Architekturobjekt 49 von 119

Architekturobjekte


Fachwerkgebäude Schloss Pretzsch - Umbau zu einer modernen Arztpraxis

06909 Bad Schmiedeberg, OT Pretzsch, Schlossbezirk 1

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Vom Stall und Wirtschaftsgebäude zur Praxis: Das historische Fachwerkhaus auf Schloss Pretzsch. - Fachwerkgebäude Schloss Pretzsch - Umbau zu einer modernen Arztpraxis

© KNAUF AQUAPANEL/E. Reinsch

Das Gebäude gehört zu einem Ensemble rund um das Renaissance-Schloss, einem ehemaligen Königssitz. - Fachwerkgebäude Schloss Pretzsch - Umbau zu einer modernen Arztpraxis

© KNAUF AQUAPANEL/E. Reinsch

Raum für Pausen: Der Aufenthaltsbereich für das Praxisteam bietet Licht und angenehmes Raumklima, dank TecTem® Insulation Board Indoor Historic. - Fachwerkgebäude Schloss Pretzsch - Umbau zu einer modernen Arztpraxis

© KNAUF AQUAPANEL/E. Reinsch

Von außen denkmalgerecht aufgearbeitet und innen ein gesundes, natürlich reguliertes Wohlfühlklima durch TecTem® Insulation Board Indoor Historic. - Fachwerkgebäude Schloss Pretzsch - Umbau zu einer modernen Arztpraxis

© KNAUF AQUAPANEL/E. Reinsch

Der zentrale Flur: Ein heller, freundlicher Verbindungsgang mit gezielt gesetzten Farbakzenten ist entstanden. - Fachwerkgebäude Schloss Pretzsch - Umbau zu einer modernen Arztpraxis

© KNAUF AQUAPANEL/E. Reinsch

Einzelne, sorgsam aufbereitete alte Bohlen halten die Geschichte des Hauses lebendig. - Fachwerkgebäude Schloss Pretzsch - Umbau zu einer modernen Arztpraxis

© KNAUF AQUAPANEL/E. Reinsch

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Schlossbezirk 1, 06909 Bad Schmiedeberg, OT Pretzsch, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

12.2018

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Bauherr

SALUS Service gGmbH Architektur- und Bauplanungs-

Seepark 5

39116 Magdeburg

Deutschland

Tel. 0391/60753-56

salus.plan@salus-lsa.de

Architekt/Planer

Goran Bonka Architekt

Lange Gasse 31

06484 Quedlinburg

Deutschland

Tel. +49 3946 81 15 30

Bauleistung: Trockenbau

neuwerk, Geschäftsbereich der Salus Altmark Holding

Seepark 5

39116 Magdeburg

Deutschland

Tel. +49 391 607530

gs@sah.info

Verwendete Produkte

Beschreibung

Objektbeschreibung

Wer auf dem malerischen Elberadweg von Torgau nach Wittenberg unterwegs ist, sieht schon von weitem aus den Elbauen den charakteristischen Turm und die steilen, roten Satteldächer aufragen. Das Renaissance-Schloss Pretzsch ist ein Highlight der Region um die Dübener Heide und datiert zurück bis ins 16. Jahrhundert. Auf seinem Gelände wurde nun eine historische Stallung nach verschiedenen Hochwasserschäden aufwändig kernsaniert und für eine neue Nutzung als Allgemeinmedizinische Praxis bereit gemacht. Um sowohl der Fachwerkbauweise mit ihren besonderen bauphysikalischen Anforderungen, aber auch dem modernen Raumkomfort gerecht zu werden, kam eine Innendämmung mit TecTem® Insulation Board Indoor Historic auf Lehmputz zum Einsatz.
 
Das Schloss Pretzsch ist der einzige ehemalige Königssitz in ganz Sachsen-Anhalt. Er wurde zwischen 1571 und 1574 als zweiflügeliges Renaissanceschloss von Hans Löser errichtet. Besondere Bekanntheit erlangte es als ständiger Wohnsitz von Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth, der Frau von August dem Starken, rund um das Jahr 1700. Zu dieser Zeit war das Schloss ein Zentrum des kulturellen und höfischen Lebens. Seine barocke Parkanlage enthielt zahlreiche weitere Gebäude – darunter auch ein langgezogenes Fachwerkhaus, das einst als Marstall für die kurfürstlichen Pferde, später als Wirtschaftsgebäude des Schlosses genutzt wurde. Doch die Jahrzehnte und Jahrhunderte gingen nicht folgenlos an dem Gebäude vorbei. Unter anderem hinterließen immer wieder auch die Hochwasser der Elbe Spuren auf der ganzen Parkanlage und der Substanz des Gebäudes – zuletzt im Jahr 2013. Doch genau dieses letzte Hochwasser sollte sich als Glücksfall für das leerstehende Haus entpuppen, dessen Abriss schon erwogen wurde. Denn aus staatlichen Töpfen standen nun Fördermittel zur nachhaltigen Beseitigung von Hochwasserschäden zur Verfügung: 3,5 Mio. Euro gab es für den gesamten Schlosskomplex, unter anderem für die Anlage von Drainagen. Dabei entfielen auch rund 1,75 Mio. Euro auf die Sanierung des Wirtschaftsgebäudes.
 
