkeiten zur Innendämmung, das in Leipzig von Dr.-Ing. Rudolf Plagge vom Institut für Bauklimatik der TU Dresden abgehalten wurde. Dieses führte schließlich zu der Entscheidung, die künftigen Wohnbereiche mit einem innovativen Innendämm-System auszustatten: TecTem® Insulation Board Indoor von KNAUF PERLITE.
Planung einer feuchteregulierenden, kapillaraktiven Innendämmung
TecTem® ist eine mineralische Dämmplatte aus natürlichem Perlit. Wegen seiner Gewinnung aus Vulkangestein, das infolge natürlicher Vulkanaktivitäten immer wieder neu entsteht, gilt Perlit als nachhaltiger und unerschöpflicher Rohstoff. Das Dämmmaterial weist nicht nur hervorragende thermische Kennwerte auf; es wirkt sich auch ausgesprochen positiv auf das Raumklima aus, da es in der Lage ist, auftretende Feuchtigkeitsspitzen in der Raumluft, z. B. bei großen Besuchergruppen, abzupuffern. Auf diese Weise entsteht ein gesundes, spürbar angenehmes Raumklima. Gleichzeitig reduziert der alkalische pH-Wert von TecTem® das Schimmelpilzrisiko auf ein Minimum. In der Summe ein Bündel an Vorteilen, das die Bauherren überzeugte.
Nach dem Umzug im August 2007 beginnen erste Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen, die voraussichtlich im Sommer 2013 mit der Eröffnung des Eisenmühlenmuseums, der Musikinstrumentenausstellung und der Frühstückspension vorerst abgeschlossen sein werden. Dazu zählen die Instandsetzung der Wasserkraftanlage und zweier Turbinen zur Stromerzeugung, der Abriss eines Nebengebäudes und an gleicher Stelle die Errichtung einer „Fischtreppe“, die Außensanierung der gesamten Eisenmühle, letztere in Teilen gefördert durch das Programm „Integrierte Ländliche Entwicklung“ des Landes Sachsen. Der Altputz wurde entfernt und die Gebäude im Originalfarbton von 1914, der anhand alter Putzschichten rekonstruiert werden konnte, neu verputzt die überwiegend aus Holz gefertigten Fenster aufbereitet und die Dächer erneuert. Und in jüngster Zeit wurde das zweigeschossige Mittelgebäude und der Südflügel mit den verbleibenden Eisenpulver-Reibeanlagen sowie der Sanitärtrakt und die Küche komplett saniert.
Originalgetreue, nutzungsorientierte Sanierung
Die durchgeführten Maßnahmen zur Wärmedämmung richteten sich nach der jeweils vorgesehenen Nutzung. Der in den 1930er Jahren nachträglich errichtete, eingeschossige Westflügel, der die Musikinstrumentensammlung aufnehmen wird, soll lediglich auf circa 14 bis 16 Grad temperiert werden. Daher verzichtet man hier auf energetische Sanierungsmaßnahmen. Ebenso verhält es sich mit der sich südlich an das Mittelgebäude Produktionshalle, der eigentlichen Eisenmühle. Hier wie dort werden die alten Putzwände gereinigt und, soweit notwendig, instandgesetzt, jedoch nicht gedämmt. Die so erhalten gebliebene, ursprüngliche Raumanmutung der künftigen Ausstellungsräume entspricht dem Wunsch der neuen Eigentümer nach möglichst weitgehender Erhaltung der historischen Bausubstanz. Im Mittelgebäude jedoch geht man einen anderen Weg.
Energetische Sanierung des Mittelgebäudes
Die beiden Etagen des zentralen Mühlengebäudes sollen ganzjährig für Seminare und Veranstaltungen zur Verfügung stehen – und daher möglichst effizient von innen gedämmt werden. In Absprache mit dem technischen Support von KNAUF PERLITE beschließt man, das untere, etwa 50 qm große Geschoss mit 160 mm dicken Platten TecTem® Insulation Board Indoor zu versehen, das Obergeschoss mit 140 mm starken Platten. Die Materialstärken wurden im Hinblick auf die gewünschte Dämmwirkung und den jeweils gegebenen Wandaufbau vom Hersteller ermittelt.
Bei der fachlich begleiteten Begehung erfuhr das Ehepaar, selbst diplomierte Ingenieure für Maschinenbau und Chemie, wie sich eine gegebene Feuchtesituation auf die bauphysikalische Beurteilung auswirkt. Allgemein gilt: Im Winter bildet sich durch den Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenseite einer Wand ein Dampfstrom von Innen in die Wandkonstruktion hinein. Für das Feuchteverhalten der Wand ist entscheidend, wie sich die Temperaturen über die Wandschichten verteilen. Ist der Temperaturanstieg raumseitig sehr groß, wie bei der Innendämmung der Fall, entsteht ein starker Dampfdruckabfall und entsprechender Dampfstrom. Es kann also an der kalten Seite der Wärmedämmung zu Tauwasserbildung kommen.
Das Problem lässt sich unterschiedlich lösen. Die Konstruktion kann von Innen her gegen Wasserdampf abgedichtet werden, z.B. bei Dämmungen mit Polystyrol oder Mineralwolle plus Dampfbremsen bzw. Folien. Doch schon leichte Beschädigungen der Folien können die Konstruktion insgesamt stark schwächen. Als Alternative bietet sich die kapillaraktive Innendämmung mit TecTem® Insulation Board Indoor an. Anfallendes Tauwasser kann durch die kapillaraktiven Eigenschaften des Materials schnell wieder an den Raum abgegeben werden. Der Vorteil dieses Systems ist der diffusionsoffene Aufbau der Wand, durch den Feuchtelasten gespeichert und bei Entlastung wieder abgegeben werden können. So lässt sich auch durch beispielsweise Schlagregen oder Wasserschäden bedingte Feuchtigkeit in der Konstruktion wieder austrocknen.
