Architekturobjekt 58 von 131
Nominiert für die Shortlist der Jury 2017 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2017 - Nachwuchsarbeiten


flEi - Stall der Zukunft

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Julia Windeler

flEi im Landeanflug - flEi - Stall der Zukunft

© Regine Ott/Julia Windeler

flEi auf einem Dach - flEi - Stall der Zukunft

© Regine Ott/Julia Windeler

flEi in einer Lagerhalle - flEi - Stall der Zukunft

© Regine Ott/Julia Windeler

flEi - Port - flEi - Stall der Zukunft

© Regine Ott/Julia Windeler

flEi Planübersicht 1 - flEi - Stall der Zukunft

© Regine Ott/Julia Windeler

flEi Planübersicht 2 - flEi - Stall der Zukunft

© Regine Ott/Julia Windeler

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Julia Windeler

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Verwendete Produkte

JELUPLAST - Wood Plastic Composites

Biokunststoff

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Sonstige

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Raummaße und Flächen

Nutzfläche

8 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die Situation der Legehennen in der Massentierhaltung und die Begleiterscheinungen, die diese Form der Tierhaltung mit sich bringt, sind in Deutschland alles andere als optimal. Neben gesundheitlichen Problemen der Tiere, mit der daraus resultierenden Zugabe von Antibiotika, sorgen auch die mangelhaften Lebensbedingungen und die nicht artgerechte Haltung immer öfter für Aufsehen in der Öffentlichkeit. Über diese inzwischen fast allgemein bekannten Problemstellungen hinaus, gibt es jedoch noch viele weitere Faktoren, die den Tieren das Leben schwer machen. Nahezu beängstigende Zahlen über die Anzahl der männlichen Küken, die jährlich direkt nach der Geburt im Schredder landen und die Zahl der Tiere, die in der Maschinerie der Eierproduktion als Abfallprodukte auf der Strecke bleiben, sind selten im Bewusstsein der Bevölkerung. Den meisten Menschen fehlt inzwischen der Bezug zum Tier, das unter großem Stress und unwürdigen Bedingungen ein Leben fristet, das einzig und allein der günstigen und schnellen Produktion von Eiern dient. Das hinter Produkten, wie Eiern und Hähnchenkeulen, die der Konsument gut beleuchtet und beworben in den Supermarktregalen findet, auch das Schicksal von Tieren steckt, ist in der heutigen, schnelllebigen Gesellschaft selten einen Gedanken wert und führt somit zu einer nahezu vollständigen Entkoppelung von Tier und Produkt. Dieser Umstand ist mit Sicherheit auch darauf zurück zu führen, dass die heutige Tierhaltung nahezu komplett anonym und versteckt in großen Betrieben weitab von den Augen der Konsumenten stattfindet. Wie kann man also das Tier als Lebewesen wieder in den Mittelpunkt des Verbrauchers rücken? Wie ist es möglich, dass ein Huhn wieder Wertschätzung erfährt und dem Konsumenten das Frühstücksei mehr wert ist als nur ein paar Cent, die nicht für Lebensbedingungen reichen, die auch nur annähernd das Wohlergehen der Tiere ermöglichen? Mit dem Projekt fl|ei wollen wir den Konsumenten wieder in den Kontakt zum Tier bringen und die Lebensbedingungen der Hühner in unseren Ställen, sowie auch langfristig und grundlegend verbessern. fl|ei hat einen aufklärerischen Auftrag und soll zum Vermittler zwischen Tier, Konsument und Produzent werden und die Grundlage für das austarieren der zukünftigen Tierhaltung schaffen. fl|ei ist ein mobiler Stall der von interessierten Menschen gemietet werden kann. Sei es eine Familie, ein Verein oder eine Hausgemeinschaft. Voraussetzungen sind allein der Platz für den mobilen Hühnerstall und die Bereitschaft sich für eine Legeperiode zu verpflichten, die Patenschaft für vierzehn Hühner und einen Hahn zu übernehmen und sich um diese zu kümmern. Die Konsumenten treten also in den direkten Kontakt zum Tier, bauen eine Beziehung auf, lernen die Verhaltensweisen, Gewohnheiten und Bedürfnisse kennen. Sie können das Bewusstsein zurück erlangen, dass ein Ei oder Stück Fleisch mehr ist als ein Produkt, das aus dem Supermarkt kommt. Mit seiner prägnanten Form, soll das fl|ei vor allem im urbanen Raum, auf das Projekt aufmerksam machen und zu einer Diskussion über Tierhaltung und Konsum anregen. fl|ei kann im fl|ei port, dem Hauptsitz und Besucherzentrum in Grub, besichtigt und ausgeliehen werden. Im fl|ei port wird das Modul befüllt und für die Legeperiode vorbereitet. Die Hühner ziehen ein und werden dann mit einer Transportdrohne zum Standort geliefert. Diese Standorte können zum Beispiel Dächer, Hinterhöfe oder Brachflächen sein. fl|ei ist ein autarker Stall, der alle Komponenten beinhaltet, die für die Tierhaltung wichtig sind. In einem Regenwassertank wird Wasser gespeichert und das Futter für die Tiere in einem integrierten Getreidefach eingelagert. Außerdem ist eine kleine Mehlwurmzucht integriert, die für als zusätzliche Nahrungsquelle dient. Mit Kompostabfällen können die Mehlwürmer durch eine Klappe von den Mietern versorgt werden. fl|ei besteht aus zwei Hälften die manuell auseinander gezogen werden können. Im Zwischenraum wird dann ein Freiraum als Auslauf für die Hühner generiert. Diese werden durch eine netzartige Struktur, die sich um den Freiraum aufzieht, vor Fressfeinden geschützt. Die Eier werden von den Mietern selbst entnommen, sie kümmern sich um das Wohlergehen der Tiere und sind für diese verantwortlich. Nach dem Ende der Legeperiode endet auch die Mietdauer eines fl|ei. Die Drohne kehrt zurück und bringt den Stall zurück zum fl|ei port in Grub. fl|ei parkt in einem freien Stellplatz ein. Im fl|ei port werden die Tiere geschlachtet und das Fleisch wird den Paten übergeben. Im Anschluss wird das fl|ei für die nächste Legeperiode gewartet, gereinigt und ausgestattet und ist dann bereit erneut gemietet zu werden. Mit dem fl|ei Projekt möchten wir dazu aufrufen sich mit der heutigen Form der Tierhaltung auseinanderzusetzen und über Wege nachzudenken wie diese in Zukunft neu gestaltet werden kann. Der erste Schritt zu einer möglichen Veränderung liegt in unseren Augen in der Aufklärung über die heutigen Verhältnisse und in der Schaffung einer neuen Haltung oder vielleicht passender, zu der Rückkehr zu einer vergangenen Haltung. Der Mensch ist für das Wohl des Tieres verantwortlich. Der Konsument hat die Möglichkeit beim Einkaufen über die Tierhaltung zu entscheiden und an diesem Punkt möchten wir ansetzen um die Lebensbedingungen für Hühner in Zukunft besser gestalten zu können. Mit unserer utopischen Vision des fl|ei möchten wir einen Weg aufzeigen, wie die Produktion von tierischen Lebensmitteln wieder mit der Lebensrealität, vor allem in Großstädten, in Bezug gesetzt werden kann. Nur wenn sich das Bewusstsein der Bevölkerung grundlegend ändert und ein bewussterer Konsum stattfindet, wird sich eine Verbesserung in der Massentierhaltung langfristig durchsetzen und etablieren können.

