Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2015
Erweiterung der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
90480 Nürnberg, Bingstraße 60
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HASCHER JEHLE Architektur
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HASCHER JEHLE Architektur
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bingstraße 60, 90480 Nürnberg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Erweiterung
Fertigstellungstermin
03.2013
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
14.752 m³
Bruttogrundfläche
2.890 m²
Nutzfläche
1.823 m²
Verkehrsfläche
382 m²
Grundstücksgröße
43.760 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
3.400.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
10.280.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Als Ausdruck einer selbstbewussten, modernen Akademie präsentiert sich der Neubau im Stadtraum und entwickelt sich als langgestreckter, eingeschossiger Baukörper entlang der Straße. In Analogie zu der Architektur der Nachkriegsmoderne ist die Gebäudestruktur in drei getrennte Pavillons – den Kommunikationspavillon, den Atelierpavillon und den Seminarpavillon - gegliedert, die unter einer zusammenhängenden Dachlandschaft positioniert sind. Als Reminiszenz an die architektonische Moderne sind die Pavillons als horizontal lagernde, scharfkantige Kuben ausgebildet, die sich von der Dachplatte lösen. Sichtbetonwände bilden einen massiven Rahmen für die anthrazitfarbenen Fassadenbänder, die sich aus geschlossenen Stahlblechelementen, Glasflächen und beweglichen Schiebeläden aus Streckmetall zusammensetzen. Der dunkle Farbton der Metallfassade stärkt die horizontale Wirkung der Baukörper in mehrfacher Weise: zum einen unterstützt er den erdverbundenen Charakter und ist durch die optische Verschmelzung der Matallfassade mit den Glasflächen außerdem verantwortlich für die horizontale Durchgängigkeit der Fassadenbänder.
Während die weit auskragende Dachplatte als verbindendes Element straßenseitig das Erscheinungsbild bestimmt, zeigt sich der Neubau auf der Campusseite als drei klar voneinander getrennte Baukörper. Hier schieben sich die einzelnen Pavillons aus der Flucht der durchgehenden Dachscheibe heraus und treten als flache Betonkuben in Erscheinung.
Als Entrée und neuer Hauptzugang zu dem Akademiegelände ist dem mittigen Kommunikationspavillon, der eine Caféteria, einen großen Malsaal, sowie ein Bilderlager und einen Multifunktionsraum beherbergt, ein offener Hof vorgelagert, der im Sommer als Außenterrasse dient. Von hier aus gelangen die Studierenden auf das Campusgelände oder über einen Durchgang in den Innenhof des benachbarten Atelierpavillons. Der offene Innenhof führt die Studierenden direkt in die Ateliers und Werkstätten, die nach Klassen getrennt als eigenständige Raumeinheiten bestehend aus Malsaal, Büro und Ateliers für Meisterschüler und Professor organisiert sind. In dem dritten Pavillon, auf der gegenüberliegenden Seite des zentralen „Kommunikationspavillons“, befinden sich die Seminarräume für den theoretischen Unterricht, die ebenfalls um einen Innenhof herum angeordnet sind. Im Gegensatz zu der ausgelagerten Erschließung der Ateliers sind hier die Erschließungswege in die Gebäudestruktur integriert. Raumhohe Glasfassaden begleiten die Wege - sie stellen visuelle Bezüge zum Innenhof her und erlauben einen Überblick über das Geschehen im gesamten Pavillon. Trotz gleicher Grundrissstruktur der Pavillons entstehen aufgrund der differenzierten Gestaltung der Wege unterschiedliche räumliche Situationen und Atmosphären.
Die funktional bedingten unterschiedlichen Raumhöhen zwischen 3,50 m für die Seminarräume und 4,50 m für die Klassen- und Atelierräume werden von dem geneigten Gelände aufgenommen, so dass nur die Sheddächer des Malsaals aus der Dachlandschaft herausragen; sie gewährleisten für den Saal ein gleichmäßiges, diffuses Nordlicht ohne Schlagschatten – eine wesentliche Voraussetzung für das ungestörte Arbeiten der Akademiestudierenden. Die gewählte Materialität trägt außerdem dem Werkstattcharakter des Neubaus Rechnung. Die robusten, rohen Sichtbetonoberflächen setzen sich im Innern fort und werden durch Industrieböden aus beschichteten Estrichoberflächen ergänzt. Die pflegeleichten und robusten Oberflächen erlauben das unkomplizierte Hängen und Befestigen der Kunstwerke und halten auch dem Arbeiten an schweren Plastiken stand.
Aufgrund des geringen Wärmebedarfs können die Räume CO2-neutral durch den Einsatz von Biomasse in einem Holzpelletkessel geheizt werden. Im Sommer verhindern der geringe Anteil an Glasflächen in der Fassade, der vorgelagerte Sonnenschutz und die Baumkronen ein Überhitzen der Räume, so dass auf eine mechanische Kühlung verzichtet werden konnte. Zusätzlich wirken die massiven Bauteile der Decken und Wände als thermische Speichermasse; tagsüber speichern sie die solaren Wärmeeinträge und tragen wesentlich zu einem angenehmen Raumklima bei.
Durch die Realisierung des beschriebenen klimatechnischen Konzepts konnten die Anforderungen der Energieeinsparungsverordnung (EnEV 2009) um 15% unterschritten werden.
