Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer
Feuerwehrhaus Tübingen-Lustnau
72074 Tübingen-Lustnau, Alberstraße 15
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Gaus Architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Alberstraße 15, 72074 Tübingen-Lustnau, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
11.2022
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Holzbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
7.800 m³
Bruttogrundfläche
1.313 m²
Nutzfläche
961 m²
Verkehrsfläche
114 m²
Grundstücksgröße
3.175 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
484.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
6.500.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Bauaufgabe für die Freiwillige Feuerwehr
Der Bestandsbau, in dem die freiwillige Einsatzabteilung Lustnau der Feuerwehr Tübingen zuletzt untergebracht war, war in die Jahre gekommen und erfüllte die Anforderungen an ein zeitgemäßes Funktionsgebäude längst nicht mehr. Die Stadt Tübingen entschied sich deshalb 2020 zum Bau eines neuen Feuerwehrhauses, das den heutigen Ansprüchen an eine moderne Feuerwehrarbeit entspricht und zudem näher an den Wohngebieten verortet ist, wodurch die Anfahrtszeiten im Einsatzfall deutlich verkürzt werden.
Regionaler und nachhaltiger Holzbau
Gaus Architekten definieren mit ihrem Entwurf funktionale, ästhetische und gleichzeitig nachhaltige Lösungen für die Lustnauer Feuerwehr. Als konsequenter Holzbau an der Ortseinfahrt von Tübingen wird das Gebäude zum weithin sichtbaren Ausdruck des nachhaltigen und ressourcenschonenden Bauens.
Mit Ausnahme von Bodenplatte und Aufzugsschacht wurde eine reine Holzkonstruktion aus insgesamt 380 Kubikmetern Holz umgesetzt. Für das Tragwerk und die Beplankung wurde ausschließlich FSC-zertifiziertes Holz aus regionalem Waldbau in Allgäu und Schwarzwald verbaut. Der Bauherr erhielt hierfür Finanzmittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Die charakteristische Gebäudekubatur wird bestimmt durch eine Dreigliederung des Gebäudes mit einer kubischen Fahrzeughalle und zwei Gebäudefingern. Prägend ist die feine, vertikal strukturierte Fassade, deren Beplankung aus unterschiedlich starken und breiten Holzlatten ein Spiel aus Licht und Schatten erzeugt und über den Tag hinweg immer wieder neue Motive entstehen lässt. Die Fassade und das gesamte Gebäude erhalten so einen lebendigen Charakter im Stadtbild.
Zusammenspiel von Funktion, Ästhetik und Nachhaltigkeit
Dass Holz ein ideales Baumaterial ist, mit dem auch die Bauzeiten verkürzt, der Vorfertigungsgrad erhöht und somit die Kosten verringert werden können, zeigt eindrucksvoll das neue Feuerwehrhaus in Tübingen-Lustnau. Der konsequente Holzbau setzt richtungsweisende Maßstäbe der Symbiose von Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit und ist nicht nur funktionierendes Feuerwehrgebäude, sondern ein wirkungsvolles Aushängeschild einer nachhaltigen kommunalen Architektur und einer zukunftsfähigen Baukultur.
Beschreibung der Besonderheiten
Organisatorisches sowie räumliches Herzstück des Bauwerks ist die sieben Meter hohe Fahrzeughalle, die nach zwei Seiten raumhoch geöffnet werden kann. Dadurch können die Einsatzfahrzeuge ohne komplizierte Rangiervorgänge (und somit Lärm) an der einen Seite vorwärts eingefahren und im Einsatzfall zur anderen Seite vorwärts wieder herausgefahren werden. Die moderne Fahrzeughalle bietet Stellfläche für fünf Einsatzfahrzeuge und außerdem vier Wechsellader-Abrollbehälter. Da die Tore an den Längsseiten mit einem hohen Glasanteil ausgestattet sind, entsteht in der Halle zudem ein räumlich reizvoller Ort für Veranstaltungen der Feuerwehr Lustnau.
Dem kubischen Hallenbaukörper direkt angeschlossen sind zwei Gebäudefinger, die durch ihre Form den Außenraum selbstbewusst einfassen: An der Nordseite befindet sich der sich zur Halle öffnende, etwas niedrigere Multifunktionskubus mit Lagerflächen, Werkstatt und Trockenraum. Ein großes Schaufenster zum Straßenraum hin bietet außerdem die Möglichkeit, in einem kleinen Ausstellungsbereich über die wichtige Arbeit der Feuerwehr zu informieren.
An der Südseite der zentralen Halle schließt der Verwaltungstrakt an, in dem sich die Umkleiden für die Feuerwehrmänner und -frauen sowie die -jugend befinden, außerdem Aufenthalts- und Schulungsräume, die Einsatzzentrale und einige Nebenräume. Auch dieser Baukörper folgt in seiner Kubatur schlüssig den Wegen, die im Einsatzfall notwendig sind: Entlang einer parallel zur Straße verlaufenden Wand sind die Parkplätze für die Einsatzkräfte angeordnet, von wo aus die Feuerwehrleute direkt ins Gebäude, dort in die erdgeschossigen Umkleiden und schließlich ohne Umweg zu den Einsatzfahrzeugen gelangen.
Der Entwurf besticht also durch eine logische, komplett an den Bedürfnissen der Nutzer und den funktionalen Anforderungen orientierte Grundrissplanung zugunsten optimaler Betriebsabläufe. Insgesamt ergibt sich eine Bruttogeschossfläche von 1.313 m².
