Architekturobjekt 4.306 von 13.798

Architekturobjekte


Fachwerkhaus Bad Harzburg

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Durch die Sanierung stimmt nicht nur die Optik, sondern auch die Funktionalität des Hauses – nicht zuletzt durch die sorgsame und fachgerechte Dämmung mit TecTem® Historic. - Fachwerkhaus Bad Harzburg

© Ekkehart Reinsch

Mit Leidenschaft und viel Energie kernsaniert: Jetzt stimmt nicht nur die Optik, sondern auch die Funktionalität des Hauses. - Fachwerkhaus Bad Harzburg

© Ekkehart Reinsch

Eine helle und freundliche Atmosphäre wird durch die zahlreichen Fenster, den hellen Bodenbelag und die weißen Wände erzeugt. - Fachwerkhaus Bad Harzburg

© Ekkehart Reinsch

Neben einer neuen Brennwertheizung wurde auch ein  neuer Ofen im Wohnbereich eingebaut. - Fachwerkhaus Bad Harzburg

© Ekkehart Reinsch

Steckdosen, die an den Innenseiten der Außenwände  geplant waren, wurden auf den Sockelleisten befestigt - Fachwerkhaus Bad Harzburg

© Ekkehart Reinsch

Der großzügige Küchenbereich wurde mit einem Fliesenbelag ausgestattet. - Fachwerkhaus Bad Harzburg

© Ekkehart Reinsch

Der Sanitärbereich wurde nicht nur barrierefrei, sondern  auch sehr großzügig geplant. - Fachwerkhaus Bad Harzburg

© Ekkehart Reinsch

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

38667 Bad Harzburg-Schlewecke, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

10.2019

Verwendete Produkte

Beschreibung

Objektbeschreibung

In Bad Harzburg, am Nordrand des Harzes, hat eine Bauherrenfamilie ein seit Generationen im Familienbesitz befindliches Fachwerkgebäude kernsaniert und als Alterswohnsitz fit gemacht. Bei der Kernsanierung kam für die Innendämmung der Außenwände TecTem® Historic, die mineralische Dämmung für die speziellen Anforderungen von Fachwerk, zum Einsatz.
Nachdem der 30-jährige Krieg in der Gegend um Bad Harzburg gewütet hatte, wurde hier um 1660 das jetzige Sanierungsobjekt als „Kothof“ erbaut. Bei dieser Bauform handelt es sich um kleinere Bauernhäuser mit Selbstversorgergärten, die von einem „Kothsassen“ und seiner Familie bewohnt wurden. „Kothsassen“ waren Leibeigene und mussten ihrem Grundherrn Abgaben leisten, besaßen aber durch die Eigenbewirtschaftung ihrer Liegenschaften eine gewisse Unabhängigkeit.
Bereits ab 1850 befand sich das Gebäude dann im Familienbesitz der Familie Heyke/ Becker. Es ist eines der ältesten Häuser in Bad Harzburg und auch heute noch einer Weidegenossenschaft angeschlossen.
Das Gebäude ist ein Teilbereich dieses alten Kothofs und wurde im Laufe der Jahre schon mehrfach renoviert.
Vor ca. 100 Jahren erhielt das Haus eine „Harzer Holzfassade“ – eine regionaltypische Holzverschalung (Vollholz als lotrechter Hausbeschlag aus Brettern von mindestens 14 cm sichtbarer Breite und Deckleisten von maximal 6 cm Breite), die mit einer Hinterlüftungsebene auf das alte Lehmfachwerk von außen aufgebracht wurde.
Im Jahr 1937 wurde dann durch den örtlichen Zimmermann eine außergewöhnliche, geschlossene Holzveranda als Eingangsbereich ergänzt. Zuletzt wurden in den 70er Jahren bei einer Renovierung u. a. neue Kunststofffenster eingesetzt.
Die notwendige aktuelle Kernsanierung des Gebäudes ist vor allem ein Liebhaberobjekt der Bauherren, ökonomische Aspekte standen hier nicht im Vordergrund.
Ziel war es, das Haus möglichst originalgetreu zu sanieren und gleichzeitig einen Wohnkomfort zu schaffen, der es der Familie erlaubt, den Ruhestand behaglich zu genießen. Wohngesundheit und ein optimales Raumklima standen dabei ganz oben auf der Wunschliste.
Unter dieser Maßgabe wurden die Baumaßnahmen umgesetzt: Neben einer neuen Bodenplatte, einer neuen Brennwertheizung, einem Ofen und neuen Fenstern wurden auch ein barrierefreies Bad und eine Innendämmung eingebaut – womit das Objekt sogar KfW-förderfähig war.
Kernsaniert wurde das Erdgeschoss. Das aufgrund der geringen Deckenhöhen von knapp 1,95 m (unter den Balken max. 1,84 m) nicht voll nutzbare Dachgeschoss wurde nicht in die Sanierung mit einbezogen. Die Bauherren verwenden diesen Bereich als Abstellfläche oder gelegentlich für Gäste.
 