Beschreibung der Besonderheiten
Durch die Gliederung des Baukörpers in einzelne, eingeschossige Pavillons haben die Passanten immer wieder Einblick in das Kunstschaffen auf dem Akademiegelände - der Neubau wird zu einer durchlässigen Schnittstelle zwischen Stadt- und Kunstgeschehen – und die Eingeschossigkeit führt dazu, dass sich der Baukörper in die Landschaft einfügt und gemeinsam mit der bestehenden Bebauung ein Ensemble bildet. Zusätzlich springen die Grundstücksgrenzen zwischen den Pavillons vor und zurück, so dass der mittig angeordnete „Kommunikationspavillon“ teilweise aus dem Akademieareal herausragt und sich mit dem öffentlichen Raum verzahnt. Um diese Durchlässigkeit und Verzahnung nicht nur räumlich sondern auch inhaltlich herzustellen und den Dialog zwischen Studierenden, Künstlern und Laien zu erleichtern, sind in dem „Kommunikationspavillon“ zentrale, campusübergreifende Funktionen wie die Caféteria, der große Malsaal, das Bilderlager und der Multifunktionsraum untergebracht. Das Café öffnet sich mit einer großflächigen Eckverglasung – dem Schaufenster der Akademie – zum angrenzenden Stadtraum. Im Alltag wird das Café zu einem Treffpunkt für die Kunststudierenden und die Anwohner, zu besonderen Anlässen wie Vernissagen oder Abendveranstaltungen wird es zu einem öffentlichen Forum. Ergänzend bietet der Multifunktionsraum, der mit einer Tribüne ausgestattet ist und für Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und künstlerische Darbietungen genutzt werden kann, Raum für den Dialog zwischen Akademie und Stadt.
Das Arbeiten im Grünen, also der direkte Bezug der Ateliers zu dem Grünraum, ist eines der herausragenden Kennzeichen der Akademie. Der Neubau greift dieses Thema auf und setzt es fort. Die offene Gebäudestruktur schafft neue Außen- und Grünflächen mit unterschiedlichen Qualitäten.
Der neue, zentrale Grünraum zwischen den bestehenden Gebäuden und dem Neubau wird als räumlich definierter Außenraum zum Kommunikations- und Aktionsort. Weitere Außenflächen werden innerhalb der offenen Gebäudestruktur in Form unterschiedlich gestalteter Höfe gebildet. Gepflastert oder begrünt, überdacht oder offen, zwei- oder vierseitig umschlossen werden sie als Lager- und Aktionsflächen der Ateliers und Werkstätten genutzt oder sie sind ausgewiesene Atelierflächen im Freien, begrünte Aufenthaltsorte und Ausstellungsflächen der Bildhauerklassen. Sie ergänzen die über den gesamten Campus verteilten, befestigten Außenflächen, die für das Arbeiten im Freien vorgesehen sind.
Ein Wegenetz aus parallel verlaufenden Längs- und Querverbindungen überzieht das gesamte Campusareal; während durch die Querverbindungen die neuen zentralen Einrichtungen und Zugänge auf kurzem Weg erreicht werden können, dient der neue Weg entlang des zentralen Grünraums der Kommunikation und dem Sehen und Gesehen werden. Er verknüpft die Arbeitsflächen im Freien miteinander und bindet die Bildhauerwerkstatt in das Ensemble ein. Auf diese Weise wird das introvertierte Arbeiten für alle sichtbar und der Austausch unter den Studierenden erleichtert.
Die Pavillons des Erweiterungsbaus sind in Analogie zu dem Bestand entlang einer neuen Längsachse über überdachte Wege miteinander verbunden – die kleinteiligen Baukörper reihen sich wie Perlen auf einer Kette an dem Erschließungsweg auf. Als Teil der offenen Gebäudestruktur verändert der lange Weg ständig sein Gesicht – er führt durch den vielschichtigen Gebäudekomplex als offener oder geschlossener, innen- oder außenliegender Gang, er öffnet sich zu allseitig umschlossenen oder offenen Höfen mit Bezug zum angrenzenden Grünraum oder zu den Innenräumen. Im Atelierpavillon ist der begrünte Innenhof in Anlehnung an die Wandelhallen klösterlicher Kreuzgänge von überdachten Gängen, die durch raumbildende, schlanke Stahlstützen rhythmisiert werden, gestaltet. Somit vollzieht sich der Weg vom öffentlichen Raum in die Ateliers entlang diverser Raumschichten mit zunehmender Geschlossenheit und Konzentriertheit: von dem zweiseitig gefassten Hof führt der Weg entlang einer überdachten Erschließung im Freien in den vierseitig umschlossenen Hof weiter über die überdachte Außenerschließung in den verglasten Vorraum der introvertierten Ateliers.
Die horizontal durchgängige Dachlandschaft als wesentliches gestalterisches Element der in Pavillons aufgelösten Gebäudestruktur ist gleichzeitig Teil des differenziert formulierten Wegesystems.
Auszeichnungen
ERNST A. PLISCHKE PREIS 2014 | Anerkennung
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Sonstige Biomasse
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
96,60 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
84,50 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
31,10 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
17 %
Beleuchtung
64 %
Kühlung inkl. Befeuchtung
19 %
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