Städtebauliche Setzung
Der Entwurf geht rücksichtvoll auf die heterogenen Paramter des Orts ein. Abgerundete Eckbereiche der mäandrierenden Gebäudekubatur sorgen für bessere Ein- und Umsicht und schaffen einen städtebaulichen Akzent. Der Bau ist in Bezug zu den angrenzenden Straßen und Bebauungen sowie zugunsten der Betriebsabläufe und Außenräume makroskopisch optimal auf dem Grundstück positioniert. Dieses liegt am Rande der Wohnbebauung in Lustnau und gleichzeitig günstig an einer belebten Zufahrtsstraße zur Stadt mit direkter Anbindung an die Bundesstraße 27, eine wichtige Verkehrsachse in der Region. So ist das Gebäude gut erreichbar und bildet für Autofahrer ein markantes, weithin sichtbares Tor zu Lustnau und zur Universitätsstadt Tübingen.
Die raffinierte Gebäudekubatur erzeugt außerdem zwei unabhängige Höfe mit ganz unterschiedlichen Charakteren: Der zur Stadt gewandte Hof bietet für die Bürgerinnen und Bürger von Lustnau eine repräsentative Ansicht, die einen wertvollen Einblick in die Arbeit der Feuerwehr zulässt. Der Hof an der Rückseite ist der Stadt ab- und der Grünfläche zugewandt und besitzt einen eher privaten Charakter. So bietet der Neubau des Feuerwehrhauses Tübingen-Lustnau viele verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für die wichtige Arbeit der Feuerwehr.
Innenraum
Im Gebäudeinneren kann durch die Verwendung von warmen Eichenböden und sichtbaren Brettschichtholzdecken aus heimischer Fichte sowie cremeweiß gestrichenen Wänden eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden. Der gezielte Einsatz von feuerwehrroten Akzenten in Spinden, Aufzug und Beschriftungen erzeugt ansprechende, zur Bauaufgabe passende Kontraste.
Nachhaltig in Bau und Betrieb
Die Fahrzeughalle wurde konstruktiv mit Holz-Fischbauchträgern auf Holzstützen realisiert, alle anderen Wände und Decken wurden als Holzständer-Tragwerk mit Unterzügen und Stützen aus Brettschichtholz umgesetzt. Die Dachflächen sind extensiv begrünt. Die Konstruktion der Wände als Holzrahmenbau ermöglichte einen sehr hohen Vorfertigungsgrad, wodurch eine Bauzeit von nur knapp eineinhalb Jahren erreicht wurde. Der konsequente Einsatz von Holz findet sich auch in den gebäudetechnischen Anlagen wieder: Der nachhaltige und ressourcenschonende Betrieb erfolgt mit Photovoltaikanlagen und Solarthermie mit Pufferspeicher (Warmwasser), geheizt wird mit einer energieeffizienten Holzpellet-Heizung. Der Verwaltungstrakt erreicht damit nahezu den Passivhausstandard.
Nachhaltigkeit
Das Feuerwehrhaus in Lustnau ist Teil einer nachhaltigen, zukunftsfähigen kommunalen Baukultur und soll ganzheitliche Antworten auf die Herausforderungen im Umgang mit Ressourcen und Umwelt geben. Die cradle-to-cradle-fähige Konstruktion ist auschließlich aus regionalem und FSC-zertifiziertem Holz umgesetzt (Eiche, Fichte und Buche). Statt rund 85 Tonnen CO2-Ausstoß für einen vergleichbaren Betonbau fielen bei dem Feuerwehrgebäude lediglich 6 Tonnen an. Dazu bindet das im Feuerwehrgebäude verbaute Holz zusätzlich rund 380 Tonnen CO2. Und auch die umgesetzte Gebäudetechnik spiegelt diesen Puls des Projekts wider.
Energieeffizienter Betrieb
Aufgeständerte Photovoltaik-Elemente auf den Dächern des Gebäudes sorgen für Stromgewinnung aus der Sonne, Warmwasser wird ebenfalls mittels einer Solarthermie-Anlage inklusive Pufferspeicher erzeugt. Geheizt wird mit Holzpellets; wobei große Teile des Gebäudes, das sind Lagerbereich und Fahrzeughalle, auf eine Grundtemperatur von 12°C ausgelegt sind. Lediglich im Bedarfsfall erhöhen Deckenstrahlungsheizkörper die Innentemperatur in den funktionalen Gebäudeteilen. Auch der Verwaltungstrakt wird flexibel steuerbar und bedarfsorientiert temperiert.
Wasserabführung
Da das Gebäude im Hochwassergebiet liegt, wurde es zur Sicherstellung der Funktion leicht erhöht gebaut. Um dadurch der umgebenden Bebauung und Natur nicht zu schaden, wurde ein unterirdischer Hochwasserschutzkanal unter dem Parkplatz angelegt, der etwaige Wassermassen umzuleiten vermag.
Auszeichnungen
DMK Award für Nachhaltiges Bauen 2023
Iconic Award Winner: Innovative Architecture 2023
German Design Award Winner 2024
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Holz
Sekundärenergie
Solarthermie
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
40,00 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
53,00 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
17,00 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
76 %
Beleuchtung
6 %
Lüftung
18 %
Objektdetails
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