3 Jahre von der Planung bis zum Einzug
Als erste Überlegungen mit dem örtlichen Bauunternehmer gestartet wurden, war gleich klar, dass die alte Bodenplatte – bestehend aus einem Stampflehmboden und Dielen – erneuert werden musste. Aus bauphysikalischen Gründen war es hierfür notwendig, erst das Fundament der Wände zu sanieren. In diesem Fall wurden die alten Schwellbalken auf einer Packlage aus dem örtlichen Sandstein (gewonnen aus dem „Butterberg“ in Bad Harzburg) durch einen Betonsockel ersetzt. Eine derart markante Art der ursprünglichen Gründung wie in diesem Fall hatte die Architektin noch nie gesehen und sie war verblüfft, dass diese Konstruktion so lange standgehalten hatte.
Um die Kosten im Rahmen zu halten, hat der Bauherr zusammen mit einem Freund in mühevoller Kleinarbeit sehr zeitintensiv Stück für Stück das alte Fundament entfernt und durch einen Betonsockel ersetzt.
Anschließend konnte der örtliche Bauunternehmer die neue Betonbodenplatte incl. Dämmung, Estrich und Vollholzparkett einbringen.
Die weitere Planung der Sanierung lag in der Hand der Architektin Frau Meermann-Hirsch von HMH-Architekten. Sie ist eine erfahrene Spezialistin für alte Sanierungsobjekte und Energieberatung. Laut Frau Meermann-Hirsch war eine Zielsetzung der Baumaßnahme die energetische Ertüchtigung des Hauses. Der Fokus lag besonders auf der Reduzierung der Wärmeverluste über die Fassade und den Fußboden, unter Berücksichtigung von Wohnqualität und positivem Wohngefühl z. B. durch Vermeidung von Strahlungskälte über die Wände.
Gleichzeitig sollten aus gestalterischen Gründen die besondere Außenfassade und die Proportionen des Hauses, vor allem im Bereich der Fensterlaibungen, erhalten bleiben. Nach der Begutachtung empfahl die Architektin die Innendämmung TecTem® Historic, ein Raumklimasystem speziell für die Anforderungen des alten Lehmfachwerks. Hierzu die Architektin: „Vor allem das Feuchtemanagement des hochwertigen Materials und die einfache Verarbeitung haben mich von dem Produkt überzeugt.“
Der Sanitärbereich wurde nicht nur barrierefrei, sondern auch sehr großzügig geplant. Neben einer bodengleichen Dusche und den üblichen Sanitärobjekten erfüllte sich die Familie den Traum von einer Sauna. Um die Sanitärplanung technisch umsetzen zu können, wurde vor die innen gedämmte Außenwand eine Vorsatzschale als Installationswand gesetzt. Durch diese Konstruktion konnten auch die extrem schiefen Wände in diesem Bereich begradigt werden.
Die überall eingebauten Kunststofffenster aus den 70er Jahren wurden gegen traditionelle Holzsprossenfenster ausgetauscht und die Veranda aus den 30er Jahren hat die Tischlerei Wiemann so originalgetreu wie möglich saniert. Die „Harzer Holzfassade“ wurde demontiert, aufgearbeitet und wieder angebracht. Es wurden hier für die Schalung unter anderem ca. 250 lfm Formlatten vom Schreiner extra angefertigt und mit versenkten Edelstahlschrauben befestigt.
Der Maler hat anschließend nach alten Farbproben der Holzverkleidung ihr ursprüngliches Gesicht zurückgegeben.
Im Wohn- und Schlafbereich lassen die alten, aufgearbeiteten und teilweise offenen Deckenbalken sowie das neue Echtholzparkett in Kombination mit den weißen Wänden das alte Haus modern und zugleich gemütlich wirken. Die neue Küche lässt keine Wünsche offen und hat einen pflegeleichten Fliesenbelag erhalten.
Zahlreiche Fenster erzeugen zusätzlich eine helle und freundliche Atmosphäre in dem jetzt fast 360 Jahre alten Haus.

