Nominiert für die Shortlist der Jury 2023
Firmenzentrale CADFEM Gruppe
85567 Grafing, Am Schammacher Feld 37
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: nbundm* Architekten neuburger, bohnert und müller
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Am Schammacher Feld 37, 85567 Grafing, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
06.2022
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Holzskelettbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
17.640 m³
Bruttogrundfläche
4.980 m²
Nutzfläche
3.300 m²
Verkehrsfläche
1.093 m²
Grundstücksgröße
5.190 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
3.500.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
11.600.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Im Gewerbegebiet Schammach galt es, auf einem rechteckigen Grundstück eine neue Heimat für die Firma CADFEM und ihre 180 Mitarbeiter_innen zu schaffen. Der Firmenhauptsitz soll die Philosophie des Unternehmens widerspiegeln und ein zeitgemäßes Arbeiten mit einer Balance aus Schreibtischarbeit, Spiel, Sport, Ausgleich und Inspiration ermöglichen. Das Bürogebäude in Holzskelettbauweise schafft in seinem Kontext einen identitätstiftenden Ort. Das „doppelsternförmige“ Volumen formuliert mit seinen Faltungen eine klare Adresse zur Erschließung und zoniert die umliegenden Freiflächen in private Aufenthaltsorte wie Mitarbeiter- und Kinderspielgarten sowie Frei- und Ankunftsbereich für Seminargäste. Das „öffentliche“ EG ist dem Geländeverlauf folgend abgetreppt und in zwei Bereiche mit Mitarbeiterbistro und Seminarbereich gegliedert. Die zwei Gebäudeteile besitzen jeweils ein Atrium, das über großzügige Oberlichter natürlich belichtet wird. Im westlichen Atrium befindet sich die Haupttreppe, die als eine Art interne Straße mit Plätzen über Zwischenpodeste mit Aufenthaltsbereichen durch das Gebäude nach oben führt. Im östlichen Atrium findet die Lounge für Seminargäste seinen Platz. Neben den Büro- und Besprechungsräumen wurden weitere Nutzungen wie Filmstudios, ein Lichtlabor, Küche, Fitnessraum und Kinderzimmer in das Haus integriert. Die Gestaltung als Massivholzbau mit einer Schalung aus vorvergrauter Weißtanne verweist auf den ländlichen Standort und regional Bauweisen.
KONSTRUKTION
Das Gebäude wird oberirdisch als reiner Holzskelettbau mit tragenden Unterzügen und Stützen und erreichtet. Außenwände, Decken und Dach sind aus Brettsperrholzelementen hergestellt, Stützen und Unterzüge aus Brettschichtholz. Die Besonderheit sind die offenen Atrien mit umlaufend auskragenden Fluren. Die Aussteifung erfolgt über die Brettsperrholzdeckenscheiben und die vier Stahlbetonkerne. Das Kellergeschoß wurde in WU-Bauweise mit Weißer Wanne und unbewehrten tragenden Innenwänden erstellt.
Die Tragstruktur aus Stützen, Wandscheiben und Unterzügen ist im Inneren des Gebäudes klar ablesbar und wird durch die Ausfachung mit nichttragende Einbauelemente, ebenfalls aus Holz, akzentuiert. Ein Sockel aus STB-Fertigteilen und ein Dachüberstand sorgen für den konstruktiven Holzschutz und eine langlebige, möglichst unterhaltsfreie Fassade.
NACHHALTIGKEIT
Der nachwachsender Rohstoff Holz aus regionalen Anbaugebieten wurde so weit wie möglich eingesetzt. Insgesamt wurden fast 1400 m3 Holz für tragende Elemente, Wände, Decken, Schalung etc. verbaut.
Der Wunsch des Bauherrn war es, das Gebäude im vorgegebenen Kostenrahmen so nachhaltig wie möglich zu realisieren. Eine extensive Dachbegrünung sowie die Aufstellung einer PV-Anlage und Luftwärmepumpe auf der ohnehin vorhandenen Dachfläche unterstützen das Konzept.
MASSNAHMEN ZUR ENERGIEEINSPARUNG
In der technischen Gebäudeausrüstung sind verschiedenste Maßnahmen zur Energieeinsparung realisiert. Die Energieerzeugung wird mit einer Luftwärmepumpe abgedeckt. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage mit ca. 300m2 Fläche und 50 kWp zur Eigennutzung. Die Lichtregelung ist präsenzgesteuert, alle Leuchten in LED-Technik ausgeführt. Sämtliche Fenster sind mit einem sonnenstandgeführten textilen Sonnenschutz ausgestattet. Alle Lüftungsanlagen verfügen über hocheffiziente Wärmerückgewinnungen, dadurch wird der Jahresheizenergiebedarf deutlich reduziert. Für die EDV-Kälte ist eine „freie Kühlung“ berücksichtigt, wodurch der Kältebedarf im Winter reduziert wird. Die Büroflächen sind mit einer mechanischen Kühlung und Lüftung ausgestattet. Die Zuluft wird gekühlt oder erwärmt über sichtbar unter den Decken montierte Heiz-Kühlsegel in die Räume eingebracht. Bei Bedarf können auch Lüftungsflügel in der Fensterebene geöffnet werden.
Im Kellergeschoß sind alle Innenwände unbewehrt ohne Armierungsstahl ausgeführt, wodurch ebenso Material und entsprechend Energie eingespart werden könnte.
In die Parkierungsflächen wurden 10 Doppel-Ladesäulen für E-Autos (100kW) integriert.
Beschreibung der Besonderheiten
Das „öffentliche“ Erdgeschoss ist dem natürlichen Geländeverlauf folgend abgetreppt. Nachdem man das Gebäude über den Haupteingang mit Empfang betreten hat, erreicht man über vier kleine Treppen das Bistro mit Küche und Übergang zur Freiterrasse im Südwesten und den abgesenkten Seminarbereich im Osten. Die großen zusammenhängenden Funktionsbereiche besitzen somit auch eine größere lichte Raumhöhe.
