Architekturobjekt 5.208 von 13.805

Architekturobjekte


Festung San Biagio,Trient

Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK

Die ehemalige Festungsanlage San Biagio in der Nähe von Trient - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Die geschichtsträchtige Festung wurde zwischen 1883 und 1900 als Kasemattenbau errichtet - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Außenansicht - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Außenansicht - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Belüftete Dachkonstruktion - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Die mächtige Schiefersteinfassade prägt auch heute noch den kraftvollen Baukörper. - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Außenansicht - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Außenansicht - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Eine neue Treppe führt den Besucher weiter auf die Dachlandschaft, die gleichzeitig ein bestechender Aussichtspunkt ist - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Dachfläche - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Dachfläche - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Dachfläche - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Dachfläche - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Dachfläche - Festung San Biagio,Trient

© Cornelia Suhan

Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Forte Werke Colle delle Benne, 38056, Italien

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

07.2019

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Bauherr

Commune di Levico Therme TN

Piazza Medici 5

38056 Levico Terme TN

Italien

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die Festungsanlage San Biagio – Werk Colle delle Benne blickt als ein besonderes baugeschichtliches Beispiel auf eine Geschichte von über 200 Jahren zurück, die im Laufe der Zeit ihre großen und kleinen Spuren hinterlassen haben. Auf einer natürlichen Terrasse mit Blick auf den Levicosee bildete die Anlage zusammen mit dem Werk Tenne die Absperrung von der Gemeinde Tenna und kontrollierte von diesem Standpunkt aus dem Zugang vom oberen Valsugana-Tal zur Stadt Trient. 
 
Der relativ gut erhaltende Bausubstanz veranlasste die Gemeinde Levico Terme zwischen 2012-2014, umfassende Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten vorzunehmen. Die Architekturbüros Studio Architettura Prof. Arch. Gino Malacarne, Ferrara, Italien (Planung) und Arch. Renzo Acler, Levico Terme, Italien (Ausführung) schufen einen Mix aus Alt und Neu, den heutigen Besuchern ermöglicht, die Baugeschichte spürbar zu erleben sowie die Verteidigungstechniken und alltäglichen Operationen, wie sie höchstwahrscheinlich stattgefunden haben, zu verstehen.
 
Baukultureller Mehrwert
Die geschichtsträchtige Festung wurde zwischen 1883 und 1900 als Kasemattenbau errichtet. Der in Form eines unregelmäßigen Fünfecks kompakte Baukörper wird von allen Seiten von einem tiefen Graben umgeben. Der Bau setzt sich aus zwei Gebäudeteilen zusammen, die Kasematten für die Unterbringung der Truppen auf der einen Seite, die Panzerkasematten für die Kanonen auf der anderen Seite. An dem Ort, an dem beide Gebäudeteile aufeinandertreffen, befindet sich der Erschließungsbereich mit Rampen und einer Treppenanlage – der eigentliche Mittelpunkt des architektonisch wertvollen Arrangements. Der einstige Oberst Julius Vogl gilt als Schöpfer dieser Typologie, welche in dieser Zeit die österreichischen Festungsanlagen kennzeichnete. Seine Idee: Die Festungen sollten kompakt und einheitlich erscheinen mit dem Ziel, auf die Bedürfnisse der neuen militärischen Verteidigungssysteme der damaligen Zeit zu reagieren. Als perfekte Kriegsmaschine gebaut, war die Festung nie wirklich in Kriegsereignisse verwickelt. Während des Ersten Weltkrieges wurde es lediglich als Lager und als Beobachtungsstelle genutzt, stellte dennoch aufgrund seiner geografischen Lage und seiner architektonischen Form immer einen Außenposten für die Kontrolle des umliegenden Territoriums dar. In Anbetracht des Fortschritts auf dem Gebiet der Artillerie erwies sich die Festung sehr schnell als unzeitgemäß. Die Restaurierung der Festung San Biagio stellte somit eine einzigartige Gelegenheit zur Wiederherstellung dar, die auf die typologische Erhaltung und die Aufwertung dieses wichtigen Beispiels einer historischen Militärarchitektur abzielte.
Die mächtige Schiefersteinfassade prägt auch heute noch den kraftvollen Baukörper. In Kombination mit einer neuen RHEINZINK-Titanzink Dachdeckung erhält der Bau in seiner Ganzheit seinen Wert zurück: Als ein Bauwerk seiner Zeit, das seine Spuren erhält, sogar verstärkt und gleichzeitig dem zeitgemäßen Wandel gerecht wird. 

