Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2018: Teilnehmer
Films Hoch Hinaus - Neue Gipfelstation am Cassonsgrat
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Nadine Grabiger
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Nadine Grabiger
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Schweiz
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Beschreibung
Objektbeschreibung
Für die großen und hoch gelegenen Gebiete sind Investitionen in die Branche noch sinnvoll, weil davon ganze Regionen leben. Gebiete unterhalb von 1.300 Höhenmeter hingegen, stehen zukünftig vor großen Herausforderungen. Diese müssen den Sommer stärker gewichten, im Winter Gastronomie und Ausflüge in den Vordergrund stellen und nicht nur das reine Skifahren.
Die Gemeinde Flims im Vorderrheintal des Kantons Graubünden in der Schweiz steht vor genau dieser Herausforderung. Die Ortsteile Flims-Dorf und Flims-Waldhaus liegen zu beiden Seiten des Tals des Flem, der kurz oberhalb die Stenna-Schlucht bildet. Im Nor- den steht die imposante Wand des Flimsersteins, die den Auftakt zum UNESCO - Weltnaturerbe, die Glarner Hauptüberschiebung, bildet. Die abwechslungsreiche alpine Landschaft bietet im Sommer Spaziergängern, Wanderern und Kletterern, im Winter Ski-, Schlittschuh- und Schlittenfahrern zahllose attraktive Möglichkeiten. Flims lebt heute hauptsächlich vom Fremdenverkehr und weist entsprechend touristische Einrichtungen auf.
Die Cassonsbahn war für die Erschließung des Tourismusgebietes der wichtigste Bestandteil, denn sie führte zum höchsten Punkt des Skigebietes und gleichzeitig auch zum Startpunkt in das Wandergebiet der Glarner Hauptüberschiebung. Als eine der ältesten Seilbahnen der Schweiz lag sie weit unter dem technischen Standard und wurde 2016 geschlossen.
Aufgabe. Im Rahmen des Entwurfes soll die Bergbahn nun in ihrer Strecke verlegt werden und am höchsten Punkt des Flimsersteins auf 2695 Höhenmeter, dem sogenannten Cassonsgrat ihre Endstation finden. Das Kerngebiet wird im Winter so gestärkt und in eine schneesichere Region verlegt. Da Flims als Sommerdestination auf ein attraktives Angebot angewiesen ist, soll die Station nicht nur als reine Bergbahn dienen, sondern gleichzeitig auch ein Restaurant und Spabereich für die tägliche Nutzung und ein Hotel für den längeren Aufenthalt im Hochgebirge beherbergen.
Standort. Der Cassonsgrat ist ein Gipfel der Glarner Alpen im Kanton Graubünden in der Schweiz ohne markanten Gipfelaufbau. Der Grat bildet den nördlichen Abschluss und mit 2695m den höchsten Punkt des Flimsersteins. Gegen Süden bietet sich ein freies und umfassendes Panorama vom Ortler über die Engadiner Berge bis zum Dom im Wallis und zum Finsterarhorn. Gegen Norden bricht der Grat ins Bargistal ab. Dahinter sind gegen Nordosten der Ringelspitz zu sehen sowie der Piz Dolf und weiter im Nordwesten der Piz Segnas und die Tschingelhörner mit der markanten Linie der Glarner Hauptüberschiebung.
Inmitten dieser eindrucksvollen Bergkulisse auf dem 2695 m hohen Cassonsgrat soll das Gipfelgebäude entstehen und ein zeitgemäßes Zeichen für die Weiterentwicklung der Region setzen. Das Hochplateau bildet eine Horizontalqualität, die in starkem Kontrast zu den schroff abfallenden Felswänden steht. Das Gebäude sitzt genau an dieser Kante um den Übergang zwischen der steilen Felswand und der flachen Topographie zu markieren. Wobei der Bergspitz unberührt einige Meter vor dem Gebäude liegt.
Architektur. Das Gebäude ist als horizontaler Langbau ausgebildet und nimmt in Materialität und Form die lokale und traditionelle Baukultur des Maiensäss, eine Form der Almhütte, auf und interpretiert diese neu. Diese besteht aus drei Kernelementen: dem steinernen Sockel, dem darauf sitzenden Holzbau und dem typisch geneigten Dach.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Dach als Weiterführung der Bergkuppe hat dementsprechend seinen tiefsten Punkt zum Plateau hin ausgerichtet. Zur Talseite und damit zur steil abfallenden Felswand hin baut sich das Gebäude bis zu seinem höchsten Punkt auf. Durch diese Ausformulierung des Daches konnte eine Zweiteilung des Holzbaus geschaffen werden.