Verlegung gemäß Verarbeitungsrichtlinien
Zur Vorbereitung der Dämmung, die gemäß KNAUF PERLITE Verarbeitungsrichtlinien durchgeführt wurde, setzte man zunächst eine Fräsmaschine ein, um einen alten, dampfdichten Anstrich abzutragen. Kleinere Löcher und verbliebene leichte Unebenheiten wurden ausgeglichen.
Nachdem die Wände fertig vorbereitet und durchgängig trocken, tragfähig und staubfrei waren, begann man mit dem Verkleben der TecTem® Platten. Gedämmt wurden alle Außenwände des Mittelgebäudes, im Obergeschoss rundum, im Untergeschoss die Stirnseiten, zum Hof und zum Wasser sowie diejenigen Abschnitte der Seitenwände, an die keine Bebauung angrenzt.
Die Verklebung der TecTem® Platten erfolgte entsprechend der Verarbeitungsrichtlinien vollflächig, mit dem auf das System abgestimmten, diffusionsoffenen TecTem® Klebespachtel, wobei der Spachtel auf die Platte aufgebracht wird. Auf dem Boden und an den Übergängen zur Decke kamen Entkopplungsstreifen zum Einsatz. Verlegt wurde waagerecht, im Verband, mit einem Mindestplattenversatz von 20 cm, dicht gestoßen, lot- und fluchtgerecht ausgerichtet. An Wandöffnungen (Fenstern und Türen) wurde darauf geachtet, dass die Stoßfugen der Platten nicht über den Eckpunkten lagen.
Die Fensterlaibungen wurden mit 25 mm starken TecTem® Laibungsplatten ausgeführt. Die oberen Rundbögen wurden mittels einer Schablone nachgebildet. Die Rundungen der vorgesetzten, mit den Laibungsplatten bündig abschließenden Wandplatten wurden nach Aufzeichnen der Schnittkante mit der Stichsäge ausgesägt. Entstandene Fugen und Feinarbeiten an den Rundungen wurden mit TecTem® Füllmörtel geschlossen bzw. nachgearbeitet.
Kabelkanäle und Wasserleitungen
Die Einbettung von Kabelkanälen und Wasserleitungen bereitete keinerlei Probleme. „Im Gegenteil“, so Jost Mucheyer, „die Kabelkanäle ließen sich wunderbar verstecken." Mit einem einfachen Fuchsschwanz wurden die erforderlichen TecTem® Teilstücke mühelos ausgeschnitten und angepasst.
Vereinzelte Versatzstellen wurden nach Abschluss der Verlegung mit dem Schleifbrett egalisiert, anschließend die gesamte Fläche mit TecTem® Grundierung vorbehandelt. Nach ihrer Trocknung erfolgte die Aufbringung des TecTem® Flächenspachtels mit einzuarbeitender Armierung. Dafür wurde abschnittsweise (in Gewebebahnbreite) zunächst der Flächenspachtel aufgebracht, mit einer Zahntraufel durchkämmt, anschließend das TecTem® Armierungsgewebe oberflächennah eingebettet (in den Stoßbereichen 10 cm überlappend) und abermals dünn mit Flächenspachtel überzogen, bis die Gesamtdicke des Spachtels 4-5 mm betrug. Nach Verfestigung, Glättung und Trocknung erfolgte der abschließende Farbanstrich mit diffusionsoffener weißer Silikatfarbe.
Energie, Qualität, Nachhaltigkeit
Die TecTem® Montage ist eine wichtige Komponente des energetischen Gesamtkonzepts der Bauherren. Eine weitere ist der Einbau einer modernen Gasbrennheizung, die mittelfristig einem gasgetriebenen System mit Kraft-Wärme-Kopplung weichen soll.
Wenn die noch ausstehenden Umbaumaßnahmen wie geplant vonstattengehen, wird in der Eisenmühle Oderwitz im Sommer 2013 Eröffnung gefeiert. Neben der Musikinstrumentenausstellung mit seltenen Drehorgeln, Spieluhren und automatischen Orchestrien soll dann auch die Eisenmühle selbst mit spannenden Zeugnissen vergangener Technikkultur aufwarten, unter anderem mit zwei funktionstüchtigen Reibeanlagen. Weitere transmissionsgetriebene Maschinen, wie z. B. Bohr- und Schleifmaschinen, werden derzeit installiert. Das Mittelgebäude der Mühle nutzen die Bauherren vorübergehend zum Wohnen und genießen das behagliche Klima, das mit der Montage der TecTem® Innendämmung von KNAUF PERLITE in das Gebäude eingezogen ist. Jost Mucheyer bedauert heute, dass er nicht auch im Westflügel, wo die Instrumentensammlung untergebracht ist, mit TecTem® gedämmt hat, auch wenn es aus konservatorischen Gründen nicht notwendig ist. "Der Heizkosten wegen", begründet er. Über kurz oder lang hätte sich das sehr gelohnt.
Beschreibung der Besonderheiten
- Sanierung der einzigen, heute noch existierenden Eisenmühle Deutschlands, wenn nicht sogar Europas Einfache, aber erhaltenswerte Fabrikgebäude mit klassizistischen Elementen
- Geplant: Einrichtung eines privat getragenen Eisenmühlen-Museums sowie einer Ausstellung mit mechanischen Musikinstrumenten
- Gesamtfläche der Eisenmühle: circa 500 qm
- Grundstücksgröße: circa 10.000 qm
- Innendämmung des Mittelgebäudes mit TecTem® Insulation Board Indoor; 160 mm im Untergeschoss, 140 mm im Obergeschoss
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