Heinze ArchitektenAWARD 2019: 3. Platz Publikumspreis
Erweiterung Wasserwerk Friedrichsberg Pforzheim
75175 Pforzheim, Kanzlerstraße 105
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Fritz Planung GmbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Kanzlerstraße 105, 75175 Pforzheim, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
11.2018
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Beide Herausforderungen wurden durch die neue Trinkwasseraufbereitung mit einer Verfahrenskombination Ultrafiltration und Umkehrosmose bewältigt. Die hierfür notwendige Hochtechnologieanlage, die die Trinkwasserversorgung der gesamten Stadt verändert, bildet mit dem neu errichteten Gebäude neben dem historischen Wasserwerk Friedrichsberg eine Einheit als TWA Friedrichsberg 2018.
Lage und städtebauliche Situation
Wasser spielt in Pforzheim – auch als Drei-Flüsse-Stadt bezeichnet – schon immer eine wichtige Rolle. Das langgestreckte Grundstück liegt südlich der Enzauenlandschaft im hochwassersicheren Bereich. Zwischen Wasserwerk und Enz befindet sich der im
Zuge der Landesgartenschau 1992 angelegte Enzauenpark. Die Erschließung erfolgt über die Kanzlerstraße.
Das Wasserwerk Friedrichsberg stammt aus dem Jahre 1899. Der dreigliedrige Komplex wurde ursprünglich an den Hang oberhalb der Enzaue über zwei der
Wassergewinnung dienende Brunnenschächte gebaut. Direkt im Anschluss befindet sich der Hochbehälter Friedrichsberg, über den die Verteilung des
Wassers in der Stadt erfolgt. Ebenfalls zur Anlage gehört das hangseitig liegende mehrgeschossige Betriebswohngebäude. Gemeinsam mit dem ebenfalls
aus der Errichtungszeit stammenden Einfahrtstor bilden die Gebäude ein denkmalgeschütztes Ensemble
Die Erschließung aller Bauten erfolgt über einen länglichen Betriebshof - ein Straßenraum mit Potential:
Nach dem Rückbau der dem Wasserwerk gegenüberliegenden Lagerflächen und Garagen wurde das neue Gebäude deutlich in den Hang geschoben, so dass sich eine platzartige Aufweitung ergab. Über das erdangeschüttete Eingangsgeschoss ragt ein zweites Geschoss, das über dem Gelände zu schweben scheint. Vom Platz her wird das Aufbereitungsgebäude von Nordosten erschlossen. Markiert wird der
Eingang durch eine Unterbrechung der durch eine Betonwand gehaltenen Böschung.
Durch den Rücksprung wird der Blick auf das Wohngebäude, das mit dem dahinterliegenden Grün einen Raumabschluss bildet, ermöglicht, sodass es trotz des Neubaus zur Geltung kommt.
Soziale und kulturelle Qualität/Denkmalschutz
Ebenbürtiges Gegenüber
Aufgrund des ständig steigenden Wasserbedarfs einer schnell expandierenden Stadt wurde das Wasserwerk Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Die gesamte Anlage am Friedrichsberg ist Kulturdenkmal und Zeitzeuge des damaligen Technikfortschritts in Wasseraufbereitung und -versorgung. Die Konstruktion und Ausformulierung der Gebäude tragen der damaligen Bedeutung auch nach außen hin Rechnung. Wie das bestehende Technikgebäude ist das Betriebswohngebäude ein Klinkerbau, jedoch mit aufwändigeren Details an Fenstern und Giebeln. Es könnte auch in einem Villenviertel
der Stadt stehen Mehr als nur zur Unterstützung des Bestandes soll der Neubau sein, er vervollständigt die Anlage durch modernste Aufbereitungstechnik: das Ergebnis ist sehr weiches Wasser. Durch die Mischung mit härterem Wasser aus dem historischen Gegenüber wird eine sehr hochwertige Trinkwasserqualität erzielt. Historie und Moderne stehen hier im Dialog – das Medium ist in ständigem unterirdischem
Austausch; oberirdisch eigenständig, jedoch ohne sich die Schau zu stehlen, stehen sich das alte Wasserwerk und die neue Aufbereitungsanlage ebenbürtig gegenüber. Von Konkurrenz und Anbiederung ist nichts zu spüren. Der technische Charakter hat seine Berechtigung. Nutzungskonzept Optimale Raumausnutzung wird durch gestapelte Anordnung der Anlagenteile erzielt. Dabei ergibt sich eine Ausnutzung von vorhandenen Druck- und Höhenverhältnisse, um Wasser zwischen Altbau und Neubau hin- und herzuleiten. Dienende Räume liegen ebenerdig erschlossen und haben einen Betondeckel, zweigeschossig und imposant erscheint der Aufbereitungsraum, der als Arbeitsebene nur einen Gitterrost erhält, der über eine Stahltreppe vom Erdgeschoss aus erschlossen wird. So lässt sich das Gebäude in der Zukunft leichter für Anlagen mit anderen Anforderungen umnutzen.
