Architekturobjekt 39 von 178

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2022: Teilnehmer


From Divider to Connector - Vernetzung auf allen Ebenen

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Institut für Städtebau und Entwurfsmethodik, Julius Wehrkamp

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Institut für Städtebau und Entwurfsmethodik, Julius Wehrkamp

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

02.2022

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Entwurf transformiert die Vahrenwalder Straße, eine einschneidende Magistrale in Hannover, unter Berücksichtigung der durch die Mobilitätswende entstehenden Möglichkeiten und dient als Szenario für das Jahr 2040.
Es wird davon ausgegangen, dass die Minderung von Lärm- und Luftemissionen, die Reduktionen von Verkehrsflächen für den fließenden und ruhenden Verkehr, sowie der abnehmende Gebrauch alter Verkehrsbauwerke ein erhebliches Transformationspotenzial bietet. Durch die Etablierung alternativer Mobilitätskonzepte und Verkehrsmittel werden neue Anforderungen an den städtischen Raum gestellt.
Besonderes Augenmerk wird in dem Entwurf auf den Kreuzungsbereich der Vahrenwalder Straße mit dem Niedersachsenring gelegt. Ein vom Verkehr dominierter Straßenraum soll im Sinne einer nachhaltigen und urbanen Entwicklung von einem trennenden zu einem integrierenden Bestandteil des Stadtraumes transformiert werden.

Konzept
Entlang der Vahrenwalder Straße sind vier Potentialbereiche als Stadtquartiere entstanden. Drei dieser Quartiersplätze befinden sich an den Schnittstellen zwischen wechselnden Verkehrszonen. Sie stellen Anlaufstellen dar, um von einem Verkehrsmittel in das Nächste umzusteigen. Ein Mobility-Hub ist an jedem dieser Plätze unentbehrlich. Sie schieben sich in den Straßenraum für mehr Aufmerksamkeit und fungieren als Tor in die Stadt: das Auto fährt geradeaus in die Tiefgarage. Andernfalls muss es in einer Kurve um das Gebäude herum fahren. Diese vier neuen Stadtquartiere sind durch axiale Grünräume miteinander verbunden, die den alten grauen Straßenraum ersetzt und die eine Vernetzung der ehemals getrennten Stadtviertel Vahrenwald und List herstellt. Durch die Verschiebungen von Vierteln, Gebäuden und Grünräumen in die ehemalige Straßenachse, wird die Hierarchisierung der Verkehrsteilnehmer:innen verändert und das Fortbewegungstempo für Autos verlangsamt.

Verkehr
Um die Entwurfsidee einer verkehrsarmen Vahrenwalder Straße zu stärken, liegt dem Konzept eine Verkehrsumstrukturierung als Basis zugrunde. Anhand dieser ist die Stadt in unterschiedliche Mobilitätszonen unterteilt. In der Sharing-Zone zwischen Cityring und Niedersachsenring ist die private motorisierte Fortbewegung nur noch mit Sharing-MicroCars erlaubt. Nördlich vom Niedersachsenring, liegt die Individual-Zone in der private Elektro-Autos weiterhin genutzt werden dürfen. Insgesamt kommt es aufgrund des hohen Car-Sharing Angebots und der reinen Elektromobilität zu einem weniger starken Verkehrsaufkommen auf den Straßen und dem entsprechend zu einer ruhigeren Lärmkulisse. Diese wird durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung ergänzt, die auf den Hauptverkehrsstraßen nur noch eine Geschwindigkeit von 30 km/h vorsieht. Die Hauptverkehrsstraßen teilen die Stadt in autoarme Wohnviertel in denen Fußgänger:innen und Anwohner:innen das ausgebaute ÖPNV-Angebot in einem 5-Minuten Radius erreichen. Das Befahren der Viertel ist nur noch für Anlieger:innen auf den dafür vorgesehenen Einbahnstraßen mit einer Richtgeschwindigkeit von 10 km/h gestattet. Ergänzend dazu, wird der Bereich zwischen dem neuen Quartiersgarten und dem Vahrenwalder Park zu einer autofreien Flaniermeile. Durch ein zusätzliches Velo-Routen-Netz wird die Fortbewegung für Fahrradfahrer:innen erleichtert.

Grünraum
Von Grünraum zu Grünraum, vorbei an den Quartiersplätzen ist es möglich sich zwischen der Innenstadt und dem Mittellandkanal zu bewegen. Um die Perspektive zu wechseln, gibt es einen begleitenden Hochweg über den Dächern Hannovers. Dieser Hochweg schließt an den sich momentan in Ideenplanung befindenden Roof Walk aus der Innenstadt an und erweitert diesen bis zum Quartiersplatz im Bereich des Niedersachsenringes.
Durch bewusste bauliche Interventionen wurde der Grünraum erweitert. Ein Block zwischen der Ritterstraße und der Vahrenwalder Straße wurde entfernt, welcher Platz für den neuen Quartiersgarten macht und den Spielplatz auf dem Continentalplatz in die erste Reihe rückt. Um die räumliche Erweiterung des Vahrenwalder Parks erlebbar zu machen, werden zwei Blöcke teilweise entfernt, wobei auf erhaltenswerte Fassaden Rücksicht genommen wurde. Durch eine Erweiterung des ehemaligen Straßenraumes zwischem dem ÜSTRA-Betriebshof und dem Niedersachsenring entsteht ein breiter Grünzug, der das Gebiet um den Quartiersplatz neu strukturiert. Um den Bestandsgebäuden im Stadtgebiet mehr private Grünfläche zu ermöglichen, wurden ungenutzte Garagen innerhalb der Sharing-Zone in den Innenhöfen zum Teil entfernt, da diese aufgrund des neuen Verkehrskonzeptes nicht mehr gebraucht werden. Das Queren der Vahrenwalder Straße ist in jedem Bereich für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen möglich. Vahrenwald und List sind nicht nur miteinander verbunden, viel mehr ist die ehemalige Verkehrsmagistrale und Grenze zwischen den beiden Stadtteilen nun der Treffpunkt aller Anwohner:innen. Dazwischen befinden sich immer wieder runde Aktionsflächen im Grünen, die den Weg abwechslungsreich gestalten und sich zwischen aktiven Orten, kulturellen Aktivitäten und Raum für Entspannung unterscheiden. Nördlich des Quartiersplatzes schließt der Grünraum als Flur zum Mittellandkanal an. Auf dem durch Aktivitäten geprägten Abschnitt findet sich neben einem abgesenkten Basketballfeld auch das Skaterfeld wieder, welches die ehemaligen Straßenspuren der Vahrenwalder Straße stadtauswärts nutzt.