Ausführung mit Engagement
Für den größten Teil der Bauausführung waren die Tischlerei Wiemann und das Bau-Elemente-Team, beides Familienbetriebe aus Bad Harzburg, verantwortlich. Mit diesen Firmen fand der Bauherr versierte Handwerker, die sich mit langjähriger Erfahrung und einem guten Netzwerk zu Spezialisten für unterschiedlichste Bau-, Umbau- oder Renovierungsvorhaben entwickelt haben. Ansprechpartner und Bauleiter war Herr Jahn. Eine Innendämmung hatte er bislang noch nicht verarbeitet. „Wir waren sehr zufrieden mit dem Support und der Zusammenarbeit mit Knauf Performance Materials“, so Herr Jahn. Dank seines Engagements, der Unterstützung des Herstellers und der leichten Verarbeitung bereitete ihm die Umsetzung keine Probleme.

Natürlich lässt sich Fachwerk dämmen
Auch wenn die Fachwerkkonstruktion bei diesem Haus im Verborgenen liegt, da außen eine Holzverkleidung ergänzt und innen das Fachwerk verputzt wurde, ist bei der Sanierung auf die besonderen Eigenschaften der Konstruktion eingegangen worden.
Der besondere Unterschied von Fachwerk zu klassischen Ziegelkonstruktionen besteht darin, dass sich der Baustoff Holz der relativen Feuchte der umgebenden Luft anpasst. Diese Feuchte beeinflusst erheblich das Schwinden und Quellen des Holzes. Es ist ständig in Bewegung, da es den jahreszeitlichen Witterungen ausgesetzt ist, und eine schlagregendichte Fugenausbildung der Fachwerkfassade ist so praktisch nicht möglich.
Auf Grundlage der Empfehlung der Architektin entschieden sich die Bauherren deshalb für eine Spezialdämmung: TecTem® Historic, ein kapillaraktives und diffusionsoffenes System, das aufeinander abgestimmt ist und den besonderen Anforderungen von Fachwerk gerecht wird.
Die Dämmplatte ist hydrophil und löst durch ihre Diffusionsoffenheit und ihre Kapillaraktivität die angesprochene Problematik.
Sie hat die Baustoffklasse A1/nicht brennbar, ist faserfrei und hat einen schimmelpilzfeindlichen pH-Wert von 10. TecTem® Historic dämmt effizient und puffert Feuchtigkeit in hohem Maße ab. Der Wasseraufnahmekoeffizient WW beträgt 105,6 kg/(m2h0,5), der Wasserdampfdiffusionswiderstand μ beträgt 5–6. Die Dämmplatte, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel sowie den Zertifikaten eco und natureplus, trägt damit entscheidend zu gesundem Wohnen bei.
Für das Bauvorhaben wurden unterstützend von Knauf Performance Materials bauklimatische Berechnungen vorgenommen. Mit Hilfe des COND-Programms (ein Programm zur feuchtetechnischen Berechnung, Optimierung und zum Nachweis von mehrschichtigen Außenwandkonstruktionen) wurde folgende Konstruktion untersucht:
Eichen-Fachwerkkonstruktion mit Gefachen aus Lehmsteinen + TecTem Insulation Board Historic 60 mm.
Es wurde festgestellt, dass die untersuchte Fachwerkkonstruktion mit TecTem Insulation Board Historic® 60 mm bauklimatisch einwandfrei funktioniert. Alle Grenzwerte bzgl. Mindestwärmeschutz (R > 1,2 m²K/W), Kondensatmenge und Austrocknungszeit wurden in den COND-Berechnungen mit den stationären Klimabedingungen (innen 20 °C / 50 % rel. F.; außen -5 °C / 80 % rel. F.) ohne Probleme eingehalten. Eine Kondensat- und Schimmelpilzbildung konnte nach der Dämmmaßnahme bei richtigem Heiz- und Lüftungsverhalten ausgeschlossen werden. Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems ist die Reduzierung des direkten Schlagregeneinflusses auf die Fassade . Da bei diesem Objekt vor der Fachwerkkonstruktion eine hinterlüftete Holzverschalung vorhanden ist, war dies kein Problem.
Verstärkte Wärmebrückeneffekte ergaben sich durch die wachsenden Dämmstoffstärken im Bereich der einbindenden Innenwand- und Deckenanschlüsse und in den Fensterlaibungen. Diese kritischen Punkte wurden bauphysikalisch gesondert geprüft. Hier wurde dann entsprechend der Empfehlung mit einer 2,5 cm TecTem® Laibungsplatte gedämmt, die luftdicht ausgeführt wurde.