Beschreibung der Besonderheiten

Die konventionelle Tierhaltung findet auf dem Land, fernab von den Augen der Öffentlichkeit, statt. Mit unserem Projekt flEi wollen wir die Tierhaltung in den urbanen Raum bringen. Verschiedene Nutzergruppen mieten für eine Legeperiode ein flEi und übernehmen die Verantwortung für vierzehn Hühner und einen Hahn. Das gewählte Sharing Prinzip ist dabei besonders ressourcenschonend. Für den Nutzer bietet diese Form der Tierhaltung den Vorteil, dass regional und nach Bedarf produiziert wird. Durch dieses Prinzip wird der Überproduktion und dem maßlosen Konsum entgegengewirkt. Die Nähe zum Konsumenten führt zur Senkung der Transportemissionen. Für das Huhn bietet diese Form der Tierhaltung den Vorteil, dass es in einer kleinen, natürlichen Herdengröße zusammenleben kann und das Tierwohl wird gesteigert.

Nach jeder Legeperiode wird das flEi im flEiport aufbereitet, gereinigt und für den nächsten Mieter vorbereitet. Mit einer Transportdrohne wird das flEi zum nächsten Standort gebracht.
Im flEiport findet neben der Produktion des Futtergetreides auch die Aufzucht der Küken statt, sowie die Schlachtung der Hühner. Zugleich dient er als Besucherzentrum zur Aufklärung und Informationsvermittlung interessierter Konsumenten.

Das flEi ist als autarkes Modul geplant und beinhaltet neben einem Regenwasserspeicher auch eine Mehlwurmaufzucht zur Ergänzung des Futterangebotes. Der aufgefangene Hühnerkot kann von den Nutzern als Dünger verwendet werden. Durch das Öffnungsprinzip des flEis wird die Methode der Wechselwiese adaptiert. Dadurch wird die Bodenfläche geschont und die Umwelt entlastet.
Die Unterbingung der Hühner in kleineren Gruppen hat den Vorteil, dass eine geringere Infektionsgefahr besteht und daher weniger Antibiotika verwendet werden müssen.

Durch die Stapelung der Anbauflächen im flEiport wird die Grundfläche effektiver genutzt und bewusster mit der verfügbaren Agrarfläche umgegangen. Durch die Höhe des Turmes kann über Solar- und Windkraftanlegen nachgedacht werden.

Die prägnante Architektur unseres Entwurfes soll das Bewusstsein der Stadtbewohner für das Tierwohl steigern und einen intensiveren Bezug zum Individuum Huhn schaffen.

Durch das flEi wird auf die Problematik der konventionellen Tierhaltung aufmerksam gemacht und die Menschen für die Verbesserung des Tierwohls sensibilisiert. Das prägnante Projekt regt zu Diskussionen an und verschafft der Problematik mehr Aufmerksamkeit im Alltag. Durch den intensiven Kontakt zum Huhn soll die Bereitschaft, mehr Geld für artgerechte Tierhaltung auszugeben, erhöht werden. Die Aufklärung der Konsumenten soll der maßlosen Überproduktion entgegenwirken und den bewussten Umgang mit Lebensmitteln fördern.
Im Besucherzentrum des flEiports wird über das natürliche Verhalten der Hühner und die im Kontrast dazu stehende konventionelle Tierhaltung informiert.

Die prägnante Architektur unseres Entwurfes soll das Bewusstsein der Stadtbewohner für das Tierwohl steigern, die Natur entlasten und langfristig die Tierhaltung verbessern.

Auszeichnungen

„Stall der Zukunft - neue Konzepte für die Nutztierhaltung“ vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft: Auszeichnung mit einer Annerkennung

Schlagworte

Stall der Zukunft, flEi, Hühnerstall, Stall der Zukunft, flEi, Hühnerstall, Stall, Tierhaltung

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