Beschreibung der Besonderheiten
Zeitgemäß und sachlich wie das Innenleben sollte sich der neue Baukörper nach außen hin zeigen: eine Haut aus rostendem Cortenstahl wurde dem massiven, geradlinigen, mehr als vier Meter aus dem Gelände ragenden Baukörper übergestülpt – dieser scheint wie eine Skulptur über der Landschaft zu schweben.
Der im Schwarzwald anstehende Rote Sandstein ist Farbgeber für den Baukörper:
Die Außenhaut des Neubaus fügt sich durch Verwitterung seiner Oberfläche mehr und mehr ins Gelände ein. Wasser darf hier seine Spuren hinterlassen. Zur Zufahrt hin ist die Hülle mit dem Logo der Stadtwerke Pforzheim versehen.
Die Stützmauer für die Böschung wird in das Gestaltungskonzept mit einbezogen. Wie bei einer Gravur sind der Name sowie das Baujahr des Bauwerks hier in den Sichtbeton eingelassen.
Anlagentechnik
In der Verfahrenskombination Ultrafiltration und Umkehrosmose wird Wasser zunächst mit einer Trennschärfe von 0,1 μm gefiltert und anschließend durch Passage einer semipermeablen Membran von allen Salzen inklusive Kalk gereinigt. Das entstehende keimfreie und nahezu reine Wasser, ist jedoch als Trinkwasser ungeeignet und
korrosiv gegen Rohrleitungen. Das Wasser aus dem Bestandswasserwerk wird unterirdisch übergeleitet, mit dem vollentsalzten Wasser aus der neuen Trinkwasseranlage gemischt, dann gemeinsam dem letzten Verfahrensschritt
physikalische Entsäuerung unterzogen und schließlich in den Hochbehälter übergeleitet. Dadurch lässt sich die Wasserhärte nahezu beliebig variieren und Ressourcennutzung und Energieverbrauch sind minimiert, da jedes Wasser nur mit der auf die individuellen Eigenschaften zugeschnittenen Technologie aufbereitet wird. Daneben steht für den Notfall als drittes Wasser das der BWV zur Verfügung, wodurch maximale Versorgungssicherheit erzielt wird.
Alle Anlagenteile wurden so angeordnet, dass für den Transport des Wassers zwischen den Anlagen möglichst wenig Pumpenergie notwendig wird. Die Ultrafiltration arbeitet mit einer kombinierten Luft-Wasser-Rückspülung aufgrund derer auf die sonst üblichen Säuren, Basen und Chlorpräparate zur Reinigung verzichtet werden kann. Die durch die Umkehrosmose zurückgehaltene Härte muss mit einem Antiscalant stabilisiert und in einem Teilstrom, dem Konzentrat, in die nahegelegene Enz abgeführt werden. In Abstimmung mit dem Umweltamt wurde hierfür ein Präparat auf Phosphonatbasis ausgewählt, das im Gegensatz zu Phosphaten das Wasser in der Vorflut nicht
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