Startschuss einer Wiedergeburt
Der Betreiber der Schlossanlage, zu der eine Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung mit einer Förderschule und einem Jugendheim sowie ein Café gehören, ist die Salus gGmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft für sozialorientierte Einrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt. Jens Reimann, Leiter des Immobilienmanagements der Salus gGmbH, erklärt: „Wir wollten das Gebäude denkmalgerecht sanieren und einer komplett neuen Nutzung zuführen. Als Praxis für eine Allgemeinmedizinerin wird von hier aus die ärztliche Versorgung von Pretzsch und dem Umland sichergestellt.“ Mit der Sanierung beauftragte die Salus den Architekten Goran Bonka, der schon seit 2003 mit dem Schloss Pretzsch vertraut ist. „Gerade aus Gründen der Denkmalpflege und des damit verbundenen Städtebaus sprach vieles gegen den Abriss“, so Bonka. „Schließlich bildet das Gebäude auch den südlichen Abschluss des Schlossareals.“ Doch die Sanierung des jahrhundertealten Baus war kein einfaches Unterfangen.     
 
Das schwebende Haus
Nicht nur das letzte Elbehochwasser hatte der gesamten Parkanlage übel mitgespielt, vielmehr zeigte sich bei der Baugrunduntersuchung, dass sich das Gebäude – vermutlich auch als Folge historischer Unterspülungen – teilweise um 30 Zentimeter gesetzt hatte. „Der Bodengutachter fand ein altes Fundament, das infolgedessen nur noch aus losen Ziegeln bestand“, erzählt der Architekt. Erst in mehreren Metern Tiefe entdeckte der Gutachter einen tragfähigen Untergrund. So war völlig klar, dass als erstes eine komplette Neugründung des Fachwerkhauses erfolgen musste. Da das Gelände um das Gebäude im Laufe der Zeit angefüllt worden war, waren die Fachwerkschwelle und der Fuß der Fachwerkstiele im feuchten Bodenniveau verrottet. Auch die Dachkonstruktion hatte aufgrund der schadhaften Dacheindeckung massiv unter Feuchtigkeit und diversen Begleiterscheinungen gelitten. „Von Seiten der Denkmalpflege bestand die Auflage, dass das Gebäude nicht abgerissen werden durfte und alle Sanierungsarbeiten inklusive einer kompletten Neugründung am stehenden Gebäude ausgeführt werden mussten. Unsere große Aufgabe war daher, die denkmalgeschützten Teile zu erhalten und gleichzeitig das Gebäude von unten neu aufzubauen“, erläutert Goran Bonka die Herausforderung. Die Lösung: Eine externe Tragkonstruktion aus Holz wurde auf dem vorhandenen Gebäude aufgebaut und rund um das Gebäude auf temporäre Fundamente gestellt. So ließen sich das gesamte Mauerwerk und die Gefache zurückbauen, ohne die Gefahr, dass das schadhafte Fachwerk in sich zusammenstürzte. Übrig blieb ein Fachwerkgerippe, dem umlaufend die Fachwerkschwelle fehlte. „Das ganze Gebäude hat eine Zeit lang geschwebt“, so Bonka.
 
Neuanfang bei fast Null
Komplett mit einer Plane abgedeckt, erhielt das Gebäude dann ein neues Fundament, bestehend aus insgesamt 120 Bohrpfählen, teilweise in bis zu zwölf Metern Tiefe. Darauf führte man eine Bodenplatte aus Stahlbeton als lastverteilende Platte aus, auf der dann der Neuaufbau beginnen konnte. Als erstes wurde ein Sockelmauerwerk von 30 Zentimeter Höhe erstellt, dann eine Schwelle aus robustem Eichenholz. „Auf dieser Basis konnten wir dann das Fachwerk und die Gefache wieder aufbauen“, erzählt Architekt Bonka. „Dafür haben wir uns von einem Vermessungsingenieur ein präzises Aufmaß erstellen lassen, sodass das Gebäude exakt dem historischen Vorbild entspricht.“ Natürlich war der originalgetreue Aufbau unter den Aspekten des Denkmalschutzes aber nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig galt es, ein Haus herzustellen, das allen Anforderungen des Lebens und Arbeitens im 21. Jahrhundert gerecht wird. Zum Beispiel in puncto Energieeffizienz und Raumklima. „Es war klar, dass wir unser neues Fachwerk auch entsprechend dämmen müssen“, sagt Goran Bonka. Aus Gründen des Denkmalschutzes musste die Fassade fachwerksichtig bleiben, damit war eine Innendämmung die beste Lösung.
 