Die zwei Gebäudeteile besitzen jeweils ein Atrium und sind über eine, der polygonalen Gebäudeform folgenden Erschließungsfläche verbunden. So entstehen auf allen Etagen freundliche und lichtdurchflutet Begegnungszonen für informelle Treffen und Besprechungen, die gleichzeitig das Herz des Gebäudes darstellen. In die Ringe mit Büroräumen sind zur Auflockerung Besprechungszimmer und Zimmer mit Sonderfunktionen, wie z.B. ein Filmstudio und Kreativräume eingestreut. Den Mitarbeiter_innen stehen auch eine Küche, ein Fitnessraum mit Umkleiden und Duschen sowie ein Spielzimmer mit Kinderbetreuung zur Verfügung.
FLEXIBILITÄT UND LANGLEBIGKEIT
Das Gebäude ist in Holzskelettbauweise errichtet. Dadurch ist es möglich, innerhalb der brandschutztechnisch maximal zulässigen Nutzungseinheiten, zwischen den tragenden Unterzügen und Stützen Trennwände ein bzw. auszubauen und die Innenräume an unterschiedlichste Anforderungen anzupassen. Die Grundrisse können so frei eingeteilt und vom Zellen- bis zum Großraumbüro alle Büroraum-Typologien realisiert werden. Zudem kann das Gebäude an seiner Taille in zwei unabhängige Flügel aufgeteilt werden, welche den zwei Brandabschnitten bei einer Gesamtnutzung entsprechen.
Die Gesamtstruktur ermöglicht also eine leicht zu realisierende Teilung des Gebäudes in West- und Ostflügel, die jeweils auch einen gesonderten Nebeneingang besitzen. Somit ist es mögliche, Gebäudeteile oder Etagen flexibel abzutrennen und unter zu vermieten.
Als eine Nutzungseinheit sind die zwei Atrien über eine, der polygonalen Gebäudeform folgenden Erschließungsfläche verbunden. So entstehen auf allen Etagen freundliche und lichtdurchflutet Begegnungszonen für informelle Treffen und Besprechungen, die gleichzeitig das Herz des Gebäudes darstellen.
Das Bürogebäude ist so für alle Arten der Zusammenarbeit in Einzel- bis Großraumbüros gewappnet und blickt hoffentlich einem langen Lebenszyklus entgegen.
Nachhaltigkeit
Die flexible Grundstruktur des Gebäudes erlaubt es, Räume zusammenzuschalten oder nachträglich abzutrennen und ganze Gebäudeflügel unter zu vermieten. Somit ist das Bürogebäude für alle Arten der Zusammenarbeit in Einzel- bis Großraumbüros gewappnet und blickt einem langen Lebenszyklus entgegen.
Sämtliche massiven Wand- und Deckenelemente aus Brettsperrholz können so, wie sie verbaut wurden, auch wieder abgebaut und an anderer Stelle wiederverwertet werden. Die Elemente sind untereinander lediglich verschraubt. Auch unbewehrte Betonbauteile im Keller eignen sich zum Schreddern und Recyceln. Auch Fassadenschalung und Unterkonstruktionen können abgeschraubt und wiederverwertet werden. Die Prinzipien des zirkulären Bauens und „cradle to cradle“ sind somit vielfach angewendet.
In die der Natur abgeschauten geschwungenen Linienführung der Freiflächen sind zwei Pavillons für Mitarbeiter und Räder sowie eine kleine Brücke integriert, die zum Parkplatz führt.
Die Freianlagen sind weitgehend unversiegelt und nur wo nötig gepflastert ausgeführt. 60 Bäume wurden dabei neu gepflanzt. Das anfallende Regenwasser kann somit frei versickern, das Regenwasser der Dachfläche wird über offene Mulden dem Grundwasser zugeführt. Die Dachfläche ist bis auf die Stellfläche für die Photovoltaikanlage extensiv begrünt.
LEBENSZYKLUSANALYSE – GLOBAL WARMING POTENTIAL (CO2 – ÄQUIVALENT)
Für den Holzbau CADFEM wurde mit einer Lebenszyklusanalyse das globale Erwärmungspotential des Gesamtgebäudes ausgerechnet, um eine ökologische Einschätzung der verwendeten Baustoffe zu geben.
Berechnet wurde der Beitrag zum globalen Erwärmungspotentials (GWP) aller Hauptbauteile in der Herstellungsphase. Besonders aussagekräftig ist der Wert, da die Lebenszeit der Baustoffe miteinbezogen wurde. Durch die hohe Anzahl an Baustoffen aus Holz bzw. auf Holzbasis wird insgesamt ein negativer Wert erreicht. Dies bedeutet, daß das Gebäude in der Produktionsphase Treibhausgase aufnimmt und diese über die gesamte Lebensdauer bindet.
GWP (A1-3) = -1.079,7 kgCO2-Äqv./a
Diese Zahl kann auf die Lebensdauer des Gebäudes in Jahren hochgerechnet werden. Bei einer Lebensdauer von 50 Jahren, bindet das Gebäude 53.985 kgCO2-Äquivalent.
Auszeichnungen
Auszeichnung Immobilie des Jahres 2023 Callwey Verlag
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Solarthermie
Sekundärenergie
Gas
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
69,00 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
27,30 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
10,00 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
53 %
Warmwasser
9 %
Beleuchtung
22 %
Lüftung
10 %
Kühlung inkl. Befeuchtung
6 %
Weitere Dokumente zum Objekt
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
180
Anzahl Stellplätze
71
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