Exponiert, extravagant und doch selbstverständlich
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Westphal Architekten BDA
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bemen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
02.2022
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Gebäudedaten
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
9.000.000 Euro
Beschreibung
Objektbeschreibung
Neubau eines Kontorhauses am Wall in Bremen
Die Straße Am Wall stellt eine historische Wohn- und Geschäftshausstraße in Bremen dar. Einseitig bebaut, führt diese vornehmlich in West-Ost-Richtung um die Altstadt am Park der Bremer Wallanlagen entlang, aus dem sich nicht nur der Name der Straße ergibt, sondern auch der des jüngst fertiggestellten „Kontorhauses am Wall“. Für den Entwurf des geklinkerten Neubaus, in das die Serviced Living Kette „Stayery“ eingezogen ist, zeichnet westphal architekten aus Bremen verantwortlich.
Das Kontorhaus ist auf einem Grundstück mit bewegter Geschichte in exponierter Lage am Wall entstanden. Lange Zeit befand sich auf der Fläche ein ungenutztes Gebäude, das die städtische Parkhausgesellschaft Brepark erworben hatte, um eine neue Unternehmenszentrale zu errichten, verkaufte das Grundstück aber doch weiter. Der neue Käufer ließ das Bestandsgebäude zurückbauen, archäologische Funde stoppten zunächst das Neubauvorhaben. Überreste aus Bremens Stadthistorie, genauer gesagt, des Abbentors, das im mittelalterlichen Bremen einen Zugang aus den Wallanlagen in die Altstadt markierte, mussten zunächst geborgen werden. Die Architekt:innen von westphal nahmen diesen Umstand in ihrem Entwurf auf und entwickelten eine kraftvolle Bebauung, die analog zum Abbentor der Öffentlichkeit einen neu interpretierten Durchgang vom Wall zur Altstadt ermöglicht.
Das neue Kontorhaus stellt respektvoll Bezüge zur vorhandenen Bebauung am Wall her, setzt zugleich aber auch einen markanten Akzent in der Reihe der Zeitzeugen des Wiederaufbaus aus der Nachkriegszeit. Als allseitig grenzständige Eckbebauung markiert das siebengeschossige Gebäude mit Staffelgeschossen nicht nur prominent den besonderen Standort, sondern reagiert in besonderer Art auf die städtebauliche Raumsituation. Der ehemals an dieser Stelle stehende Turmbau des Abbentor wird zitiert durch die figürliche Überhöhung des Gebäudes zu seiner Nachbarbebauung.
Nicht nur durch die kraftvolle Bebauung am Wall wird das Abbentor in das Konzept der Architekt:innen integriert, sondern auch die öffentliche Durchwegung des Gebäudes zwischen Altbau und Neubau nimmt das Thema des Durchtretens wieder auf. Durch den „Am Wall“ gelegenen Haupteingang des Neubaus führt ein öffentlicher Durchgang in den rückwärtig tieferliegenden „Schwanengatt“. Die Ausformung dieser Passage integriert und organisiert Fußverkehrswege neu, generiert engmaschige Wege und ermöglicht eine barrierefreie Erschließung des Gebäudes.
Gestalterische Ausprägung
Um zwischen der Bestandsbebauung zu vermitteln, reduziert sich der Baukörper durch unregelmäßig angelegte Staffelgeschosse und reagiert auf die verschiedenen Höhen. Für den norddeutschen Raum typisch, kommt eine Ziegelfassade zum Einsatz, die mit ihrer hellen Farbigkeit Bezug auf die umliegende Putz- und Natursteinfassaden nimmt. Der profilierte Wasserstrichziegel moduliert im Sockel eine plastische Basis und bringt den Baukörper tektonisch zum Stehen. In den Sockel integriert, befindet sich die Zufahrt zur natürlich durchlüfteten Tiefgarage mit PKW- und Fahrradstellplätzen. Der Sockel umspielt zusätzlich die das Gebäude umlaufenden variierenden Geländehöhen.
Die einzelnen Ebenen werden durch eine horizontale Bänderung aus einer dunkleren Sortierung kenntlich gemacht. Aus dieser Ebene erstrecken sich großformatige Fenster, die mit ihren anthrazitfarbenen Rahmen das ausdrucksstarke Erscheinungsbild der Fassade unterstreichen.
Diese großformatigen Öffnungen sorgen für ausreichend Tageslicht in den 85 Wohneinheiten und formen im Erdgeschoss einen öffentlichen Charakter. Einen oberen Abschluss findet der siebengeschossige Baukörper durch ein getrepptes Gesims.
Neben dem Eingangsbereich sind weitere Räume als Begegnungsstätte für Bewohnerinnen und Bewohner auf Erdgeschoss-Niveau angesiedelt. Wartebereiche, Sitzgelegenheiten und eine „Living Kitchen“ fördern den Gemeinschaftssinn. Zusätzlich bieten großzügig belichtete Aufenthaltsräume, die individuell und flexibel nutzbar sind, das Bedürfnis nach Kommunikation. Neben diesen Bereichen stellt auch eine für alle Bewohnerinnen und Bewohner zugängliche Dachterrasse einen Treffpunkt mit Blick in die grünen denkmalgeschützten Wallanlagen, zu den Turmspitzen des St.-Petri-Doms zu Bremen oder zu den ehemaligen Hafenrevieren der „Überseestadt“ dar.
Diesen Ausblick kann man nicht nur von der Dachterrasse genießen, sondern auch von den für ein bis zwei Personen ausgelegten Räumlichkeiten. Auf 22 bis 40 qm verfügen die großzügig belichteten Zimmer mit individuell gestaltetem Bad teilweise über einen privaten Austritt ins Freie.
Eine zeitlos moderne Innenausstattung prägt den Charakter dieses neuen Appartementgebäudes in Bremen.