Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2011: Teilnehmer
Firmensitz myToys
10961 Berlin, Bergmannstrasse 72
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Katrin Brünjes und Christoph Tyrra Architekten
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Katrin Brünjes und Christoph Tyrra Architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bergmannstrasse 72, 10961 Berlin, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
09.2009
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
18.500 m³
Bruttogrundfläche
4.625 m²
Nutzfläche
3.700 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
675.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das ehemalige Postamt, 1923 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Passionskirche am Marheinekeplatz erbaut, wurde von 2008 bis 2009 als Büro- und Geschäftshaus umfangreich saniert und durch einen Neubau zu einer hofartigen Anlage mit insgesamt ca. 10.000 m2 Nutzfläche ergänzt. Durch die Umgestaltung des ehemaligen Hochparterres zu einer ebenerdig erschlossenen Erdgeschosszone, erhält die dem Marheinekeplatz zugewandte Gebäudefront einen öffentlichen Charakter.
Hier befinden sich die Foyers mit den Aufgängen zu den Büroflächen in den oberen Geschossen sowie die neuen Einzelhandelsflächen. Die Büroflächen sind flexibel gestaltbar und ermöglichen sowohl eine Nutzung als Großraumbüro als auch eine Aufteilung mit klassischen Zellenbüros. Als einzigartige Besonderheit befindet sich im 4. OG eine stützenfreie Halle mit ca. 750 m2 und einer lichten Raumhöhe von über 6 m, welche in Ihrer Form und räumlichen Ausdehnung in Abstimmung mit dem Bezirksamt Kreuzberg erhalten bleiben sollte.
Aufgabenstellung
myToys, ein Unternehmen der Otto-Gruppe und der führende Internet-Shop für die junge Familie, hat seinen Firmensitz in das Gebäude am Marheinekeplatz verlegt. Über eine Fläche von ca. 3.700 m2 sollte für den Mieter mit seinen ca. 250 Mitarbeitern ein repräsentativer und nachhaltiger Büro- und Innenausbau geschaffen werden. Flache Hierarchien, kurze Wege und insbesondere Teamarbeit prägen die Zusammenarbeit in dem Unternehmen und waren in der Erarbeitung des Entwurfskonzeptes zu berücksichtigen.
Von einem angemessenen Empfangsbereich angefangen, umfasste die Aufgabenstellung ebenfalls die Schaffung eines Konferenzbereiches, eines Call-Centers sowie von klassischen Einzel- und Gruppenbüros, die, basierend auf einem vom Mieter vorgegebenen Organigram, innerhalb der vorhandenen Bausubstanz umzusetzen waren. Die Wünsche eines jeden Mitarbeiters sollten Berücksichtigung finden. Der innovative, spielerische Ansatz des Unternehmens und die Freude daran sollten im Entwurf zum Ausdruck kommen.
Beschreibung der Besonderheiten
Der Entwurf lässt sich in drei Aufgabenfelder gliedern:
I. Foyer
Über eine großzügig verglaste Schaufensteranlage öffnet sich das Foyer des Unternehmens zum Marheinekeplatz. Der nahezu quadratische Raum wird maßgeblich durch zwei Elemente bestimmt:
1. Der Empfangstresen, der mit seiner amorphen, einer Gebirgssilhouette ähnlichen Kontur dem Betrachter von außen seine Funktion nicht Preis gibt. Hier sind zwei vollwertige Arbeitsplätze integriert. Die individuellen funktionellen Anforderungen generieren das Erscheinungsbild dieses Möbels, welches als Tischlerleistung mit Lackoberfläche hergestellt wurde. Ein Einbauschrank in gleicher Materialität und mit feiner Proportionierung bildet den Hintergrund und ist gleichzeitig Teil des Empfangsmöbels.
2. Die Besucher- und Kundenwartenische. Hier wurde einem Futteral gleich ein Sitzmöbel in die vorhandene Nische mit einer überdimensionierten Rückenlehne aus schwerem, roten Wollfilz handwerklich eingepasst. Seine ungewöhnliche Proportion erzeugt eine Irritation im Maßstab. Das asymmetrisch zum Möbel existierende Bestandsfenster gibt den Blick auf den alten Baumbestand frei.
Verdeckt im Deckenbereich angeordnetes Kunstlicht akzentuiert die beiden Bereiche des Foyers.
II. Büro
Eine explizite Forderung des Mieters war die qualitative Gestaltung der Korridorräume auf den Büroetagen. Diese sollten neben der Erschließungsfunktion der Einzel- und Gruppenbüros auch als Kommunikationsbereich zum informellen Austausch oder als Ausstellungsflächen dienen. Die entwurfliche Konzeption fasst die Korridore als Räume und in der Summe als Raumfolge auf. Das Licht wird zu einem maßgeblichen Gestaltungsfaktor. Räumliche Aufweitungen werden über Lichtvouten mit farbigem Licht ausgeleuchtet, während die Bereiche dazwischen im Deckenbereich Lichtstempel in neutralem Weiß erhalten.
III. Konferenzbereich / Customer Service / Lounge
Das Herzstück des Firmensitzes bildet die große stützenfreie Halle im 4.OG. Hier sollte der Customer Service mit dem größten zusammenhängenden Raumbedarf untergebracht werden, sowie ein repräsentativer Konferenzbereich mit drei Räumen von unterschiedlicher Größe. Die Erschließung des Schulungsbereichs im 5.OG sollte gewährleistet werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt war der Wunsch des Mieters in der besonderen Atmosphäre des Hallenraumes eine Lounge, einen Ort des Gesprächs, des gemeinsamen Essens und der Entspannung, für die Mitarbeiter zu schaffen. Größere Veranstaltungen des Unternehmens sollen ebenfalls hier stattfinden.
Customer Service und Konferenzbereich wurden einem Möbel gleich, als Tischlerleistung mit Lackoberfläche , in den Raum eingestellt. Das Möbel schmiegt sich, auf ungefähr halber Hallenhöhe, an die zum Marheinekeplatz hin gewandte Fassade und spielt sich mit seiner geknickten Kontur zum Hof hin frei in den Hallenraum mit seiner Binderkonstruktion. Auf diese Weise konnten einerseits die konkreten Vorgaben des Mieters zum Raumprogramm erfüllt werden und andererseits blieb der besondere Raumeindruck der Binderkonstruktion erhalten. Der Boden der Lounge ist mit einem Gussasphaltestrich belegt, während die Räume innerhalb des Möbels mit Parkett belegt sind.
Licht war auch hier ein wichtiges Gestaltungsmittel. Das seitlich einströmende Tageslicht unterstreicht die tragkonstruktiven Elemente des Bestands. Über ein Lichtband auf dem Möbel wird der Hallenraum indirekt ausgeleuchtet. Eine Lichtvoute betont dem geknickten Verlauf folgend das Möbel. Sie entwickelt sich im Übergang zum Schulungsbereich im 5.OG zum Handlauf und sorgt auf diese Weise für eine ausreichende Beleuchtung des Treppenlaufs.
Die räumliche Geometrie des Hallenraumes wird durch die Ausformulierung des Möbels zusätzlich gestärkt, umgekehrt erhalt das Möbel eine entsprechende räumliche Umfassung innerhalb der bestehenden Binderstruktur. Einerseits autark ist das Möbel anderseits ohne die räumliche Einbindung in den Hallenraum nicht denkbar. Ein schlüssiges Gesamtbild ist entstanden.
Auszeichnungen
da! Architektur in und aus Berlin 2010
Auszeichnung der Architektenkammer Berlin
Schlagworte
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