Stringenter Gesamteindruck
Die architektonische und bauliche Komplexität der Festung hat die Architekten veranlasst, eine Planung zu entwickeln, die in ihrer Klarheit und einfachen Struktur mit dem denkmalgeschützten Bestand harmoniert. Sie gestalteten zudem die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen möglichst ökologisch, indem sie an vielen Stellen die Instandsetzung von Materialien ins Gesamtkonzept mit einbezogen haben. Wenn gleich sich im Laufe des letzten Jahrhunderts durch Vernachlässigung und Verfall die Spuren der Zeit an der historischen Bausubstanz abgezeichnet haben, so erwies sich das Gebäude in vielen Teilen als intakt. Die dicken, unterschiedlich großen Wände bestehen im Wesentlichen aus Schiefergestein mit unregelmäßigen Quadern. Die vorhandenen Risse, Brüche und Ablösungen in der Steinmauerstruktur der Fassade haben die Architekten behutsam saniert und in Teilen rekonstruiert. Die ursprünglichen Holzrahmen, die an den vorhandenen Türen und Fenstern noch befestigt waren, wurden entfernt und durch neue Fensterrahmen und Türen in massiver Lärche ersetzt. Der gepanzerte Eingang und die Zugangstür zum oberen Hof wurden in gleicher Weise gestaltet. Die Architekten orientierten sich bei dieser Arbeit an historischen Fotografien, um den ursprünglichen Gesamteindruck wiederherzustellen.

Beschreibung der Besonderheiten

Raumkonzept
Im Innern der Festung entwickelten die Architekten ein Raumkonzept, das die Geschichte des Baus widerspiegelt. Die in den Kasematten in Stein errichteten Mauern und Tonnengewölbe befanden sich trotz fehlenden Putzes in einem guten Erhaltungszustand. Die schadhaften Teile wurden rekonstruiert, Fugen geschlossen, lose Steinblöcke wieder befestigt und mit Putz gefüllt. Die historischen Steinböden wurden gereinigt, saniert und an den fehlenden Stellen erneuert. So auch die Struktur der Holzböden, die durch neue massive Lärchenbalken und Bohlen aus natürlichem Lärchenholz ersetzt wurden. Sie bleibt offen sichtbar und spiegelt mit den anderen Elementen die Geschichte des Baus wider.

In den Kasematten selbst wurden die Stockwerke in Teilen umgebaut. In etwa der Mitte der Raumhöhe wurden neue Holzböden eingebaut. Türen und Fenster wurden aus Spezialstahl und Glas hergestellt, um die Räume geschlossen zu halten und zu schützen. Vorhandene Luken, Öffnungen und Türen wurden mit Metallgittern in einer verzinkten Stahlprofil-Konstruktion ausgefüllt, die den Blick in die Kasematten und weitere Räume der Festung gewährleistet. Die Erschließung innerhalb der Festung erfolgt über den bestehenden Treppenraum, in dem die Treppe als zurückhaltende Konstruktion aus Stahlprofilen und Stahlrosten ausgeführt wurde. Die Überquerung des Grabens zum Hauptzugang der Festung wurde durch eine neue Eingangsbrücke aus Stahl und Holz gewährleistet.

Nutzungskonzept
Eine hohe Aufenthaltsqualität erleben die Besucher auch im Innenhof des Bauwerks. Dort wurde der antike Bodenbelag gereinigt, restauriert und so wieder angeglichen, dass er für Veranstaltungen und historische Darbietungen die passende Bühne bietet. Eine neue Treppe führt den Besucher weiter auf die Dachlandschaft, die gleichzeitig ein bestechender Aussichtspunkt ist, von dem aus der Blick über die weiten Landschaften schweifen kann. Die 1.000 m2 große Dachfläche wurde im RHEINZINK-Doppelstehfalzsystem ausgeführt. Bauherr und Architekten entschieden sich für RHEINZINK-prePATINA blaugrau, da diese Oberfläche das Farbspiel der ursprünglichen Metalldeckung aufgreift. Vor der Verlegung der Dachdeckung wurde zunächst eine rund 15 cm dicke Grasschicht entfernt. Eine neue 20 cm Stahlbetondecke wurde verlegt, auf der eine Unterkonstruktion aus Lärchenholz befestigt wurde, welche als Unterkonstruktion für den abschließenden hinterlüfteten Aufbau der Titanzinkbleche dient. Die belüftete Dachkonstruktion ist ein mehrschichtig aufgebautes System, welches eine dauerhafte Funktionstüchtigkeit gewährleistet und zur Langlebigkeit des Bauwerks beiträgt. Eine besondere Herausforderung war die Komplexität der unterschiedlichen Dachneigungen. Dank historischer Zeichnungen konnte das Dach wieder an den Originalzustand herangeführt werden. 

Erinnerung neu denken
Nach Abschluss der aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen lässt sich die Festungsanlage San Biagio – Werk Colle delle Benne neben der gelungenen Komposition aus Moderne und Historie vor allem auch als beeindruckendes Beispiel für militärische Architektur von besonderem Wert bezeichnen. Mit Ausnahme von Rekonstruktionen schadhafter Teile lösten sich die Projektbeteiligten von der abwegigen Vorstellung, fehlende Bauteile und Raumsituationen analog wiederherzustellen. Sie folgten vielmehr der Idee einer sinnvollen Wiederherstellung in ihrer Gesamtheit, die es dem Besucher erlauben soll, dieses Denkmal als zeitgeschichtliches Dokument zu betrachten, mit dem er sich auseinandersetzen und aus dem er lernen kann. Die Festung reflektiert das Leben einer längst vergangenen Zeit und inszeniert daraus Szenen eines Alltags. Ähnlich wie in einer Theateraufführung nehmen die Besucher an den Szenen teil, mit dem Effekt, dass diese Orte Raum geben für Imagination – die einzige Möglichkeit für eine aktive Arbeit an der Erinnerung.

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