Durch die Seilbahn im Südosten des Gebäudes gelegen kommt der Besucher auf einer Zwischenebene an und kann sich von hieraus je nach Bedarf in Hotel, Spa oder Restaurant verteilen. Eine weite Treppe führt zum öffentlichen Restaurant, das sich auf Plateauhöhe befindet. Direkt unter der flachen Neigung des Sparrendaches gelegen, ist dieses als langer offener Raum konzipiert. So kann der Raum im Sommer und im Winter je nach Auslastung variabel genutzt werden. Gleichzeitig können somit auch Veranstaltungen wie Konzerte oder Hochzeiten statt finden.
Das Hotel bzw. der Spabereich kann über einen von der Ankunftshalle aus separate Eingangshalle erschlossen werden. Von hier aus führt in Richtung Norden der Weg ins Hotel. Ein paar Stufen unterhalb des Bahnniveaus befinden sich Speisesaal und Lounge. Die Mittelachse in Längsrichtung des Gebäudes bildet einen Erschließungstrakt. Von hier aus gelangt man über eine offene Kaskadentreppe, begleitet von Oberlichtern zu den Gästezimmern des Hotels. Die Gästezimmer erstrecken sich über beide Obergeschosse bis unter das Dach. Um ein breites Angebot zu schaffen gibt es verschiedene Zimmerarten wie Doppelzimmer, Familienzimmer und Suiten.
Im starken Kontrast zu den gemütlichen und großzügigen Räumen von Hotel und Restaurant steht der introvertierte Spabereich im Sockelgeschoss. Man gelangt als Tagesnutzer über die Eingangshalle des Hotels hinunter. Von den Umkleideräumen aus führt eine lange und breite Rampe, die wie der Erschließungstrakt in den oberen Geschossen, in der Mittelachse in Längsrichtung des Gebäudes liegt, zunächst in einen Aktivbereich. Der Aktivbereich ganz am Ende des Gebäudes öffnet sich mit seinem Schwimmbecken, den Außenbecken und dem Gymnastikraum zur Glarner Hauptüber- schiebung. Von diesem Bereich aus gelangt man in den an der Südseite gelegenen introvertierten Bereich. Dieser beinhaltet Hitzebecken, Saunen, Massageräume und Ruhebereiche. Durch gezielte Öffnungen und Austritte wird die Landschaft hier ganz unter- schiedlich in Szene gesetzt.
Materialität und Konstruktion. Im Bauprozess soll zunächst das Material für Seilbahn und Betonsockel durch Helikoptereinsätze an den Ort gebracht werden. Der Beton für den Sockel und das Fundament soll vor Ort mit dem Aushubmaterial und geschreddertem Abbruchmaterial vermischt werden. Sobald die Seilbahn in Betrieb genommen werden kann wird der so weit wie möglich im Tal vorgefertigte Holzbau per Seilbahn auf den Gipfel befördert und vor Ort montiert.
Das Hotel, das Restaurant und die Ankunftshalle bilden einen tradi- tionellen Holzbau mit Satteldach, der auf dem Betonsockel ruht. Auf- grund der hohen Wind und Schneelasten sind Stützendurchmesser von bis zu 60 cm nötig. Das Holzskelett wird durch zwei Betonkerne, mit innenliegendem Fluchttreppenhaus ausgesteift. Heimische Fichte bildet das Grundmaterial für Hülle, Innenwände und Einbaumobiliar im Holzbau. Wodurch ein Gefühl von Wärme und Gemütlichkeit ver- mittelt wird.
Die Seilbahntechnik, mit Antrieb und Seilzug ist als klassischer Stahlbau mit tiefen Betonfundamenten konzipiert. Der Betonsockel wird durch eine innenliegende Dämmebene begleitet, um nach außen eine Sichtbetonoberfläche zu schaffen. Im Inneren sollen die Oberflächen hauptsächlich durch einen groben Putz und geschliffenen Estrich dominiert werden um möglichst das Bild des kalten Sichtbetons aufzunehmen. Räume wie der Gymnastikraum oder die Saunen sollen mit karboniesierter Fichte ausgekleidet werden, um ihren Anforderungen gerecht zu werden.