Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2024: Teilnehmer
Flutopfer _ das "Rote Haus" _ Sanierung eines denkmalgeschützten Hauses in Mechernich/Eifel
53894 Mechernich, Burgfey 3
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: lüderwaldt architekten
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: lüderwaldt architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Burgfey 3, 53894 Mechernich, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
06.2023
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Mauerwerksbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
625 m³
Bruttogrundfläche
225 m²
Nutzfläche
125 m²
Verkehrsfläche
8 m²
Grundstücksgröße
1.245 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das jetzt wieder von einem großen Garten umgebene "Rote Haus" stammt ursprünglich aus der Zeit, in der der kleine Ort Burgfey an dem Weg zwischen Mechernich und Satzvey durch größere zusammenhängend Pochwerksbetriebe geprägt wurde. Im Zuge der Vergrößerung dieser Anlagen für die Bleierzgewinnung wurde das Haus um 1854 errichtet, erfüllte in der Folge unterschiedliche Funktionen, diente nach Aufgabe des Bergbaus dann u.a. lange Zeit als Dienstwohnung für einen Forstbetrieb und wurde zuletzt als Wohnhaus vermietet.
Wie sich im Zuge der Aufräumarbeiten nach der Flut schnell herausstellte waren die massiven Buntsandsteinwände einschließlich des Kellergewölbes zwar komplett durchfeuchtet, konstruktiv jedoch intakt geblieben; nur leicht beschädigt konnten auch die zuvor ausgetauschten Fenster erhalten bleiben. Sämtliche weiteren Konstruktionen im Inneren, die ursprünglichen Holzständerwände, die Treppenanlage und alle weiteren in den letzten Jahren vorgenommenen Aus- und Einbauten wurden bis hin zur Deckenbekleidung im Erdgeschoss irreparabel beschädigt. Einzelne Konstruktionselemente des Bestandes mussten zunächst sogar provisorisch ertüchtigt werden, um einen Einsturz der Decke zu verhindern. Die haustechnischen Anlagen wurden komplett zerstört.
Somit wurde eine bauliche Sanierung des Erdgeschosses und eine vollständige Neuerrichtung der technischen Gebäudeinstallationen notwendig. Eine mittelfristig ohnehin vorgesehene Sanierung der Dachdeckung wurde in die Sanierungsmaßnahmen mit einbezogen, die bestehenden Holzkonstruktionen stellten sich dabei zu großen Teilen als schadhaft heraus, so das auch im Dach Eingriffe in die Konstruktion notwendig wurden.
Unter Hinzuziehung von Fachplanern für Haustechnik (Heizung, Lüftung, Sanitär), Elektroinstallationen und zur Beurteilung von bauphysikalisch sinnvollen Maßnahmen wurde ein zweistufiges Sanierungskonzept entwickelt.
Haupt- und Nahziel aller Sanierungsmaßnahmen war die Behebung der unmittelbaren Schäden zur Wiederherstellung der Bewohnbarkeit unter Berücksichtigung eines energetischen Mindeststandards.
Da jedoch aufgrund der unmittelbaren Lage am Veybach mit erneuten Flutvorkommnissen gerechnet werden muss, sollten als "Sicherheitsstufe 1" aktive Maßnahmen ergriffen werden, mit denen diese in Zukunft bis zu einem gewissen Grad beherrschbar werden.
Vermieden werden sollte dabei eine erneute Überflutung der Räume im Erdgeschoss bis zur Brüstungshöhe der Fenster (1m) und das Hochsteigen von Wasser über die ehemals offene Kellertreppe, weiterhin wurden die haustechnischen Anlagen in das Obergeschoss verlegt; als "2. Sicherheitsstufe" wurden im Zuge der Sanierungsmaßnahmen planerische Maßnahmen getroffen, durch die bei etwaiger Überschreitung der Überflutung über einem Meter über Gelände die Schäden gering gehalten werden (feuchteresistente Materialien, offene Installationsführungen etc.).
Das Gebäude sollte darüber hinaus multifunktional nutzbar sein, zum einen aus der Unsicherheit heraus, ob sich in dieser Lage und mit möglicherweise auch in Zukunft weiteren Flutereignissen eine dauerhafte Wohnnutzung beibehalten lässt, zum anderen aus der Überlegung heraus, flexibel auf wechselnde Mieteranforderungen reagieren zu können. So wurden mehrere Szenarien für unterschiedliche Wohn- oder auch Freizeitnutzungen, gewerbliche Nutzungen und Kombinationen daraus planerisch durchgespielt.
