Erweiterung des Rathauses im fränkischen Alzenau
63755 Alzenau, Hanauer Str. 1
Mit freundlicher Unterstützung von PREFA
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Hanauer Str. 1, 63755 Alzenau, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Erweiterung
Fertigstellungstermin
04.2024
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Wenn man sich dem glatt und monolithisch wirkenden Baukörper der neuen Erweiterung des Rathauses im fränkischen Alzenau in Deutschland nähert, stellen sich Fragen nach Image und Symbolkraft des administrativen Zentrums einer Stadt. Der Bürgermeister wollte ein „modernes Outfit“, und so galt es für Thomas Schlett und B3 Architekten, von Anfang an ein ästhetisches Ziel zu verfolgen.
Moderner Charakter
Die Erweiterung gehört zu einem Ensemble, das aus dem historischen Rathaus – ein klassisch verputzter Bau – und dessen in Sandstein und Holz umgesetzten Zubau aus den 1980ern besteht. Giebelständig besetzt das Gebäude selbstbewusst die Kaiser-Rudolf-Straße, die auf Marktplatz und die Kirche zuläuft, und prägt deren Straßenbild neu. Mit einem asymmetrisch geformten Satteldach spricht es eine elegante Sprache. Wohl proportioniert, passt es sich in seiner Dimension den Nachbarhäusern aus dem 19. und 20. Jahrhundert an und nimmt sich respektvoll zurück. In der Materialität lässt es allerdings aufhorchen, da es mit einer Tradition bricht: Statt der für die Region üblichen Fachwerk- oder Sandsteinfassaden setzten die Architekten auf bronzefarbene PREFABOND Aluminium Verbundplatten. Diese Entscheidung verleiht dem Gebäude einen zeitlosen Charakter und hebt es von seiner Umgebung ab.
Gebäudehülle im Kontext
Mit der Wahl der Hülle gaben die Architekten dem neuen Gebäude aber nicht nur einen eigenständigen Charakter. „Wichtig war mir die Idee der Fassade als Haut. Es sollte sichtbar sein, dass die Schicht um das Gebäudeinnere gefaltet ist.“ Die PREFABOND Verbundplatte hatte den Vorteil, dass man die Gebäudekanten auch ohne Eckprofile ausbilden konnte. Thomas Schlett entwickelte gemeinsam mit seinem Fassadenbauer Details, mit denen es möglich war, die Verbundplatten der Längsseiten um fünf Zentimeter um die Gebäudekanten in die Giebelfassaden zu kanten, ohne dass optisch zwischen Ortgang und Gebäudeecke ein Unterschied zu erkennen wäre. Der Architekt gibt etwas augenzwinkernd zu: „Wenn es technisch möglich gewesen wäre, hätte ich die gesamte Fassade aus einer einzigen Platte fertigen lassen.“
Materialprämissen
Da Aluminium – selbst als Verbundplatte – einer Dehnung unterliegt, sind horizontale und vertikale Fugen und die Montage als vorgehängte, hinterlüftete Fassade erforderlich. So blieb die Prämisse, dass die Fugen mit rund acht Millimetern möglichst schmal ausgeführt und für die Dachentwässerung eine Sonderdetaillösung entworfen wurde, die von der Straßenebene den Anschein vermittelt, dass die Verbundplatten über Ortgang und Traufe gekantet sind. „Architekturpraxis ist immer ein Lernprozess. Mit der Zeit entscheidet man dann schneller und sieht besser, was gut ist“, kommentiert Schlett seine Hartnäckigkeit in Sachen Ästhetik. Laut ihm sollte es von Beginn an weder auffällige Traufen noch Gauben noch Dachüberstände an dem Zubau geben. Er fügt hinzu, „letztlich darf man ein Gebäude nicht zu Tode dekorieren. Ich habe mit der Zeit gelernt zu reduzieren.“
Geladen, gewonnen, entwickelt
Den Entwurf reichten Thomas Schlett und seine Partner von B3 bei einem geladenen Wettbewerb 2019 ein. Man setzte sich gegen drei weitere Büros durch. Damals hatte man noch andere Ideen für die Fassade. Im weiteren Prozess mit den Auftraggebern kam dann die schimmernde PREFA Fassade ins Gespräch, löste die Idee des roten Backsteins ab und ermöglichte das wirklich homogene Erscheinungsbild. Überzeugt haben auch die Langlebigkeit und die geringe Wartungsintensität des Materials, was für Bauten der öffentlichen Hand ein schlagendes Argument ist und den Betrieb langfristig kostengünstig hält. Der Kontrast, der durch die großflächige Optik gegenüber den Bestandsgebäuden entsteht, erweist sich als Highlight und macht das in vielen Aspekten zurückhaltende Gebäude zum Blickfang.
Es gab weitere Elemente, die sich nach dem Wettbewerb anders als vorab gedacht entwickelten. Die Architekten schlugen beispielsweise vor, komplizierte Lüftungs- und Gebäudetechnik einzusparen. Stattdessen entwarfen sie ein kompaktes Fensterformat, das mit steuerbaren Lüftungsklappen die Luftumwälzung im Gebäude sicherstellt.
Typ und Qualitäten
Deutlich ist dieser Bau als architektonischer Typus eines Stadthauses erkennbar. Auffällig sind dennoch zwei große Einschnitte an jeder der zwei Giebelseiten. Zur Straße hin ist er verglast und lässt Einblicke in den neuen Sitzungssaal des Gemeinderats zu. Der Einschnitt auf der Rückseite – man blickt in den öffentlich zugänglichen Mühlgarten – ist eine großzügige Loggia, die einem Trau- und Mehrzwecksaal eine besondere räumliche Qualität schenkt und diesen zu einem beliebten Ort für Trauungen macht.
Städtebauliche Entscheidungen
Man müsse „sicher mit den Vorschriften umgehen, aber reale Bedürfnisse kennen“, so Schlett. Deshalb prägen mehrere weitere Parameter den Baukörper, der nach städtischen Bebauungsvorschriften, entsprechend den Abstandsflächen, modelliert ist. Man rückte den Neubau vom bestehenden Rathaus ab und schuf eine Wegverbindung zwischen Mühlgarten und Straße bzw. Rathausplatz. Damit folgten die Architekten nicht nur der an dieser Stelle der Stadt eingeschriebenen kleinen Parzellierung, sondern sicherten eine wichtige innerstädtische und fußläufige Abkürzung sowie Luftschneise. B3 schuf mit der Erweiterung ein neues Ganzes, das differenziertere räumliche Bezüge als zuvor anbietet und damit auch das Stadtgefüge aufwertet.
Beschreibung der Besonderheiten
- Dachtyp: PREFABOND Aluminium Verbundplatte | Dachfarbe: Bronze
- Fassadentyp: PREFABOND Aluminium Verbundplatte | Fassadenfarbe: Bronze
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