Mineralische Dämmplatten, leicht zu verarbeiten
Um die TecTem® Dämmplatten zu verkleben, ist ein tragfähiger sowie ebener Untergrund erforderlich. Hierfür wurde das Lehmfachwerk teilweise erneuert und in einem Teilbereich eine Schimmelsanierung vorgenommen – zum Glück bildete sich nur dort, wo die Kaltwasserleitungen ins Haus geführt wurden, minimal Schimmel durch Kondensatbildung und der Aufwand war nicht groß. Sämtliche Wände wurden für die Einbringung der Innendämmung vorbereitet. Ein neuer TecTem® Grundputz Lehm wurde aufgebracht bzw. teilweise ergänzt. Im Holzbereich wurden zur Haftung Schilfrohrmatten befestigt. Dieser traditionelle Putzträger wird heutzutage vor allem beim biologischen Bauen im Fachwerk und im Bereich der Denkmalpflege als historischer Baustoff eingesetzt.
Der aufgebrachte TecTem® Grundputz Lehm ist kapillarleitfähig, wasserdampfdurchlässig und hat eine hohe Verbundhaftung. Er passt sich optimal der späteren Dämmung und dem Feuchteverhalten des Holzes an.
Auf die so vorbereiteten Außenwände wurden die TecTem® Historic Platten mit dem im System abgestimmten Klebespachtel Lehm montiert. Dieser ist ebenfalls kapillaraktiv und besonders elastisch. An den Fenstern wurden die Laibungsplatten eingesetzt.
Für passgenaues Arbeiten sorgte das einfache Handling der Platten, die einfach per Cutter oder Fuchsschwanz zugeschnitten werden können. Auftretende Überstände der regulären Dämmplatten oder der TecTem® Laibungsplatten für die Fenster ließen sich einfach mit dem Schleifbrett abtragen.
Zur Verbesserung der Haftfähigkeit ist anschließend die gesamte Dämmfläche mit der TecTem® Grundierung vorbehandelt worden und nach vorgegebener Wartezeit konnte mit der Armierung begonnen werden. Hierfür wurde der TecTem® Innenputz aufgetragen, mit der Zahntraufel durchkämmt und im Weiteren das Gewebe oberflächennah und mit einer Überlappung von 10 cm in den Stoßbereichen eingelegt. Zum Abschluss kam der TecTem Innenputz > 1 mm zur Ausführung und wurde mit Megasol Silikat Innenfarbe weiß gestrichen.
Eine besondere Herausforderung für den Verarbeiter war die Befestigung der Heizkörper an der Innenseite der Außenwand. Um Wärmebrücken zu vermeiden, wurde in diesem Fall zur Aufnahme der Heizkörper mit Montagequadern Quadroline EPS der Firma DOSTEBA gearbeitet. Diese wurden in Absprache mit den Heizungsbauern punktgenau mit eingebunden und ebenfalls verspachtelt bzw. verputzt.
Steckdosen, die an den Innenseiten der Außenwände geplant waren, wurden auf den Sockelleisten befestigt.

Konzept mit Zukunft
Das alte Fachwerkhaus, seit ewigen Zeiten Eigentum der Familie der Bauherrin, ist nun gemeinsamer Ruhesitz für die Familie geworden.
Durch die Sanierung stimmt nicht nur die Optik, sondern auch die Funktionalität des Hauses. Nicht zuletzt durch die sorgsame und fachgerechte Dämmung mit TecTem® Historic bietet es ein angenehmes Raumklima (auch bei heißen Außentemperaturen), deutliche Energieeinsparungen beim Heizen und vor allem auch nachhaltigen Schutz für die bauphysikalisch so komplexe Wandkonstruktion.
Der Mann der Bauherrin, gebürtiger und überzeugter Hamburger, hat durch das Projekt einen ganz neuen Bezug zum Haus und zur Umgebung bekommen. Er hat durch die Eigenleistung, die Herausforderung körperlicher Arbeit und die Planung ein sehr befriedigendes Projekt für seinen Ruhestand gefunden und die neue Heimat lieben gelernt.
Auch die Architektin ist mit dem Endergebnis sehr zufrieden und empfindet das Projekt besonders auch im Hinblick auf die gemeinschaftliche Realisierung aller Beteiligten als besonders gut gelungen.
Alle Mühen haben sich gelohnt.


 

Beschreibung der Besonderheiten

Verwendete Systemkomponenten
TecTem® Grundputz Lehm
TecTem® Klebespachtel Lehm
TecTem® Insulation Board Historic, 60 mm
TecTem® Laibungsplatte
TecTem® Grundierung
TecTem® Innenputz
 

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