Aus diesen Vorgaben entstand das räumliche und gestalterische Konzept für Sanierung und Umbau:
Der große Einraum im Erdgeschoss wird gegliedert durch die neue feingliedrige, roh belassene Stahltreppe, die rote Stahlstütze im Bereich der vormaligen Fachwerkkonstruktionen und den zentralen, freigestellten Kaminblock.
So entstehen unterschiedlich nutzbare Zonen, Entree, Wohnraum, Speiseraum, Küche oder auch Bereiche zum Arbeiten lassen sich durch ergänzende Möblierungen flexibel herstellen.
Eine mineralische Innendämmung, Steinböden, Stahlbauteile und offene Elektroinstallationen würden eine erneute Überflutung ohne erneute Komplettsanierung überstehen, mit der von den durchfeuchteten Putzen befreiten Holzbalkendecke und dem rohen Mauerwerk des Kaminblocks bleiben die "geretteten" historischen Konstruktionen raumprägend sichtbar.
Die Räume im Obergeschoss erfuhren im Zuge der Dachsanierung eine deutliche Aufwertung. Durch Abbruch der stark beschädigten Decke zum vormaligen Spitzenboden konnten die Hauptbinder und Fetten der Dachkonstruktion freigelegt, schadhafte Holzkonstruktionen repariert und eine neue Spareinlage aufgebracht werden. Die sichtbaren und durch Beleuchtung akzentuierten Holzkonstruktionen prägen nun die beiden unterschiedlich großen und bis unter die Dachschräge bzw. den First reichenden Haupträume, die vielfältige Möblierungen und Nutzungen erlauben. Ein geschickt in die Dachkonstruktion eingefügtes Bad und ein Abstellraum, in dem auch die gesamte Haustechnik überflutungssicher untergebracht ist, runden das Raumangebot ab.
Die Dach- und Wandkonstruktionen aus Holz wurden mit einer Zelluloseeinblasdämmung isoliert und wie die inneren Holzständerwände mit Gipsfaserplatten beplankt, die bestehenden Holzdielen der Fußböden überarbeitet, ergänzt und geölt. Über einen aus Holzdielen geformten Bodenkanal entlang der Außenwände werden sämtliche Leitungen für Ober- und Erdgeschoss ringförmig im Hause verteilt.
Der bestehende Gewölbekeller unter dem nördlichen Gebäudeteil wurde durch eine im Erdgeschoss eingefügte und in die Natursteinmauern eingestemmte Betondecke von den Räumen im Erdgeschoss abgetrennt. Da ohnehin meist unter Wasser stehend und nicht nutzbar, wurde dieser belassen und über einen neuen Kellerlichtschacht im überdachten Terrassenbereich zu Wartungszwecken zugänglich gemacht.
Die Buntsandsteinfassade wurde insbesondere im Bereich der Fensterleibungen und Stürze und entlang der Traufen und Ortgänge nach Abbruch der Dachkonstruktionen und der Reparatur der im Mauerwerk verankerten Konstruktionshölzer werkgerecht repariert. Die Dachkanten, durch die erforderlichen Dämmungen und neuen Konstruktionen leicht in der Lage verändert, wurden in Anlehnung an den vorgefundenen Bestand und dessen Proportionen mit knapp gehaltenen Ansichtskanten aus Holz und gekanteten Blechen ausgebildet um die Gebäudekonturen beizubehalten und zu stärken.
Das Vordach auf der Nord- und Ostseite wurde repariert, dabei die Dachkanten mit scharf gekanteten Blechen neu gefaßt. Alle Dachentwässerungen wurden erneuert, die Fallrohre in neue geschaffene Drainagefelder geführt.
Die Außenanlagen wurden in den ursprünglichen Zustand vor der Flut zurückgesetzt und werden nach Baufertigstellung durch den Bauherrn gärtnerisch gestaltet, neue Bäume als Sichtschutz zur Durchgangsstrasse gepflanzt.
Schlagworte
Objektdetails
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