Heinze ArchitekturAWARD 2015: Teilnehmer
Entertainmenthaus St.Pauli
22769 Hamburg, Simon-von-Utrecht-Straße 1
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GMBH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Simon-von-Utrecht-Straße 1, 22769 Hamburg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
08.2013
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
26.367 m³
Bruttogrundfläche
7.485 m²
Nutzfläche
5.415 m²
Grundstücksgröße
1.422 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Hamburg - St. Pauli ist weltberühmt als Amüsier- und Rotlichtviertel und steht seit einigen Jahren unter einem erheblichen Entwicklungsdruck. Um die bürgerlichen Wohnnutzungen St. Paulis zu stärken, und den nächtlichen Eventbereich zur Wohnnutzung abzugrenzen, hat der Bezirk im Jahr 2007 einen städtebaulichen Wettbewerb für das angrenzende Pestalozzi-Quartier ausgelobt, den wir für uns entscheiden konnten.
Das ehemalige Grundschulareal mit den denkmalsgeschützten Mennoniten-Häusern, u.a. der Pestalozzischule von Gustav Oelsner, und wertvollem Baumbestand wird in den nächsten beiden Jahren mit 100 Wohneinheiten in Form von Stadt-, Reihen- sowie Geschossbauten im bestehenden Schulbau ergänzt, der Anteil an Baugruppen beträgt ca. 50%. Das 6-geschossige „Entertainment-Haus St. Pauli“ liegt direkt an der Großen Freiheit / Ecke Simon-von-Utrecht-Straße und ist Abgrenzung und notwendiger Lärmschutzriegel für die Wohnnutzungen des Pestalozziquartiers.
Städtebauliche Kubatur und Prägnanz
Der Neubau nimmt den Richtungsverlauf der Simon-von-Utrecht-Straße durch unter- und übereinander schwingende und auskragende Kuben auf. Das besondere Augenmerk liegt auf der Ausbildung des östlichen Gebäudekopfs, der direkt in den Straßenraum hineinragt und bei Tag und Nacht eine dominante Fernwirkung im Straßenraum einnimmt. Als Herzstück des Kopfbaues ermöglicht das große „Schaufenster“ Einblicke in die zehn Meter hohe Artistenbühne der Akrobaten.
Inspiration und Ausdruck
Tanz, Kostümbild und Musik das sind die drei Themenbereiche, die bei AIDA Entertainment und im darüber liegenden Gründerzentrum für die vielen Unterhaltungsprogramme an Bord der Kreuzfahrtschiffe entwickelt werden. Wichtig war es, den kreativen Prozess, der im Inneren des Gebäudes stattfindet thematisch in die Architektur zu transportieren und einen eigenen Ausdruck dafür zu finden. Das Gebäude besitzt 3 große Tanz-Probesäle, sowie die 10 m hohe Artistenbühne, die sich wie ein großes Schaufenster in den öffentlichen Raum exponiert.
Tanz und Musik werden in Form einer räumlich bewegten Schwingung in den Straßenraum transportiert.
Das experimentelle Kostümdesign findet sich als stofflich anmutende Verwebung in der gläsernen Außenhaut des Gebäudes wieder.
Fassade
Analog zu einem Stoffgewebe, das als Sinnbild für die große Kostümbildnerei steht, die u.a. im Haus beherbergt ist, werden Decken und Wandscheiben als verwebtes Material in der Fassadengestaltung eingesetzt. Die Fensteröffnungen bilden die "Leerfelder", die dunkel gehalten sind und gestalterisch zurücktreten. Das transluzente, gläserne Fassadenkleid in unterschiedlichen Rot, Pink- und Orangetönen nimmt thematisch den Bezug zur Kostümwerkstatt, als auch zum Quartier auf und zeigt die textile Anmutung als farbliche Verwebung im Stadtraum.
Eine dezente Beleuchtung betont die Gebäudekubaturen am Abend.
Umgang mit historischer Bausubstanz im direkten Umfeld
Als Referenz zu der Farbigkeit der denkmalgeschützten Backsteinbauten in der unmittelbaren Nachbarschaft haben wir einen farblichen Abgleich vorgenommen, aus dem wir unsere Farbpalette neu zusammengestellt haben.
Wichtig war uns zudem die Beantwortung der Körnigkeit im Stadtraum. Wir wollten keine camouflage-artigen Fassadenunterteilungen vornehmen, sondern ein poetisches Abbild des Gebäudeinhaltes und der dort stattfindenden kreativen Bewegungsprozesse darstellen. Durch die Schwingungen, Brechungen und Überlagerungen entsteht eine Differenzierung des Baukörpers, die die Größe des Hauses relativiert und in einzelne Körper unterteilt. Im Zusammenspiel mit der kleinteiligen Farbstruktur entsteht ein subtiles Form- und Farbenspiel als zeitgemäße Beantwortung einer feingliedrig strukturierten Stadtfassade.
Soziale und ökonomische Nachhaltigkeit
Zusammenwirken von Kreativen, Politik, Sanierungsbeirat, Investor und Architekten
Seit langem wird im Herzen von St. Pauli das Bordentertainment der Aida-Flotte entwickelt. Gegründet wurde das Bordentertainment im Schmidts Tivoli, einem Kulturträger in St. Pauli. Durch ein steigendes Passagieraufkommen wurden seit 2010 dringend zusätzliche Räume benötigt - und die Gefahr bestand, dass sich Aida Entertainment aus St. Pauli zurückziehen würde. Es gibt im Quartier jedoch viele kleine Kreativwerkstätten, Designer, Musiker und Komponisten, für die eine Zusammenarbeit mit Aida, als auch das inspirierende Umfeld existentiell wichtig sind.
In Zusammenarbeit mit dem Bezirk, den Nutzern, der Politik, der Steg Hamburg und dem Sanierungsbeirat wurde nach einem Grundstück gesucht, welches der Kreativwirtschaft Raum geben könnte. Durch die städtebauliche Neuordnung des Pestalozziquartieres wurde das räumlich sehr begrenzte Baufeld frei. Durch den Zusammenschluss aller Beteiligten und des Bauherrn Aug.Prien Immobilien konnte das Entertainmenthaus entwickelt und finanziert werden.
Aida erweitert mit diesem Standort die bereits im Stadtteil vorhandenen Flächen in der Seilerstrasse. Im Neubau soll zukünftig das gesamte Unterhaltungsprogramm für die Kreuzfahrtschiffe der Aida-Gruppe entworfen, kostümiert und auf 4 Probebühnen einstudiert werden. Die Choreografien werden mit jungen, international ausgewählten Künstlern im Bereich Tanz, Akrobatik und Musik einstudiert. Alle Kostümbilder werden hier entworfen und produziert.
Genutzt wird das Haus in den oberen Etagen als Gründerzentrum für junge Unternehmen, die schwerpunktmäßig aus den in St. Pauli besonders ausgeprägten Teilbranchen der Kreativwirtschaft Textildesign, Musik und Entertainment stammen.
Für dieses Projekt wurden Fördermittel aus dem Hamburgischen Programm „integrierte Stadtteilentwicklung“ in Abstimmung mit dem Bezirk Mitte, Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, zur Verfügung gestellt.
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