Architekturobjekt 585 von 13.816
Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

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Eleónas, der Olivenhain

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität München, Engineering & Design, Felix Görrissen

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität München, Engineering & Design, Felix Görrissen

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Griechenland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

02.2024

Gebäudedaten

Bauweise

Holzbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Seit dem Beginn der Menschheitsgeschichte wird das Messara Valley, auf der Insel Kreta, zum Ackerbau genutzt. Der Boden der großen Ebene, eingerahmt von Bergketten und Meer, eignet sich perfekt für Oliven und Zitrusfrüchte. Doch seit Beginn der Grundwasserbewässerung in den 1980er Jahren, sinkt der Grundwasserspiegel stetig. Durch das übermäßige Abpumpen in der Tiefe, droht ein sog. Salzwassereinfall im Gestein, und einer folgenden Verödung der 5000 Jahre lang bestehenden, fruchtbaren Flächen auf der griechischen Insel.
"Eleónas" (gr. für Olivenhain) sorgt in zwei Stufen für eine sichere Wasserversorgung der Landwirtschaft im Tal, einer langfristigen Erholung des Grundwasserspiegels und somit auch zukünftig für sichere Olivenernten auf Kreta.

Im ersten Schritt sorgt eine Regenwasser Auffangstruktur entlang der Felder für eine stete Tröpfchenbewässerung der Olivenhaine. Die Flächen zwischen den Holzrahmen sind exakt so dimensioniert, dass sie entsprechend der zu bewässernden Ackerfläche, modular aneinandergereiht werden können. Mit Hilfe einesdigitalen Berechnungstools, kann jeder Bauer in Form dieser Bottom Up Lösung, von einer Grundwasserbewässerung zu einer Regenwasserbewässerung wechseln. So kann während des Winters und Frühjahrs, genügend Regenwasser gesammelt werden, um die drei monatige Bewässerungsphase im Hochsommer zu überstehen.

Im Zweiten Schritt dient eine kommunal nutzbare Olivenmühle für mehr finanziellen Freiraum in der Landwirtschaft im Valley. Die Wertsteigerung von Olivenfrucht zu Olivenöl erlaubt es den Bauern, mit einer geringeren Ernte durch niedrigere Bewässerungsmengen, ihr Einkommen beizubehalten. 
Im zentrifugalen Prozess, welcher die Frucht von Öl und Wasser trennt, entsteht einerseits das wertvolle Öl, andererseits der bislang als Abfallprodukt deklarierte "Trester". 
Hand in Hand mit heißer werdenden Sommern und stärkeren Regenfällen im Frühjahr, geht die Erosion der Bergketten um das Valley herum einher. In einem Teufelskreis wird die fruchtbare Erde zusammen mit dem Süßwasser in das umliegende Meer gespühlt, ohne dass die bereits 35m gesunkenen Grundwasserreservoirs neu aufgefüllt werden können.
Der Trester der Olivenproduktion wird im Zuge einer Renaturierung auf terrassenartigen Strukturen entlang der Hügel aufgetragen. Die Nährstoffe der zermahlenen Oliven bieten Nährboden für Pflanzen, die den Teufelskreis durchbrechen, die Erosion verhindern und gleichzeitig, durch eine Verlangsamung des ablaufenden Regenwassers, das Grundwasser neu befüllen.
Durch die zyklische Nutzung von Wasser und Nährstoff können die Eleónas Strukturen den Fortbestand der jahrtausendealten Agrarkultur auf Kreta aufrecht erhalten und den Lebensunterhalt der Bauern auf natürliche Weise sichern.

Beschreibung der Besonderheiten

Die Besonderheit des Projekts liegt einerseits innerhalb der Einfachheit der Bewässerungsstrukturen entlang der Felder, welche in Form einer Bottom Up Lösung, von den Bauern selbst errichtet werden können. Hierbei wird mit Hilfe eines einfach zugänglichen Berechnungstools, die benötigte Strukturgröße berechnet und entsprechend der zu bewässernden Agrarfläche geplant.
Andererseits innerhalb der technischen Energiegewinnung der Olivenmühle, welche durch die angestaute Wasserenergie am Berghang ihren Strom bezieht. Das ablaufende Wasser wird in Zylindern im Gebäude angestaut und bei Bedarf zur Erntezeit, durch Strom erzeugende Turbinen geleitet. Das hier genutzte Wasser wird anschließend aufbereitet und in die Trinkwasserversorgung des umliegenden Orts weitergeführt.
Außerhalb der Erntezeit dient die Fläche der Olivenmühle als Versammlungsort und Martkplatz, auf welchem die Bauern die Möglichkeit erhalten Ihr selbst produziertes Olivenöl zu verkaufen, sowie städtischen Versammlungen beizuwohnen.

Nachhaltigkeit

Das bauliche Nachhaltigkeitskonzept der Eleónas Strukturen besticht durch seine konstruktive Resilienz. Die modularen Holzrahmen können beliebig aneinander gereiht werden und sind somit entsprechend der ständig wechselnden Anforderungen skalierbar. Hierdurch kann einerseits jeder Bauer seinen Regenwasserbedarf mit einer Reihung der Module decken, wobei das kleinste Modul einem Viertelhektar entspricht. Die kommunalen Olivenmühlen sind ebenfalls anhand der Anzahl der nutzenden Bauern skalierbar. Durch dieses vielseitige Bauprinzip kann entlang der Hügelketten des Valleys in jedem Dorf eine entsprechend große Olivenmühle entstehen, um den hier jährlich erwirtschafteten 900t Oliven gerecht zu werden.

Die erdberührten Bauteile sind in Stahlbeton geplant, um der maschinellen Beanpruchung eines Industriebauwerks standzuhalten. Rechtfertigen lässt sich hier der primärenergieintensive Baustoff Beton durch seine Langlebigkeit, während vergleichbar druckfeste Produkte in dieser Einsatzform eine kürze Lebensdauer aufweisen. 
Die Energie der Olivenmühle wird mittels Wasserkraft innerhalb des Gebäudes produziert. Während zur Regenzeit das anfallende Wasser  innerhalb von Betonzylindern gespeichert wird, kann dieses bei Bedarf durch Turbinen im UG in elektrischen Strom umgewandelt werden. Das gespeicherte Wasser wird anschließend durch eine dreistufige Filteranalage in eine Trinkwasserzisterne geleitet, welche den Bedarf des Dorfes deckt.

Schlagworte

Grundwasserspiegel, Landwirtschaft, Olivenöl, Regenwasser, Kéré, TUM, Eleónas, Olivenmühle, Bewässerung, Wassermangel, Saltwater Intrusion, Messara Valley, Kreta

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