Bebauung
Die Potentialfläche im Norden, angrenzend an den Mittellandkanal, schafft Raum für ein neues Wohnquartier am Wasser, in stadtnähe und mit guter Anbindung. Die ehemaligen Industrieflächen werden nördlich des Kanals angesiedelt. Eine Kette an neuer Wohnbebauung verlagert die Vahrenwalder Straße im Kreuzungsbereich mit dem Niedersachenring, um den Straßenraum zu lenken. Hier entsteht neuer urbaner Wohnraum für innovative Wohnkonstellationen. Westlich des Marktplatzes siedeln sich neue Gewerbe- und Wohnflächen an. Außerdem wird entlang der Flaniermeile eine Gewerbezeile unter den Hochweg integriert, die den Bereich belebt und für ein innenstädtisches Klima sorgt. Eine Neuanordnung der Gebäude am Cityring, als Eingangsgeste in die Vahrenwalder Straße, verlangsamt den Verkehr.

Fokusbereich
Die Kreuzung Vahrenwalder Straße - Niederdsachsensenring ist ein neuer belebter Quartiersplatz, der durch zahlreiche Angebote bereichert wird, die rund um das im Zentrum positionierte Mobility-Hub entstehen. Der Platz zieht sich bis in den Innenraum der Markthalle hinein und bietet so eine weiträumige Durchwegung. Die darüberliegende Mediathek wird zum Anlaufpunkt der Anwohner:innen und integriert innovative Aufenthaltsflächen zum selbstständigen Arbeiten und Netzwerken. Über den Platz, entlang des Gewächshauses auf dem Dach, welches die südliche Seite des Platzes rahmt, schlendern die Anwohner:innen und Besucher:innen durch drei Werkhöfe. Diese zeichnen sich durch ihre öffentliche Erdgeschossnutzung aus, welche mit den Besucher:innen kommuniziert. Die handwerklichen Betriebe, Produktionsstätten und Ateliers, sowie die gastronomischen Angebote laden zum Stöbern und Verweilen ein. Ziel des Durchquerens der Werkhöfe ist der alte revitalisierte Bunker, der eine großräumige Ausstellungsfläche bietet und auch für andere kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Neben der wechselnden Erdgeschossnutzung variiert auch die Wohnbebauung im Gebiet. Dabei gibt es Wohnungen in verschiedenen Größen, sowie Cluster-Wohnen, Senior:innen-Wohnen und Künstler:innen-Wohnen. Die vielfältige Wohnstruktur trägt zur Durchmischung und Belebung der gesamten Umgebung bei.

Beschreibung der Besonderheiten

Entlang der Vahrenwalder Straße sind vier Potentialbereiche als Stadtquartiere entstanden. Drei dieser Quartiersplätze befinden sich an den Schnittstellen zwischen wechselnden Verkehrszonen. Sie stellen Anlaufstellen dar, um von einem Verkehrsmittel in das Nächste umzusteigen. Ein Mobility-Hub ist an jedem dieser Plätze unentbehrlich. Sie schieben sich in den Straßenraum für mehr Aufmerksamkeit und fungieren als Tor in die Stadt: das Auto fährt geradeaus in die Tiefgarage. Andernfalls muss es in einer Kurve um das Gebäude herum fahren. Diese vier neuen Stadtquartiere sind durch axiale Grünräume miteinander verbunden, die den alten grauen Straßenraum ersetzt und die eine Vernetzung der ehemals getrennten Stadtviertel Vahrenwald und List herstellt. Durch die Verschiebungen von Vierteln, Gebäuden und Grünräumen in die ehemalige Straßenachse, wird die Hierarchisierung der Verkehrsteilnehmer:innen verändert und das Fortbewegungstempo für Autos verlangsamt.
Das dominierende Motiv des Entwurfes ist die konsequente Umwandlung der Vahrenwalder Straße in einen Grünzug, der sich vom Zentrum bis zur Peripherie durch die Stadt zieht und seine positive Wirkung bis tief in die angrenzenden Siedlungsgebiete entfaltet. Die punktuelle Setzung von Hochhäusern macht die Dimension des neuen Grünraums weiterhin sichtbar. Durch die Fortsetzung des "Roofwalks", die bereits heute für die Innenstadt vin Hannover geplant werden, kann der Grünraum auch in der dritten Dimension erlebt werden.
Möglich wird diese radikale Transformation durch ein gut durchdachtes Verkehrskonzept, das den verbleibenden Individualverkehr sinnvoll integriert und durch alternative Verkehrsmittel ergänzt.
 

Auszeichnungen

Johannes-Göderitz-Preis 2022

Schlagworte

Vahrenwalder Straße, Transformation, Urbaner Raum, Nachhaltigkeit, Verkehrswandel, Mobility Hub

Objektdetails

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