Spezielle Innendämmung für Fachwerk mit TecTem®
Nach Abwägung verschiedener Materialien und Lösungen fiel die Wahl auf TecTem®, das Raumklimasystem der KNAUF AQUAPANEL GmbH. Mit dem TecTem® Insulation Board Indoor Historic und verschiedenen lehmbasierten Komponenten ist es auch in einer speziell auf Fachwerkgebäude ausgerichteten Variante erhältlich. Dabei ist TecTem® mehr als nur eine Innendämmung. Vielmehr wurde es als Raumklimasystem entwickelt, das für Wärmeeffizienz und gesundes Wohnklima in allen Räumen sorgt. Seine Basis ist der mineralische, zu 100 % natürliche Rohstoff Perlit, ein Vulkanglas. Die diffusionsoffene, kapillaraktive Dämmplatte verfügt über den höchsten Ww-Wert der Branche – also die schnellste Feuchtigkeitsaufnahme und den schnellsten Feuchtigkeitstransport innerhalb einer bestimmten Zeit. Außerdem sind die Platten faserfrei und nicht brennbar. Durch ihre bauphysikalischen Eigenschaften beeinflussen die TecTem® Dämmplatten alle Wohlfühlfaktoren eines Raumes positiv: Sie schaffen gute Wärmedämmung, sorgen für ausgeglichenes Raumklima und beugen so Schimmelpilzbefall vor. Durch ihre natürliche Dämmwirkung tragen sie maßgeblich zu behaglichen Wohntemperaturen bei und ihre starke Kapillarität reguliert effektiv die Luftfeuchte. TecTem® nimmt erhöhte Feuchte auf und gibt sie verzögert wieder in den Raum ab. Diese Fähigkeit zum Feuchtemanagement ist ein wichtiger Vorteil. Doch auch die speziell für die Sanierung von Fachwerkgebäuden konzipierten Komponenten weisen einen Mehrwert auf: So nimmt der Grundputz dank ausreichender Plastizität Bewegungen und Verformungen aus dem Untergrund auf, während der Lehm-Klebespachtel gemeinsam mit dem Grundputz den Feuchtetransport nach innen unterstützt..
 
Wandaufbau mit Schilfrohrmatten
Mit der Ausführung der handwerklichen Arbeiten wie dem Wandaufbaus war das Unternehmen neuwerk beauftragt, das als Geschäftsbereich zur Salus Altmark Holding gehört. Seine Besonderheit: Als integratives Unternehmen beschäftigt es auch Menschen mit Behinderungen oder sozialer Benachteiligung mit dem Bestreben um berufliche Inklusion, die gemeinsam mit Fachhandwerkern in den Teams auf den Baustellen arbeiten. Bereichsleiter Frank Bühnemann erzählt: „Im Schloss Pretzsch hatten wir zwei Teams für den Wandaufbau vor Ort. So hat unsere Bautruppe die nötigen Putzarbeiten vorgenommen, später haben die Maler die Dämmung, Armierung und anschließend auch den Anstrich erledigt.“ Beim Wandaufbau galt es, einige Vorgaben zu beachten, unter anderem den Wunsch nach ökologisch möglichst unbedenklichen Materialien, die in Verbindung mit der Fachwerkkonstruktion dennoch eine optimale raumklimatische Wirkung haben. „So haben wir die Wände als erstes vollflächig, die einzelnen Ausfachungen übergreifend, mit Schilfrohrmatten verkleidet“ so Bühnemann. „Anschließend wurden diese mit dem TecTem® Grundputz Lehm verputzt, um eine homogene Oberfläche zu erhalten.“ Nach diesem Arbeitsgang konnte dann TecTem® Insulation Board Indoor Historic in einer Dicke von 60 mm mit dem systemeigenen Klebespachtel Lehm vollflächig verklebt werden. Für das passgenaue Arbeiten sorgte das einfache Handling der Platten, die einfach per Cutter oder Fuchsschwanz zugeschnitten werden können. Etwaige Überstände der regulären Dämmplatten oder der TecTem® Laibungsplatten für die Fenster und Türöffnungen lassen sich einfach mit dem Schleifbrett abtragen.
 
Gerade der Systemgedanke von TecTem®, mit allen erforderlichen Komponenten für die komplette Wand aus einer Hand, sorgt für Zeiteinsparung und größtmögliche Kompatibilität. Neben den bereits erwähnten Dämmplatten, Lehm-Grundputz und Lehm-Klebespachtel gehören unter anderem auch Grundierung, Innenputz und Gewebe für die Armierung zum System, das von den Handwerkern der neuwerk eingesetzt wurde. Insgesamt wurden für die Dämmung des Fachwerkhauses rund 300 m2 TecTem® Insulation Board Indoor Historic verbaut.
 
Neue Nutzung, neue Belebung
So konnte im Dezember die neue Landärztin mit ihrem Praxisteam in ein brandneues altes Gebäude einziehen. Von außen denkmalgerecht aufgearbeitet und genau in das Umfeld der Schlossanlage und des barocken Parks passend, bietet es im Inneren moderne Praxisräume und natürlich ein gesundes, natürlich reguliertes Wohlfühlklima. „Wir freuen uns, dass mit der neuen Praxis noch mehr Leben auf Schloss Pretzsch einzieht, unser Park und das Café bieten sich ja für Synergieeffekte an“, sagt Jens Reimann von der Salus gGmbH. Die Bedingungen dafür stehen gut.

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